Parsifal. Joachim Stahl

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Parsifal - Joachim Stahl


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Kräfte, die unter Umständen verheerender als so manche Strahlenwaffe sind. Die Vlock können Menschen manipulieren und dazu zwingen, in ihrem Sinne zu handeln.“

      „Das kommt mir bekannt vor“, warf Amir Xu ein, der das Kommando über die GB-IV, genannt MINERVA, innehatte. „Die Frogs waren doch auch dazu imstande, nicht wahr?“

      „Völlig richtig“, bestätigte Hoffmann. „Und damit schließt sich der Kreis. Nach den von den Vlock initiierten Mordanschlägen auf Tyros herrscht in den Führungskreisen unseres Planetenbundes verständlicherweise große Unruhe. Man will unbedingt und so schnell wie möglich verhindern, dass sich so etwas wiederholt. Und bei der Suche nach einer Lösung des Problems stieß man auf einen Wissenschaftler namens Valan. Dieser beschäftigte sich während des Frog-Krieges mit der Untersuchung der sogenannten Telenose, mit der diese rätselhaften Außerirdischen uns Menschen ihren Willen aufzwingen konnten. Hier auf Torr IV steht eine ehemalige Forschungsstation Valans. Unser Expeditionsschiff befand sich zufälligerweise näher daran als alle anderen Raumer der Sternenlicht Vereinigung, daher hat uns die Oberste Raumfahrtbehörde damit beauftragt, diese Anlage zu untersuchen. Sämtliche Datenträger, die wir dort finden, sind anschließend zur Auswertung unverzüglich nach Moran zu bringen.“

      „Und weil das ein reiner Routineauftrag ist, werden sämtliche vier Raumkreuzer ausgeschleust“, warf Rimski in beiläufigem Ton ein.

      „Wie Ihr berühmter Spürsinn wieder einmal ganz richtig erahnt hat, mein lieber Rimski, gibt es in der Tat eine kleine Komplikation“, erwiderte Hoffmann. „Ein fremdes Raumschiff befindet sich mit uns im Torr-System. Unsere Funksprüche hat es nicht beantwortet, was leider nichts Gutes erwarten lässt. Wir konnten es nicht genau identifizieren, weil es sich im Ortungsschatten der Sonne befindet, aber ersten Messdaten zufolge könnte es sich um einen Schlachtkreuzer der Fraktalkonföderation handeln.“

      „Ein Schlachtkreuzer? Kein leichter Gegner, aber damit wird die GIORDANO BRUNO schon noch fertig, oder?“ Majorin Cossy blickte Hoffmann aus ihren großen, dunklen Augen fragend an.

      „Normalerweise schon“, erwiderte der Admiral. „Doch schadet es nichts, Vorsicht walten zu lassen und die Raumkreuzer in Kampfbereitschaft zu versetzen.“ Er fixierte Taunsend. „Die GB-I bekommt den Auftrag, die Daten zu bergen. Lassen Sie Ihre Phönix bei der Forschungsbasis landen. Die GIORDANO BRUNO und die drei anderen Kreuzer sorgen dafür, dass Sie dabei nicht gestört werden. Und nun an die Arbeit, meine Dame, meine Herren. Wie ich schon erwähnt habe, die Zeit drängt, daher werden wir unsere Befehle so schnell wie möglich ausführen. Danke für Ihr Kommen.“ Er nickte den vier Kreuzer-Kommandanten zu, bevor er sich von seinem Stuhl erhob.

      Taunsend strich sich nachdenklich über den kurzen Vollbart, dann stand auch er auf. Dabei bemerkte er, dass Rimski ihm einen verstohlenen Blick zuwarf, der gar nicht zu seinem üblichen burschikosen Gehabe passte. Ihm war, als könnte er in Rimskis Augen Sorge, wenn nicht gar Angst lesen.

      2. Szene

      Als Taunsend die Landekammer I betrat, empfand er wie immer ein Gefühl tiefer Zuneigung für das diskusförmige Schiff darin, das auf einem Magnetkissen ruhte. Er fragte sich, ob er seine Frau, die in der ORB-Verwaltung auf Moran arbeitete und gerade ihr erstes gemeinsames Kind im Bauch trug, wohl auch so häufig anhimmelte. Vermutlich nicht.

      Fast zärtlich ließ er den Blick über die in tiefdunklem Grauton schimmernde Metallhülle gleiten. „GIORDANO BRUNO I“ stand in metergroßen roten Lettern als offizielle Bezeichnung nahe des Schiffsäquators, der einen Durchmesser von rund 170 Metern hatte. Auf der gegenüberliegenden Seite prangte in ebenso großen Buchstaben der Eigenname „DIANA“ neben dem Hoheitssymbol Morans, das aus einem goldenen Sternenkranz in einem scharlachroten Quadrat bestand. Dreieckig aus dem Äquator ragten die Projektoren der Kaskadenschutzschilde. Die verheerenden Lichtwerfer, Angriffswaffen auf Laserbasis, waren hinter ihren Luken verborgen, ebenso das Abschussrohr des sogenannten Overkills, der ganze Planeten zerstören konnte.

      Über 30 Meter hoch war der Raumkreuzer, dessen Kommandant Taunsend seit nunmehr gut einem Jahr war. Davor war er drei Jahre Astrogator auf einer Fregatte der moranischen Kriegsflotte gewesen, ehe er auf der Raumakademie den Ausbildungslehrgang zum Kreuzerkommandanten erfolgreich abgeschlossen hatte und zugleich zum Major befördert worden war.

      Mit federnden Schritten seiner langen, dünnen Beine betrat er den Einstieg des Teleskoplifts, der den Bauch des Kreuzers mit dem Hangarboden verband, drückte auf den mittleren der drei Schaltknöpfe an der metallenen Seitenwand und ließ sich emportragen. Die DIANA war in sechs Decks untergliedert, doch vom Zentrallift aus waren nur drei davon direkt erreichbar. Die übrigen Decks enthielten Maschinenräume, die durch andere Aufzüge angesteuert werden mussten.

      Leutnant Jon Entwissel und Fähnrich Amadeus Buffon hoben synchron die Köpfe, als Taunsend die Kommandozentrale des Raumkreuzers betrat. Beide trugen die im Dienst vorgeschriebenen grüngrauen Bordkombinationen der moranischen Raumflotte, an deren linker Brustseite Name und Rangbezeichnung des Trägers zu lesen waren.

      Taunsend nickte ihnen grüßend zu. „Kio, Ronja und Toni sind an ihren Plätzen?“

      Der Kommunikationsspezialist Buffon betätigte in seiner etwas fahrigen Art die Kontrollen seines Leitpultes. „Ja, unsere drei Muskeltiere sind alle startklar.“ Seine Stimme klang wie üblich leicht krächzend.

      Entwissel, Astrogator des Raumkreuzers, runzelte missbilligend die Stirn, die von schulterlangen schwarzen Haaren eng umrahmt wurde. „Kannst du deine Kalauer vielleicht mal auf die dienstfreie Zeit beschränken, Amadeus?“

      Buffon warf ihm einen verwirrten Blick aus seinen braunen Knopfaugen zu. „Kalauer? Was meinst du damit?“

      Taunsend seufzte. „Amadeus merkt das gar nicht, Jon. Du kennst ihn doch mittlerweile auch schon ein paar Monate. Er kann nicht anders reden. Es muss sich um irgendeine psychische Störung handeln.“

      Er warf einen prüfenden Blick auf den für die Kommunikation zuständigen Fähnrich mit den kragenlangen braunen Haaren und dem schmalen Gesicht, der sich verlegen lächelnd wieder seinem Schaltpult widmete.

      Buffon und die Armierungsspezialistin Toni Walker waren als Letzte zur Mannschaft gestos-sen. Ihre Vorgänger, beides langgediente Leutnants, waren den Weg gegangen, den auch Taunsend vor einigen Jahren eingeschlagen hatte, und hatten sich zu Weiterbildungskursen in der Raumakademie eingeschrieben. Mit Bedauern dachte Taunsend an sie zurück. Die sehr tüchtige Kommunikationsoffizierin und der herausragende Waffenexperte hatten leider nur etwa ein dreiviertel Jahr unter seinem Kommando gedient. Ihre Nachfolger waren noch sehr jung und entsprechend unerfahren. Walker, eine zierliche Frau mit kurzen dunklen Haaren und grünbraunen Augen, wirkte seltsam distanziert und nach wie vor wie ein Fremdkörper in der Mannschaft. Buffon hingegen bemühte sich zwar spürbar um seine Integration, aber mit einigen Marotten strapazierte er zugleich regelmäßig die Nerven der vier älteren Besatzungsmitglieder.

      Taunsend wandte sich an Buffon und musterte ihn streng. „Bereite eine Durchsage an die Besatzung durch, Amadeus.“

      Eifrig flogen Buffons feingliedrige Hände über die Steuerungsempfänger seines Schaltpultes. Untüchtig war der junge Bursche nicht, vielleicht würde aus ihm irgendwann tatsächlich ein brauchbares Mitglied der moranischen Expeditionsflotte. „Alles breit, Chef, du kannst Lose legen.“

      Taunsend strich sich eine lange Strähne aus der Stirn und blickte in das Aufnahmegerät des Kommandantenpultes. Mit einem kurzen Räuspern klärte er seine Stimme. Auf dem Visiophon vor ihm sah er als Hologramme die fünf gespannten Gesichter seiner Besatzung. Auch Entwissel und Buffon blickten ihn über ihre Aufnahmegeräte an, obwohl sie sich im selben Raum wie er befanden. „Meine Damen, meine Herren, gleich wird der Startbefehl von der BRUNO kommen, dann legen wir ab. Amadeus wird kurz darauf unsere genauen Zielkoordinaten empfangen. Jon steuert unsere DIANA zu dem Planetoiden Torr IV, landet aber nicht. Stattdessen schleusen wir die Phönix aus. Kio und Ronja gehen damit runter.“

      Der Bordingenieur Kio Mun verdrehte in seinem engen Maschinenleitstand drei Decks unterhalb der Zentrale die Augen und fuhr sich theatralisch durch die struppigen schwarzen Haare. „Ronja wird die Gelegenheit sicher nutzen


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