Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 3. Jörn Kolder

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Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 3 - Jörn Kolder


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„Hauptsache ich habe ordentlich was auf der Schnitte oder auf dem Teller.“

      „Tritts du deinen Mitarbeitern übrigens auch so herzlos gegenüber auf“ bohrte Petra nach.

      „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“ fuhr Bergmann auf „meine Mitarbeiter behandle ich ausgesprochen respektvoll, schließlich habe ich es ja mit qualifizierten Behördenmitarbeitern und nicht mit Rindviechern zu tun.“

      „Und du tolerierst alles, auch wenn mal einer Mist gebaut hat?“

      „Das natürlich nicht, wer seine Leistung nicht bringt der kann sich schon mal frisch machen, das lasse ich nicht durchgehen.“

      „Also ich wundere mich immer mehr über dich, ich dachte, ich kenne dich nach so vielen Jahre Ehe genau aber seitdem du Amtsleiter bist hast du dich verändert, und zwar eindeutig zum Negativen!“

      „Wieso, bloß weil ich Engagement von meinen Mitarbeitern fordere und weiterhin Fleisch essen will, das ist ja lächerlich“ beschwerte sich Bergmann bei seiner Frau.

      „Könnt ihr nicht mal das Thema wechseln“ versuchte Rüdiger zu schlichten „was wollen wir nun im Urlaub unternehmen?“

      „Deine Mutter hat mich ganz aus dem Konzept gebracht“ sagte Frieder Bergmann verärgert zu seinem Sohn „also wir fahren gemütlich rum und wenn wir wollen legen wir irgendwo an und gehen an Land. Wir nehmen die Fahrräder mit und können so auch kleine Radtouren unternehmen. Wenn wir in einem Hafen vor Anker gehen ist ein Ausflug in die Städtchen auch zu Fuß kein Problem.“

      „Und was machen wir die ganze Zeit auf dem Boot wenn wir fahren“ erkundigte sich Petra.

      „Na Rüdiger oder Nils und ich steuern das Boot und haben damit genug zu tun, ihr könnt euch die schöne Gegend ansehen oder euch in der Küche oder beim Putzen nützlich machen“ erklärte Bergmann unvorsichtigerweise.

      „Das kommt gar nicht in Frage“ rief Petra aus „ich bin schließlich nicht deine Haushalthilfe, ich will mich auch erholen.“

      „Das war nicht so gemeint“ beschwichtigte Frieder Bergmann „natürlich gehen die Aufgaben an Bord reihum, jeder ist mal dran. Wer frei hat kann lesen, Kaffee, Bier oder Wein trinken, also sich total entspannen. Und wenn einer baden will stoppen wir einfach, denn man kann über eine kleine Plattform am Heck bequem ins Wasser gehen. Ein Fernseher ist ebenfalls an Bord und im Heckbereich gibt es noch eine große Sitzgruppe, da kann man sich schön unterhalten.“

      „Weitere Ausstattung“ fragte Claudia.

      „Es gibt im Bug zwei Doppelkabinen, im Heck eine weitere, dort auch noch eine Kabine mit Etagenbett, vorn und hinten gibt es Nasszellen mit Duschen und jeweils einem Marine-WC sowie Stauräumen, mittschiffs befindet sich der Salon mit einer Sitzgruppe, diese Pènichette – das Schiff ist kleinen französischen Frachtbooten nachempfunden - ist für bis zu 9 Personen geeignet. “

      „Wie groß“ fragte Claudia weiter.

      „14 Meter lang, knapp 4 Meter breit und fast 3 Meter hoch.“

      „Was ist ein Marine WC“ erkundigte sich Rüdiger.

      „Ein Klo, bei dem man die Fäkalien selbst wegpumpen muss und so in das Gewässer spült“ sagte Frieder Bergmann lässig.

      „Das ist ja eklig, ich muss das selbst wegpumpen und dazu in das Becken sehen ob alles weg ist“ fragte Petra „und der Unrat wird einfach so in das Wasser gespült?“

      „Na klar, das macht man seit Jahrhunderten so“ erwiderte Frieder Bergmann „und das bisschen Scheiße geht doch locker in dem anderen Dreck im Wasser unter.“

      „Gerade hast du noch erklärt, dass man ganz wunderbar vom Boot aus Baden gehen kann“ regte sich Petra auf „ich stelle mir jetzt vor, wie ich beim Schwimmen auf ein Stück …, nein das will ich mir lieber nicht vorstellen!“

      „Sei doch nicht so empfindlich, ich denke, dass sich die Kacke irgendwann im Wasser auflöst und gar nicht mehr zu spüren ist. Also ich werde täglich baden gehen. Außerdem haben wir ja Duschen an Bord, da kann man sich zur Not abspülen.“

      „Und Oma und Peter kommen wieder mit“ erkundigte sich Rüdiger.

      „Na klar, auch Paula und Nils gehören zur Crew“ antwortete Frieder Bergmann „wir werden einen Heidenspaß haben und sicher wieder eine Menge erleben. Also ich freue mich riesig auf unseren Urlaub.“

      „Was müssen wir denn alles mitnehmen“ fragte Petra.

      „Ich habe mir auf Arbeit ein wenig von meiner begrenzten Zeit abgeknapst und schon eine Ausrüstungsliste erstellt. Schau sie dir ruhig mal an“ sagte Bergmann und reichte das Blatt an seine Frau weiter.

      Diese las und schaute ihren Mann verblüfft an.

      „Was soll das denn zum Beispiel bedeuten: 5 K. B., 2 K. W., 8 F. JT, Klopi, Wu, Bu,?“

      „Na das ist doch klar“ antwortete Bergmann „5 Kisten Bier, 2 Kisten Wein, 8 Flaschen Jagertee, Klopapier, Wurst, Butter.“

      „Frieder, wir wollen ein Hausboot mieten, keinen Großraumfrachter. Wo soll das überhaupt alles untergebracht werden? Etwa in den Kabinen?“

      „Natürlich nicht, es gibt einen Vorratsraum, dort können wir die Sachen verstauen.“

      „Meinst du nicht, dass 5 Kästen Bier ein wenig üppig sind?“

      „Nein, stell‘ dir mal vor, wir schippern unter der sengenden Sonne über die Flüsse, da werden wir schon mächtigen Durst bekommen.“

      „Aber den kann man doch besser mit Mineralwasser löschen, außerdem willst du ja das Boot steuern.“

      „Bitte Petra, im Urlaub möchte ich es mir schon gemütlich machen und gegen ein Bierchen wird auch die Wasserschutzpolizei nichts haben.“

      „Na, ich weiß nicht so recht …“

      „Das lass‘ mal meine Sorge sein, dann laden wir die Typen eben auf einen Drink ein. Einen Jagertee werden die bestimmt nicht ausschlagen.“

      „Und Abends“ fragte Claudia.

      „Liegen wir vor Anker, schwatzen, spielen Karten, legen eine Planke ans Ufer und machen an Land ein Feuerchen, grillen Würstchen, trinken einen und entspannen uns total.“

      „Hm, so langsam gefällt mir die Sache“ meinte Petra „aber wird es nicht ein bisschen eng auf dem Boot für uns alle?“

      „Ach i wo, in den Kabinen kommen wir alle unter, ein paar können im Salon sitzen, die anderen draußen im Heck, alles kein Problem.“

      „Dann buchen wir jetzt das Boot für 10 Tage, einverstanden?“

      „Ja.“

      Frieder Bergmann setzte sich an den Laptop, gab ihre Daten ein und schickte die Buchungsanfrage ab, nach 20 Minuten hatte er die Bestätigung, sie würden am 15 Juli in Jabel an Bord gehen.

      Frieder Bergmanns Arbeitstag hatte mittlerweile eine gewisse Routine angenommen und er pflegte jetzt schon einige Rituale. Dazu gehörte unter anderem, dass er gegen 9 Uhr mit seinem Jaguar vorfuhr und diesen in der Tiefgarage abstellte. Dann betrat er den Kellergang welcher zum Fahrstuhl führte, ging aber nicht direkt dorthin sondern bog erst einmal in das dritte Zimmer links ab, dessen Tür aus Metall bestand und recht schmucklos aussah. Ohne anzuklopfen öffnete Bergmann diese und wurde im gleichen Augenblick von Rauch eingehüllt. Drei Männer und eine Frau starrten ihm entgegen und auf sein „Moin“ antworteten sie mit einem fröhlichen „Ebenfalls“. Bergmann ließ sich auf einem wackligen Stuhl nieder, nestelte eine Zigarette aus der Packung und zündete diese an. Dann rauchte er bedächtig und lauschte dem Gespräch der anderen, wenn es ihm passend erschien gab er eine Bemerkung ab. Dabei wählte er stets eine Mischung aus intellektuellem Anspruch und bodenständiger Direktheit, das schien nach seinem Empfinden bei seinen Mitarbeitern


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