Rosen und Tränen. Heike Schultze
Читать онлайн книгу.du hast eine Eroberung gemacht. Schau mal unauffällig rüber zu Daniel!“
Sandrine wandte ihren Kopf in seine Richtung und sah gerade noch, wie Daniel blitzschnell seinen Kopf wegdrehte. Sie sah nun wieder ihre Freundin an und zuckte die Schultern. „Na und? Ist mir doch egal! Daniel interessiert mich nicht!“
Pia verdrehte die Augen und blickte seufzend hinauf zur Decke. „Meine Güte! Wann willst du endlich mal erwachsen werden? Ergreif doch die Gelegenheit, wenn sich dir schon eine bietet. Daniel ist doch richtig süß. Na ja, jedenfalls für dich! Also, zum Üben reicht der allemal! Wie willst du denn sonst Erfahrungen sammeln? Was meinst du wie ich es mache!“
Pia warf ihrer Freundin aufmunternde Blicke zu und Sandi sah nun wieder zu Daniel hinüber. Jetzt betrachtete sie ihn genauer und was sie da sah, weckte tatsächlich ihr Interesse. Daniel war zwar etwas kleiner als Sandi, etwa einen Kopf, und mit Sicherheit war er auch jünger, doch bei seinem Aussehen war das wirklich nebensächlich! Daniel hatte tiefschwarze Haare und die wunderschönsten azurblauen Augen, die Sandi je gesehen hatte und je sehen würde. In diesen Augen konnte man sich verlieren! Und genau in diese Augen verliebte sie sich zu aller erst. In diesem Augenblick lief ihr ein kalter Schauer den Rücken hinunter und sie spürte zum ersten Mal ein flaues Gefühl im Magen, das ihr bald sehr vertraut sein würde.
Da sah Daniel wieder zu ihr herüber und für Sekunden trafen sich ihre Blicke. Sandi konnte auf einmal kaum noch atmen und das flaue Gefühl verstärkte sich. Sie spürte wie ihr die Hitze in den Kopf stieg und blitzschnell drehte sie sich wieder zu ihrer Freundin um.
Pia hatte sie die ganze Zeit beobachtet und gespannt ihre Reaktionen verfolgt. „ Na und? Was hältst du von ihm?“
„Du hast Recht! Er ist wirklich total süß! Aber was soll ich denn jetzt nur machen? Soll ich warten, bis er mich anspricht, oder was?“
„Wenn ich Daniel richtig einschätze, dann kannst du darauf lange warten. Ich meine, du hast mir ja erzählt, dass er dir schon die ganze Zeit nachgelaufen ist. Wenn er vorgehabt hätte dich zu fragen, dann hätte er es bestimmt längst getan. Aber du warst ja auch nicht gerade aufmunternd zu ihm. Er traut sich sicher nicht mehr. Nein, wir leben schließlich im Zeitalter der Emanzipation, wo eine Frau einen Mann auch mal zuerst ansprechen kann. Warum soll das für uns nicht auch gelten! Du gehst einfach zu ihm hin und redest mit ihm. Wenn du willst, dann rede einfach über das Wetter, oder so!“
Sandi sah Pia entsetzt an. „ Das kann ich doch nicht! Ich würde kein Wort rausbringen. Nein, das kommt auf keinen Fall in Frage!“
Pia seufzte.
„Soll etwa ich ihn fragen, ob er mit dir gehen will?“
Sandis Augen fingen nun an zu leuchten und sie strahlte ihre Freundin an.
„Das ist eine Superidee! Du hast doch so viele Erfahrungen beim anmachen und auch als Kupplerin! Genau, du machst das!“
Pia seufzte abermals. Sie hatte sich schon irgendwie gedacht, dass es so ablaufen würde. Und sie hatte es auch ein bisschen gehofft! Denn wenn sie schon den Stein ins Rollen brachte, wollte sie auch dabei sein, wenn er traf.
Sandi war einfach begeistert von „ihrer“ Idee und so begab sich Pia sofort auf den Weg hinüber zu Daniel. Doch da hielt sie ihre Freundin noch mal zurück.
„Bist du verrückt? Du kannst in unmöglich hier vor den anderen Fragen! Soll denn jeder gleich Wind davon bekommen? Das muss nun aber wirklich nicht sein!“
„Okay, was hältst du davon, wenn ich mit Daniel einfach auf die Toilette gehe und ihn da frage?“
„Ja, die Idee ist gut! Ich wusste ja, dass du einfach gut in solchen Sachen bist!“
Pia ging also hinüber zu Daniel, der sich angeregt mit Kevin unterhielt. Er war zunächst total verblüfft, dass er gerade von Pia angesprochen wurde. Und noch mehr, als sie ihn einfach am Ärmel packte und mit sich auf die kleine Gemeinschaftstoilette nahm, die an den Raum angrenzte.
Sandy wartete nervös und ungeduldig auf die Rückkehr der Beiden.
Kurze Zeit später kamen sie auch schon wieder heraus. Daniel sah sehr zufrieden aus und grinste zu Sandi hinüber. Pia sah ebenfalls sehr zufrieden aus. Sie ließ Daniel einfach an der Tür stehen und kam zurück zu ihrer Freundin. Diese überfiel sie gleich mit Fragen. „ Und? Wie hat er reagiert? Was hat er dazu gesagt?“
„Was meinst du wohl! Er hat natürlich ja gesagt! Hast du etwas anderes erwartet?“
Sandrine spürte, wie ihr Herz wie wild zu schlagen begann und das flaue Gefühl war wieder da. Stärker nun als vorher. Ihr wurde es innerlich richtig warm und es war als würde sie auf Wolken schweben.
So war das also! Die erste große Liebe! Sie hatte einen Freund!
Doch da fiel ihr noch etwas rein! „Wie alt ist Daniel eigentlich? Hast du eine Ahnung?“
Pia zuckte nur mit den Schultern. „Woher soll ich denn das wissen? Aber das ist doch kein Problem! Das lässt sich doch leicht herausbekommen! Warte einen Augenblick!“
Sie ging wieder hinüber zu Daniel, der die beiden Mädchen nicht mehr aus den Augen gelassen hatte. Sie zog ihn abermals am Arm hinter sich her, zur Toilette hinein.
Wieder wartete Sandrine gespannt. Sie wurde immer nervöser. Die anderen warfen ihr schon seltsame Blicke zu. Natürlich bemerkten sie, dass hier etwas im Gange war.
Da kam auch schon Pia zurück und kam auf Sandi zu. Die war nun sehr aufgeregt.
„Und?“
„Er ist zwölf! Im Dezember wird er dreizehn!“
Sandi riss erschreckt den Mund auf und starrte ihre Freundin an. „Was? Dann ist er ja jünger als ich! Eineinhalb Jahre jünger!“ Sandi war entsetzt.
„Nimm’s nicht so tragisch! Vielleicht steht er auf ältere Frauen!“ Pia grinste. „Außerdem brauchst du ihn ja noch lange nicht zu heiraten. Bei einem Probestück ist das Alter doch egal!“
Sandi sah sie an. „Na, also, du hast ja eine nette Einstellung!“
Pia zuckte nur mit den Schultern. Sie war mit sich selbst sehr zufrieden. Sie hatte ihre Freundin endlich einmal verkuppelt und dachte nicht, dass die Sache lange gut ging. Dafür würde sie dann auch schon sorgen! Sandi sollte doch nun mal mit Daniel den Ernstfall „üben“ Sie hatte nun ihre Arbeit getan und musste nur noch dafür sorgen, dass das neu verkuppelte Liebespaar auch mal persönlich miteinander redete.
Wenig später standen sich die Beiden auch das erste Mal gegenüber. Sie blickten sich scheu an und keiner traute sich etwas zu sagen. Was sollte man sich auch sagen, wenn man sich noch überhaupt nicht kannte?
Auch diesmal griff Pia wieder ein und riss die Beiden aus ihrer stummen Andacht. „Also, das ist ja hier die reinste Totenparty! Auf dem Friedhof ist es da lustiger! Hey, ihr zwei, taut doch mal auf!“
Damit hatte sie dann auch wirklich das Eis gebrochen und die Beiden begannen eine Unterhaltung.
An diesem Abend begleitete Daniel die Mädchen noch zu Sandrine nach Hause. Eigentlich wohnte er ja in der anderen Richtung, aber er machte gerne diesen kleinen Umweg! An der Haustür wollten sich Daniel und Sandi eigentlich verabschieden, aber wieder war es Pia, welche die Initiative ergriff. „Lass ihn doch noch mit hereinkommen, Sandi. Es ist doch noch früh am Abend. Ich muss auch noch nicht nach Hause. Ihr wollt euch doch auch noch nicht trennen, oder?“
Sandi zuckte mit den Schultern. „Ja, wenn du meinst! Was meinst du denn dazu, Danny?“
Daniel sah sie mit strahlenden Augen an und nickte glücklich. Natürlich wollte auch er den Abend noch verlängern.
Und auch Sandrine war ihrer Freundin für diese Idee eigentlich sehr dankbar, denn sie mochte Danny, wie sie ihn nun nannte, inzwischen sehr gerne. Doch sie hätte sich nie getraut, ihn zu fragen, ob er noch ein bisschen bei ihr bleiben wollte.
Sie traten also durch die Hintertür in den dunklen Hinterhof, der früher einmal