Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма

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Der Graf von Bragelonne - Александр Дюма


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nicht mehr.«

      »In der That, ich wunderte mich, daß mich Eure Eminenz mit ihrem vortrefflichen Gedächtniß nicht erkannte,« erwiederte Athos lächelnd.

      »Immer widerhakig, immer mürrisch, mein Herr; wie nannte man Euch doch? wartet . . . ein Flußname . . . Potamos . . . nein . . . der Name einer Insel… Naxos . . . nein, per Jove! der Name eines Berges . . . Athos! ich habe es! Entzückt, Euch wiederzusehen und nicht mehr in Nueil zu sein, wo Ihr mich mit Euren verdammten Genossen Lösegeld bezahlen ließet . . . Fronde! stets Fronde! verfluchte Fronde! Oh! welch ein Sauerteig! Ah! mein Herr, warum haben Eure Antipathien die meinigen überlebt? Wenn Jemand sich zu beklagen hatte, so waret Ihr es nicht, der Ihr aus dieser Sache nicht nur ganz unversehrt, sondern auch mit dem Orden des heiligen Geistes am Hals hervorgegangen seid.«

      »Herr Cardinal,« entgegnete Athos, »erlaubt mir, nicht in Betrachtungen dieser Art einzugehen. Ich habe eine Sendung zu vollbringen, . . werdet Ihr mich in den Mitteln, diese Sendung zum Ziele zu führen, erleichtern?«

      »Ich wundere mich,« sprach Mazarin, ganz freudig, das Gedächtniß wieder gefunden zu haben, und ganz mit boshaften Stacheln besetzt, »ich wundere mich, Herr Athos . . . daß ein Frondeur, wie Ihr, eine Sendung zum Mazarin, wie man in der guten Zeit sagte, angenommen hat.«

      Hierbei brach Mazarin in ein Gelächter aus, obschon ein schmerzlicher Husten seine Sätze durchschnitt und gleichsam in ein Schluchzen verwandelte.

      »Ich habe nur eine Sendung an den König von Frankreich angenommen, Herr Cardinal,« entgegnete der Graf, jedoch mit weniger Schärfe, denn er glaubte genug Vortheile zu haben, um sich gemäßigt zeigen zu können.

      »Immerhin, mein Herr Frondeur,« sagte Mazarin heiter, »immerhin wird vom König die Angelegenheit, mit der Ihr Euch beauftragt habt . . . «

      »Mit der man mich beauftragt hat, Monseigneur; ich laufe den Aufträgen nicht nach.«

      »Es mag sein; immerhin, sage ich, wird die Unterhandlung ein wenig durch meine Hände gehen . . . Verlieren wir also nicht eine kostbare Zeit . . . sagt mir die Bedingungen.«

      »Ich habe die Ehre gehabt. Eure Eminenz zu versichern, nur der Brief von Seiner Majestät dem König Karl II. enthalte die Eröffnung seines Wunsches.«

      »Hört! Ihr seid lächerlich mit Eurer Starrheit, Herr Athos . . . man sieht, daß Ihr Euch dort mit den Puritanern umhergetrieben . . . Euer Geheimnis weiß ich besser als Ihr, und Ihr habt vielleicht Unrecht gehabt, nicht einigermaßen einen sehr alten und sehr leidenden Mann zu berücksichtigen, der viel in seinem Leben gearbeitet und muthig das Feld für seine Ideen behauptet hat, wie Ihr für die Eurigen . . . Ihr wollt nichts sagen? gut; Ihr wollt mir Euren Brief nicht mittheilen? . . . vortrefflich; kommt mit mir in mein Zimmer, Ihr sollt mit dem König . . . und vor dem König sprechen . . . Nun noch ein letztes Wort: wer hat Euch das goldene Vließ gegeben? Ich erinnere mich, daß man sagte, Ihr habet das Hosenband, doch was das goldene Vließ betrifft, davon wußte ich nichts.«

      »Kürzlich, Monseigneur, hat Spanien bei Gelegenheit der Verheirathung Seiner Majestät des Königs Ludwig XIV. König Karl II. ein Patent vom goldenen Vließ mit weißem Raum für den Namen überschickt; Karl II. übertrug den Orden mir und füllte das Weiße mit meinem Namen aus.«

      Mazarin stand auf und kehrte, sich auf den Arm von Bernouin stützend, in seinen Bettgang im Augenblick zurück, wo man im Zimmer: der Herr Prinz! meldete. Der Prinz von Condé, der erste Prinz von Geblüt, der Sieger von Rocroy, Lens und Nördlingen, trat in der That bei Monsignor Mazarin, gefolgt von seinen Cavalieren, ein, und schon begrüßte er den König, als der erste Minister seinen Vorhang aufhob.

      Athos hatte Zeit, Raoul zu erblicken, der dem Grafen von Guiche die Hand drückte und ein Lächeln gegen seinen ehrfurchtsvollen Gruß austauschte.

      Er hatte auch Zeit, das strahlende Gesicht des Cardinals wahrzunehmen, als dieser vor sich auf dem Tisch eine ungeheure Masse Goldes sah, die der Graf von Guiche durch eine glückliche Hand, seitdem ihm Seine Eminenz die Karten anvertraut, gewonnen hatte. Botschafter, Botschaft und Prinzen vergessend, dachte er zuerst auch nur an das Gold.

      »Wie!« rief der Greis; »dies Alles ist Gewinn?«

      »Ungefähr fünfzigtausend Thaler, ja, Monseigneur,« erwiederte der Graf von Guiche aufstehend. »Soll ich nun Eurer Eminenz den Platz zurückgeben oder fortfahren?«

      »Zurückgeben, zurückgeben! Ihr seid ein Narr, Ihr würdet Alles wieder verlieren, was Ihr gewonnen habt.«

      »Monseigneur,« sagte der Prinz sich verbeugend.

      »Guten Abend, Herr Prinz,« sprach der Minister mit leichtem Ton; »es ist sehr liebenswürdig von Euch, daß Ihr einen kranken Freund besucht.«

      »Ein Freund!« murmelte der Graf de la Fère, ganz erstaunt, als er diese ungeheuerliche Verbindung in dem Wort: Freund! wahrnahm, da es sich um Mazarin und Condé handelte.

      Mazarin errieth den Gedanken des Frondeur, denn er lächelte ihm triumphirend zu und sagte sogleich zum König:

      »Sire, ich habe die Ehre, Eurer Majestät den Herrn Grafen de la Fère, Botschafter Seiner britischen Majestät, vorzustellen . . . Staatsangelegenheit, meine Herren!« fügte er bei, indem er mit der Hand alle diejenigen verabschiedete, welche im Zimmer versammelt waren, und diese Leute verschwanden auch wirklich, den Prinzen von Condé an ihrer Spitze, einzig und allein auf die Geberde von Mazarin.

      Raoul folgte Herrn von Condé, nachdem er dem Grafen de lagere einen letzten Blick zugeworfen hatte.

      Philipp von Anjou und die Königinnen schienen sich zu berathen, ob sie weggehen sollten.

      »Familienangelegenheit!« sagte rasch Mazarin, Beide auf ihren Sitzen zurückhaltend. »Dieser Herr hier überbringt dem König einen Brief, durch welchen Karl II., völlig wieder in sein Reich eingesetzt, eine Verbindung zwischen Monsieur, dem Bruder des Königs, und Mademoiselle Henriette, der Enkelin von Heinrich IV., vorschlägt . . . Wollt dem König Euer Beglaubigungsschreiben übergeben, Herr Graf?«

      Athos war einen Augenblick verblüfft. Wie konnte der Minister den Inhalt eines Briefes wissen, der nicht eine Minute von ihm gekommen war? Jedoch stets Herr über sich, reichte er die Depeche dem jungen König Ludwig XIV., der sie erröthend aus seinen Händen nahm. Ein feierliches Stillschweigen herrschte im Gemache des Cardinals. Es wurde nur gestört durch das matte Geräusch des Goldes, das Mazarin, während der König las, mit seiner gelben, vertrockneten Hand in ein Kistchen aufhäufte.

      Siebentes bis Zehntes Bändchen

       I.

      Die Erzählung

      Die Bosheit des Cardinals ließ dem Botschafter nicht viele Dinge zu sagen übrig; doch das Wort: wiedereingesetzt, war dem König aufgefallen, und sich an den Grafen wendend, auf den er seine Augen seit seinem Eintritt geheftet hielt, sprach Ludwig XIV.:

      »Mein Herr, wollt uns etwas Genaueres über die Lage der Dinge in England mittheilen. Ihr kommt von diesem Land, Ihr seid Franzose, und die Orden, die ich auf Eurer Brust glänzen sehe, verkündigen mir einen Mann von Verdienst, und zugleich einen Mann von Rang.«

      »Dieser Herr,« sagte der Cardinal, sich an die Königin Mutter wendend, »dieser Herr ist ein ehemaliger Diener Eurer Majestät, der Herr Graf de la Fère.«

      Anna von Oesterreich war vergeßlich wie eine Königin, deren Leben von Stürmen und schönen Tagen gemischt. Sie schaute Mazarin an, dessen schlimmes Lächeln ihr irgend eine kleine Tücke verhieß. Dann forderte sie von Athos durch einen andern Blick eine Erklärung.

      Der Cardinal fuhr fort:

      »Der Herr war ein Musketier von Treville, im Dienst des seligen Königs . . . Der Herr kennt vollkommen England, wohin er mehrere Reisen zu verschiedenen Zeiten gemacht hat: er ist ein Unterthan von dem höchsten Verdienst.«

      Diese Worte waren eine Anspielung auf alle die Erinnerungen, welche Anna von Oesterreich hervorzurufen stets zitterte. England war ihr Haß gegen


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