Auf zum Nullarbor. Hermine Stampa-Rabe

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Auf zum Nullarbor - Hermine Stampa-Rabe


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samt Löffel hervor und futtere den Inhalt nun ganz auf. Endlich funktioniert auch wieder mein Gehirn.

      Aber das Zelt biegt sich im starken und sehr warmen Wind noch immer. Mit meinen Packtaschen und später mir selbst wird es schon nicht wegfliegen.

      15.01.2013: Ceduna – Quorn (Rad und Pickup): 66 km

      In der Nacht wecken mich Autos, die vom Platz fahren. An Einschlafen ist nicht mehr zu denken. Gegen 5.00 Uhr packe ich meine Waschsachen und gehe in die sanitären Anlagen. Die Familie mit den acht kleinen Kindern sitzt schon beim Frühstück. Alle lächeln mich an und grüßen zurück. Nun geht es ans Packen. Mit meinem müden Kopf läuft es nicht so schnell. Aber um 7.30 Uhr rolle ich bei 23°C vom Platz. Natürlich habe ich noch meine Zinksalbe auf Nase und Wangen verteilt.

      Es radelt sich gut. Leider entwickelt sich in ganz kurzer Zeit die Wärme in Hitze. Heiße Luft schlägt mir entgegen. Trotz meiner guten und dünnen Garderobe wird es immer unangenehmer. Ich trinke wie ein Loch. Die Straße ist wellig, aber in einem sehr guten Zustand. Es fahren nur sehr wenige Autos. Die meisten Verkehrsteilnehmer bestehen aus riesigen Road Trains. Diese machen aber alle einen großen Bogen um mich. Und dann ist mir, als schlüge mir Gluthitze entgegen. Mein Tacho gibt seinen Geist in dieser Hitze auf. Brauche demnächst einen neuen.

      So stelle ich mein Rad in immer kürzeren Abständen bei fälligen Erholungspausen neben dem Highway ab und mich selbst unter einen löcherigen Baum in dessen ebenso löcherigen Schatten.

      Und als ich so ungefähr 20 km vor Wirrula bin, stelle ich mal wieder mein Rad ab und mich in den Schatten eines Baumes. Der heiße Wüstensturm reisst mein Rad mitsamt den schweren Packtaschen um. Ich habe Mühe, sie vom Rad zu lösen und daneben zu legen. Flehentlich gucke ich die vorbeifahrenden Autofahrer an. Aber alle winken nur und fahren weiter. Und als aus meiner Richtung ein Wagen weit hinten in der Kurve auftaucht, halte ich ungläubig meinen Daumen hoch. Und tatsächlich hält der Wagen und kommt zu mir rückwärts auf meiner Fahrbahn Richtung Wirrula zurück. Der Mann erkundigt sich bei mir, ob ich gestürzt sei. Aus lauter Verzweiflung, er könne weiterfahren, wenn ich ihm die Wahrheit sage, bestätige ich es. Gemeinsam laden wir die Packtaschen und das Rad hinten auf den Wagen. Ich darf vorn neben ihm Platz nehmen und erhalte eine eiskalte Cola. Welch herrliches Getränk für eine fast Verdurstete! Endlich kühle ich auch innerlich im und um den Magen herum ab.

      In seinem Auto befindet sich ein Satelliten-Telefon, das er mir sehr ans Herz legt, mir hier auch eins anzuschaffen, wer weiß, wer weiß? Auch befindet sich links hinter mir oben neben der Tür eine Alarmanlage, falls er mit seinem Auto im Outback in Schwierigkeiten kommen sollte. Er hat für alles vorgesorgt.

      Da er selbst als Geschäftsmann nach Port Augusta unterwegs ist, um morgen seine Arbeit mit Geschäftsleuten und Arbeitern im Outback zu beginnen, fragt er mich ganz sachlich, ob er mich bis dorthin mitnehmen kann; denn die Strecke von hier bis dorthin kann ich aufgrund der großen Hitze nicht per Fahrrad zurücklegen. Ich sage zu.

      Vor Port Augusta hält er bei einem Roadhouse und lädt mich zu einem kalten Getränk und einem Sandwich nach meinem Geschmack ein. Danach funktioniert mein Gehirn auch wieder besser. Und als er sich nach meiner Reiseroute ab Port Augusta informiert und ich ihm erzähle, dass ich über Wilmington nach Renmark an den Murray-River fahren möchte, entschliesst er sich sofort, mich bis kurz vor Wilmington auf einen Caravan-Park zu bringen.

      So fahren wir aus Port Augusta und sehen auf einer Eisenbahntrasse einen 3 km langen Güterzug. Am Anfang und Ende befinden sich je vier Lokomotiven, um ihn vorwärts zu ziehen. Hiermit wird abgebaute Kohle zum Brennen nach Port Augusta gebracht. So habe ich es jedenfalls verstanden.

      Während der Fahrt erklärt mir mein männlicher Engel die Schafzucht und die Landschaft, durch die wir gerade fahren. Was das anbelangt, bestehe ich auf diesem Gebiet aus einer einzigen Bildungslücke. Er selbst besitzt 5.000 Schafe, um die er sich nicht zu kümmern braucht. Seine Schafe werden alle zwei Monate geschoren. Die kurze Wolle wird zur Klimadämmung in Haus- und Dachkonstruktionen verwendet. Die Lämmer werden von den Müttern nach sechs Monaten getrennt. Die Schafe fressen das trockene Gras, haben aber morgens und abends Wasser zum Trinken. Hier wachsen kleine salzhaltige Büsche, Saltbush genannt, die sie sehr gern fressen. Die Schafe werden als Fleischlieferanten gezüchtet. Diese Schafe, die die salzhaltigen Büsche und Bluebush fressen, liefern ein besonders gut schmeckendes Fleisch. Wenn schwarze Lämmer geboren werden, sind sie nicht zu gebrauchen. Schwarze Wolle ist nicht erwünscht. Es handelt sich bei den meisten Schafen um Merino-Schafe. Diese Wolle muss immer weiß sein.

      Es ist schwer, die Schafe immer gesund zu erhalten. Eine große Krankheitsquelle befindet sich unter dem Schwanz. Hier werden sie besonders behandelt. Wenn es den Schafen zu heiß wird und genügend Büsche zur Verfügung stehen, kriechen sie darunter, auf jeden Fall die Lämmer. Wenn es über Tag sehr heiß ist und in der Nacht Frost herrscht, sterben leider Lämmer. Es gibt Schafherden bis zu 5.000 Tieren eines einzigen Besitzers. Für so viele Tiere kann niemand einen Sonnenschutz bauen.

      Wir fahren in die Flinders Range, ein landschaftlich sehr schönes, bergiges Gebiet. Er hält kurz in Quorn an und zeigt mir, wie ich von hieraus weiter nach 48 km bis Wilmington gelange, ohne über hohe Berge radeln zu müssen. Dann dreht er wieder um und fährt zum Caravan-Park in Quorn zurück, wo er alle Leute kennt und diese ihn auch. Quorn ist eine wunderschöne kleine Ortschaft mit zwei Kirchen, Hotels, einem Bahnhof und vielen Häusern aus der Gründerzeit. Ich bin begeistert und nehme mir vor, morgen einen Besichtigungstag einzulegen.

      Australien ist ein Schafland. Jeden Sonntag ist es hier üblich, als Festessen eine Schafkeule zu braten, die mit Kartoffeln und Gemüse aufgetischt wird.

      In den Flinders Ranges ist es bergig mit hügeligen Gras-Busch-Ländereien dazwischen. Hier weiden die Schafe. Auch Kängurus kommen und trinken aus den Tränken der Schafe. Sehe es selbst. Dieses sind ganz dunkle Tiere, die oben auf den daneben stehenden hohen Bergen leben. Weil es dort in der Nacht viel kälter ist, tragen sie auch ein dichteres und längeres Haarkleid. Ihre Ohren sind rund, nicht spitz wie die der roten und grauen Kängurus.

      Dieser Geschäftsmann, mein männlicher Engel, besitzt eine Fabrik, in der Steinblöcke aus den Bergen in verschieden große bzw. kleine Steinchen für den Straßenbau zerbrochen werden.

      Er erzählt mir ganz stolz, dass er beim letzten Pferderennen $600 Reingewinn gemacht hat. Er hat auf das Pferd Nummer 3 gesetzt und gewonnen.

      Von der Anmeldung des hiesigen Caravan Parks aus bringt er mich mit all meinem Habe zu meinem – schaurigen – trockenen und sandigen Platz, wo ich mein Zelt aufstellen soll. Er schreibt mir noch seine Adresse samt Telefonnummer auf, falls Probleme auftreten. Dann soll ich ihn anrufen. Er wird mir helfen. Dann bedanke ich mich. Und er fährt zu seinem Hotel.

      Während ich mein Zelt aufbaue, schweben sehr, sehr lange Zeit Gallahs, die rosafarbenen Kakadus, um die hohen und uralten Bäume, die mein Retter „Sugar-Gum-Trees“ nennt. Die normalen, halbhohen Bäume haben überall Dolden von Blättern am Ende ihrer Äste. Das sind Mallee-Trees. Sie spenden etwas Schatten.

      Heute ist es nun schon spät geworden. Ich sitze im Raum für Mütter mit Kindern, in dem vorhandene Spiele gespielt und in den Büchern gelesen werden kann. Leider ist es hier drin auch sehr heiß. Ich wage aber nicht, die Tür nach draußen zu öffnen, weil sonst Ungeziefer hereinkommt.

      Da mein Tacho seinen Geist nach 34,5 km aufgab, ich aber beim Autofahren an einem Schild sehe, wie weit es noch bis Wirrula ist, fuhr ich 66 km.

      16.01.2013: Ruhetag in Quorn: 0 km

      In der Nacht kühlt es etwas ab. Über mir in der Luft höre ich die unzähligen Gallahs rufen und fliegen.

      An meinem heutigen Ruhetag lasse ich es ruhig angehen. Meine Wäsche ist auf dem hier üblichen Hills Hoyst – einem sich allein im Wind drehenden quadratischen Wäscheständer - schnell trocken. Als Frühstück esse ich die letzten Müslikörner mit Wasser und einigen Nüssen. In meiner roten, dünnen, langen Hose und Kornblumen-Bluse mit langen Ärmeln gehe ich spazieren. Die Sonne knallt schon um 9.00 Uhr mit großer Hitze


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