Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма

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Der Graf von Monte Christo - Александр Дюма


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das Gut derjenigen, welchen ich schuldig bin, wachse und unter Deinen Händen Früchte trage. Bedenke, daß es ein schöner Tag, ein großer Tag, ein feierlicher Tag sein wird, der der Wiedereinsetzung. Der Tag, wo Du in diesem Zimmer sagen wirst: »»Mein Vater ist gestorben, weil er nicht tun konnte, was ich heute thue, doch er ist ruhig und getrost gestorben, weil er wußte, ich würde es tun.««

      »Oh! Mein Vater, mein Vater, wenn Sie dennoch leben könnten!«

      »Wenn ich lebe, ist Allen verloren, wenn ich lebe, verwandelt sich die Teilnahme in Zweifel, das Mitleid in Erbitterung; wenn ich lebe, bin ich nur ein Mensch, der sein Wort gebrochen hat, der seiner Verbindlichkeit nicht nachgekommen ist; ich bin nichts Anderes, als ein Bankerottirer. Sterbe ich dagegen, bedenke wohl, Maximilian, so ist mein Leichnam der eines unglücklichen, aber ehrlichen Mannes. Bleibe ich am Leben, so werden meine besten Freunde mein Haus meiden. Bin ich tot, so folgt mir ganz Marseille weinend bis zu meiner letzten Ruhestätte. Lebe ich, so mußt Du Dich meines Namens schämen; sterbe ich, so erhebe stolz das Haupt und sprich:

      »»Ich bin der Sohn des Mannes, welcher sich getötet hat, weil er zum ersten Mal im Leben sein Wort nicht halten konnte.«

      Der junge Mann stieß einen Seufzer aus, doch er schien sich zu fügen. Zum zweiten Male trat die Überzeugung nicht in sein Herz, aber in seinen Geist.

      »Und nun laß mich allein,« sprach Morrel, »und suche die Frauen zu entfernen.«

      »Wollen Sie nicht meine Schwester noch einmal sehen?« fragte Maximilian.

      Eine letzte, schwache Hoffnung lag für den jungen Mann in dieser Zusammenkunft verborgen, und deshalb schlug er sie vor. Herr Morrel schüttelte den Kopf und erwiderte:

      »Ich habe sie diesen Morgen gesehen und ihr Lebewohl gesagt.«

      »Haben Sie mir keinen besondern Auftrag zu erteilen, mein Vater?« fragte Maximilian mit bebender Stimme.

      »Allerdings, mein Sohn, einen heiligen Auftrag.«

      »Sprechen Sie, mein Vater.«

      »Das Haus Thomson und French ist das einzige, das aus Menschlichkeit, vielleicht aus Selbstsucht, – es kommt mir nicht zu, in den Herzen der Menschen zu lesen, – Mitleid mit mir gehabt hat. Sein Mandatar, derjenige, welcher in zehn Minuten erscheinen wird, um den Betrag einer Tratte von zweimal hundert sieben und achtzigtausend fünfhundert Franken in Empfang zu nehmen, hat mir drei Monate, nicht bewilligt, sondern angeboten, dieses Haus werde zuerst befriedigt, mein Sohn, dieser Mann sei Dir heilig.«

      »Ja, mein Vater.«

      »Und nun noch einmal Lebewohl, mein Sohn; gehe, gehe, ich muß allein sein. Du findest mein Testament in dem Schreibpult in meinem Schlafzimmer.«

      Der junge Mann blieb stehen, denn er hatte zwar eine Kraft des Willens, aber keine der Ausführung.

      »Höre, Maximilian,« sprach sein Vater, »denke Dir, ich sei Soldat wie Du, ich habe den Befehl erhalten, eine Schreckschanze zu nehmen, und Du wissest, ich müsse bei dem Erstürmen derselben getötet werden, würdest Du mir nicht sagen: »»Gehen Sie, mein Vater, denn Sie entehren sich, wenn Sie bleiben, und besser der Tod, als die Schande!««

      »Ja, ja,« sprach der junge Mann, Morrel krampfhaft in seine Arme schließend; »ja, gehen Sie.«

      Und er stürzte aus dem Cabinet

      Als sein Sohn sich entfernt hatte, blieb Morrel ein paar Sekunden die Augen starr auf die Thüre geheftet, dann griff er nach einer Klingelschnur und läutete. Alsbald erschien Cocles. Es war nicht mehr derselbe Mensch, diese drei Tage der Überzeugung hatten ihn gelähmt. Der Gedanke: das Haus Morrel ist im Begriff, seine Zahlungen einzustellen, beugte ihn mehr nieder, als es zwanzig auf seinem Haupte angehäufte Jahre getan hätten.

      »Mein guter Cocles,« sagte Morrel mit einem Tone, dessen Ausdruck sich nicht beschreiben läßt, »Du wirst im Vorzimmer bleiben. Wenn der Herr, der bereits vor drei Monaten hier gewesen ist, der Mandatar von Thomson und French kommt, meldest Du ihn.« Cocles antwortete nicht; er machte ein Zeichen mit dem Kopfe, setzte sich in das Vorzimmer und wartete. Morrel fiel in seinen Lehnstuhl zurück; seine Augen wandten sich nach der Pendeluhr; es blieben ihm nur noch sieben Minuten; der Zeiger rückte mit einer unglaublichen Geschwindigkeit vor; es dünkte ihm, er sehe denselben fortschreiten. Was nun in dem Geiste dieses Mannes vorging, der, noch jung, sich in Folge eines vielleicht falschen, aber wenigstens auf scheinbaren Gründen beruhenden Schlusses, von Allem, was auf der Welt liebte, trennen und das Leben verlassen wollte, vermag keine Feder zu schildern; man hätte, um einen Begriff zu bekommen, seine mit Schweiß bedeckte und dennoch ruhige Stirne, seine von Tränen befruchteten und dennoch zum Himmel aufgeschlagenen Augen sehen müssen.

      Der Zeiger rückte immer vor, die Pistolen waren geladen: er streckte die Hand aus, ergriff eine und murmelte den Namen seiner Tochter; dann legte er die tödliche Waffe wieder nieder, nahm eine Feder und schrieb ein paar Worte. Es kam ihm vor, als hatte seinem geliebten Kinde nicht genug Lebewohl gesagt; dann wandte er sich wieder nach der Pendeluhr,  . . . er zählte nicht mehr nach Minuten, sondern nach Sekunden. Er faßte abermals die Waffe, den Mund halbgeöffnet und die Augen starr auf den Zeiger geheftet; und er bebte bei dem Geräusch, das er selbst, den Hahnen spannend, machte. Der Schweiß lief ihm immer kälter über die Stirne, immer tödlicher schnürte ihm die Angst das Herz zusammen; er hörte, wie die Thüre der Treppe auf ihren Angeln knarrte und sich so dann die seines Cabinetes öffnete: die Pendeluhr war auf dem Punkte, die elfte Stunde zu schlagen.

      Morrel wandte sich nicht um, er erwartete von Cocles die Worte: »Der Mandatar des Hauses Thomson und French!« und näherte die Waffe seinem Munde. Plötzlich hörte er einen Schrei . . . es war die Stimme seiner Tochter.

      Er kehrte sich um und erblickte Julie; die Pistole entschlüpfte seinen Händen.

      »Mein Vater!« rief das Mädchen athemlos und beinahe sterbend vor Freude, »gerettet! Sie sind gerettet!«

      Und sie warf sich, mit der Hand eine rote seidene Börse empor haltend, in seine Arme.

      »Gerettet mein Kind,« sprach Morrel, »was willst Du damit sagen?«

      »Ja gerettet! sehen Sie, sehen Sie!«

      Morrel ergriff die Börse und bebte, denn es sagte ihm eine dunkle Erinnerung, daß dieser Gegenstand einst ihm gehört hatte. Auf der einen Seite fand er die Tratte von zweimal hundert und sieben und achtzigtausend fünfhundert Franken; die Tratte war quittiert. Auf der andern gewahrte er einen Diamant von der Größe einer Haselnuß, mit den auf ein Stück Pergament geschriebenen drei Worten: »Mitgift von Julie.«

      Morrel fuhr mit der Hand über seine Stirne: er glaubte zu träumen. In diesem Augenblick schlug die Pendeluhr die elfte Stunde. Der Klang vibrierte für ihn, als ob jeder Schlag des stählernen Hammers an seinem eigenen Herzen wiedertönte.

      »Sprich, mein Kind,« sagte Morrel, »erkläre Dich.Wo hast Du diese Börse gefunden?«

      »In einem Hause der Allée de Meillan, Numero 15. auf der Ecke des Kamins eines armseligen Zimmers im fünften Stocke.«

      »Diese Börse gehört aber nicht Dir!« rief Morrel.

      Julie reichte dem Vater den Brief, welchen sie am Morgen empfangen hatte.

      »Und Du bist allein in jenem Hause gewesen?«sagte er, nachdem er gelesen hatte.

      Emmanuel begleitete mich, mein Vater; er sollte an der Ecke der Rue du Musée auf mich warten, war aber seltsamer Weise bei meiner Rückkehr nicht dort.«

      »Herr Morrel! . . . rief man auf der Treppe, »Herr Morrel!«

      »Das ist seine Stimme,« sprach Julie.

      Zu gleicher Zeit trat Emmanuel, das Gesicht vor Freude und Aufregung ganz verstört, ein.

      »Der Pharaon!« rief er; »der Pharaon

      »Nun, was, der Pharaon? Sind Sie verrückt, Emmanuel? Sie wissen, daß er zu Grunde gegangen ist.«

      »Der Pharaon! Herr, man signalisiert den Pharaon! der Pharaon läuft in den Hafen ein!«

      Morrel fiel in seinen Stuhl zurück


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