Die wichtigsten Naturwissenschaftler im Porträt. Fritz Krafft

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Die wichtigsten Naturwissenschaftler im Porträt - Fritz Krafft


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griechischen Sprache begonnen – und als Kommentator theologischer und naturwissenschaftlicher Werke der Antike, sondern auch durch eine Reihe selbständiger naturwissenschaftlich-philosophischer Werke. Hierin stellte er seine kosmologisch-physikalischen Theorien dar und erprobte seine wissenschaftliche Methode hauptsächlich an optischen und astronomischen Problemen. Die Methode hatte er im Anschluss an Aristoteles innerhalb eines Kommentares zu dessen Wissenschaftstheorie, den ›Analytica posteriora‹, ent­wickelt. Sie stellt die erste systematische Theorie einer Experimentalwissenschaft (im Sinne von Erfahrungswissenschaft) dar und wurde von Roger Bacon weiter ausgebaut. Zugrunde liegt ihr die aristotelische Unterscheidung zwischen der Erkenntnis einer Sache (›demonstratio quia‹, ›demonstratio a posteriori‹) und der Erkenntnis der Gründe für eine Sache (›demonstratio propter quid‹, ›demonstratio a priori‹). Drei wesentliche Aspekte kommen dabei zum Tragen, der induktive (im weiteren Sinne wie bei Aristoteles), der experimentelle (ohne dass diesem bereits das Vertrauen des 17. Jahrhunderts entgegengebracht würde, häufig dagegen ›experimentum‹ noch bloße Erfahrung meinte) und der mathematische (Einfluss Platons). Aufgabe der Induktion sei es, aus der bestimmten, sinnlich wahrnehmbaren Wirkung durch einen aufsteigenden Abstraktionsprozess die Ursachen zu entdecken, um dann deduktiv aus diesen Ursachen wieder die Wirkungen abzuleiten. Er nannte die beiden Abschnitte ›resolutio‹ (griechisch ›analysis‹) und ›compositio‹ (›synthesis‹). In der ›resolutio‹ werden die aufbauenden Prinzipien oder Elemente, die ein Phänomen zu bestimmen scheinen, nach Ähnlichkeit und Verschiedenheit aussortiert und klassifiziert. Daraus ergibt sich eine erste, ›nominelle‹ Definition. Aus einer Sammlung von Beispielen für das untersuchte Phänomen werden allen gemeinsame Eigenschaften ausgesondert; was die Beobachtung empirisch als Beziehung erfasst hatte, wird so als ›gemeinsame Formel‹ bestätigt, und zwischen häufig zusammen auftretenden Eigenschaften werden Kausalbeziehungen vermutet. Die ›compositio‹ ordnet dann das gewonnene Material so um, dass die Beziehung vom Allgemeinen zum Besonderen die der Ursache zur Wirkung wird. Wie für Aristoteles bleibt so auch für Grosseteste die Möglichkeit bestehen, durch Intuition ein Grundprinzip wiederholt beobachteter Erfahrungen zu erkennen. Zwischen falschen und richtigen Theorien entscheiden dann speziell angeordnete Experimente oder – wo dies nicht möglich ist – eine ›reductio ad absurdum‹ beziehungsweise analoge Beobachtungen (Experimente) und eine Ableitung der Phänomene aus den intuitiv gewonnenen Prinzipien. Als Voraussetzung für die Erkennbarkeit des auszusondernden Falschen gilt für Grosseteste die als Prinzip der göttlichen Schöpfung postulierte Uniformität der Natur und ein Ökonomieprinzip. – Trotz aller Methode sei aber die Strenge eines mathematischen Beweises in der Naturwissenschaft nicht erreichbar, ihre Aussagen blieben stets von minderer Sicherheit – selbst wenn sie sich mathematischer Begriffe bediene. Aus deren Anwendbarkeit – allerdings nur auf die Beschreibung der Wirkungen – ergebe sich somit zwar der Grad der Sicherheit, doch seien mathematische und physikalische Voraussetzungen für die Theorie gleich wichtig.

      Es handelt sich also um eine Methode, die ausgehend von Aristoteles als Theorie gerade wieder das 17. Jahrhundert be­herrschen sollte (scheinbar neu entwickelt von Francis Bacon und Galileo Galilei). Alle Diskussionen über die Methode setzen jedoch eine Naturphilosophie, eine Vorstellung von dem, was Ursachen und Prinzipien sind, und von deren Wirkungen

       voraus; und diese war bei Grosseteste noch die des Aristoteles. Folglich unterscheiden sich auch die ›experimentellen‹ Ergebnisse der Theoretiker des 13. Jahrhunderts von denen der des 17. Jahrhunderts grundlegend. Aber die ›Physik‹ des Grosse­teste wird so notwendig zum Versuch einer Synthese jener des Aristoteles und jener Platons (des Neuplatonismus), und es ist verständlich, dass in diesem Rahmen die geometrische Optik eine große Rolle spielt und Grosseteste versucht, im Anschluss an neuplatonische Ideen in dem Objekt dieser mathematischen Wissenschaft, im korpuskular aufgefassten Licht, das materielle und dynamische Grundprinzip der sinnlichen und übersinnlichen Welt zu sehen.

      Das Licht, ›lux‹ als ›prima materia‹ und ›prima forma‹ im ari­stotelischen Sinne, selbsterzeugend und selbstvermehrend mit instantaner kugelförmiger Ausbreitung, sei die erste körperliche Form (›corporeitas‹), und auch der Raum sei erst eine Funktion des Lichtes und seiner Wirkungsgesetze. (Ähnliches sollte sehr viel später Albert Einstein von der Gravitation annehmen.) So entstünden aus dem Urlicht nicht nur die wahrnehmbaren Arten des Lichtes (›lumen‹, Farben und anderes), sondern auch die Trägerkörper, und somit der ganze Kosmos. Auch mit dieser, bis ins Detail ausgeführten, grandiosen lichtmetaphysischen Deutung der Welt und des physikalischen Geschehens hat Grosseteste besonders in neuplatonischen Kreisen bis ins 17. Jahrhundert gewirkt.

      Nominalisten

      Johannes Buridanus

      (* um 1300 Béthune [Artuis], † nach 1358 Paris)

      Nicole Oresme (Nicolaus von Oresme)

      (* 1320/25 in der Diözese Bayeux [Normandie],

       † 1382 Lisieux)

      Weil ihre Inhalte christlichen Glaubenssätzen widersprachen, war erstmals 1210 auf der Pariser Synode das öffentliche und private Lesen aller naturphilosophischen Schriften des Aristoteles und der Kommentare unter Androhung der Exkommunikation verboten worden. 1215 hatte die Pariser Universität dieses Verbot in ihre Statuten aufgenommen; 1245 war es von Papst Innozenz IV. namentlich auf die 1229 gegründete Universität Toulouse ausgedehnt worden, die gerade mit Aristoteles-Unterricht um die Studierenden geworben hatte; 1231 hatte aber bereits Papst Gregor IX. eine Kommission einberufen, um die dem Universitätsunterricht (in der Logik ja seit langem) zugrunde gelegten aristotelischen Schriften in christlichem Sinne zu revidieren. – Albertus Magnus sollte sich dieses davon unabhängig zur Lebensaufgabe machen und durch eine christliche Umformung von Grundideen des Aristoteles in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts den sogenannten Christlichen Aristotelismus schaffen, auf dessen Basis er mit eigens dazu erstellten Übersetzungen und Lücken ergänzenden Schriften vor allem aus dem Bereich der Naturkunde (Botanik, Alchemie) die für die Folgezeit maßgebliche ›Aristoteles-Enzyklopädie‹ erstellte. – 1255 war dann zwar das Verbot, das für England nie gegolten hatte und selbst in Paris immer offener umgangen wurde, aufgehoben worden, doch waren inzwischen auch die Schriften des Averroës bekannt und eingeführt worden, mit Hilfe der darin vertretenen These der ›doppelten Wahrheit‹ die Magistri der Artistenfakultät christlichen Glaubenssätzen widersprechende Lehren des Aristoteles zu rechtfertigen vermochten. Auf päpstliche Intervention hin verbat daraufhin der auch für die Universität verantwortliche Bischof Tempier von Paris 1270, über einzelne Sätze des Averroës zu lehren, was 1277 auf insgesamt 219 das Naturgeschehen determinierende oder Bibelaussagen direkt widersprechende Lehren von Aristoteles, Averroës und dem Albertus-Schüler Thomas von Aquino ausgedehnt wurde und nach und nach für ganz Europa nördlich der Alpen galt. Diese Form, Widersprüche zwischen Vernunft (Wissen) und Glauben durch Verbot zu lösen, war natürlich unbefriedigend, mündete aber schließlich in den philosophischen Empirismus und Nominalismus, die im 14. Jahrhunderts als Reaktion gegen den an Aristoteles orientierten Realismus von Albertus Magnus und Thomas von Aquino und den Averroismus erneuert wurden und denen der Franziskaner Wilhelm von Ockham, der allein einen inneren Widerspruch ausschloss, zum Durchbruch verhalf. Daraufhin waren die Verbote nicht mehr nötig, zumal die Theologie mit philosophischen Mitteln hatte aufzeigen können, wie sinnlos es sei, die Existenz Gottes und seine Eigenschaften und Absichten logisch beweisen zu wollen. Eben diese Verbote hatten aber bewirkt, dass die Überzeugung von der jeglichem Determinismus widersprechenden Allmacht Gottes als spezifisch theologisches Axiom der Naturwissenschaft bis tief in die Neuzeit erhalten blieb.

      Wichtigste Grundlage des erneuerten Nominalismus ist die Annahme, dass nur das Einzelne als real gilt, das Allgemeine aber als bloßer Begriff des denkenden Geistes. Wegen der alleinigen Realität beruht aber jegliche Erkenntnis des Einzelnen auf Intuition und lässt sich nicht a priori ableiten. Gott sei allerdings nicht intuitiv erkennbar, sondern durch einen Begriff, dessen Elemente von den Dingen der Schöpfung abstrahiert wurden, so dass daraus nicht seine Existenz folge. Die üblichen Gottesbeweise a priori werden deshalb durch Bezweifeln der aristotelischen Voraussetzungen bekämpft; ein Beweis Gottes könne nur a posteriori erfolgen und wäre daraufhin auch nicht zwingend. Theologische Sätze und Dogmen werden folglich als bloße unbeweisbare Glaubensartikel


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