La San Felice Band 1. Александр Дюма
Читать онлайн книгу.Liebschaft und hätte beinahe seine größte Thorheit begangen. Um die Person, welche er liebte, nicht zu verlassen, wollte er seine Entlassung als Fregattencapitän nehmen. Seine Officiere aber bemächtigten sich seiner unvermuthet, banden ihn wie einen Verbrecher oder einen Tollhäusler, trugen ihn auf das »Sea Horse«, welches er damals commandierte, und gaben ihm erst auf offener See die Freiheit wieder.
Nach London zurückgekehrt, verheiratete er sich mit einer jungen Witwe, Namens Mitreß Nisbett. Er liebte sie mit jener Leidenschaft, welche sich in seiner Seele so leicht und so heftig entzündete, und als er wieder zur See ging, nahm er einen Sohn, Namens Josua, mit, den sie von ihrem ersten Manne hatte.
Als Toulon durch den Admiral Trogof und den General Mandet den Engländern überlassen ward, war Horaz Nelson Capitän an Bord des »Agamemnon« und ward mit seinem Schiffe nach Neapel geschickt, um dem Könige Ferdinand und der Königin Carolina die Einnahme des wichtigsten französischen Kriegshafens zu melden.
Sir William Hamilton, der englische Gesandte, traf ihn beim Könige, nahm ihn mit nach Hause, ließ ihn in dem Salon, ging in das Zimmer seiner Gattin und sagte zu ihr:
»Ich bringe Ihnen einen kleinen Mann, der sich nicht rühmen kann, schön zu sein; ich müßte mich aber sehr irren, wenn er nicht später einmal der Stolz Englands und der Schrecken unserer Feinde würde.«
»Und woraus schließen Sie das?« fragte Lady Hamilton.
»Aus den wenigen Worten, die wir gewechselt haben. Er ist im Salon. Kommen Sie, um ihm die Honneurs unseres Hauses zu machen. Ich habe noch niemals einen englischen Officier bei mir empfangen, aber ich will nicht, daß dieser anderswo, als in meinem Hotel wohne.«
Und Nelson wohnte in der englischen Gesandtschaft, deren Hotel an der Ecke des Flusses und der Straße von Chiaja stand.
Nelson war damals, im Jahre 1793, ein Mann von vierunddreißig Jahren, klein von Wuchs, wie Sir William gesagt, bleich von Gesicht, mit blauen Augen und jener Adlernase, welche das Profil der Kriegsmänner auszeichnet und Cäsar und Condé Aehnlichkeit mit Raubvögeln gibt; mit jenem hervorragenden Kinne, welches die bis zur Hartnäckigkeit getriebene Zähigkeit verräth.
Was Haar und Bart betraf, so waren dieselben hellblond und dünn.
Nichts verräth, daß zu jener Zeit Emma Lyonna in Bezug auf Nelsons äußere Erscheinung einer anderen Meinung gewesen sei, als ihr Gatte. Die so zu sagen niederschmetternde Schönheit der Gesandtin aber äußerte ihre Wirkung. Nelson verließ Neapel, nahm die Verstärkungen mit, welche er von dem neapolitanischen Hofe verlangt, und hatte sich in Lady Hamilton verliebt bis zum Wahnsinn.
Geschah es aus reinem Ehrgeiz, oder geschah es, um sich von jener Liebe zu heilen, die, wie er fühlte, unheilbar war, daß er bei der Einnahme von Calvi, wo er ein Auge, oder bei der Expedition nach Tenneriffa, wo er ein Bein verlor, den Tod suchte? Man weiß dies nicht, aber bei diesen beiden Gelegenheiten setzte er sein Leben mit einer solchen Tollkühnheit aufs Spiel, daß man glauben mußte, es läge ihm äußerst wenig daran.
Lady Hamilton sah ihn sonach als Einäugigen und Einbeinigen wieder, und nichts verräth, daß ihr Herz für den verstümmelten Helden ein anderes Gefühl gehegt habe, als jenes zärtliche, theilnehmende Mitleid, welches die Schönheit den Märtirern des Ruhmes schuldig ist.
Am 16. Juni 1798 kam er zum zweiten Male nach Neapel und zum zweiten Male sah er sich der Lady Hamilton gegenüber.
Die Lage war für Nelson eine sehr kritische.
Beauftragt, die französische Flotte in dem Hafen von Toulon zu blockieren und sie, wenn sie denselben verließe, anzugreifen, hatte er gleichwohl diese Flotte sich zwischen den Fingern hindurchschlüpfen gesehen und dieselbe hatte im Vorüberfahren Malta genommen und dreißigtausend Mann in Alexandrien ans Land gesetzt.
Dies war noch nicht Alles. Von einem Sturm umhergetrieben, der seinen Schiffen schwere Beschädigungen zugefügt, an Wasser und Lebensmitteln Mangel leidend, konnte er seine Verfolgung nicht fortsetzen, sondern mußte nach Gibraltar steuern, um sich zu verproviantiren.
Er war verloren. Man konnte des Hochverraths einen Mann anklagen, welcher einen Monat lang in dem mittelländischen Meere, das heißt in einem großen See, eine Flotte von dreizehn Linienschiffen und dreihundert siebenundachtzig Transportschiffen gesucht hatte, nicht blos ohne sie einholen zu können, sondern auch ohne ihren Curs ermittelt zu haben.
Jetzt handelte es sich darum, unter den Augen des französischen Gesandten von dem Hofe der beiden Sicilien die Erlaubniß zu erhalten, daß Nelson in den Häfen von Messina und Syracus Wasser und Lebensmittel und in Calabrien Schiffsbauholz einnehmen dürfte, um seine zerbrochenen Masten und Raaen zu ersetzen.
Nun aber hatte der Hof beider Sicilien einen Friedensvertrag mit Frankreich geschlossen. Dieser Vertrag machte ihm die strengste Neutralität zu Pflicht und wenn man Nelson das, was er verlangte, gewährte, so war dies eine offenbare Verletzung dieses Tractats und ein Bruch dieser Neutralität.
Ferdinand und Caroline verabscheuten aber die Franzosen so sehr und hatten Frankreich einen solchen Haß geschworen, daß Alles, was Nelson begehrte, ihm ohne Bedenken gewährt ward, und Nelson, welcher wußte, daß nur ein großer Sieg ihn retten konnte, verließ Neapel verliebter und wahnsinniger als je, mit dem Schwur, zu siegen oder sich bei der ersten Gelegenheit tödten zu lassen.
Er siegte und wäre beinahe getödtet worden. Niemals seit Erfindung des Pulvers und Anwendung des Geschützes war eine entsetzlichere Seeschlacht geschlagen worden. Von den dreizehn Linienschiffen, aus welchen, wie wir bereits bemerkt, die französische Flotte bestand, konnten nur zwei den Flammen und der gänzlichen Zerstörung durch den Feind entrinnen.
Ein Schiff, der »Orient«, war in die Luft geflogen. Ein anderes Linienschiff und eine Fregatte waren in den Grund gebohrt worden, neun waren in die Hände der Sieger gefallen.
Nelson hatte sich während der ganzen Zeit, welche der Kampf gedauert, als vollkommener Held gezeigt. Er hatte sich dem Tode dargeboten und der Tod hatte ihn nicht gewollt, wohl aber hatte er eine grausame Verwundung davongetragen.
Eine Kugel vom »Wilhelm Tell« hatte eine Raa des »Vanguard« getroffen und die zerschossene Raa war Nelson in demselben Augenblick, wo er den Kopf emporrichtete, um die Ursache des furchtbaren Krachens, welches er hörte, zu erspähen, auf die Stirn gefallen, hatte ihm die Haut des Hirnschädels über das einzige Auge, welches er noch besaß, herabgeschlagen und ihn wie einen von einem Keulenschlage getroffenen Stier von seinem Blut überströmt aufs Deck hingestreckt.
Nelson glaubte, die Wunde sei tödtlich, ließ den Caplan rufen, um sich von diesem den letzten Segen ertheilen zu lassen, und beauftragte ihn mit den letzten Grüßen an seine Familie.
Nach dem Priester aber kam der Chirurg, dieser untersuchte die Hirnschale. Dieselbe war unversehrt. Nur die Stirnhaut war losgerissen und fiel bis über den Mund herab.
Die Haut ward wieder in ihre naturgemäße Lage zurückgebracht, an der Stirn angeheftet und durch eine schwarze Binde festgehalten.
Nelson raffte das seiner Hand entfallene Sprachrohr auf und machte sich wieder an das Werk der Zerstörung, indem er »Feuer!« commandierte.
Es lag der Hauch eines Titans in dem Haß dieses Mannes gegen Frankreich.
Am 2. August, acht Uhr Abends, war, wie wir schon vorhin bemerkten, von der ganzen französischen Flotte nichts weiter übrig als zwei Schiffe, die sich nach Malta flüchteten .
Ein leichtes Fahrzeug trug die Nachricht von Nelsons Siege und der Zerstörung der französischen Flotte an den Hof von Neapel und zur Admiralität von England.
Ganz Europa hallte bis nach Asien wieder von einem unermeßlichen Freudenschrei, so sehr fürchtete man die Franzosen, so sehr verwünschte und verabscheute man die französische Revolution.
Ganz besonders der Hof von Neapel ward, nachdem er vor Wuth geschnaubt, nun vor Freude fast wahnsinnig.
Natürlich war es Lady Hamilton, welche Nelson's Brief empfing, der ihr diesen Sieg meldete, welcher dreißigtausend Mann Franzosen und Bonaparte mit ihnen in Egypten gefangen hielt.
Bonaparte, der Mann von Toulon, des 13. Vendemiaire, von Montenotte,