Die gefiederte Schlange. Edgar Wallace

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Die gefiederte Schlange - Edgar Wallace


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Tage lang Detektiv zu spielen.

      »Das Ganze gibt Stoff für einen Schauerroman, aber nicht für eine anständige Kriminalreportage, die Hand und Fuß hat«, erklärte er jetzt entrüstet. »Eine gefiederte Schlange – um Gottes willen! Ich wette, daß es sich nur um einen raffinierten Theatertrick handelt, den sich die Creed ausgedacht hat, um wieder mal in die Zeitungen zu kommen. Um das zu erreichen, würde sie sogar aus einem Ballon springen!«

      »Hat sie das wirklich mal gemacht?« erkundigte sich der phantasielose Nachrichtenredakteur äußerst interessiert.

      »Nein, natürlich nicht«, entgegnete Dewin brummig. »Aber im Ernst, Parsons, übergeben Sie diese Geschichte doch lieber dem Theaterkritiker – der freut sich vielleicht darüber.«

      Mr. Parsons zeigte nur auf die Tür. Peter Dewin hatte schon genug Erfahrungen als Journalist gemacht, um zu wissen, wieweit man einen Nachrichtenredakteur ärgern darf, ohne unmittelbare Gefahr zu laufen. Er schlenderte deshalb achselzuckend zum Reporterzimmer zurück und klagte seinen scheinheilig mitfühlenden Kollegen sein Leid.

      Eines stand bei ihm auf jeden Fall fest – keine Schlange, mochte sie nun gefiedert sein oder nicht, sollte die Ursache sein, daß er seine Stellung verlor.

      Bekanntschaften, die man in Cafés schließt, sind immer mit einer gewissen Gefahr verbunden. Wenn man zu jemandem sagt: »Darf ich Ihnen vielleicht den Zucker reichen?«, so ist das noch lange kein vollwertiger Ersatz für eine formelle Vorstellung.

      Daphne Olroyd dachte darüber nach, als sie an einem grauen Novembernachmittag langsam auf den Eingang des Astoria-Hotels zusteuerte. Aber formelles Vorstellen garantiert keineswegs späteres gutes Betragen. Auf jeden Fall stand es bei ihr fest, daß trotz der etwas formlos geschlossenen Bekanntschaft Peter Dewin ein anständiger Mensch war. Davon war sie mehr überzeugt als von Leicester. Crewes Anständigkeit oder von der seines ziemlich zweifelhaft aussehenden Freundes.

      Vor allem hatte sie sich schon lange angewöhnt, sich bei der Beurteilung von Menschen auf ihr eigenes Gefühl zu verlassen. Und das sagte ihr in diesem Fall, daß der große, nachlässig gekleidete junge Mann es nicht falsch verstehen würde, daß sie seine Einladung zum Tee ohne Zögern angenommen hatte.

      Peter Dewin stand mitten im Vestibül des Hotels und schaute bereits ängstlich wartend auf die Drehtür, als sie eintrat.

      »Ich habe einen Tisch ausgesucht, der möglichst weit von dieser prächtigen Kapelle entfernt ist. Oder ziehen Sie vielleicht die Nähe des Orchesters vor ...? Ich kann den dauernden Krach nicht ausstehen.«

      Er führte sie zu einem Ecktisch und flüsterte ihr dabei so ungeniert Bemerkungen über die Leute zu, an denen sie vorbeigingen, daß sie unwillkürlich lachen mußte.

      Es war eine seiner kleinen Eigenheiten, nicht gerade geizig mit den Informationen umzugehen, die er sich über Gott und die Welt zu verschaffen wußte. Und es kam ihr fast so vor, als ob sie neben einem lebenden Nachrichtenbüro herginge.

      »Hier sind wir – nehmen Sie doch bitte den Sessel.« Er schob ihn für sie zurecht. »So, sitzen Sie bequem?«

      Peter Dewin war hier ziemlich bekannt. Viele schauten herüber, um festzustellen, ob er es auch wirklich sei, da er ungewöhnlicherweise in Begleitung einer Dame war.

      Daphne Olroyd erfuhr heute zum erstenmal, weichen Beruf er hatte. Interesse dafür brauchte sie nicht zu heucheln – Journalisten waren für sie schon immer mit einem gewissen Nimbus umgeben gewesen.

      »Und worüber schreiben Sie speziell?« erkundigte sie sich.

      »Hauptsächlich über Verbrechen, Mord, Raubüberfall und dergleichen«, erklärte er obenhin, während er seine schwarze Hornbrille aufsetzte. »Wenn es nicht genügend Verbrechen gibt, berichte ich auch über Hochzeiten und Begräbnisfeierlichkeiten. Ja, ich habe mich sogar schon soweit herabgelassen, über eine Parlamentsdebatte zu schreiben. – Was ist nur mit dieser verflixten Brille los, ich kann gar nichts sehen!«

      »Warum setzen Sie sie dann überhaupt auf?« fragte sie erstaunt.

      »Sie gehört ja gar nicht mir«, entgegnete er vergnügt und nahm sie wieder ab. »Ich habe sie eben für einen Kollegen beim Optiker abgeholt.«

      Sie schaute ihn zweifelnd an, mußte dann aber doch lächeln.

      »Wie gefalle ich Ihnen heute?« erkundigte sie sich.

      »Sie sind sehr hübsch ... Das bemerkte ich schon, als ich Sie das erste Mal traf. Eigentlich habe ich nicht gedacht, daß Sie heute kommen würden. War ich nicht zu frech?«

      »Nein, durchaus nicht«, erwiderte sie lächelnd. »Ich fand Sie vielleicht etwas außergewöhnlich ...«

      »Das bin ich auch«, unterbrach er sie. »Ich habe mich auch noch niemals verliebt – bis jetzt war ich eigentlich immer der Meinung, daß man dabei seinen Verstand und Witz ziemlich umsonst vergeudet.«

      Der Kellner kam und stellte Kannen und Tassen vor sie auf den Tisch.

      »Sind Sie nicht die Sekretärin von Mr. Crewe?«

      Sie schaute ihn verwundert an.

      »Ich habe Sie neulich dort gesehen – als ich bei ihm war, um ihn zu interviewen. Erst heute morgen ist mir das wieder eingefallen.«

      Gedankenvoll rührte er seinen Tee um und runzelte die Stirn.

      »Kennen Sie die Dame dort drüben? Sie sieht dauernd herüber.«

      »Das ist Mrs. Paula Staines«, erklärte sie. »Sie ist um sieben Ecken mit Mr. Crewe verwandt.«

      Dewin beobachtete die elegante Dame. Sie saß aber zu weit von ihm entfernt, als daß er ihr Gesicht genauer hätte sehen können.

      »Sind Sie eigentlich mit Ihrer Stellung zufrieden?« erkundigte er sich dann plötzlich.

      »Mit meinem Posten bei Mr. Crewe?« Sie zögerte. »Wenn ich ehrlich sein soll – eigentlich nicht. Ich bin gerade dabei, mir eine andere Stellung zu suchen, habe aber leider noch keinen Erfolg gehabt.«

      Er sah sie aufmerksam an.

      »Ist Crewe nicht recht eigenartig? Er hat keinen besonders guten Ruf. Sein Vermögen hat er auf etwas seltsame Art erworben – über Nacht wurde er plötzlich reich, und niemand weiß, woher dieser Geldsegen kam. Es wäre wirklich besser, wenn Sie fortgingen.«

      »Interessieren Sie sich so sehr für Crewe? Oder ist das nur Ihr allgemeiner Informationstrieb ...?«

      »Spotten Sie nicht, ich interessiere mich wirklich für ihn. Und habe schon die verschiedensten Theorien – aber keine stimmt. – Nun essen Sie doch endlich mal Ihre Torte auf!«

      Daphne nickte folgsam.

      »Nachher muß ich zu einer Dame, über die ich einen Artikel schreiben soll, der für sie mindestens tausend Pfund Reklamewert hat – und dabei hat sie noch nicht mal für zehn Pfund Schmuck eingebüßt.«

      »Meinen Sie vielleicht Ella Creed?« fragte Daphne überrascht. »Die junge Dame, die vor ihrer Haustür überfallen wurde?«

      »Kennen Sie sie etwa?« fragte er.

      »Nur vom Sehen. Sie kommt manchmal zu Mr. Crewe, und er war auch sehr bestürzt über den Vorfall. Auch er hat an dem Tag, an dem Miss Creed überfallen wurde, eine Karte mit dem Bild der gefiederten Schlange erhalten und hat sich sehr darüber aufgeregt.«

      Peter sah sie nachdenklich an.

      »Ich glaube eigentlich nicht, daß es damit etwas auf sich hat«, meinte er schließlich. »Hinter phantastischen Geschichten wie dieser steckt meistens nichts als leeres Gerede. – Was haben Sie nachher vor?« erkundigte er sich nach einer kleinen Pause.

      Sie lachte ihn an.

      »Ich habe mich um eine andere Stellung beworben – ohne Hoffnung, daß ich dabei Erfolg haben werde.«

      Vor dem Hoteleingang trennte er sich von ihr und schlenderte dann zum »Orpheum« – dem Theater, das Miss


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