Der Graf von Bragelonne. Александр Дюма
Читать онлайн книгу.Bürger würdet . . . «
»Das ist sehr schwierig,« sprach einer von den Anwesenden.
»Warum denn, Kapitän?« fragte ein Anderer.
»Weil ich Euch wieder aufgesucht und, wer weiß? von Zeit zu Zeit durch einen neuen Gewinn erquickt hätte . . . «
Er machte Menneville, der dies Alles mit ruhiger Miene anhörte, ein Zeichen und sprach:
»Menneville, kommt mit mir. Lebet wohl, meine Braven; ich ermahne Euch nicht, verschwiegen zu sein.«
Menneville folgte ihm, während die Abschiedsgrüße der Hilfstruppe sich mit dem sanften Geräusch des in ihren Taschen klingenden Goldes vermischte.
»Menneville,« sagte d’Artagnan, sobald sie auf der Straße waren, »Ihr seid kein Thor, nehmt Euch in Acht, einer zu werden; Ihr seht mir nicht aus, als hättet Ihr Angst vor dem Galgen von Herrn Monk, oder vor der Bastille von Sr. Majestät dem König Ludwig XlV.; doch Ihr werdet mir wohl die Ehre erweisen, vor mir Angst zu haben. Wohl, so hört: bei dem geringsten Wort, das Euch entschlüpfte, würde ich Euch tödten wie einen Hund. Ich habe die Absolution von unserem heiligen Vater, dem Papst, in der Tasche.«
»Ich versichere Euch, daß ich durchaus nichts weiß, Herr d’Artagnan, und daß alle Eure Worte Glaubensartikel für mich sind.«
»Ich war überzeugt, Ihr wäret ein Bursche von Geist,« sprach der Musketier; »es sind nun fünfundzwanzig Jahre, daß ich Euch so beurtheilt habe. Diese fünfzig Goldthaler, die ich Euch mehr gebe, sollen Euch beweisen, welche Stücke ich auf Euch halte.
»Ich danke, Herr d’Artagnan.«
»Hiermit könnt Ihr in der That ein ehrlicher Mann werden,« fuhr d’Artagnan mit dem ernstesten Tone fort. »Es wäre eine Schmach, wenn ein Geist wie der Eurige und ein Name, den Ihr nicht mehr zu führen wagt, für immer unter dem Rest eines schlimmen Lebens verschwinden müßten. Werdet ein anständiger Mann, Menneville, und lebt ein Jahr mit diesen hundert Goldthalern; das ist ein schöner Pfennig: doppelt der Sold eines Oberofficiers. In einem Jahr sucht mich auf und, Mordioux! ich werde etwas aus Euch machen.«
Menneville schwur, wie es seine Kameraden gethan hatten, er würde stumm sein wie das Grab. Und dennoch muß Einer gesprochen haben, und da es sicherlich nicht unsere neun Gesellen waren und ebenso wenig Menneville, so muß es wohl d’Artagnan gewesen sein, der als Gascogner die Zunge sehr nahe bei den Lippen hatte. Denn war er es nicht, wer sollte es denn sein? Und wie würde sich das Geheimniß mit der tannenen Kiste, woran Löcher angebracht, erklären, dieses Geheimniß, welches so vollständig zu unserer Kenntniß gelangt ist, daß wir, wie man sehen konnte, die Sache in allen ihren verborgensten Einzelheiten erzählt haben, welche Einzelheiten mit einem ebenso neuen, als unerwarteten Licht diesen ganzen Theil der Geschichte Englands, der bis jetzt von unsern Collegen, den Historikern, im Dunkeln gelassen worden ist, beleuchtet.
XXIV.
Worin man sieht, daß der französische Spezereihändler schon im siebzehnten Jahrhundert zu Ehren gekommen war
Sobald d’Artagnan seine Rechnungen geordnet und seine Vorschriften gegeben hatte, dachte er nur noch daran, so rasch als möglich nach Paris zurückzukehren. Athos drängte es, sein Haus wieder zu erreichen, um dort ein wenig auszuruhen. So unversehrt auch der Charakter und der Mensch geblieben sein mögen, so gewahrt doch der Reisende nach den Strapazen des Marsches mit Vergnügen am Ende des Tags, selbst wenn der Tag schön gewesen ist, daß die Nacht herannaht, die ihm den erquickenden Schlaf bringen wird. Ein wenig in ihre persönlichen Gedanken vertieft, sprachen die zwei Freunde, von Boulogne nach Paris nebeneinander reitend, von keinen Dingen, welche interessant genug waren, daß wir sie unsern Lesern mittheilen sollten: seinen Betrachtungen hingegeben und die Zukunft auf seine Weise aufbauend, war Jeder von ihnen hauptsächlich darauf bedacht, die Entfernung durch die Geschwindigkeit abzukürzen. Am Abend des vierten Tages nach ihrer Abreise von Boulogne kamen Athos und d’Artagnan vor den Barrieren von Paris an.
»Wohin geht Ihr, mein Freund?« fragte Athos. »Ich begebe mich unmittelbar nach meinem Hotel.«
»Und ich unmittelbar zu meinem Associe.«
»Zu Planchet?«
»Mein Gott, ja: zum goldenen Stößel.«
»Doch es versteht sich, daß wir uns wiedersehen?«
»Wenn Ihr in Paris bleibt, ja, denn ich bleibe.«
»Nein, nachdem ich Raoul umarmt, den ich zu mir in das Hotel beschieden, reise ich unmittelbar nach la Fère ab.«
»Gott befohlen also, theurer und vortrefflicher Freund.«
»Auf Wiedersehen vielmehr, denn ich weiß im Ganzen nicht, warum Ihr nicht bei mir in Blois wohnen solltet. Ihr seid nun frei. Ihr seid reich und ich werde Euch, wenn Ihr wollt, ein schönes Gut in der Gegend von Chiverny oder in der von Bracieur kaufen. Einerseits habt Ihr dann die schönsten Waldungen der Welt, welche an die von Chambord stoßen, andererseits herrliche Moorgründe. Ihr, der Ihr die Jagd liebt und mag es Euch lieb oder leid sein, Dichter seid, theurer Freund, Ihr werdet Fasanen, Kriechenten und Rallen finden, abgesehen von den Sonnenuntergängen und, Spazierfahrten im Nachen, daß Apollo und Nimrod darüber in Entzücken gerathen könnten. Bis Ihr einen Kauf gemacht habt, wohnt Ihr in la Fère, und wir gehen auf die Beize in den Weinbergen, wie es Ludwig der Dreizehnte gethan hat. Das ist ein vernünftiges Vergnügen für alte Leute wie wir sind.«
D’Artagnan nahm die Hände von Athos und erwiederte:
Theurer Graf, ich sage Euch weder ja noch nein. Laßt mich in Paris die Zeit zubringen, welche für mich durchaus nothwendig ist, um meine Geschäfte zu ordnen und mich allmälig an die sehr schwer lastende Idee zu gewöhnen, welche in meinem Gehirn schlägt und es blendet. Seht, ich bin reich, und bis ich mich an den Reichthum gewöhnt habe, werde ich, so wie ich mich kenne, ein unerträglicher Mensch sein. Ich bin aber noch nicht so dumm, daß es mir an Geist einem Freunde gegenüber, wie Ihr seid, fehlen würde. Das Kleid ist schön, das Kleid ist reich vergoldet, doch es ist neu und drückt mich an den Schultern.«
Athos lächelte.
»Es mag sein,« sagte er. »Doch was dieses Kleid betrifft, lieber d’Artagnan, wollt Ihr einen Rath von mir hören?«
»Oh! sehr gern.«
»Ihr werdet Euch nicht ärgern?«
»Geht doch!«
»Wenn Einem der Reichthum spät und plötzlich zukommt, so muß dieser Eine, um sich nicht zu verändern, geizig werden, nämlich nicht mehr Geld ausgeben, als er vorher hatte, oder ein Verschwender werden und so viel Schulden machen, daß er wieder arm wird.«
»Ah! was Ihr mir da sagt, gleicht ungemein einem Trugschluß, mein lieber Philosoph.«
»Ich glaube nicht. Wollt Ihr geizig werden?«
»Bei Gott, nein! Ich war es schon, als ich nichts hatte, und will mich ändern.«
»Also seid ein Verschwender.«
»Mordioux! noch weniger, die Schulden machen mir bange. Die Gläubiger kommen mir immer vor wie jene Teufel, welche die Verdammten auf dem Rost umdrehen, und da die Geduld nicht die bei mir vorherrschende Tugend ist, so bin ich stets versucht, die Teufel zu prügeln.«
»Ihr seid der vernünftigste Mensch, den ich kenne, und Ihr habt von Niemand einen Rath anzunehmen. Diejenigen, welche glauben würden, sie hätten Euch etwas zu lehren, wären Narren. Doch sind wir nicht in der Rue Saint-Honoré?«
»Ja, lieber Athos.«
»Seht, dort links, das lange weiße Häuschen ist das Hotel, wo ich meine Wohnung habe. Ihr werdet bemerken, daß es nur zwei Stockwerke hat. Das erste bewohne ich; das andere ist an einen Officier vermiethet, den sein Dienst acht bis neun Monate im Jahr entfernt hält, so daß ich, abgesehen von den Kosten, in diesem Hause bin, als ob ich bei mir wäre.«
»Oh! wie Ihr das gut einzurichten wißt, Athos! Welche Ordnung und welche Umsicht! das möchte ich in mir vereinigen. Doch was wollt Ihr, das ist angeboren und erwirbt sich nicht.«
»Schmeichler! . . . Nun