Helmut Schmidt. Neue Osnabrücker Zeitung

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Helmut Schmidt - Neue Osnabrücker Zeitung


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Die Bundesregierung unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) war jedoch nicht gewillt, auf die Forderung einzugehen.

      Nach Bekanntgabe eines Ultimatums und einem Polizistenmord durch die RAF in den Niederlanden kaperten schließlich am 13. Oktober vier palästinensische Terroristen ein Flugzeug. Die Lufthansa-Maschine „Landshut“ war mit 91 Menschen an Bord auf dem Weg von Mallorca nach Deutschland, als sie nach Somalia entführt wurde. Wenig später wurde der Flugkapitän Jürgen Schumann erschossen.

      Die Terroristen forderten die Freilassung der RAF-Inhaftierten und 15 Millionen US-Dollar. Im Falle der Nichteinlösung drohten die Entführer mit der Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten und aller Flugzeug-Passagiere.

      Letzteres konnte durch ein Kommando des Bundesgrenzschutzes, die Grenzschutzgruppe GSG 9, verhindert werden. Die Geiseln wurden am 18. Oktober in Mogadischu befreit. Wenige Stunden später wurden die Leichen der drei RAF-Anführer Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Carl Raspe im Gefängnis in Stuttgart-Stammheim gefunden. Das Trio hatte Selbstmord begangen. Am 19. Oktober 1977 wurde Schleyer im Kofferraum eines Autos ermordet aufgefunden.

       5. September 1977

      Die wichtigsten Akteure im „Deutschen Herbst“ 1977

      Das undatierte Tableau zeigt die per Haftbefehl gesuchten Terroristen (oben, l-r): Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin, Ronald Augustin, (unten l-r): Jan-Carl Raspe, Klaus Jünschke, Ilse Stachowiak und Irmgard Möller. (picture alliance / dpa)

      Berlin (dpa) - Der „Deutsche Herbst“ 1977 ist untrennbar mit bestimmten Namen verknüpft. dpa stellt einige der handelnden Personen von damals vor:

      HELMUT SCHMIDT: Der SPD-Politiker macht in jenen Herbsttagen 1977 die schlimmste Zeit seiner acht Jahre im Kanzleramt durch. Schmidt leitet den Großen Krisenstab, der immer wieder über die neuesten Entwicklungen berät. Der ehemalige Oberleutnant und Verteidigungsminister bleibt bei seiner harten Linie, den RAF- Forderungen nicht nachzugeben. Als palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine „Landshut“ entführen, befiehlt er die Erstürmung durch die Anti-Terror-Einheit GSG 9. Die Aktion gelingt - andernfalls hätte Schmidt wohl als Bundeskanzler zurücktreten müssen. Dennoch fühlt sich der 88-Jährige heute noch „verstrickt in Schuld“ gegenüber dem ermordeten Schleyer und seiner Witwe, wie er der Wochenzeitung „Die Zeit“ sagte, die er mit herausgibt.

      HANNS MARTIN SCHLEYER: Der Mann mit dem markanten Schmiss im Gesicht ist 1977 eine der Symbolfiguren der deutschen Wirtschaft - und damit das ideale Opfer für die RAF. Seit 1963 im Vorstand von Daimler-Benz, seit 1973 Präsident der deutschen Arbeitgeber, seit Januar 1977 zusätzlich Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Aber auch wegen seiner Vergangenheit im Dritten Reich - Schleyer war früh Mitglied der SS, dann Nazi-Studentenführer und schließlich an einflussreicher Stelle im besetzten Prag tätig - ist er eine Reizfigur. Am 5. September 1977 wird Schleyer von einem RAF-Kommando in Köln entführt. Vier Begleiter sterben sofort. Sechs Wochen später wird im Kofferraum eines Autos im Elsass auch seine Leiche entdeckt. Der 62-Jährige hinterlässt Frau und vier Söhne.

      HANS-JÜRGEN WISCHNEWSKI: Der ehemalige Gewerkschaftssekretär und SPD- Bundesgeschäftsführer ist seinerzeit Staatsminister im Kanzleramt mit besten Beziehungen in die arabische Welt. Diesen Kontakten verdankt Wischnewski auch seinen Spitznamen „Ben Wisch“. Als nervenstarker Krisenmanager muss er der entführten „Landshut“ bis nach Somalia hinterherreisen. Dort können die 86 Geiseln durch die GSG 9 befreit werden. Mit einem Anruf nach Bonn meldet Wischnewski Vollzug: „Die Arbeit ist erledigt.“ Für „Ben Wisch“ ist dies der Höhepunkt seiner politischen Karriere. Der ehemalige Entwicklungshilfeminister starb im Alter von 82 Jahren am 24. Februar 2005 in Köln.

      HORST HEROLD: Als Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA) ist Horst Herold in den 70er Jahren wohl Deutschlands erfolgreichster Terroristenjäger. Allerdings machen seine Methoden - vor allem die Einführung der elektronischen Rasterfahndung - den früheren Richter und Staatsanwalt für viele zur Verkörperung des Überwachungsstaats. Als der „Deutsche Herbst“ vorüber ist, werden seine Datenbanken mehr und mehr als Bedrohung bürgerlicher Freiheiten angesehen. Nach Meinungsverschiedenheiten mit FDP-Innenminister Gerhart Baum wird Herold 1981 in den vorzeitigen Ruhestand geschickt. Zum Schutz vor Anschlägen lebt der 83-Jährige heute noch auf einem Militärgelände.

      BRIGITTE MOHNHAUPT: Die frühere Philosophiestudentin (Berufsziel: Journalistin) gehört schon Anfang der 70er Jahre zum Kreis der RAF. Wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung wird die Tochter eines Verlagskaufmanns vom Niederrhein zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Im Februar 1977 kommt sie frei - und übernimmt sogleich eine führende Rolle bei Planung und Ausführung der RAF-Morde in diesem Jahr. Im Mai 1978 wird Mohnhaupt in Jugoslawien verhaftet, entkommt aber einer Auslieferung. Im November 1982 geht sie der Polizei in Hessen ins Netz, als sie im Wald ein Depot ausheben will. Erst im März dieses Jahres kommt Mohnhaupt wieder frei. Heute ist sie 58 Jahre alt - 26 davon hat sie in Haft verbracht.

      ANDREAS BAADER: Der gebürtige Münchner ist von Beginn an einer der führenden Köpfe der RAF. Anfangs wird die Gruppe nach ihm und der Journalistin Ulrike Meinhof auch „Baader-Meinhof-Bande“ genannt. Bereits im April 1968 verübt er Brandanschläge auf zwei Kaufhäuser in Frankfurt am Main. Zusammen mit seinen Komplizen wird Baader zu drei Jahren Haft verurteilt, unter Mithilfe Meinhofs gelingt ihm aber die Flucht aus dem Gefängnis. Zwischen Mai 1970 und Juni 1972 war Baader für mehrere Bombenanschläge und Überfälle verantwortlich, bei denen vier Menschen starben und mehr als 50 verletzt wurden. Im April 1977 wird er zu lebenslanger Haft verurteilt. Alle Versuche, ihn freizupressen, schlagen fehl. Am 18. Oktober 1977 nehmen sich Baader und zwei weitere RAF-Mitglieder im Gefängnis Stuttgart-Stammheim das Leben.

       18. Oktober 1977

      Die Landshut-Entführung: Dramatischer Höhepunkt im „Deutschen Herbst“

      Von Kristina Dunz

RAF - entführte "Landshut" in Mogadischu

      Die entführte Lufthansamaschine „Landshut“ auf dem Flughafen von Mogadischu. (picture alliance / dpa)

      Berlin (dpa) - Als ihn die Nachricht von der geglückten Befreiung der Geiseln in Mogadischu erreicht, verlässt Bundeskanzler Helmut Schmidt sein Zimmer und kann Tränen nicht zurückhalten. So schildert der sozialdemokratische Altkanzler heute die Minuten kurz nach Mitternacht am 18. Oktober 1977. Es waren die Nerven zerreißenden Tage im „Deutschen Herbst“ des Terrors.

      Der bis dahin unbekannten deutschen Spezialeinheit GSG 9 war ein Meisterstück gelungen. Sie erstürmte in nur sieben Minuten die Lufthansa-Maschine „Landshut“, die fünf Tage zuvor am 13. Oktober auf dem Weg von Palma de Mallorca nach Frankfurt von vier palästinensischen Terroristen gekapert worden war. Die Forderung der Entführer: Die Bundesregierung solle mehrere RAF-Terroristen, darunter die im Hochsicherheitstrakt der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim sitzenden Führungsmitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe, austauschen. Ansonsten würden alle Geiseln getötet. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer bereits seit mehr als fünf Wochen in der Gewalt der Roten Armee Fraktion (RAF).

      Auf einer Odyssee über Italien, Zypern, die Golf-Emirate und den Südjemen bis nach Somalia litten die 86 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder Höllenqualen. Der Anführer des Terrorkommandos „Martyr Halimeh“ erschießt in Aden den Flugkapitän Jürgen Schumann.

      Die Befreiung in Mogadischu gelang, ohne dass eine einzige Geisel oder ein GSG-9-Mann ums Leben kam. Schumann hatte vor seiner Hinrichtung verschlüsselte Hinweise auf die Entführer


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