Sex im Dritten Reich. Carsten Krystofiak
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Carsten Krystofiak
Sex im Dritten Reich
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Inhaltsverzeichnis
Goebbels – „Der Bock von Babelsberg“
Einleitung
Allgemein herrscht vom Dritten Reich die Vorstellung einer lustfeindlichen Diktatur, die alle Sinnlichkeit und Emanzipation brutal unterdrückte und ausschließlich zur Züchtung von „Kanonenfutter“ instrumentalisierte. Doch zwischen der offiziellen Propaganda, dem wahren Bild sowie unbeabsichtigten Folgen der Regimepolitik, klafften große Unterschiede.
Der Historiker Sebastian Haffner schreibt in seinen bekannten „Anmerkungen zu Hitler“: „Der Zug zum Körper- und Sexkult, der in den zwanziger Jahren abgefahren war, dampfte im Dritten Reich ungebremst weiter.“ Haffner nennt dafür drei Gründe: Erstens die Auflösung der Klassengesellschaft, die schon im späten Kaiserreich einsetzte und sich auch unter Hitler weiter fortsetzte. Zweitens den Machtverlust der Kirche und ihrer Sexualmoral der Enthaltsamkeit. Und drittens die nicht mehr aufzuhaltende Gleichberechtigung der Frau.
Natürlich haben die Nazis weibliche Emanzipation in ihrer Propaganda stets scharf abgelehnt. Doch tatsächlich war ihre Haltung merkwürdig widersprüchlich: Es wurde die „deutsche Zucht und Sitte“ gepriesen – und gleichzeitig gegen „spießiges Muckertum“ gewettert. Besonders offensichtlich ist dieser Widerspruch bei den „First Ladies“ des Dritten Reiches wie Magda Goebbels oder Eva Braun. Sie entsprachen so gar nicht dem offiziellen Propagandabild der deutschen Frau: Beide frönten Nikotin und Alkohol, trugen Schminke, teure Mode und amüsierten sich gerne. Aber auch über die einfachen Volksgenossen brauste eine braune Sexwelle: FKK war hip, „Arbeitsmaiden“ halfen im knappen Sportkostüm bei der Ernte, unverheiratete Mütter wurden vom Staat gegen Diskriminierung in Schutz genommen.
Die Nationalsozialisten hatten die Körper der Menschen zu Staatseigentum erklärt. Doch konnten sie kontrollieren, was die Menschen mit dem Staatseigentum anstellten?
Wir gehen auf Spurensuche…
Warnhinweis:
Dieses Buch enthält NICHT in jedem Absatz einen mahnenden Fingerzeig auf die Unmenschlichkeit und unbestreitbaren Verbrechen der Nationalsozialisten. Auch fehlt die permanente Wiederholung von Schlagworten wie „Größenwahn“, „Rassenwahn“ etc.
Der Leser sollte ausreichend intelligent, reif und moralisch selbständig sein, um die richtigen Bezüge selbst herstellen zu können. Daher erfolgt das Weiterlesen ab hier auf eigene Verantwortung.
I. Der Zeitgeist
Staatskunst im Dritten Reich
Hitlers Sekretär Martin Bormann wurde einmal von seinem Sohn gefragt: „Papa, was ist eigentlich Nationalsozialismus?“ Bormann antwortete: „Nationalsozialismus ist der Wille des Führers!“ Das Parteiprogramm der Nazis war reine Makulatur – Hitlers Meinung war das Gesetz des Dritten Reiches. Das galt auch für die Kunst, denn darin fühlte sich Hitler als Experte.
Correggios fast schon pornographisches Gemälde „Leda und der Schwan“ zählte zu Hitlers Lieblingsbildern. Ihn interessiere vor allem „das Farben- und Schattenspiel im Hintergrund“, versuchte Hitler seine Begeisterung für das erotische Motiv zu rechtfertigen, wie Ernst Hanfstaengl, Pressechef der NSDAP, nicht ohne Häme berichtet.
Besonders schwärmte der verhinderte Maler Hitler für die klassische Antike. Das Menschenbild der alten Griechen erschien ihm als Ideal des edlen Menschen schlechthin. Kein Wunder, dass es in der Nazi-Ära nur so vor Gemälden und Plastiken wimmelte, die muskulöse, makellose und vor allem – nackte Körper zeigten.
Im Haus der Deutschen Kunst in München begegnete der sinnenfrohe Volksgenosse hinter jeder Ecke einer nackten Dame – in Bronze, Stein oder Öl. Die Bildhauer Breker und Thorak schufen barbusige Amazonen zuhauf. Wegen seiner detaillierten Darstellung nackter Körper