La San Felice Band 1. Александр Дюма
Читать онлайн книгу.Niederlage, eine seltsame Flucht, ein seltsamer Vorschlag und endlich die seltsame Enthüllung dieser Thatsachen in Gegenwart eines Fremden, denn ein solcher war ich für den Hof und besonders für den König, mit welchem ich blos ein- oder zweimal gesprochen hatte. Zum Glück für die Menschheit ist die Selbstverläugnung des redlichen Höflings das am wenigsten seltsame.«
Die Skizze, die wir hier von einer der Personen unseres Buches entwerfen und deren Aehnlichkeit, wie wir fürchten, kaum Glauben finden wird, wäre unvollständig, wenn wir diesen königlichen Polichinell nur von der Lazzaromiseite betrachteten. Von dieser ist er blos grotesk, von der andern aber furchtbar und schrecklich.
Nachstehendes ist eine wörtliche Uebersetzung des Briefes, den er an Ruffo schrieb, als derselbe im Begriff stand, siegreich in Neapel einzuziehen. Es ist dies eine von Haß, Rache und Furcht dictierte Proscriptionsliste.
»Eminenz!
»Nachdem ich die Stelle Ihres Briefes vom 1. April über das Verfahren, das in Bezug auf das Schicksal der zahlreichen Verbrecher einzuhalten sein möchte, welche sowohl in den Provinzen als in der Hauptstadt, wenn dieselbe mit Gottes Hilfe meiner Herrschaft wiedergegeben sein wird, in unsere Hände fallen können, wiederholt durchgelesen und mit der größten Aufmerksamkeit erwogen, muß ich Ihnen vor allen Dingen erklären, daß ich Alles, was Sie mir über diesen Gegenstand schreiben, von jener Weisheit, jener Einsicht und jener Anhänglichkeit durchdrungen finde, wovon Sie mir so viele unzweideutige Beweise gegeben haben und fortwährend noch geben. Ich will Sie daher von meinen Dispositionen in Kenntniß setzen.
»Ich stimme mit Ihnen darin überein, daß wir in unseren Nachforschungen nicht allzu eifrig sein dürfen, um so mehr als die schlechten Subjecte sich so offen zu erkennen gegeben haben, daß man die schlimmsten davon in sehr kurzer Zeit wird festnehmen können.
»Meine Absicht ist daher, daß nur die folgenden Classen von Schuldigen festgenommen und in angemessenen Gewahrsam gebracht werden:
»Sämmtliche Mitglieder der provisorischen Regierung und der Executiv- und Legislativ-Commission von Neapel.
»Sämmtliche Mitglieder der von den Republikanern gebildeten Militärcommission und Polizei.
»Alle, welche den verschiedenen Municipalitäten angehört oder überhaupt ein Amt von der Republik oder den Franzosen übertragen bekommen und angenommen haben.
»Alle, welche der Commission angehört, die sich ihre Aufgabe gestellt, Untersuchungen über die angebliche Verschwendung und Mangelhaftigkeit meiner Regierung vorzunehmen.
»Sämmtliche Officiere, die in meinem Dienste gestanden haben und in den der sogenannten Republik oder der Franzosen übergegangen sind. Es versteht sich hierbei von selbst, daß Officiere in den Fällen, wo sie mit den Waffen in der Hand gegen meine Armeen oder gegen die meiner Bundesgenossen ergriffen worden sind, binnen vierundzwanzig Stunden ohne weitere gerichtliche Procedur erschossen werden.
»In gleicher Weise ist gegen alle Edelleute zu verfahren, welche sich meinen Soldaten oder denen meiner Alliirten mit bewaffneter Hand widersetzt haben.
»Alle, welche republikanische Journale gegründet oder Proclamationen und andere Schriften gedruckt haben, wie zum Beispiel Werke, durch welche meine Völker zur Empörung gereizt oder die Maximen der neuen Regierung verbreitet werden.
»In gleicher Weise festzunehmen sind die Syndici der Städte und die Deputierten der Plätze, welche meinem Stellvertreter, dem General Vignatelli, die Regierung entrissen, sich seinen Operationen widersetzt oder Maßregeln ergriffen haben, welche mit der mir schuldigen Treue in Widerspruch stehen.
»Eben so will ich, daß man eine gewisse Louise Molina San Felice und einen gewissen Vincenzo Cuoco festnehme, welche die Contrerevolution entdeckten, die von den Royalisten beabsichtigt ward, an deren Spitze die Backer, Vater und Sohn, standen.
»Nachdem dies geschehen, ist meine Absicht, eine außerordentliche Commission von einigen sichern und auserwählten Männern zu ernennen, welche die Hauptverbrecher militärisch und nach der ganzen Strenge der Gesetze richten werden.
»Die, welche man weniger schuldig findet, werden um der Ersparniß willen auf Lebenszeit aus meinen Staaten verbannt und ihre Güter confiscirt.
»In dieser Beziehung muß ich Ihnen sagen, daß ich das, was Sie über die Verbannung bemerken, sehr richtig und angemessen gefunden habe, dennoch aber finde ich, daß es im Grunde genommen besser ist, sich dieses Natterngezüchts zu entledigen, als es im Lande zu behalten. Wenn ich eine von meinen festländischen Staaten sehr weit entfernte Insel besäße, so würde ich Ihrem System, diese Verbrecher dorthin zu deportieren, gern beitreten. Die geringe Entfernung meiner Inseln von den beiden Königreichen würde aber Verschwörungen möglich machen, welche diese Leute mit den Bösewichtern und den Unzufriedenen anspinnen werden, deren Ausrottung aus meinen Staaten nicht gelungen wäre.
»Uebrigens werden die bedeutenden Niederlagen und Unfälle, welche die Franzosen, Gott sei Dank, erlitten und die sie hoffentlich noch erleiden werden, die Verbannten in die Unmöglichkeit versetzen, uns zu schaden.
»Dennoch aber muß der Ort der Deportation und die Art und Weise, auf welche sich dieselbe gefahrlos ausführen läßt, wohl erwogen werden und dieser Gegenstand ist es, mit welchem ich mich gegenwärtig beschäftige.
»Was die Commission betrifft, welche alle diese Verbrecher richten soll, so werde ich, sobald ich Neapel wieder in Händen habe, sofort daran denken und bin gesonnen, diese Commission von hier aus nach der Hauptstadt zu schicken.
»Was die Provinzen und die Orte betrifft, wo Sie sind, so kann, wenn Sie damit einverstanden sind, de Fiore in seiner Thätigkeit fortfahren.
»Uebrigens kann man unter den Advocaten der Provinzen und unter den Kronadvocaten, welche nicht gemeinchaftliche Sache mit den Republikanern gemacht, welche der Krone treu geblieben sind und Intelligenz besitzen, eine gewisse Anzahl auswählen und ihnen alle außerordentlichen Vollmachten ertheilen, denn ich will nicht, daß Magistratsbeamte der Hauptstadt oder der Provinzen, welche unter der Republik gedient, selbst wenn sie, wie ich hoffe, durch die unwiderstehliche Nothwendigkeit dazu gezwungen worden, über Verräther zu Gericht zu sitzen, zu deren Zahl ich sie selbst rechne.
»Was diejenigen betrifft, welche nicht unter die oben aufgeführten Kategorien gehören, so stelle ich Ihnen frei, an denselben eine rasche und exemplarische Züchtigung nach der ganzen Strenge der Gesetze vollziehen zu lassen, sobald Sie finden, daß es wirkliche und hervorragende Verbrecher sind und daß Sie diese Züchtigung für nothwendig halten.
»Was die Mitglieder der Gerichtstribunale der Hauptstadt betrifft, so ist, wenn sie keine besonderen Commissionen von den Franzosen und der Republik angenommen, sondern blos ihr Amt verwaltet und die Justizpflege gehandhabt, keine Untersuchung einzuleiten.
»Dies sind für den Augenblick sämmtliche Dispositionen, welche ich Sie beauftrage, auf die Ihnen angemessen erscheinende Weise und an den Orten, wo es möglich sein wird, in Ausführung bringen zu lassen.
»Sobald ich Neapel wieder erobert haben werde, behalte ich mir vor, einige neue Bestimmungen zu treffen, welche durch die Ereignisse und die Mittheilungen, die ich bis dahin erlangt, nothwendig gemacht werden können. Dann aber ist es meine Absicht, meine Pflichten als guter Christ und sein Volk liebender Vater zu erfüllen, die Vergangenheit gänzlich zu vergessen und Allen gänzliche und vollständige Verzeihung zu gewähren, so daß sie des Vergessens ihrer Fehltritte sicher sein können, denn ich schmeichle mir, daß dieselben nicht sowohl durch Böswilligkeit als vielmehr durch Furcht und Kleinmüthigkeit veranlaßt worden.
»Vergessen Sie indessen nicht, daß die öffentlichen Aemter in den Provinzen nur an Personen verliehen werden, die sich gegen die Krone immer gut benommen und folglich niemals die Partei gewechselt haben, denn nur auf diese Weise können wir sicher sein, das, was wir wieder erobert haben, auch zu bewahren.
»Ich bitte den Allerhöchsten, daß er Sie zum Wohle meines Dienstes erhalte, und damit ich Ihnen stets meine wahre und aufrichtige Dankbarkeit zu erkennen geben kann.
»Mittlerweile glauben Sie, daß ich stets bin
»Ihr