Die Mensch-Erklärungsformel (Teil 3). K. Ostler
Читать онлайн книгу.und Ablehnung von Ausländern / Rassismus
07-Kategorisierung von Lebensvorgängen und -bereichen hinsichtlich ihrer identitätsgemäßen Bedeutung
Grundlegendes - Erkenntnisse und Rahmenbedingungen
Menschliches Handbuch – wichtige entwicklungspsychologische Zeitfenster
Energetische Betrachtungsweise
Kritik, Selbstkritik und Kritikfähigkeit
Problemfelder der Kritik / Rolle des Kritikers
Transformation von Kritik zu Selbstkritik / Definition Selbstkritik und Kritikfähigkeit
01-Identität – zentrale Bedeutung für den Menschen
Die immense Wichtigkeit der bzw. einer Identität für den Menschen lässt sich aus der durch die Bewusstseinsbildung entstandenen Urangst ableiten. Der nach Antworten für den Sinn, den Zweck und die Bedeutung seiner Existenz und diesbezüglichen persönlichen Position und Rolle suchende Mensch konnte respektive kann durch die Herausbildung einer Identität eine Standortbestimmung für sich vollziehen und damit eine Orientierung, Stützung und Stabilität in der grundsätzlichen Unsicherheit erreichen.
Der Mensch ist in einer schizophrenen Situation, weil er sich einerseits durch das Bewusstsein über seine eigene, sich aber in vielen Bereichen (wie körperliche, psychische und physiologische Abläufe) im Dunkeln/Verborgenen abspielende Existenz erheben kann und andererseits dann erkennen muss, dass er über sein Dasein und über sich selbst vieles weder weiß noch bekannt ist (und auch nie zu erfahren sein wird) und er folglich sich selbst in weiten Teilen fremd ist.
Das Bewusstsein steckt in einem ihm in weiten Teilen unbekannten und undurchschaubaren menschlichen System und ist zusätzlich mit einem hinsichtlich seiner Größe jedes menschliche Fassungsvermögen übersteigenden Universums konfrontiert, dessen Entstehung und vor allem Entstehungshintergrund auch noch größtenteils unklar und unverständlich ist.
Der Mensch ist sich selbst in vielen Bereichen ein Rätsel und befindet sich in einer mit zahllosen Rätseln behafteten (Um) Welt.
Die daraus resultierende und abzuleitende Unwissenheit, Verlorenheit, Sinnleere, eigene Nichtigkeit und Bedeutungslosigkeit musste mit Wissen, Sinn und Bedeutung gefüllt und mit einer Positionierung (im Sinne von Platz zuweisen bzw. Stellung einnehmen) versehen werden und hat im Ergebnis zur menschlichen Identität geführt, die, ideell ausgedrückt, als Wertzuweisung zu definieren ist, wobei Wert hier Gewicht, Bedeutsamkeit, Rang, Stellenwert und Qualität anzeigt.
Im Sprachgebrauch hat dies den Ausdruck des Selbstwerts oder Selbstwertgefühls ergeben, der/das ein wesentlicher Bestandteil der Identität ist. Vor allem bei der Bewältigung des alltäglichen Lebens und der damit ständig vorhandenen Beziehungssetzungen und Vergleichsmöglichkeiten mit den jeweiligen Vergleichsmaßstäben (gesellschaftliche und gruppengemäße Richtlinien und ebenso Normen für einen anzustellenden Vergleich) hat der Selbstwert eine übergeordnete Relevanz.
Vereinfacht formuliert: Durch die Bewusstseinsbildung war das Bedürfnis geboren, zu wissen, wer man ist, was man darstellt und was man soll (welche Aufgabe dem Menschen zufällt respektive dieser einnehmen soll), aber dies nicht nur wie heutzutage überwiegend vordergründig in Form von – meist oberflächlichen, äußerlichen - Identitätsmerkmalen und –ausweisen, hingegen durch ein tieferes Verständnis der Lebenszusammenhänge.
Wie kann man Identität genau definieren?
Identität ist grundsätzlich ein Zustand, der sich aus Erfahrungen und Entwicklungen des Menschen ausbildet und der seine Wurzel und Wichtigkeit aus der Existenz der Urangst und des menschlichen Baukastens bezieht.
Mit der Geburt ist die identitätsgemäße Verfassung noch in einem rudimentären Stadium und nur durch Rahmenbedingungen wie u.a. Familienkonstellation, Lebensumfeld und -bedingungen vorgezeichnet. In der Folge ergibt sich Identität als Ergebnis- bzw. Bilanzsumme vieler unterschiedlicher Faktoren in einem langfristigen Entwicklungsprozess. An dessen Ende steht der spezielle Status quo der Persönlichkeit, wobei immer die Basis - im Sinne eines Fundaments - im frühkindlichen Zeitfenster geschaffen wird.
Wenn die entsprechenden Grundlagen durch Grundbedürfniserfüllungen nicht gelegt werden, dann kann sich in den anschließenden Entwicklungsphasen keine gesunde und ausgewogene Identität bilden, da der Grundstein fehlt, um weiter identitätsgemäße Substanz aufbauen zu können und der Betroffene ein lebenslanges Mangelgefühl hat, welches nach Ersatz/Kompensation verlangt (Stichwort: Suche nach Gleichartigkeit).
Hier ist als besonders erforderliche Voraussetzung die bedingungslose Annahme des Kindes durch die Eltern zu nennen, also explizit die Akzeptanz von Geburt an ohne irgendwelche Gegenleistungen und Erfüllungsmuster wie Aussehen, Geschlecht oder Verhalten seitens des Kindes. Konkrete Vorstellungen der Eltern darf es nicht geben.
Das Produkt respektive Ergebnis „Identität“ gibt nicht nur das Wissen um die eigene Person wieder, sondern definiert diese Person auch für seine Umwelt