Ruhend. Блейк Пирс

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Ruhend - Блейк Пирс


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dann hielt sie etwas Hartes und Unsichtbares zurück.

      Wie eine unsichtbare Wand schob sich dieses etwas zwischen sie und die Menschen, die sie am meisten liebte.

      Riley lief die Wand ab, fuhr mit den Händen tastend über sie und dachte…

      Vielleicht kann man sie irgendwie umgehen.

      Dann hörte sie ein bekanntes heiseres Lachen.

      „Gib’s auf, Kindchen“, sagte eine Stimme. „Dieses Leben ist nichts für dich.“

      Riley drehte sich um und sah jemanden in nur wenigen Metern Entfernung vor ihr stehen.

      Es war ein Mann in der Uniform eines Marine Colonels. Er war groß und schlank, sein Gesicht verbraucht und faltig von jahrelanger Wut und vom Alkoholkonsum.

      Er war der allerletzte Mensch auf dieser Welt, den Riley sehen wollte.

      „Daddy“, murmelte sie ernüchtert.

      Er kicherte düster und sagte: „Hey, du brauchst nicht so schrecklich verbittert zu klingen. Ich dachte, du würdest dich freuen, mit deinem eigenen Fleisch und Blut endlich wiedervereint zu werden.“

      „Du bist tot“, sagte Riley.

      Er zuckte mit den Schultern und sagte: „Nun ja, wie du weißt, hält mich das nicht davon ab, mich ab und zu bei dir zu melden.“

      Riley musste sich eingestehen, dass das der Wahrheit entsprach.

      Es war nicht das erste Mal, dass sie ihren Vater seit seinem Tod letztes Jahr traf.

      Und es war auch nicht das erste Mal, dass seine Anwesenheit sie verwirrte. Sie begriff nicht, wie sie mit einem Toten sprechen konnte.

      Doch einer Sache war sie sich sicher.

      Sie wollte nichts mit ihm zu tun haben.

      Sie wollte von Menschen umgeben sein, die sie nicht in den Selbsthass trieben.

      Sie drehte sich um und wollte schon weiter in Richtung von Blaine und den Mädchen laufen, die weiterhin mit dem Strandball spielten.

      Doch erneut wurde sie von der unsichtbaren Wand aufgehalten.

      Ihr Vater lachte. „Wie oft muss ich es dir eigentlich noch sagen? Du gehörst nicht zu ihnen.“

      Riley schüttelte es am ganzen Körper – ob vor Wut oder Trauer konnte sie nicht genau sagen.

      Sie drehte sich zu ihrem Vater um und schrie…

      „Lass mich in Ruhe!“

      „Bist du dir sicher?“, fragte er. „Ich bin alles, was du hast. Ich bin alles, was du bist.“

      Riley brummte: „Ich bin überhaupt nicht wie du. Ich weiß, was es bedeutet zu lieben und geliebt zu werden.“

      Ihr Vater schüttelte den Kopf und scharrte mit den Füßen im Sand.

      „Es ist nicht so, dass ich kein Mitleid hätte“, sagte er. „Es ist ein verdammt sinnloses Leben, das du da führst – Gerechtigkeit für Menschen einzufordern, die bereits tot sind, für genau die Menschen, die keine Gerechtigkeit mehr brauchen. So wie ich in Vietnam, in einem dummen Krieg, den man nicht gewinnen konnte. Doch du hast keine Wahl, und es ist an der Zeit, dass du damit Frieden schließt. Du bist ein Jäger, genau wie ich. Ich habe dich so erzogen. Wir kennen nichts anderes – keiner von uns beiden.“

      Riley schaute ihm jetzt direkt in die Augen, so als könnte sie ihm so ihren Willen aufzwingen.

      Manchmal gewann sie, wenn sie ihn zum Blinzeln brachte.

      Doch heute war keiner dieser Tage.

      Sie blinzelte selbst und musste den Blick abwenden.

      Ihr Vater lachte höhnisch und sagte: „Ach, wenn du alleine sein willst, so sei es. Auch ich kann auf deine Gesellschaft gut und gerne verzichten.“

      Er drehte sich um und lief in die andere Richtung, den Strand hinab.

      Riley drehte sich um und musste mitansehen, wie auch ihre Lieben sich aufmachten, zu gehen – April und Jilly hielten sich an der Hand, Blaine und Crystal machten sich auf ihren eigenen Weg.

      Als sie begannen im morgendlichen Nebel zu verschwinden, begann Riley auf die unsichtbare Wand einzuschlagen und zu schreien…

      „Kommt zurück! Bitte, kommt zurück! Ich liebe euch alle!“

      Ihre Lippen bewegten sich zwar, doch kein Laut kam über sie.

*

      Riley riss die Augen auf und fand sich im Bett liegend wieder.

      Ein Traum, dachte sie. Ich hätte wissen müssen, dass es nur ein Traum war.

      In ihren Träumen begegnete sie ihrem Vater gelegentlich.

      Wie hätte sie ihn sonst sehen können, jetzt wo er tot war?

      Sie brauchte einen weiteren Augenblick um zu bemerken, dass Tränen ihr über die Wangen liefen.

      Die überwältigende Einsamkeit, die Isolation von den Menschen, die sie am meisten auf der Welt liebte, die warnenden Worte ihres Vaters…

      „Du bist ein Jäger, genau wie ich.“

      Kein Wunder, dass sie in solch einem Zustand aufgewacht war.

      Sie griff nach einem Taschentuch und versuchte, ihr Schluchzen zu beruhigen. Doch auch nachdem ihr das gelungen war, wollte das Gefühl der Einsamkeit nicht weichen. Sie machte sich bewusst, dass die Kinder gleich im Zimmer nebenan waren und sie und Blaine entschieden hatten, in getrennten Zimmern zu schlafen.

      Doch das half ihr jetzt auch nicht.

      So ganz allein in der Dunkelheit hatte sie das Gefühl, dass alle anderen Menschen irgendwo sehr weit weg sein mussten, auf der anderen Seite der Welt.

      Sie überlegte kurz, ob sie aufstehen und sich zu Blaine ins Bett schleichen sollte, aber…

      Die Kinder.

      Sie übernachteten in separaten Zimmern wegen der Kinder.

      Sie schüttelte die Kissen neben ihrem Kopf auf und versuchte wieder einzuschlafen, doch die Gedanken konnte sie so leicht nicht abschütteln…

      Ein Hammer.

      Irgendjemand wurde in Mississippi mit einem Hammer ermordet.

      Sie sagte sich, dass es nicht ihr Fall war, und dass sie Brent Meredith eine Absage erteilt hatte.

      Doch selbst als der Schlaf sie langsam wieder überkam, ließ ein Gedanken sie noch immer nicht los…

      Ein Mörder ist auf freiem Fuß.

      Es gibt einen Fall, der gelöst werden muss.

      KAPITEL FÜNF

      Als Samantha morgens das Rushville Polizeirevier betrat, hatte sie das ungute Gefühl, dass ihr einiger Ärger bevorstand. Gestern hatte sie ein paar Anrufe getätigt, die sie vielleicht nicht hätte machen sollen.

      Vielleicht sollte ich endlich lernen, mich nur um meine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, dachte sie.

      Doch irgendwie fiel es ihr schwer, sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern.

      Sie versuchte immer, die Dinge richtigzustellen – manchmal auch Dinge, die nicht richtiggestellt werden konnten, oder Dinge, von denen andere Leute nicht wollten, dass man sie richtigstellte.

      Wie immer wenn sie zur Arbeit kam, konnte Sam keinen einzigen Cop weit und breit entdecken. Nur die Sekretärin des Chiefs, Mary Ruckle, saß bereits an ihrem Platz.

      Die anderen Polizisten machten sich oft über Sam lustig…

      „Die gute alte verlässliche Sam“, sagten sie. „Morgens immer die erste und abends die letzte.“

      Jedoch klangen diese Bemerkungen meist eher nach


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