Kreuzfahrt-Neulinge. Jens Wahl
Читать онлайн книгу.Da wir vorhatten, in einigen Jahren nochmals Rio zu besuchen, ließ sich meine Frau von Jürgen eine Visitenkarte geben. Im Transfergebäude wurden wir von Brasilianern einem Sicherheitscheck unterzogen und im Schiff dann nochmals von der Besatzung. Nach dem Abendessen gingen wir wieder an Deck und konnten erstmals die Christusstatue von „unten“ sehen.
Jetzt ist der „Chrischto“ vom Schiff aus sichtbar.
Auf Deck 11 trafen wir dann “die Oma“ und fielen aus allen Wolken, als sie uns erzählte, dass sie morgen früh den Ausflug auf den Corcovado gebucht hatte. Aus mehreren Berichten wussten wir schon vor der Reise, dass morgens eine bessere Sicht sein sollte, und wollten eigentlich den heute durchgeführten Ausflug auch erst morgen früh machen - online war aber der Corcovado nur heute Nachmittag zu buchen gewesen. Die Oma hatte ihren Ausflug bei Madeira auf der Cara gebucht und damit zeitlich nach uns. Also ist es nicht unbedingt ratsam, immer alles im Voraus zu buchen. Oder anders herum: Immer noch einmal prüfen, ob die gewünschte Variante inzwischen vielleicht doch noch verfügbar sein sollte.
Abends sahen wir uns dann den heute gedrehten Film des Fototeams im Cara-TV-Kanal über Rio an. Darin berichtete ein Mitreisender, der in einer anderen Besuchergruppe war, dass er im Vorjahr schon einmal die gleiche Tour mitgemacht und gar nichts gesehen hatte - der Mann war überglücklich, den Chrischto wenigstens jetzt im Nebel gesehen zu haben. So relativ ist Glück. Und sein Stadtführer meinte im Film mit bestem fränkischem Akzent, dass das heute ein „Ausflug mit limitierter Aussicht“ war. Ich fand dann auf unserer Kamera noch ein paar einzelne Fotos mit „limitiertem“ Blick nach unten zwischen den Wolkenfetzen hindurch und meine Frau konnte sich gar nicht erklären, wann ich die geknipst haben sollte.
08.11.12 Rio de Janeiro: Ausflug zum Zuckerhut und Abschied
Als wir morgens auf Deck 11 nach dem Corcovado schauten, war dieser ganz in Wolken gehüllt. Doch die Sonne zauberte eine tolle Stimmung:
Morgenstimmung vom Schiff
Wir gingen gegen 7 Uhr frühstücken, denn 8 Uhr sollte es zum Zuckerhut losgehen.
Heute hatten wir Lieselotte als Stadtführerin im Bus, eine wohl fast 70-jährige. Sie fuhr mit uns eine andere Tour als gestern Jürgen über die Stadtteile Flamengo und Botafogo direkt zur Copacabana, dort entlang und dann zum Zuckerhut. Auf einem Videoclip hatten wir zufällig ihren Ausspruch „Du trinkst die Milch einer Kokosnuss und dann bist Du fit für den ganzen Tag.“ aufgenommen. Zu Hause machte ich dann daraus: „Du kriegst eine Kokosnuss auf den Kopf und dann bist Du platt für den ganzen Tag.“
An der Talstation war mal wieder Geduld haben angesagt aufgrund der vielen Touristen. Die erste Teilstrecke führte uns mit der Seilbahn auf den Urca-Hügel. Von hier war dann auch der Corcovado frei sichtbar und alle schossen viele Fotos. Während Lieselotte noch einiges erklärte, suchte meine Frau schnell noch eine Toilette auf. Als wir danach weiter fahren wollten, war die gesamte Reisegruppe schon auf dem Weg auf den Zuckerhut - Lieselotte hatte ihre beiden paranoiden Schäfchen vergessen. So stellten wir uns bei der Seilbahn an, nahmen 7 Minuten später die nächste aufwärts und meldeten uns dort bei der doch etwas überraschten Lieselotte. Deshalb hatten wir allerdings nur etwa 15 Minuten zum Schauen, dann ging es schon wieder abwärts - ärgerlich.
Der Corcovado ist mal zu sehen, aber die Wolken über ihm sind schon wieder dicht.
Die Strände, im Hintergrund die Morro dos Dois Irmãos (Hügel der zwei Brüder).
Zumal das nächste Ziel eine unter der ehemaligen Militärdiktatur errichtete Kathedrale sein sollte, die selbst bei den Brasilianern keinen großen Zulauf hat. Also mussten wenigstens die Touris dorthin geschleppt werden. Auf dem Platz vor der Kathedrale sahen wir rechts oben zum letzten Mal auf dieser Reise den Chrischto - aber das wussten wir damals noch nicht.
Nach ca. 30 Minuten Kathedrale, die wir viel lieber auf dem Zuckerhut verbracht hätten, ging es zurück zum Hafen - das war es also.
Mittag essen und dann begannen wir, die Koffer zu packen. Diese mussten ja heute Nacht 2 Uhr vor der Kabinentür stehen. Um 14:38 Uhr „klackte“ es an unserer Kabinentür: Eine Nachricht von Frau Preiß mit dem Inhalt, dass Sie nichts erreichen konnte, wir aber durch die örtliche Agentur am Flughafen Unterstützung bei der Überwindung von Sprachbarrieren erhalten werden.
16 Uhr ertönte für uns zum letzten Mal auf dieser Fahrt der AIDA-Auslaufsong, während der Corcovado wieder mal hinter dicken Wolken verborgen war. Es zog Regen auf.
Wir legen 2012 ein letztes Mal ab - Servus Rio. Dahinter der Corcovado in Wolken.
So konnten wir bei der Ausfahrt Richtung Santos auch kaum noch etwas an den Stränden erkennen und hatten doch gehofft, die Morro dos Dois Irmãos am Ende von Leblon von der Seeseite zu sehen - Regen und Wind wurden stärker und alles verkrümelte sich auf die Kabinen. Ein etwas trauriger Abschied.
Gegen 17 Uhr „klackte“ es nochmals; wieder eine Nachricht von Frau Preiß, dass die Kollegen am Flughafen informiert sind, damit wir doch noch in den Genuss zweier nebeneinander „liegender“ Sitzplätze kommen.
Am Abend holten wir uns noch unsere Pässe im Theater ab und gaben zwei der auf dem Corcovado gekauften Postkarten an der Rezeption zum Frankieren (1,60 Euro pro Karte) und Weiterbefördern ab - keine der Karten kam jemals an, was aber kaum an AIDA gelegen haben kann.
09.11.12 Santos und São Paulo: Wir machen den Abflug
5 Uhr klingelte der Wecker nach einer nicht all zu schlafreichen Nacht - die Kofferabholer waren nicht gerade leise vorgegangen. 8 Uhr sollten wir uns im Theater treffen.
Da unser Flieger um 15:40 Uhr als Erster ging, waren wir auch die Ersten, die das Schiff verließen. Die brasilianischen Behörden hatten gefordert, dass alle Abreisenden bis 10 Uhr von Bord sein sollten (auf Gran Canaria durften die Abreisenden bis zum Nachmittag bleiben). Deshalb spendierte uns AIDA noch eine Panoramafahrt mit Lunchpaket durch Santos und São Paulo, damit wir nicht so lange auf dem Flughafen herumsitzen mussten.
Als wir im Bus saßen, wurden wir nochmals durch eine AIDA-Mitarbeiterin auf einige Sachen hingewiesen. Auf meine Frage nach AIDA-Personal am Flughafen hieß es, dass dort niemand sei. Aber Frau Preiß hatte uns doch mitgeteilt, dass wir bei der Sitzplatzreservierung Unterstützung durch Mitarbeiter im Flughafen erhalten sollten? Wäre es möglich gewesen, nochmals an Bord zu gelangen, dann hätte ich die „Sau-Preiß“ für ihre mehrfache Lügerei am liebsten am ausgestreckten Arm über die Reling gehalten - und irgendwann genüsslich fallen lassen. Mit einem Lächeln. Bei solch einer ständigen Verarschung wird man zum Tier - sorry für die Ausdrucksweise, aber diese beschreibt unsere Wut!
Irgendwie schien die Oma mit ihrer Bemerkung am Abend des 7.11. Recht zu haben: „Hat man erst einmal bei AIDA gebucht, dann ist man verloren.“ Auf alle Fälle trifft dies zu, was unser Sitzplatzproblem anbelangt.
Bei leichtem Nieselregen fuhren wir dann los mit einer Stimmung auf dem Tiefpunkt. Als wir an der Cara vorbeifuhren, stand auf Deck 6 „die Oma“. Meine Frau winkte - die Oma stutzte, erkannte wohl meine Frau hinter der Busscheibe und winkte dann zurück - noch einen schönen Rest-Urlaub auf der Cara!
Wie immer in den brasilianischen Bussen