Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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schuldig, daß Ihr Antheil an der Wiedererhebung meines Bruders Karl II. gehabt habt.«

      »Gewiß,« sagte Mazarin.

      »Es ist dies der Triumph einer guten Sache, der das ganze Haus Frankreich mit Freude erfüllt,« fügte Anna von Oesterreich bei.

      »Ich fahre fort,« sagte Ludwig XIV. »Ist es auch wahr, daß ein einziger Mann bis zu Monk in sein Lager gedrungen ist und ihn entführt hat?«

      »Dieser Mann hatte zehn Gehilfen,« die er aus niedrigerem Range ausgewählt.«

      »Nicht mehr?«

      »Nicht mehr.«

      »Und er heißt?«

      »Herr d’Artagnan, früher Lieutenant der Musketiere Eurer Majestät,«

      Anna von Oesterreich erröthete, Mazarin wurde gelb vor Scham, Ludwig XIV. verdüsterte sich und ein Schweißtropfen fiel von seiner bleichen Stirne.

      »Was für Männer!« murmelte er.

      Und unwillkührlich schleuderte er dem Minister einen Blick zu, der ihn erschreckt haben würde, hätte Mazarin nicht in diesem Augenblick seinen Kopf unter seinem Kissen verborgen.

      »Mein Herr,« rief der junge Herzog von Anjou, indem er seine weiße, frauenartig zarte Hand auf den Arm von Athos legte, »ich bitte Euch, sagt diesem braven Mann, Monsieur, der Bruder des Königs, werde morgen vor hundert der besten Edelleute Frankreichs auf seine Gesundheit trinken.«

      Und als der junge Mann diese Worte gesprochen, bemerkte er, daß die Begeisterung eine von seinen Manchetten verschoben hatte, und war nun nur bemüht, sie mit der größten Sorgfalt wieder in Ordnung zubringen.

      »Sprechen wir von den Angelegenheiten, Sire,« sagte Mazarin, der sich weder begeisterte, noch Manchetten hatte.

      »Ja, mein Herr,« erwiederte Ludwig XIV. »Beginnt Eure Mittheilung, Herr Graf,« fügte er sich an Athos wendend bei.

      Athos begann wirklich und trug feierlich die Hand von Lady Henriette Stuart dem jungen Prinzen, dem Bruder des Königs, an.

      Die Conferenz dauerte eine Stunde, wonach die Thüren des Gemaches den Höflingen geöffnet wurden, welche ihre Plätze wieder einnahmen, als ob sie bei keiner Vorkommenheit des Abends ausgeschlossen gewesen wären.

      Athos fand sich mit Raoul zusammen, und der Vater und der Sohn konnten sich nun die Hand drücken.

       II.

      Worin Herr von Mazarin Verschwender wird

      Während Mazarin sich von seiner tiefen Unruhe zu erholen suchte, wechselten Athos und Raoul einige Worte in einem Winkel des Zimmers.

      »Ihr seid also wieder in Paris, Raoul?« sagte der Graf.

      »Ja, Herr, seitdem der Herr Prinz zurückgekehrt ist.«

      »Ich kann mich an diesem Ort, wo man uns beobachtet, nicht mit Euch besprechen, doch ich werde mich sogleich nach Hause begeben und Euch dort erwarten, sobald es Euer Dienst gestattet.«

      Raoul verbeugte sich. Der Herr Prinz kam gerade auf sie zu.

      Der Prinz hatte den klaren, tiefen Blick, der die Raubvögel der edlen Art auszeichnet; selbst seine Physiognomie bot mehrere unterscheidende Züge dieser Aehnlichkeit. Man weiß, daß bei dem Prinzen von Condé die Adlernase, spitzig, schneidend, von einer leicht zurücklaufenden, mehr hohen als niedrigen Stirne hervortrat, was nach den Worten der Spötter des Hofes, selbst gegen das Genie unbarmherziger Leute, dem Erben der erhabenen Prinzen des Hauses Condé mehr einen Adlerschnabel, als eine menschliche Nase verlieh.

      Dieser durchdringende Blick, dieser gebieterische Ausdruck des ganzen Gesichtes beunruhigten gewöhnlich diejenigen, an welche der Prinz das Wort richtete, mehr als es die Majestät oder die regelmäßige Schönheit des Siegers von Rocroy gethan hätten. Ueberdies stieg die Flamme so schnell in diese hervorspringenden Augen, daß bei dem Herrn Prinzen jede Belebtheit dem Zorn glich. Wegen seines Ranges respectirte Jedermann bei Hof den Herrn Prinzen, und Viele, welche nur den Menschen ins Auge faßten, trieben den Respect sogar bis zum Schrecken.

      Ludwig von Condé ging also auf den Grasen de la Fère und auf Raoul mit der offenbaren Absicht zu, von dem Einen begrüßt zu werden und den Andern anzureden.

      Niemand grüßte mit mehr zurückhaltender Anmuth, als der Graf de la Fère. Er verachtete es, in eine Verbeugung alle die Nuancen zu legen, die ein Höfling gewöhnlich nur von einer und derselben Farbe entlehnt: vom Verlangen, zu gefallen. Athos kannte seinen persönlichen Werth und begrüßte einen Prinzen wie einen Menschen, wobei er durch etwas Sympathetisches, Unerklärbares das milderte, was seine unbeugsame Haltung Verletzendes für den Stolz des höheren Ranges haben konnte. Der Prinz wollte mit Raoul reden. Athos kam ihm zuvor und sagte:

      »Wenn der Herr Vicomte von Bragelonne nicht einer der unterthänigsten Diener Eurer Hoheit wäre, so würde ich ihn bitten, meinen Namen vor Euch, mein Prinz, auszusprechen.«

      »Ich habe die Ehre, mit dem Herrn Grasen de la Fère zu reden,« sagte sogleich Herr von Condé.

      »Mein Beschützer,« fügte Raoul erröthend bei.

      »Einer der redlichsten Männer des Königreichs,« sprach der Prinz, »einer der ersten Edelleute von Frankreich, von dem ich so viel Gutes habe sagen hören, daß ich ihn oft unter meine Freunde zählen zu dürfen wünschte.«

      »Eine Ehre, gnädigster Herr,« erwiederte Athos, »der ich nur durch meine Achtung und meine Bewunderung für Eure Hoheit würdig wäre.«

      »Herr von Bragelonne ist ein guter Officier,« sagte der Prinz, »und man sieht, daß er in einer guten Schule gewesen ist. Ah! Herr Graf, in Eurer Zeit hatten die Generale Soldaten.«

      »Es ist wahr, Hoheit, doch heute haben die Soldaten Generale.«

      Dieses Compliment, das so wenig die Farbe des Schmeichlers hatte, machte vor Freude einen Mann beben, den schon ganz Europa als einen Helden betrachtete, und der allen Geschmack an Lobeserhebungen verloren haben konnte.

      »Es ist ärgerlich für mich, daß Ihr Euch aus dem Dienst zurückgezogen habt, Herr Graf,« sagte der Prinz, »denn der König wird unverzüglich auf einen Krieg mit England oder auf einen Krieg mit Holland bedacht sein müssen, und es wird einem Mann wie Euch, der Großbritannien wie Frankreich kennt, nicht an erwünschten Gelegenheiten fehlen.«

      »Gnädigster Herr, ich glaube Euch bemerken zu dürfen, daß ich wohl daran gethan habe, mich aus dem Dienst zurück zu ziehen,« entgegnete Athos lächelnd. »Frankreich und Großbritannien werden fortan wie zwei Schwestern leben, wenn ich meinen Ahnungen glauben darf.«

      »Euren Ahnungen?«

      »Hört, Hoheit, was dort am Tisch des Herrn Cardinals gesprochen wird.«

      »Beim Spiel?«

      »Beim Spiel . . . ja, Hoheit.«

      Der Cardinal hatte sich in der That auf einen Ellenbogen erhoben und dem jungen Bruder des Königs, der sich ihm sodann näherte, ein Zeichen gemacht.

      »Monseigneur,« sagte der Cardinal, »ich bitte Euch, laßt alle diese Goldthaler fortnehmen.«

      Und er bezeichnete den ungeheuren Haufen gelber glänzender Stücke, welche der Graf von Guiche allmälig durch eine äußerst glückliche Hand vor ihm zusammengebracht hatte.

      »Mir!« rief der Herzog von Anjou.

      »Ja, Monseigneur, diese fünfzigtausend Thaler gehören Euch.«

      »Ihr schenkt sie mir?«

      »Ich habe für Euch gespielt, Monseigneur,« erwiederte der Cardinal, der immer schwächer wurde, als ob die Anstrengung, Geld zu verschenken, alle seine physischen und moralischen Fähigkeiten erschöpft hätte.

      »Oh! mein Gott,« murmelte Philipp ganz betäubt vor Freude, »welch ein schöner Tag!«

      Und er machte selbst den Rechen mit seinen Fingern, schob einen Theil der Summe in seine Taschen und füllte diese, . . . doch mehr als das Drittel blieb noch auf dem Tisch.

      »Chevalier,«


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