John Davys Abenteuer eines Midshipman. Александр Дюма

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John Davys Abenteuer eines Midshipman - Александр Дюма


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aus welchem die an den Wänden hängenden Landschaften hervorgegangen waren, und ein Wohnzimmer mit Piano und gewählter Bibliothek bezeugten, daß die Bewohnerin ihre Mußestunden der Kunst und Lectüre widmete.

      Miß Anna war Eigenthümerin dieses Häuschens; ihre Eltern hatten es gekauft und es ihr sammt der jährlichen Rente von vierzig Pfund Sterling hinterlassen. Sir Edward, dessen Neugierde dem Doctor große Freude machte, nahm natürlich mit Ausnahme des Schlafzimmers das ganze Haus in Augenschein.

      Die Gouvernante wußte sich diese Haussuchung nicht zu erklären; aber sie sah nur, daß die beiden Fremden, zumal der Capitän, der Ruhe bedurften, nachdem sie alle Räume von der Küche bis zum Boden durchwandert hatten. Sie führte daher die beiden Herren in den Salon und entfernte sich, um Thee zu machen. Als Sir Edward mit dem Doctor allein war, versank er wieder in das Stillschweigen, welches er unterbrochen hatte, um an die Haushälterin eine Menge Fragen über Miß Anna und ihre Eltern zu richten; aber dieses Mal war der Arzt ohne Besorgniß, denn dieses Schweigen war kein dumpfes Hinbrüten, sondern ein träumerischer Zustand, der das Gemüth seines Patienten anregte und auf dessen Zustand einen wohlthuenden Einfluß haben konnte.

      Während Sir Edward in Gedanken vertieft war, that sich die Thür auf – und statt der Gouvernante erschien Miß Anna, in der einen Hand eine Theekanne, in der andern einen Teller mit Sandwiches tragend. Sie war eben nach Hause gekommen und wollte nun selbst die Honneurs des Hauses machen.

      Sir Edward stand mit sichtbarer Freude auf und begrüßte sie.

      Anna stellte den Thee auf den Tisch, machte dem Capitän einen französischen Knix und reichte ihm nach englischer Sitte die Hand.

      Anna Mary war wirklich reizend: der Weg, den sie gemacht, hatte ihre Wangen stärker geröthet. Dazu kam eine gewisse Befangenheit über den unerwarteten Besuch, verbunden mit dem Bestreben, die beiden Fremden nach Gebühr zu empfangen. Es ist daher nicht zu verwundern, daß Sir Edward ungemein redselig ward. Diese Redseligkeit blieb freilich nicht in den strengen Grenzen der Convenienz und ein strenger Beobachter der Formen würde vielleicht gefunden haben, daß die Lobsprüche in dem Gespräch des Commandanten einen zu großen Platz einnahmen. Aber er sagte was er dachte, und er dachte viel Gutes von Miß Anna.

      Ungeachtet seines Redeeifers bemerkte er ein adeliges Wappen an dem Silberzeuge. Diese Entdeckung schmeichelte, er wußte nicht warum, seinem alten aristokratischen Stolz. Sir Edward würde sich beschämt gefühlt haben, eine so hohe Bildung bei einem Mädchen aus dein Volke oder Bürgerstande zu finden.

      Der Doctor mußte ihn erinnern, daß der Besuch schon zwei Stunden gedauert. Sir Edward mochte es nicht glauben, aber er sah nach der Uhr und erkannte die Unschicklichkeit eines längeren Verweilens. Er nahm Abschied und ließ sich von Miß Anna versprechen, morgen mit Mademoiselle de Villevieille – so hieß die Gouvernante – den Thee im Schlosse zu nehmen.

      »Sie haben zuweilen vortreffliche Ideen, Doctor,« sagte der Capitän, als er wieder im Wagen saß; »ich weiß nicht, warum wir nicht täglich eine solche Spazierfahrt machen; meine Pferde bekommen ja steife Beine, wenn sie gar nicht aus dem Stall kommen.

      V

      Am andern Morgen stand der Capitän eine Stunde früher als gewöhnlich auf, durcheilte das Schloß und ertheilte persönlich die Weisungen, die er für nothwendig hielt, um den heutigen Besuch in gebührender Weise zu empfangen. Die Ordnung und Sauberkeit, die er in dem Hause der Miß Anna gefunden hatte, gefiel ihm so, daß er beschloß Williamhouse auf denselben Fuß einzurichten. Er ließ daher nicht nur Fußböden und Möbeln bohnen, sondern auch die Gemälde reinigen.

      Die bis dahin mit Staub und Schmutz bedeckten Ahnen Sir Williams’ schienen wieder aufzuleben und Alles was in diesen so lange verödet gewesenen Zimmern vorging, mit klaren Augen zu betrachten.

      Der Doctor begleitete den Capitän, der für diese Vorkehrungen alles Feuer seiner Jugendjahre wieder gefunden zu haben schien. Auch Sanders kam dazu, und als er die ganze Dienerschaft so emsig beschäftigt sah , fragte er ob etwa der König nach Derbyshire kommen werde, und zu seinem Erstaunen vernahm er, daß alle diese Vorkehrungen getroffen wurden, weil Miß Anna Mary eine Tasse Thee im Schlosse trinken wollte.

      Tom wußte seit drei Tagen nicht was er denken sollte; den Spleen fürchtete er nicht mehr, aber er meinte, es spuke dem Commandanten im Kopfe. Nur der Doktor schien aus diesem für Alle dunkeln Wege muthig vorzuschreiten und einen längst entworfenen Plan zu verfolgen.

      Der würdige Mr. Robinson freute sich herzlich über die merkliche Besserung Sir Edward’s; er war gewohnt, der Vorsehung die Mittel zu überlassen und ihr für den Erfolg zu danken.

      Miß Anna Mary und Mademoiselle de Villevieille kamen zur bestimmten Stunde, ohne zu ahnen, daß ihr Besuch so viele Vorkehrungen veranlaßt hatte. Der Capitän machte in der liebenswürdigsten Weise die Honneurs. Er war wohl noch blaß und schwach, aber wer ihn so flink und geschäftig sah, konnte kaum glauben, daß er derselbe Mann sei, der sich acht Tage vorher langsam und still wie ein Gespenst durch die Zimmer geschleppt hatte.

      Während der Thee genommen wurde, klärte sich der im nördlichen England gemeiniglich so trübe Octoberhimmel plötzlich auf und die Sonne schien gar freundlich zwischen den sich zerstreuenden Wolken hindurch. Der Doktor benutzte den schönen Abend, um einen Spazirgang durch den Park vorzuschlagen. Die Besucherinnen willigten ein. Der Doctor bot dem alten Fräulein, der Capitän der Miß Anna den Arm. Anfangs war der Seemann etwas befangen; aber Anna Mary war so heiter und anmuthig, daß seine Verlegenheit schwand, sobald sie anfing zu sprechen. Sie harte viel gelesen, Sir Edward hatte viel gesehen, das Gespräch konnte daher nicht stocken. Er erzählte seine Seereisen und Kriegsfahrten, wie er zweimal in Gefahr gewesen sei zwischen den Eisbergen am Nordpol stecken zu bleiben, und wie er im indischen Ocean Schiffbruch gelitten. Dann kam die Geschichte der elf Seegefechte, die er mitgemacht, zumal der letzten Schlacht, in welcher er das Bein verloren. Er erzählte, wie er sich auf dem Verdeck aufgerichtet und in die Hände geklatscht, als ein feindliches Kriegsschiff, dessen Mannschaft sich nicht habe ergeben wollen, mit Mann und Maus untergegangen sei. Anfangs hörte Anna ans Höflichkeit zu; nach und nach aber schenkte sie der schmucklosen, aber lebhaften Erzählung die größte Aufmerksamkeit Anna lauschte noch immer, als der Capitän längst aufgehört hatte zu sprechen, und der Spaziergang hatte zwei Stunden gedauert, ohne daß Sir Edward müde wurde und Miß Anna sich langweilte. Das Fräulein von Villevieille, welche das Gespräch mit dem Doctor nicht so anziehend zu finden schien, erinnerte endlich ihre junge Herrin, daß es Zeit sei sich nach Hause zu begeben.

      Sir Edward war den ganzen Abend sehr vergnügt; aber als er am andern Morgen bedachte, daß Miß Anna keine Ursache habe wieder ins Schloß zu kommen und daß er schwer einen Vorwand zu einem neuen Besuch finden werde, schien ihm der Vormittag endlos lang, und Tom fand ihn wieder sehr traurig und niedergeschlagen.

      Der Capitän hatte sein fünfundvierzigstes Jahr erreicht und noch nie geliebt. Er war schon als Knabe in den Seedienst getreten und seine Seele war sofort durch die großartigen Erscheinungen in der Natur gefesselt worden; die zarteren Gefühle waren durch die strenge Mannszucht unterdrückt worden; so lange er am Bord seiner Fregatte gewesen war, hatte er die eine Hälfte der Schöpfung als einen Luxusartikel betrachtet, die Gott den Menschen zum Vergnügen geschenkt, wie die duftenden Blumen und die singenden Vögel. Die Blumen und Vögel dieser Art, welche er kennen gelernt, hatten freilich nichts Anlockendes: es waren einige Wirthinnen, welche in den verschiedenen Seehäfen, wo er sich vor Anker gelegt, die besuchtesten Gasthäuser hielten; Negerinnen an der Küste von Guinea oder Zangebar, Hottentottinnen am Cap oder Patagonierinnen im Feuerlande.

      Der Gedanke, daß sein Geschlecht mit ihm aussterben werde, hatte ihm nie große Bekümmerniß gemacht. Diese frühere Gleichgültigkeit machte es sehr wahrscheinlich, daß ihn die erste einigermaßen hübsche und geistreiche Dame völlig umstimmen werde, zumal wenn dieselbe, wie Anna Mary, so viele ausgezeichnete Eigenschaften besaß. Wir haben gesehen, daß dies wirklich der Fall war. Der Capitän, der auf einen Angriff nicht gefaßt gewesen war, hatte nicht an Vertheidigung gedacht, so daß er bei dem ersten Scharmützel kampfunfähig wurde und in Gefangenschaft gerieth.

      Sir Edward brachte den Tag zu wie ein Kind, das sein liebstes Spielzeug verloren hat und sich mit keinem andern die Zeit vertreiben will. Er


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