Verbergen und Suchen. Уилки Коллинз

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Verbergen und Suchen - Уилки Коллинз


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welche sie verabscheute, gebrauchte sie ihre Reitpeitsche eben so frei als ihre Zunge. Jener feige, viehische Jubber würde es niemals gewagt haben, meine kleine Marie zu schlagen, wenn Peggy noch bei uns gewesen wäre. Er hatte eine solche Angst vor ihr, dass sie ihn um den Finger wickeln konnte, und sie tat es auch, denn er durfte mit der besten Reiterin in England nicht zanken, weil er befürchtete, sie würde sich in einem andern Zirkus engagieren lassen. Peggy war außerdem ein sehr kluges Mädchen, hatte mich immer sehr gern und nahm meine Partie. Als nun Jemmy sagte, er hielt es für das Beste, sie zu fragen, was wir mit der Person anfangen sollten, so können sie leicht überzeugt sein, dass ich dies auch für das Beste hielt. Wir nahmen also das junge Weib und den Säugling sogleich mit uns nach dem Zirkus. Sie quälte uns durchaus nicht mit Fragen, sie schien sich nicht darum zu kümmern, wohin sie ginge und was sie tat; sie war niedergeschlagen und verzweifelt – ein Anblick, Frau Joyce, der Ihrem Herzen auch sehr wehe getan haben würde.

      Man trank gerade Tee im Zirkus und war beinah fertig damit. Gewöhnlich tranken wir Tee und aßen Mittagbrot zusammen dort, da wir fanden, dass dies uns billiger zu stehen kam. Peggy Burke, ich erinnere mich dessen noch, ging draußen auf dem Grase spazieren, und pfiff (das war eine ihrer sonderbaren Gewohnheiten) die Melodie von »Das Mädchen, welches ich verließ«.

      »Ach, Frau Peckover«, sagte sie, »was haben Sie jetzt vorgehabt?« Wer ist die Dame, welche Sie mit zum Tee gebracht haben? – Ich teilte ihr, mein Herr, alles mit, was ich Ihnen soeben gesagt habe; während Jemmy das junge Weib auf einem unserer Koffer niedersetzen ließ, besorgte ich ihr eine Tasse Tee. »Es scheint mir fürchterlich«, sprach ich, als ich meinen Tee getrunken hatte, eine solche Person nach dem Arbeitshause zu schicken, nicht wahr?« »Arbeitshaus«, ruft Peggy sogleich auffahrend, »ich wünschte nur, wir könnten des Mannes habhaft werden, der sie in diese unglückliche Lage versetzt hat, um ihn dort für den Rest seines Lebens bei Wasser und Brot unterzubringen. Aber Sie sind ein liebes altes Mädchen, Peck!« fährt sie zu mir gewandt fort, »und Ihre Freunde sind auch die meinigen. Bleiben Sie, wo Sie sind, und lassen Sie mich ein Wort mit der jungen Frau auf dem Koffer sprechen.«

      Bald darauf kommt sie zurück und sagt: »Ich bin fertig damit, Peck! Sie ist sehr verschwiegen und so stolz wie Luzifer, aber trotzdem ist sie nur eine Nähmamsell.« »Eine Nähmamsell!«, sage ich, »wie haben Sie dies herausgefunden?« »Nun, ich betrachtete ihren Zeigefinger«, erwiderte Peggy, »und bemerkte Stiche von der Nähnadel daran; es gelang mir auch bald darauf, sie ein wenig zum Sprechen zu bewegen. Sie versteht sich auf Theateranzüge und auf das Zuschneiden« Würden Sie dies jemals geglaubt haben? »Ich will ihr morgen zeigen, wie man dem Arbeitshaus den Abschied gibt, wenn sie nur aushält und vernünftig bleibt. Bleiben Sie, wo Sie sind, Peck! Ich will Jubber veranlassen, seine schmutzige Hand in seine Tasche zu stecken und etwas Geld zu spendieren.« Sie rief Jubber herbei und presste ihm mit der Drohung, seinen Zirkus zu verlassen, zehn Schillinge Vorschuss für ihre Garderobe ab, welche sie mir für das angekommene junge Weib einhändigte. »Ich will schon sehen«, sagte sie hierbei zu mir, »dass die Frau das Geld wieder abverdient, aber heute fällt sie fast vor Müdigkeit um und sie muss ihre Ruhe und ein wenig Abendbrot haben, ehe sie morgen anfangen kann. Nehmen Sie sie mit fort und bringen Sie sie in Ihrem Logis unter; ich will morgen mit einigen Sachen hinkommen, die sie mir machen soll.« Aber mein lieber Herr, sie konnte niemals sechs Pence von diesen zehn Schillingen abverdienen. Sie wurde in der Nacht krank und des Morgens hatte sich ihr Zustand so sehr verschlimmert, dass wir zum Doktor schicken mussten.

      Sobald er sie gesehen hatte, ging er mit mir in den Durchgang und frug mich: »Wissen Sie, wer ihre Verwandten sind?« »Nein, mein Herr«, sage ich, »das kann ich nicht aus ihr herausbekommen. Ich traf sie gestern nur zufällig.« »So versuchen Sie es noch einmal, denn ich befürchte, sie wird die Nacht nicht überleben. Ich will des Abends wiederkommen und sehen, ob irgendeine Veränderung eingetreten ist.«

      Peggy und ich gingen zusammen in ihr Zimmer, aber wir konnten sie trotz aller Mühe nicht dazu bringen, dass sie mit uns sprach. Auf einmal schreit sie auf: »Ich kann nichts mehr erkennen! Wo ist die Frau, welche mein Kind gesäugt hat, als ich allein auf der Landstraße war?« »Hier!« sage ich, »hier! Hier, ich halte Sie bei der Hand. Bitte, sagen Sie uns, an wen wir Ihrethalben schreiben können?« »Wollen Sie mir versprechen, für mein Kind zu sorgen und es nicht in das Arbeitshaus zu schicken?« fragt sie. »Ja, ich verspreche es«, sage ich, »ich verspreche es Ihnen von ganzem Herzen.« »Wir wollen alle für Ihr Kind sorgen«, sagt Peggy, »versuchen Sie sich nur zu beruhigen und Sie werden sich soweit erholen, um mich auf Garryowens Rücken zu sehen, ehe wir Bangbury verlassen.« »Ich gebe mein Kind«, sagte sie, meine Hand krampfhaft fest haltend, »an die Frau, welche es auf der Landstraße säugte, und ich bete zu Gott, sie zu segnen und mir zu vergeben, um Jesum Christum halber.« Hierauf lag sie ein oder zwei Minuten lang ganz ruhig, dann sagte sie schwach: »sein Name soll Marie sein. Legen Sie es noch einmal zu mir ins Bett, ich möchte seine Wangen noch einmal berühren und noch einmal fühlen, wie weich und warm sie sind.« Und ich nahm den Säugling aus seiner Wiege und legte ihn, schlafend wie er war, neben ihr ins Bett und führte ihre Hand nach seiner Wange. Ich sah, wie sich ihre Lippen ein wenig bewegten, und beugte mich über sie. »Geben Sie mir einen Kuss«, flüsterte sie, »bevor ich sterbe.« Ich küsste sie und versuchte mein Weinen zu unterdrücken, dann sagte ich zu Peggy: »Sie warten hier, während ich zum Doktor laufe und ihn zurückhole, denn ich befürchte, es wird bald mit ihr vorüber sein.« Er war nicht zu Hause, als ich in seiner Wohnung anlangte. Ich wusste nicht, was ich zunächst tun sollte, als ich einen Herrn auf der Straße bemerkte, der wie ein Geistlicher aussah. Dreist frug ich ihn, ob er einer wäre. Er sagte Ja und ging auf meine Bitten mit mir. Ich hörte ein lautes Wimmern und Weinen im Zimmer und sah Peggy auf dem Bündel von Anzügen sitzen, welches sie heute morgen mitgebracht hatte, sich rückwärts und vorwärts wiegend, wie die Irländer es immer beim Weinen tun. Ich trat an das Bett und sah durch die Vorhänge. Das Kind schlief noch, so hübsch wie immer und seiner Mutter Hand berührte einen seiner Arme. Ich war gerade im Begriff wieder mit ihr zu sprechen, als der Geistliche »still« sagte, ein Stückchen Spiegelglas nahm, welches auf dem Kamine stand, und es über ihre Lippen hielt. Sie war verschieden. Ihre arme, weiße, abgemagerte Hand lag tot auf dem Arm des lebenden Säuglings.

      Ich beantwortete alle Fragen des Geistlichen offen und ehrlich, indem ich ihm alles sagte, was ich vom Anfang bis zum Ende wusste. Als ich fertig war, springt Peggy von ihrem Bündel auf und sagt: »Was Sie auch immer tun mögen, mein Herr, das Kind darf nicht von dieser Person hier genommen und nach dem Arbeitshause geschickt werden. Die Mutter gab es ihr auf diesem nämlichen Bette, und ich war Zeuge davon, wie sie versprach, dem Kinde eine Mutter zu sein, mein Herr.« Der Geistliche wendete sich zu mir, belobte mich für meine Tat und sagte, niemand solle es von mir nehmen, außer diejenigen, welche Rechte aufzeigen können, um es zu beanspruchen. »Aber jetzt«, sagte er, »müssen wir an andere Dinge denken und besonders versuchen, etwas über die Verhältnisse dieser armen Frau aufzufinden, welche unter so traurigen Umständen gestorben ist.«

      Das war leichter gesagt als getan. Das arme Ding hatte nichts weiter bei sich als zwei Hemden für sich und zwei für das Kind, und diese führten zu keiner Entdeckung. Dann durchsuchten wir ihre Tasche, darin war ein weißes Taschentuch, mit M.G. gezeichnet, einige Stückchen Zwieback zum Lutschbeutel für das Kind und der halbe Schilling und die Pfennige, welche sie besaß, als ich ihr begegnete, und unter allen diesen Dingen in einer Ecke, wie wenn es dort vergessen worden wäre, ein kleines Haararmband. Es war aus verschiedenen Haaren gemacht – sehr wenig von einer und sehr viel von einer andern Art. Und auf einem flachen Schlösschen des Armbands war in kleinen Buchstaben eingegraben, »zum Andenken von S.G.« Ich erinnere mich alles dessen sehr wohl, mein Herr, denn ich habe dieses Armband seitdem oft betrachtet.

      Wir fanden weiter nichts, keine Briefe, Visitenkarten oder sonst etwas. Der Geistliche meinte, dass das M.G. auf dem Taschentuche die Anfangsbuchstaben ihres Namens sein müssten, und dass das S.G. auf dem Armbande sich wohl auf das Haar eines Verwandten bezöge, welches sie zum Andenken getragen hätte. »Ich will eine Anzeige schreiben«, sagte der Geistliche, »in der ich bekanntmache, wie Ihr mit der jungen Frau zusammentraft, wie sie aussah und wie sie gekleidet war.« »Denken Sie etwas über das Kind zu sagen?« fragte ich. »Sicherlich«, antwortete er, »es ist nur recht, dass wir, wenn wir durch diese Anzeige ihre Verwandten entdecken können, ihnen Gelegenheit geben, etwas für das Kind zu


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