mit Machen. Hermann Brünjes

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mit Machen - Hermann Brünjes


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geprägt. Später hat er in theologischen Aufsätzen und seinem Buch »Auszug aus dem Schneckenhaus« (Neukirchner Verlag) entfaltet, was sich aus diesem Ansatz für die kirchliche Arbeit ergibt.

      Im Zusammenhang unseres Themas »mit Machen« sind viele Aspekte eines an der Verheißung orientierten Glaubens und Handelns sehr hilfreich. Also riskiere ich hier gewisse inhaltliche Doppelungen mit anderen Veröffentlichungen.

      Wir orientieren uns vor allem an der Fassung des Speisungsberichtes nach Matthäus (Mt. 14,13-21).

      »Gebt ihr ihnen zu Essen!« (V. 16) heißt es dort.

      Die Aufforderung Jesu ist eindeutig. Die Jünger sollen der versammelten Gesellschaft Nahrung geben. Deren Frage ist nur: Woher nehmen, mitten in der Einöde? Okay, fünf Brote und zwei Fische haben wir ja gefunden. Aber was ist das bei fünftausend hungrigen Menschen? Nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Was du da verlangst, Jesus, ist doch unmöglich!

      

       Eindeutig herausgefordert

      Es fällt auf, dass sich das Muster aus dem Bericht von der Speisung in anderen Texten vielfach wiederholt.

       Als Petrus berufen wird, sollen die Fischer ihre Netze auswerfen – mitten auf dem See, mittags nach erfolglosem Fischfang in der Nacht. Unmöglich, dass sie Erfolg haben. Falsche Zeit, falscher Ort, gegenteilige Erfahrungen! Doch Jesus fordert sie heraus. »Werft eure Netze aus!« (Lk. 5,1-11).

       Gleiches auf dem See Genezareth, kurz nach der Speisung und mitten im bedrohlichen Sturm: Petrus soll vom Boot auf das Wasser gehen. »Komm her!« Unmöglich! Gegen alle Naturgesetze (Mt. 14,22-32)

       Ähnliches geschieht auch bei Krankenheilungen. Jesus fordert den Gelähmten am Teich Bethesda auf: »Stehe auf, nimm dein Bett und geh!« Welch eine Aufforderung für einen Gelähmten! (Joh. 5,8)

       Oder kurz vorher: Ein Bediensteter des Königs bittet ihn, seinem kranken Sohn zu helfen. Jesus schickt den Mann nach Hause: »Gehe hin, dein Sohn lebt! Der Mensch glaubte dem Wort Jesu und ging,« heißt es sachlich und schlicht (Joh. 4,49)

       Dem Blindgeborenen trägt Jesus einen Brei auf die Augen auf und weist ihn an: »Gehe hin zum Teich Siloah und wasche dich.« Der tut das, auch wenn er vermutlich auf eine unmittelbare Heilung gehofft hatte (Joh. 9,7)

      Die Bibel ist voll von solchen Herausforderungen, etwas zu tun. Jesus sagt etwas – Angesprochene tun es. Und oft ist das, was Jesus sagt, aus Sicht des »gesunden Menschenverstandes« reichlich fragwürdig oder sogar abwegig. Wie soll das gehen?

      »Wir haben ja nur ...«, und nun wird das Wenige, was nicht reicht, aufgezählt. Fünf Brote, zwei Fische. Zu wenig Glauben und zu viele Zweifel. Zu wenig Geld. Keine Kraft mehr. Schlechte Erfahrungen gemacht. Keine Zeit. Aufstehen, das geht nicht. Alle Arztbesuche waren vergeblich. Wir haben nicht genügend Leute und wenn welche da sind, dann sind es die Falschen. Die packen das nicht.

      Mangel-Orientierung

      Mangel und Defizit fesseln unseren Blick und knebeln unsere Gedanken. Wie soll es mit der Kirche weitergehen, wenn sie 2030 nur noch halb so viele Mitglieder hat wie heute? Da reicht doch das Geld für die Mitarbeiterstellen hinten und vorne nicht! Na ja, schon jetzt haben wir viel zu wenig junge Leute, die Theologie studieren. Das funktioniert doch alles nicht mehr.

      Kommt Ihnen das bekannt vor? Mir ja. Es ist der gleiche Einwand wie ihn jene Jünger damals hatten. »Es reicht doch nicht!« Solche Mangel-Orientierung findet sich heute in der Kirche genauso wie in Gesellschaft und Politik. Vor Augen gemalt wird ständig, was nicht geht und nicht möglich ist. Auch im persönlichen Leben packt uns solche Defizit-Orientierung. »Ich schaffe das nicht!« Meine Begabungen reichen nicht, ich habe zu wenig Geld und noch weniger Zeit. Ich bin nicht schön genug, nicht reich genug und habe nichts zu sagen. Mein Glaube reicht dazu nicht aus. Es geht nicht ...

      »Gebt ihr ihnen zu essen!« Das empfinden wir oft als Überforderung. Immer dort, wo solche Herausforderungen an uns herangetragen werden, sind wir schnell auf unser Defizit und auf unseren Mangel fixiert. Und das hat Folgen ...

      

       Angst macht sich breit

      Mangel-Orientierung schürt unsere Angst. Die Angst, es nicht zu schaffen. Die Angst, dass unsere Kirche vermutlich noch vor dem Klima zusammenbricht. Die Angst, auch den kleinen Rest noch zu verlieren, jene Treuen, die heute »noch« da sind.

      Der Soziologe Heinz Bude macht in seinem Buch »Gesellschaft der Angst« (2014) deutlich, wie weite Kreise der Gesellschaft in Europa von Angst dominiert werden. Populisten, Brexit, Terrorismus, Finanzkrise, Fremdenfeindlichkeit usw. – Angst bekommt viele Facetten. Es ist immer die Angst, etwas zu verlieren – am Ende vielleicht gar das Leben.

      In einem mit dem Autoren Heinz Bude geführten Interview (www.zeitzeichen.net) beschreibt er Grundrichtungen der gegenwärtigen Ängste: Zum einen wird Gesellschaft bei uns seit Jahrzehnten als Leistung des Einzelnen beschrieben. Jeder Einzelne übernimmt in aller Freiheit Verantwortung für sein Leben. Wenn alle dies machen, wird das System stabil. »Wenn jeder das Seine dazu beiträgt, gelingt das Ganze!« »Auf mich kommt es an!« Aber so schön dies klingt, so überfordert bin ich als Gestalter der Gesellschaft. Die Rechnung, dass, wenn jeder für sich selbst sorgt, für jeden gesorgt ist, geht nicht auf. Ob reich oder arm, unsere Sicherheit, Frieden, Klimastabilität, sozialer Frieden und vieles mehr sind durch mein persönliches Engagement nicht zu gewährleisten. Diese Herausforderungen können nur gemeinsam, politisch und global angegangen werden. Folglich setzen wir auf Politik und Politiker – und werden maßlos enttäuscht. Auch unsere gewählten Staatslenker sind überfordert, allemal wenn es um globale Aufgaben geht. Bis hin zur neu aufkommenden Kriegsangst angesichts der Entwicklung im Nahen Osten wird Angst zum alle verbindenden Grundgefühl ... und Lösungen oder gar ein Ausweg sind nicht in Sicht.

      Zurück zur Speisungsgeschichte. Auch die Jünger bekamen damals vermutlich Angst angesichts der Herausforderung Jesu. »Es ist zu wenig!« Wir können die Vielen nicht satt machen. Wir können den Willen unseres Herrn nicht erfüllen. Seine Erwartungen an uns sind viel zu groß. Wir sind überfordert. »Herr, was ist das unter so viele?«

      Und was passiert bei Angst? Wie wirkt es sich aus, wenn wir auf den Mangel fixiert sind und auf das, was nicht geht? Wir haben diverse Beispiele vor Augen.

      

       Das Kaninchen vor der Schlange

      Nur nicht bewegen. Stillstand. Nicht auffallen. In mein privates Nest flüchten. Rückzug aus allen Ämtern. Reisen, Urlaub, Abenteuer. Ich bin dann mal weg.

      Lähmung ist ein Ausdruck unserer Angst. Der Rückzug auf meine kleine Insel, ob sie nun Haus und Garten, Kirchengemeinde, Gesprächskreis, Familie, Hobbygruppe, Sportverein, Urlaubsinsel oder einfach nur Privatleben heißt, ist zweitrangig. Immer dort, wo wir passiv und bis hin zur Resignation verharren und nichts mehr gestalten und verändern, hat uns die Lähmung im Griff.

      Ob solch Stillstand ein Grund ist, dass die Kirche für Jugendliche nicht attraktiv ist? Nicht überall, aber in manchen Gemeinden soll immer alles so bleiben, wie es schon immer war. Auch wenn gelegentlich ein paar »moderne« Lieder hinzukommen (z.B. »Danke« von 1963, also dreimal so alt wie heutige Jugendliche!) und ein »Laie« einmal eine Lesung übernimmt – das Sagen haben die Pfarrer, die alteingesessenen Kirchenvorsteher, Küsterin und Kantor. Ja, es gibt Gemeinden, die sich nicht vom Fleck bewegen, so als hielte ihnen jemand eine Pistole an den Kopf. »Wenn du dich bewegst, bist du tot!« Deshalb verändere nichts, verharre in dem, was du denkst, singst, predigst und an sonstigen Äußerungen von dir gibst. Solange noch ein paar kommen, gibt es dich noch. Halleluja! Aber wenn du die letzten treuen Seelen mit überraschenden Bewegungen vergraulst, kannst du den Laden schließen ... Arme Gemeinde. Dabei geht der Schuss nach hinten los.

      Im privaten Bereich und persönlichen


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