ichSCHREIBE. Martin Selle

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ichSCHREIBE - Martin Selle


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Am Ende jeder Lektion finden Sie die Arbeitsvorlagen zum jeweiligen Thema abgedruckt - als Arbeitsabschnitt getitelt. Übertragen Sie diese Aufgaben, wenn Sie mit ›Sie sind dran‹ zum Schreiben aufgefordert werden, in das Arbeitsheft (natürlich können Sie auch Dateien am Computer anlegen) und schreiben Sie. So wird Ihr Fortschritt deutlich sichtbar. Diese Übungen werden Sie enorm fordern, aber von nichts kommt nichts. Bleiben Sie dran!

       Einsteiger werden damit die Grundlagen des Schriftsteller-Handwerks, das kreative Schreiben, schnell lernen und Zusammenhänge beim Schreiben leichter erkennen.

       Fortgeschrittene und Profis, die die schriftstellerischen Techniken bereits kennen, frischen auf, wozu diese gut sind.

       Die Schreib-Formeln erleichtern Ihnen das Schreiben enorm. Sie sorgen dafür, die Übersicht über das Meer an Ideen nicht zu verlieren. Natürlich dürfen Formeln auch gebrochen werden. Aber nur, wenn Sie wissen, wann, warum und vor allem wie Sie das tun.

       Kursive Textstellen, die mit ›Sie sind dran‹ eingeleitet sind, bedeuten, dass Sie nun selbst schreiben. Gehen Sie in diesem Fall an die jeweilige Textstelle im entsprechenden Arbeitsabschnitt und absolvieren die praktische Übung sorgfältig. Nehmen Sie sich dafür ausreichend Zeit! Beispiele zu den jeweiligen Schreib-Techniken sind ebenfalls schräg gedruckt.

       Fett gedruckte Block-Textstellen markieren die Regeln des Schreibens, Schreib-Formeln genannt.

       Herkömmliche Textstellen erläutern, vertiefen das Gesagte und geben anschauliche Beispiele. Nicht ich habe diese Schreib-Formeln erfunden. Sie sind die Summe der Erfahrungen von internationalen Bestseller-Autoren.

      Wenn Sie erfolgreiche Bücher lesen, egal aus welcher Epoche, egal ob hohe Literatur oder Unterhaltungsromane, fällt Ihnen auf, dass praktisch alle nach einem gleichen Muster gestrickt sind: Irgendjemand will unbedingt ein bestimmtes Ziel erreichen und das wird ihm schwer gemacht.

      Und schon beginnen wir mit der ersten Lektion, denn aus dieser Erkenntnis leiten sich die ersten zwei Schreib-Formeln ab:

       Schreib-Formel 1:

       Irgendjemand muss ein bestimmtes Ziel unbedingt erreichen wollen.

       Schreib-Formel 2:

       Dieser Jemand sollte Ihre Hauptfigur sein.

      Die Hauptfigur wird auch Held (Heldin) oder Protagonist (Protagonistin) genannt. In einer Geschichte gibt es aber weitere wichtige Figuren, Nebenfiguren und Platzhalter. Wer ist nun Ihre Hauptfigur? Wie erkennen Sie diese?

       Schreib-Formel 3:

       Die Hauptfigur ist immer jene Figur, die entscheidet, was getan wird.

      Ihre Hauptfigur muss auf den Leser lebensecht (dreidimensional) wirken.

       Schreib-Formel 4:

       Ohne eine lebensechte Hauptfigur entsteht keine glaubhafte Geschichte.

      Fangen wir also an. Erfinden wir zuerst Ihre lebensechte Hauptfigur, einen Helden, der sich unvergesslich im Gedächtnis des Lesers festsetzt. (Sie können natürlich eine bereits von Ihnen erfundene Figur verwenden.)

       Schreib-Formel 5:

       Erfinden Sie zuerst Ihre Hauptfigur, dann die Geschichte und deren Handlung. Die Story entspringt dem Ziel des Helden.

      Warum ist es wichtig, zuerst die Hauptfigur zu erschaffen?

       Schreib-Formel 6:

       Wenn Sie zuerst Geschichte und Handlung erfinden, diese dann mit Figuren bevölkern, bleiben diese Figuren flach, unecht, weil sie bloße Sklaven der Handlung werden.

      Die Hauptfigur macht die Geschichte. Die Handlung eines Werkes bilden bestimmte Episoden aus ihrem Leben.

       Schreib-Formel 7:

       Erschaffen Sie aber zuerst die Figuren, entsteht die Handlung automatisch aus deren Zielen und Wünschen.

      Das Geschehen in einer Geschichte spricht die Gefühle des Lesers (Zusehers) erst dann wirklich an, wenn er die handelnden Personen kennt. Kennen wir einen Menschen, nehmen wir an seinem Leben und Schicksal Anteil, weil unsere Gefühle angesprochen werden. Wie erschaffen Sie eine lebensechte Figur? Indem wir einen Helden erschaffen, den der Leser genau kennt.

       Schreib-Formel 8:

       Je genauer der Leser eine Figur kennt, desto lebensechter empfindet er diese und umso stärker identifiziert er sich mit ihr.

      Das ist deshalb so, weil Ereignisse bedeutsamer sind, je näher wir die Menschen kennen, die von ihnen betroffen sind. Stirbt Ihr eigenes Kind, trifft Sie das stärker, als der Tod irgendeines Kindes in China von dessen Ableben Sie in der Zeitung gelesen haben.

       Schreib-Formel 9:

       Es sind die Personen, die Ereignisse bewirken, weil die Ereignisse diese Personen betreffen.

      Es sind also die Personen, die uns nach dem Lesen einer guten Geschichte im Gedächtnis haften bleiben. Hat der Leser einen Roman begonnen, liest er weiter, weil er wissen möchte, was mit den Figuren geschieht.

      Wo beginnen Sie beim Erschaffen eines Helden, den der Leser genau kennt? Beim Namen. Personen (selbst Tiere und Gegenstände) tragen einprägsame Namen.

       Schreib-Formel 10:

       Namen spiegeln Charakterzüge der Figuren wider.

      Dirty Harry (Clint Eastwood) alias Inspector Callahan hat einen schmutzigen (dirty) Job zu machen. Er provoziert Schwerverbrecher, um sie dann in Notwehr zu liquidieren.

       Schreib-Formel 11:

       Namen können auf die soziale oder ethnische Herkunft verweisen.

      Laszlo Bogdan ist kein Italiener und Gloria von Herberstein kommt bestimmt nicht aus dem Arbeitermilieu.

       Schreib-Formel 12:

       Namen können das Umfeld der Figur andeuten.

      Luke Skywalker aus ›Krieg der Sterne‹ fliegt durch das All. Sein Name verbindet sky (Himmel) und walker (Wanderer).

       Schreib-Formel 13:

       Namen sollen sich rund lesen.

      Peter Pan kann unmöglich Peter Schmidt-Mosbrucker heißen. Sind Namen Zungenbrecher, legt der Leser ein Buch weg. Das Lesen ist dann mühsam.

       Schreib-Formel 14:

       Namen von Bösewichten tragen meist dunkle Vokale (o, u).

      John Murdock wirkt für einen Schurken dramaturgisch treffender, als der hell klingende Name Edi Pinter.

       Sie sind dran:

       Geben Sie Ihrer Hauptfigur bitte jetzt einen treffenden Namen. Tragen Sie diesen Namen im Personigramm in die Rubriken „Nachname“ und „Vorname“ ein. Sie finden das Muster des Personigramms am Ende von Schreibblock 1 (übertragen Sie dieses händisch in Ihr Heft, das ist ein intensives Schreibtraining). Denken Sie bitte ausführlich über den Namen nach. Versuchen Sie mehrere Varianten, spielen Sie Namen durch. Beachten Sie die genannten Schreib-Formeln.


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