Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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ging ein Officier ab, um sie zu holen.

      »Wie viel sind es?» fuhr Monk fort, »und was für ein Fahrzeug haben sie?«

      »Es sind ihrer zehn bis zwölf, mein General, und sie haben eine Art von Fischerbarke von holländischer Bauart, wie es uns vorkam.«

      »Und Ihr sagt, sie haben Fische in das Lager von Lambert gebracht?«

      »Ja, General, es scheint sogar, sie haben einen sehr guten Fang gethan.«

      »Gut, wir werden das sehen,« sagte Monk.

      In demselben Augenblick kam wirklich der Officier zurück und brachte den Anführer der Fischer, einen Mann von ungefähr fünfzig bis fünfundfünfzig Jahren, aber von gutem Aussehen. Er war von mittlerem Wuchse und trug einen, Rock von grober Wolle und eine bis auf die Augen eingedrückte Mütze; ein Messer stack in seinem Gürtel, und er ging mit dem eigenthümlichen Zögern der Seeleute, welche, da sie, wegen der Bewegung des Schiffes, nie wissen, ob sie ihren Fuß auf den Boden oder in den leeren Raum setzen, jedem ihrer Schritte eine so feste Lage geben, als ob es sich darum handelte, einen Grundpfahl einzurammen.

      Monk betrachtete lange mit einem seinen, durchdringenden Bück den Fischer, der ihm auf jene halb spöttische, halb alberne Weise der französischen Bauern zulächelte.

      »Du sprichst Englisch?« fragte Monk in vortrefflichem Französisch.

      »Ah! sehr schlecht, Mylord,« antwortete der Fischer.

      Diese Antwort wurde mehr mit dem lebhaften, gestoßenen Accente der Leute jenseits der Loire, als mit dem etwas schleppenden Accent der westlichen und nördlichen Gegenden Frankreichs gegeben,

      »Aber Du sprichst es doch?« sagte Monk, um noch einmal diesen Accent zu studiren,

      »Wir Seeleute,« erwiederte der Fischer, »sprechen ein wenig alle Sprachen.«

      »Du bist also Fischer?«

      »Für heute, Mylord, Fischer und zwar ein ausgezeichneter Fischer. Ich habe einen Bar gefangen, der wenigstens dreißig Pfund wiegt, und mehr als fünfzig Seebarben: ich habe auch kleine Merlane, welche gebacken vortrefflich schmecken werden.«

      »Du kommst mir vor, als hättest Du mehr im Meerbusen von Gascogne, als im Kanal gefischt,« sagte Monk lächelnd.

      »Ich bin in der That aus dem Süden . . . kann man deshalb nicht ein guter Fischer sein?«

      »Doch, und ich kaufe Dir Deinen Fang ab; sprich nun offenherzig, für wen hattest Du ihn bestimmt?«

      »Mylord, ich verberge Euch nicht, daß ich, der Küste folgend, nach Newcastle fahren wollte, als eine Abtheilung Retter, welche in umgekehrter Richtung auf dem User ritten, meine Barke durch ein Zeichen bis zum Lager von Eurer Herrlichkeit zurückfahren hießen, wobei sie uns mit einem Musketenfeuer bedrohten, wenn wir uns weigern sollten. Da ich nicht für den Krieg ausgerüstet war, so mußte ich gehorchen,« fügte der Fischer lächelnd bei.

      »Und warum wolltest Du zu Lambert gehen und nicht zu mir?«

      »Mylord, soll ich offenherzig sein? erlaubt es Eure Herrlichkeit?«

      »Ja, und ich befehle es Dir sogar im Nothfall.«

      »Nun, Mylord, ich wollte zu Herrn Lambert, weil diese Herren von der Stadt gut bezahlen, während Ihr Schottländer, Puritaner, Presbyterianer, Convenanter, wie Ihr Euch heißen möget, wenig eßt und gar nichts bezahlt.«

      Monk zuckte die Achseln, ohne sich jedoch zugleich eines Lächelns erwehren zu können.

      »Und warum fischtest Du an unserer Küste, da Du aus dem Süden bist?«

      »Weil ich so dumm gewesen bin, mich in der Picardie zu verheirathen.«

      »Ja, aber die Picardie ist nicht England.«

      »Mylord, der Mensch treibt das Schiff in’s Meer, aber Gott und der Wind thun das Uebrige und treiben das Schiff, wohin es ihnen beliebt.«

      »Du hattest also nicht die Absicht, bei uns zu landen?«

      »Nie.«

      »Und welchen Weg hast Du gemacht?«

      »Wir kamen von Ostende zurück, wo man schon Makrelen gesehen hatte, als uns ein heftiger Südwind abfallen machte; da wir sahen, daß es vergeblich gewesen wäre, mit ihm zu kämpfen, so fuhren wir vor ihm. Wir mußten also den Fang, der gut war, um ihn nicht zu verlieren, im nächsten Hasen von England verkaufen; dieser nächste Hasen aber war Newcastle; es bot sich uns eine gute Gelegenheit, denn man sagte uns, es finde sich Volk im Uebermaß im Lager, Volk im Uebermaß in der Stadt; das Lager und die Stadt seien voll von sehr reichen und sehr hungerigen Herren, sagte man uns abermals, und so wandte ich mich nach Newcastle.«

      »Und wo sind Deine Gefährten?«

      »Oh! sie sind an Bord geblieben; es sind Matrosen ohne alle Bildung.«

      »Während Du?« fragte Monk.

      »Oh! ich bin viel mit meinem Vater umhergefahren und weiß, wie man ein Sou, ein Thaler, eine Pistole, ein Louis d’or und ein Doppellouis d’or in allen Sprachen Europas sagt: meine Mannschaft hört auch auf mich wie auf ein Orakel und gehorcht mir wie einem Admiral.«

      »Du hattest also Herrn Lambert als den besten Kunden gewählt?«

      »Ja, gewiß. Sagt, offenherzig, Mylord, hatte ich mich getäuscht?«

      »Das wirst Du später sehen,«

      »In jedem Fall, Mylord, wenn ein Fehler obwaltet, ist es meine Schuld, und Ihr dürft deshalb nicht meinen Kameraden böse sein.«

      »Das ist offenbar ein gescheiter Bursche!« dachte Monk.

      Dann nach einigen Minuten, die er dazu anwandte um den Fischer geistig näher anzuschauen, fragte er:

      »Du kommst von Ostende, wie Du sagst?«

      »Ja, Mylord, in gerader Linie.«

      »Dann hast Du wohl von den Angelegenheiten des Tages reden hören, denn ich zweifle nicht daran, daß man sich in Frankreich und in Holland damit beschäftigt. Was macht derjenige, welchen man den König von England nennt?«

      »Oh! Mylord,« rief der Fischer mit einer geräuschvollen und schwatzhaften Offenherzigkeit, »das ist eine glückliche Frage, und Ihr hättet Euch an Niemand besser wenden können, als an mich, denn ich kann Euch in der That vortrefflich Antwort geben. Stellt Euch vor, daß ich in Ostende, wo ich anlegte, um die paar Makrelen zu verkaufen, die wir gefangen hatten, den Exkönig auf den Dünen in Erwartung seiner Pferde, die ihn nach dem Haag bringen sollten, spazieren gehen sah; es ist ein großer, bleicher Mensch mit schwarzen Haaren und einer etwas harten Miene. Er sieht aus, als ob er unpäßlich wäre, und ich glaube, die Luft von Holland wird ihm nicht zuträglich sein.«

      Monk folgte mit großer Aufmerksamkeit der raschen, gefärbten und weitschweifigen Rede des Fischers in einer Sprache, die nicht die seinige war; zum Glück sprach er, wie gesagt, das Französische mit großer Leichtigkeit. Der Fischer gebrauchte seinerseits bald ein französisches Wort, bald ein englisches Wort, bald ein Wort, das gar keiner Sprache anzugehören schien und ein gascognisches war. Glücklicher Weise sprachen seine Augen für ihn, und zwar so beredt, daß man zwar ein Wort seines Mundes, aber nicht eine einzige Absicht seiner Augen verlieren konnte.

      Der General schien mit seiner Prüfung immer mehr zufrieden.

      »Du mußtest sagen hören, dieser Exkönig, wie Du ihn nennst, habe sich in einer Absicht nach dem Haag gewendet?«

      »O ja, gewiß,« antwortete der Fischer, »ich habe das sagen hören.«

      »Und in welcher Absicht?«

      »Immer in derselben; hat er nicht die fixe Idee, nach England zurückzukehren?«

      »Das ist wahr,« sprach Monk nachdenkend.

      »Abgesehen davon,« fügte der Fischer bei, »daß der Stadhouder . . . Ihr wißt, Mylord, Wilhelm II . . . «

      »Nun?«

      »Er wird ihn mit seiner Lanzen Macht unterstützen.«

      »Ah!


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