Was dieses Weib so alles treibt. Monika Starzengruber

Читать онлайн книгу.

Was dieses Weib so alles treibt - Monika Starzengruber


Скачать книгу
den vergangenen Jahren ihrer Hausfrauentätigkeit viel getan und sie hatte einiges nachzulernen.

      Wochen später, kurz vor dem Abendessen, trommelte sie ihre Meute zusammen.

      „Ich verstehe immer arbeiten.“ Klaus begriff nicht. Im Gegensatz zu Mutter, die schaltete sofort. „Du bist verheiratet, hast Kinder die dich brauchen, und zwar zu Hause brauchen, und dann steht in Frage, ob du der Doppelbelastung von Hausfrau und Beruf überhaupt gewachsen bist.“

      „Aber Mutter, von einer Doppelbelastung kann in meinem Fall wirklich keine Rede sein. Den Haushalt erledigst wie immer du.“

      „Du vergisst, dass ich eine alte Frau bin.“

      „Bisher warst du kerngesund, und falls es nötig sein sollte, kann ich jederzeit aufhören zu arbeiten.“

      „Ist es dort dreckig, wo du arbeiten willst?“ mischte Florian sich wichtig in das Gespräch. Luisa achtete nicht auf ihn. Sie wusste natürlich, was Klaus von berufstätigen Ehefrauen hielt, nämlich gar nichts. Besonders dann nicht, wenn es die eigene Frau betraf. Wahrscheinlich, weil eine berufstätige Frau an seinem Selbstbewusstsein nagte. In diesen Dingen war und blieb er altmodisch

      „Ob es dort dreckig ist, wo du arbeiten willst.“

      „Was sagtest du, Flori?“

      Florian wiederholte den Satz lautstark: „Ob e s dort dreckig ist, w o d u arbeiten willst!“

      „Wie kommst du darauf? Ich hoffe nicht.“

      „Und du meinst, es macht dort nie einer was dreckig?“

      Daniel, fand, dass viel Wirbel um nichts gemacht wurde. „Wenn Mutter arbeiten will, soll sie es, andere Frauen arbeiten auch. Frauen werden dann selbstsicherer.“

      Luisa staunte. „Woher nimmst du die Weisheit denn?“

      „Gehört zur Allgemeinbildung.“

      “Dann muss ich ja sehr ungebildet sein“, bemerkte Klaus trocken.

      Luisa zeigte Ungeduld. „Mir fehlt keine Selbstsicherheit, mir fehlt Arbeit.“

      „... und dort macht keiner was dreckig?“

      Luisa wurde ärgerlich. „Jetzt halt bitte den Mund, Flori!“

      „Aber das ist wichtig, sehr sogar“, beharrte Florian auf Antwort.

      „Es ist ungezogen, Erwachsene im Gespräch zu unterbrechen“, tadelte Mutter, „wenn du nicht artig bist, darfst du heute nicht fernsehen.“

      „Macht dort jemand Dreck oder nicht?“, schrie Florian ungerührt.

      Nur die Ruhe bewahren, Luisa, du hast nur das eine Nervensystem, und das kannst du nicht wechseln, wie einen geplatzten Reifen. „Es trampelt keiner mit lehmbeschmierten Schuhen auf dem Teppich herum, und es verstreut keiner Sand aus der Sandkiste, wenn es das ist, was du meinst – zufrieden?“

      „Dann kannst du ruhig zu Hause bleiben. Ehrlich, Mama, die brauchen dich gar nicht.“

      Scheinbar war er der Ansicht, dass seine Mutter in Zukunft als Putzfrau fungieren wollte.

      Verständlich, da er Luisa bisher nur als Hausfrau und Mutter erlebte. Sie sich in einer anderen Tätigkeit vorzustellen, ging wohl über seine Vorstellungskraft. Gleichwohl er nicht Unrecht hatte. Putzfrau oder Hausfrau - wo lag da der Unterschied?

      Dann bemerkte Klaus: „Du redest, als wenn du bereits eine Stellung hättest.“

      Zaghaft gab Luisa durch ein Nicken zu verstehen, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Nun war sie geplatzt die Bombe. Sekundenlang war es still. Sogar Florian, der trotz seiner Fragen von allem nicht viel verstand. Wie immer, nach einer Explosion, erwartete man auf den Schock eine Panik. In Luisas Fall folgte zwar keine Panik, aber eine Predigt, die sich gewaschen hatte. Luisa hatte sie kommen sehen und ließ sie über sich ergehen, aber nicht allzu lang.

      „Ich weiß gar nicht, warum ihr euch aufregt? Wie könnt ihr nur so kleinlich und altmodisch denken.“

      Klaus suchte weiterhin nach überzeugenden Worten. Ihm fiel nichts anderes mehr ein, als:: „Ich verdiene genug für uns alle.“

      „Aber hier geht es doch nicht ums Verdienen. Ich brauche eine Beschäftigung!“

      Nun zog er doch noch einen Trumpf aus dem Ärmel. „… wenn ich nach Hause komme, will ich von einer entspannten und ausgeglichenen Frau empfangen werden, und nicht von einer nervösen und total ausgelaugten.“

      Aha, daher weht der Wind. Egoist, du bist mein Gatte.

      „Was heißt total ausgelaugt? Das Einzige, das ich machen werde, ist auf dem Stuhl zu sitzen, den Computer zu bedienen und vielleicht das Telefon. Aber wenn du mich unbedingt jeden Abend total ausgelaugt sehen willst, kann ich dabei ja Kniebeugen machen, Professor!“

      Gut, guut, guuut, sollte sie ihn nur so nennen, okay. Schließlich stimmte es. Er war Professor an der HAK und unterrichtete Betriebswirtschaft, Rechnungswesen und kaufmännisches Rechnen, und weiß Gott, er hatte ein Recht auf diesen Titel. Aber verdammt noch mal, musste sie unbedingt dabei diesen verächtlichen Ton gebrauchen?

      „Wie heißt denn die Firma, bei der du arbeiten willst?“, mischte Mutter sich ein. Das war zwar völlig nebensächlich, aber was hätte sie sonst fragen sollen, um die hitzige Diskussion zu mildern?

      „Schöller & Co. ein Zeitschriftenverlag“, antwortete Luisa ein wenig ruhiger geworden, mit belegter Stimme.

      Klaus schüttelte den Kopf. Er verstand seine Frau nicht. „In den Jahren vorher war nie die Rede von einem Beruf, warum jetzt?“

      „Das Leben, das ich führe seit Mutter bei uns ist, füllt mich nicht aus. Drei Frauen, ein Haushalt, wie stellst du dir das auf Dauer vor?“

      „Auf Marie könnten wir leicht verzichten“, stichelte Mutter.

      „Dann wäre immer noch eine zu viel im Haus“, entgegnete Luisa, ungerührt und entschlossen ihr Vorhaben durchzusetzen.

      „Besser ich gehe in meine Wohnung zurück“, sagte Mutter.

      „Ach, Unsinn. Du bist hier und du bleibst hier“, entgegnete Luisa. Sie hatte sich dem Gedanken wieder ins Berufsleben einzusteigen bereits derart arrangiert, dass sie für keine anderen Vorschläge mehr empfänglich war. Zu Klaus gewandt setzte sie fort: „Eines kann ich dir jetzt schon sagen, wenn du in Zukunft keine doppelten Mahlzeiten zu dir nehmen willst, sei auf meiner Seite. Ich habe nämlich nicht die Absicht meine Hände weiterhin im Schoß liegen zu lassen.“

      „Es wird nicht gut gehen.“

      „Es wird gut gehen.“

      Pause. Klaus überlegte.

      „Was meint ihr dazu?“, fragte er die Kinder, die bisher die Diskussion stumm aber interessiert mitverfolgten.

      „Ich bin dafür“, wiederholte Daniel.

      „Oma ist ja da“, meinte Gerda leichthin.

      „Ja, Oma ist da“, beruhigte Florian sich selbst.

      Mit seiner Zustimmung waren Klaus und Mutter überstimmt. Klaus war nicht blind, er hatte natürlich bemerkt, dass Mutter im Laufe der Zeit mehr und mehr das Zepter im Haus an sich gerissen hatte und Luisa damit nicht glücklich war und sich langweilte. Wie sie war er der Meinung, irgendwas musste geschehen. Jedoch dachte er eher an einen Seniorenclub für Mutter und nicht an eine berufstätige Ehefrau. Aber Klaus war ein kluger Mann. Er erkannte, wann er vor einer unumstößlichen Tatsache stand, an der Argumente nur mehr abprallten. Deshalb lenkte er ein: „Ich kann nur einverstanden sein, wenn Mutter es auch ist. Wenn sie weiterhin die Pflichten der Hausfrau bei uns übernehmen will, soll es mir recht sein.“

      Fünf Augenpaare richteten sich gespannt auf Mutter.

      „Was seht ihr mich so an? Es bleibt mir ja nichts anderes übrig, oder soll ich euch etwa verhungern und verkommen lassen?“

      Luisa


Скачать книгу