Kreuzfahrt-Neulinge. Jens Wahl

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Kreuzfahrt-Neulinge - Jens Wahl


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aus. So oft wie diese Nacht war meine Frau die ganze Reise noch nicht auf der Toilette gewesen. Mir taten nicht nur meine Frau, sondern auch unsere Kabinennachbarn leid, die durch die lautstarke Spülung wohl nicht viel mehr Schlaf als wir hatten.

      Gegen 5 Uhr beruhigte sich ihr Darm (oder war endlich leer) und dann schliefen wir bis gegen 9 Uhr. Als wir an Deck gingen, lag die Cara schon fest vertäut in Ilheus. Im Endeffekt mussten wir froh sein, dass die Ausflüge hier bei unserem Interesse schon komplett ausverkauft waren - eine Teilnahme wäre meiner Frau nicht möglich gewesen.

      Da auf Nachfrage bei keinem anderen Mitreisenden das Gleiche aufgetreten war, vermutete meine Frau, dass sie schon vor ein paar Tagen irgendetwas gegessen hatte, das als Stopfmittel wirkte. Normalerweise reagiert ihr ziemlich empfindlicher Darm auf jeden Kaffee und O-Saft, nicht aber hier auf dem Schiff. So hatte sich Einiges bei ihr ansammeln können und verursachte letztendlich die Darmstörung. Dies wäre logisch, aber ob dies so ist, werden wir wohl nie heraus bekommen. Vielleicht hat sie auch nur die Preiselbeeren nicht richtig vertragen, was aber nicht erklären würde, weshalb sie bis gestern so wenig Stuhlgang hatte. Aber lassen wir dieses „Scheiß-Thema“.

       Ilheus vom Schiff gesehen mit der Catedral de São Sebastião.

      Tagsüber testete die Mannschaft ziemlich lautstark die Tenderboote.

      Wir hielten uns im Außenbereich von Deck 6 auf, um einen möglichst kurzen Weg zur Kabine zu haben. Doch das war nicht mehr nötig. Zum Mittag wurde der Magen meiner Frau mit einem trockenen Brötchen wieder langsam ans Arbeiten gewöhnt und beim Auslaufen ging es ihr bereits deutlich besser.

      Im Endeffekt mussten wir froh sein, dass dies nicht erst 1-2 Tage später aufgetreten ist und jetzt noch ein Seetag zwischen uns und Rio lag.

      Bei zunehmender Bewölkung starteten wir 17 Uhr Richtung Rio.

       Fischkutter in Ilheus

      Nach dem Abendessen erfuhren wir bei Frau Preiß, dass ihre Bemühungen umsonst waren, sie hätte keinen bei Iberia erreicht. Aber wir würden am Flughafen durch AIDA-Mitarbeiter unterstützt werden, um doch noch zu zwei nebeneinander befindlichen Sitzplätzen zu kommen. Tolle Aussichten! Auf unsere Frage, weshalb sie uns erst mal was von schon erfolgten Reservierungen erzählt hatte, hieß es, dass sie das nie gesagt habe. Sind wir nicht nur paranoid, sondern auch noch senil? Und das gleichzeitig alle beide? Weshalb wollte sie uns dann die reservierten Sitzplatznummern mitteilen? Fragen über Fragen. Und der an sich allgemeine bayerische Begriff „Saupreiß“ nahm eine sehr konkrete Gestalt an.

       06.11.12 1 Seetag - unser Letzter

      Das Wetter war wieder besser und der Darm meiner Frau auch - mit wenigen leichten Happen wurde er wieder angelernt.

      Im Laufe des Vormittages hieß es „Wale backbord voraus“. Wir konnten nur wenige, relativ weit entfernte beobachten und fotografieren. Eine Mitreisende erzählte uns, dass sie schon kurz nach dem Aufstehen ganz nah am Schiff einen Wal gesichtet hatte - wer trägt allerdings beim Jogging einen Fotoapparat mit sich herum? So ein Pech hätten wir sicherlich auch gehabt.

       Schwanzflosse eines weit entfernten Wales (Foto mit 12-fach optischem Zoom).

      Den Nachmittag verbrachten wir dann im Bugbereich von Deck 6 sehr ruhig und ungestört. Möwen begleiteten uns und mehrere Schiffe kreuzten unseren Kurs. Das Wetter wurde immer besser und so stieg auch die Hoffnung, gutes Wetter in Rio zu haben.

       07.11.12 Rio den Janeiro: Ankunft und Ausflug zum Corcovado

      Mit wenigen Wolken am Himmel fuhren wir in Sichtweite der Küste südlich Richtung Rio. Dann kam eines von Rios Wahrzeichen viel früher in Sicht, als erwartet. Mehr als 2 Stunden vor dem Anlegetermin war - aus noch ziemlich großer Entfernung - der Corcovado zu sehen. Die Häuser unten am Strand lagen in einer dichten Wolkenschicht. So langsam drängelte sich alles auf Deck 11 und versuchte, die beste Position zum Fotografieren zu bekommen. Doch je näher wir Rio kamen, umso höher stieg die dicke Wolkenschicht, bis dann irgendwann die Häuser am Strand frei und der Corcovado nicht mehr zu sehen war. Von der Brücke aus begann Herr Giezendorf, uns an seinem Wissen über Rio per Lautsprecher teilhaben zu lassen. Der bis dahin frei gehaltene Platz an der Backbordseite fürs Fotoshooting wurde wegen der vielen Wolken vom Fototeam wieder geräumt. Der Zuckerhut war sehr gut sichtbar, und als die Cara etwa an der schmalsten Stelle der Einfahrt in die Guanabara-Bucht war, war auch schon der Lotse an Bord.

       Der Zuckerhut, links hinter dem Urca-Hügel in den Wolken der Corcovado.

      Was an diesem Tag etwas nervte: Trotz der vielen Fotowütigen auf Deck 11 drehte joOp unverdrossen seine Joggingrunden durch die Massen und musste sich deswegen von mehreren Mitreisenden einige böse Bemerkungen anhören.

      Alle an Bord hofften, dass die Wolken weiter nach oben steigen und so der Corcovado noch sichtbar würde. Nach dem Passieren des Zuckerhutes gingen wir, wie viele andere auch, zum Mittagessen und machten uns dann für den geplanten Ausflug fertig, der unmittelbar nach dem Anlegen um 14 Uhr starten sollte.

       Skyline des Stadtzentrums von Rio, vor den Häusern der nationale Flughafen.

      Nach dem unvermeidlichen Treff an der Aidabar ging es rechts am Transfergebäude vorbei direkt in die Busse. Unser Stadtführer Jürgen Agatz (etwa Mitte 50) war schon in Rio geboren worden; sein Vater war vor vielen Jahren als Ingenieur hierhergekommen. Die Busfahrt ging quer durch die Stadt, vorbei an den Tribünen für den Karnevalszug durch die bekannten Stadtteile Ipanema und Copacabana, alles erklärt durch „Onkel Jürgen“.

       Ein ziemlich leerer Strand von Copacabana.

      Danach ging es zur Talstation der Zahnradbahn zum Corcovado. Hier mussten wir etwa eine halbe Stunde warten, bis es losging. Die Fahrt führte durch Regenwald, der ein Teil der Stadt ist. Oben angekommen war die Enttäuschung groß: keine Sicht nach unten und auch kaum welche nach oben. Wenn mal ganz kurz eine Wolkenlücke die Christusfigur freigab, jubelten die dort wartenden Massen (nicht nur AIDA-Passagiere, auch viele Brasilianer waren darunter). Wir hatten das Glück, für etwa 2 Sekunden die Christusfigur ohne Wolken vor blauem Himmel zu sehen - und ich hatte da gerade auf Video umgestellt und die Kamera um 90 Grad gedreht. So haben wir in unseren Videos eine liegende Christusstatue. Natürlich wurde daraus ein Bild exportiert und gedreht.

      Die Preise im Andenkenladen waren mehr als saftig: Für eine ca. 5 cm kleine Gipsfigur vom Chrischto (dieser Begriff ist von der „Oma“) wollten die umgerechnet 44 Euro. Wir kauften nur ein paar Ansichtskarten.

       Das war schon eine fast gute Sicht!

      Aufgrund des Staus in der Stadt und der Warterei an der Zahnradbahn konnten wir nicht die geplante Stunde auf dem Corcovado verbringen, sondern mussten schon nach etwa 40 Minuten wieder los. Ein bisschen kamen wir uns vor wie die Japaner, die so in 2 Stunden ganz Europa „besichtigen“, zumal „Onkel Jürgen“ auch immer seine Kelle mit der Nr. 5 hochhielt.


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