Die gefiederte Schlange. Edgar Wallace

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Die gefiederte Schlange - Edgar Wallace


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Er starb in Thatcham – fiel tot um auf der Straße.«

      Er kramte ein Stück Papier aus der Tasche, nach dem Mr. Crewe hastig griff. Es war ein amtliches Dokument, das den Tod William Lanes bestätigte.

      »Was ganz Merkwürdiges sagte er, kurz bevor er starb: ›Harry, wenn mir was zustoßen sollte, dann geh zu Mr. Leicester Crewe und sage ihm, er soll nicht die gefiederte Schlange vergessen!‹«

      »Die gefiederte Schlange?« Crewe atmete schwer. »Sind Sie sich auch ganz sicher?«

      Harry Hugg nickte.

      »Ja, ganz bestimmt – und er sagte ja auch weiter nichts.«

      Niemals vorher hatte Crewe sich mit Schlangen beschäftigt, weder gefiederten noch ungefiederten. Nervös ging er im Zimmer auf und ab – es bestand also eine gewisse Verbindung zwischen dem toten William Lane und der phantastischen Warnung ...

      »Ist dieser Lane auch wirklich tot?« unterbrach Mr. Crewe plötzlich das Schweigen. »Wissen Sie das ganz bestimmt ...? Sie kannten ihn doch?«

      »Kannten ihn!« entgegnete Hugg verächtlich. »So gut wie ich meine rechte Hand kenne. Ich war bei ihm, bis sie ihn begraben hatten.«

      »Hat er irgendwelche Verwandte?«

      Hugg schüttelte den Kopf.

      »Ich glaube nicht. Als er tot war, hat mich diese Sache mit der gefiederten Schlange mächtig beunruhigt. Er war so ernst, als er mir das auftrug – eigentlich gar nicht wie 'n Verrückter ...«

      Mr. Crewe ging unablässig im Zimmer auf und ab. Diese Karten waren also kein Scherz! Der Überfall auf Ella hatte seine tiefe und unheimliche Bedeutung. Angenommen, Lane wäre noch am Leben – gegen wen würde er etwas unternehmen? Doch nur gegen Ella, Paula Staines, Joe Farmer und ihn selbst! Ungeduldig zuckte er die Schultern und sah den früheren Sträfling mißtrauisch an.

      »Hat er sonst wirklich nichts gesagt? Hat er nicht Ihnen und Ihren Freunden noch allerhand über mich vorgeflunkert? Hören Sie zu, Hugg – ich werde Ihnen ein hübsches Sümmchen geben, wenn Sie mir die Wahrheit sagen!«

      Aber Huggs Gesicht blieb ausdruckslos; er schüttelte nur den Kopf.

      »Aber Sir, was sollte er denn auch von 'nem Gentleman wie Ihnen erzählen? Übrigens war auch er ein gebildeter Mann, nicht so einer wie ich und die andern – er hätte zu unsereinem gar nichts gesagt.«

      Crewe zog seine Brieftasche heraus und ließ nachlässig einige Banknoten durch die Finger gleiten.

      »Was würden Sie zu hundert Pfund sagen?«

      Hugg lächelte schmerzlich.

      »Das wäre die Rettung für mich – aber ich kann Ihnen wirklich nichts sagen, obgleich ich's gern täte.«

      Leicester nahm zwei Noten und reichte sie dem Mann. Er fühlte, daß er die Wahrheit sagte – daß Lane tot war. Aber was hatte es mit der gefiederten Schlange auf sich?

      »Hier sind zwanzig Pfund.«

      Der kleine Mann steckte das Geld hastig ein.

      »Ich habe Ihre Adresse«, fuhr Crewe fort. »Wenn Sie die Wohnung wechseln, dann lassen Sie es mich wissen. Den Totenschein werde ich behalten.«

      Als Mr. Crewe nach dem Diener läutete, trat Hugg einen Schritt vor und sagte plötzlich noch etwas recht Unmotiviertes.

      »Dieser Lane war 'n guter Kerl. Er hat mir in Dartmoor sogar das Leben gerettet ...« In seiner Stimme klang jetzt etwas Herausforderndes.

      »Ja, ja, schon gut«, winkte Crewe ungeduldig ab. »Sehr interessant – nun, das wär's dann wohl!«

      Harry Hugg verließ das Zimmer; er murmelte einige unzusammenhängende Worte vor sich hin.

      So war das also. Leicester Crewe richtete sich auf, als ob ihm eine Last von den Schultern gefallen wäre. Lange stand er vor dem Kamin, schaute ins Feuer und dachte über den verstorbenen William Lane nach – ein Gespenst, das ihn die letzten Jahre verfolgt hatte, war nun verschwunden.

      Schließlich ging er zum Schreibtisch und drückte auf einen Klingelknopf. Gleich darauf trat Daphne Olroyd ins Zimmer.

      Mr. Crewe schaute sie abschätzend an. Sie sah wirklich sehr gut aus, und er hatte ihr auch schon verschiedentlich zu verstehen gegeben, daß sie ihm ausgezeichnet gefiel. Zu seinem Ärger hatte sie seine Komplimente bis jetzt allerdings nur sehr kühl quittiert.

      »Haben Sie sich die Sache inzwischen überlegt, Miss Olroyd? Die Angelegenheit, die ich noch regeln mußte, ist jetzt – hm – beigelegt. Am 14. dieses Monats möchte ich abreisen. Wir fahren zuerst einige Wochen nach Capri dann dachte ich daran, nach Istanbul ...«

      »Sie werden sich eine andere Sekretärin suchen müssen, Mr. Crewe«, unterbrach sie ihn ruhig.

      Er lächelte gezwungen.

      »Aber Miss Olroyd – halten Sie es etwa für unschicklich, als meine Privatsekretärin mit mir auf Reisen zu gehen?«

      »Vielleicht«, erwiderte sie trocken. »Auf jeden Fall habe ich keine Lust dazu.«

      Er sah sie ungeduldig an, und sie dachte, wie schon oft, daß er in manchen Augenblicken eine unverkennbare Ähnlichkeit mit einem Geier habe.

      »Ist ja alles Unsinn«, erklärte er dann laut. »Mrs. Staines wird uns begleiten.«

      Sie schüttelte lächelnd den Kopf.

      »Auch das ändert nichts an der Sache«, entgegnete sie.

      Er murmelte etwas von Gehaltserhöhung und nannte eine beträchtliche Summe. Mit einer entschiedenen Handbewegung wehrte sie ab.

      »Ich habe mir meine Zukunft grundsätzlich anders vorgestellt«, sagte sie. »Außerdem wollte ich Ihnen sowieso mitteilen, daß ich mir eine andere Stelle gesucht habe.«

      Leicester Crewe zog ärgerlich die Augenbrauen hoch. Mühsam schluckte er die unliebenswürdigen Worte hinunter, die er schon auf der Zunge hatte, und antwortete in verhältnismäßig freundlichem Ton:

      »Tut mir sehr leid, das zu hören – wie heißt denn der glückliche Chef?«

      Als sie ihm den Namen genannt hatte, war er auch nicht klüger.

      »Danke schön – Sie können gehen.«

      Sie war froh, daß sie das Zimmer verlassen konnte.

      Er ging mit den Händen auf dem Rücken auf und ab, als sich plötzlich die Tür wieder öffnete und eine Dame in das Zimmer trat. Sie war ungefähr dreißig Jahre alt; man konnte sie nicht gerade hübsch nennen, auf jeden Fall aber hatten verschiedene Kosmetiksalons das ihre getan, Frisur und Gesicht möglichst attraktiv zu gestalten. Ihr Kleid, selbstverständlich ein Pariser Modell, war von der entsprechend raffinierten Eleganz.

      Paula Staines ging zum Kamin.

      »Ich habe deine Sekretärin gerade getroffen – sie schien von deinem Plan nicht so begeistert zu sein, wie ich eigentlich erwartet hatte.«

      »Was heißt nicht begeistert«, brummte Leicester. »Sie lehnt es rundweg ab mitzugehen.«

      Paula Staines lachte leise.

      »Das hätte ich nicht gedacht«, entgegnete sie. »Warum heiratest du die junge Dame nicht einfach?«

      Er starrte sie verdutzt an.

      »Ich bin doch nicht verrückt«, entgegnete er dann grob. »Was führst du eigentlich im Schild? Willst du mich etwa aufs Glatteis führen, um mich später wegen Bigamie anzeigen zu können?«

      Sie lachte wieder, diesmal ziemlich hart.

      »Wie genau du es in der letzten Zeit mit den Gesetzen nimmst! Wirklich, die Zeiten haben sich geändert. Bigamie! Ich erinnere mich an Tage, an denen dir so kleine Fische nichts ausgemacht hätten, Billy.«

      Dann änderte sie plötzlich ihren Ton und trat dicht vor ihn hin.

      »Billy,


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