Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt


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      »Entschuldigt bitte meinen Anzug, in dem ich auch bei Tisch erscheinen muß.«

      »Aber Herzchen, du bist doch nicht nackt.« Knut besah sich die bezaubernde Reiterin. »Dann allerdings würdest du öffentliches Ärgernis erregen – oder auch nicht.«

      »Sei bloß still, du Bengel«, verwies die Mutter ihn, gleich den anderen lachend. »Du bist ja gar nicht gefragt worden.«

      »Aber Mutzichen, ich rede doch so gern.«

      »Merkt man. Wie ist es, trinken wir vor dem Essen einen Aperitif?«

      Damit waren alle einverstanden, ließen sich von Vater und Sohn versorgen. Birgit, die an Elonie gelehnt stand, bekam einen Schluck aus ihrem Glas, wofür das Kind sich bedankte. Unwillkürlich mußte die junge Frau an Viola denken. Diederich schien dieselben Gedanken zu haben, denn nach einem prüfenden Blick auf Birgit sagte er anerkennend:

      »Was bist du doch für ein wohlerzogenes Mädchen, kleine Itt. Daß es auch andere gibt, davon haben wir uns überzeugen können. Besinnst du dich noch auf Livia Isbeck, Tante Beate?«

      »Na, die sorgt schon dafür, daß sie bei mir nicht in Vergessenheit gerät«, kam es trocken zurück. »Denn von Zeit zu Zeit versucht sie mich brieflich anzupumpen. Vor einiger Zeit tauchte sie sogar persönlich hier auf, um sich mit ihrem unmöglichen Gör einzunisten. Sie faselte etwas von einem Wohnungswechsel, daß sie sich bis dahin auf der Durchreise befände. Natürlich glaubte ich ihr kein Wort. Die lügt schon, bevor sie den Mund aufmacht. Ich drückte ihr zwanzig Mark in die Hand und gab ihr zu verstehen, daß ich lieber ihren Rücken als ihre Fußspitzen sehe, worauf sie verschwand.«

      »Wann war das, Tante Beate?«

      »Ja, wann war das? Aha, ich hab’s. Es war am Sonnabend. Sonntag holten wir Birgit von euch ab: Ist sie etwa auch bei euch gewesen?«

      »O ja, am Sonntag. Ihr wart kaum zwei Stunden fort, da erschien sie. Erzählte uns dasselbe Märchen wie dir.«

      »Ach du großer Gott! Ihr habt diesen Parasiten doch womöglich nicht behalten?«

      »Nicht lange.«

      »Junge, erzähl ausführlich, das interessiert mich dann auch.«

      Während er sprach, saß Elonie wie auf Nadeln. Doch was sie befürchtete, blieb gottlob aus. Er verschwieg taktvoll die widerliche Schlußszene.

      »Und wieviel Geld bekam sie von dir?« fragte die Tante gespannt.

      »Keinen Pfennig, Beatchen.«

      »Das soll ich dir noblem Kerl glauben?«

      »Tu es nur, es ist Tatsache. Sie hat von mir überhaupt kein Geld bekommen, trotz der vielen Bettelbriefe. Wenn sie in wirklicher Not wäre, warum nicht. Aber sie erhält eine gute Pension, von der sie mit dem Kind sorgenfrei leben könnte. Doch sie verschleudert das Geld mit vollen Händchen. So einen Leichtsinn noch zu unterstützen, wäre Frevel.«

      Birgit hatte mit atemloser Spannung zugehört, nun sagte sie empört:

      »Den Hund hat sie gehauen, dieses gräßliche Mädchen? Hat Ottilie da wenigstens ordentlich dreingeschlagen?«

      »So etliche Striemen dürfte es gegeben haben.«

      »Das ist gut, das ist sehr gut. Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz. Nun hat sie den auch zu spüren bekommen, und das freut mich.«

      Lächelnd sahen sie auf das Kind, das gewiß kein Engel war. Aber gut von Herz und Gemüt und von den Eltern wohlerzogen. Birgit würde es bestimmt nicht so schwer im Leben haben wie Viola. Eine würde überall gern gesehen, die andere verabscheut, genauso wie ihre Mutter es war.

      »Eigentlich kann das Kind einem leid tun«, meinte Beate. »Denn bei der Erziehung wird nichts aus ihr. Dabei ist es ein so hübsches Dinglein – schade.«

      »Sag mal, Frauchen, warum hast du mir von dem Besuch nichts erzählt?« fragte der Gatte, und freimütig sah sie ihn an.

      »Weil ich es vergaß. Du weißt doch ganz genau, daß ich keine Geheimnisse vor dir habe.«

      »Das wäre auch noch schöner. Wenn es erst Geheimnisse zwischen Eheleuten gibt, dann türmen sich die Mißverstännisse zu Wirrnissen, aus denen man schließlich nicht mehr herausfindet.«

      »Uijeh!« seufzte Knut kläglich. »Dann werde ich wohl Junggeselle bleiben müssen. Denn einer Frau alles sagen, das geht nicht, wo käme man dahin.«

      »Du hast’s nötig«, schmunzelte der Vater, wohlgefällig seinen Sprößling betrachtend, der so ganz Art war von seiner Art. Hoffentlich bekam der Junge einmal so eine Ehepartnerin, wie er sie hatte, dann war ihm um sein Eheglück nicht bange.

      »Sollte ich dennoch in die Ehe gehen, muß ich fromm werden«, sprach der Schalk weiter, sich an den verständnislosen Mienen der anderen weidend. »Denn es heißt doch in einem russischen Sprichwort: Gehst du in den Krieg, so bete einmal, gehst du zur See, zweimal, in die Ehe – dreimal.«

      Vergnügt lachte er mit den anderen, und da soeben der Gong anschlug, folgte er

      ihm begeistert zu Mutters Fleischtöpfen.

      *

      Nach dem Essen ging man zur Terrasse, wo Gartensessel, Liegestühle und ein Tisch standen. Große Schirme warfen Schatten, also konnte man es sich hier schon gutsein lassen.

      »Macht es euch bequem«, ermunterte die Hausherrin. »Immer wie jedem schön ist.«

      Während die anderen am Tisch Platz nahmen, streckte Elonie sich in einen Liegestuhl, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und schaute zum Himmel auf, der sich wie eine blauseidene Kuppel über das blühende Land spannte. Sie beteiligte sich zwar nicht am Gespräch der anderen, dafür war sie zu faul.

      Eben sprach Diederich zu Onkel Fritz über den Werksarzt, der sich zur Ruhe setzen wollte, die er sich mit seinen siebzig Jahren auch redlich verdient hatte. Nun fragte der Neffe den Onkel, ob dieser Ersatz für den Scheidenden wüßte, ob er ihm jemand empfehlen könnte.

      »Nimm mich«, schlug Knut großartig vor. »Um geschnittene Finger zu verbinden, soviel habe ich schon in den vier Semestern gelernt.«

      »Es gibt mehr als geschnittene Finger, mein Junge«, erwiderte der Vater bedächtig. »Bis du so einen Posten ausfüllen kannst, dürften wohl noch gute zehn Jährchen vergehen.«

      »Na, einige Jahre ließen sich schon abhandeln«, meinte der junge Mann pomadig. »Aber wenn du mich nicht haben willst, Diederich, so weiß ich einen, der ganz nach deiner anspruchsvollen Nase wäre.«

      »Interessant. Laß hören.«

      »Ich sag nur: Doktor Rendlin. Aha. Jetzt tagt es in deinem Denkvermögen, geliebter Papa.«

      »Tatsächlich, Junge. Diederich, das wäre dein Mann. Ein feiner Mann, der viel von seiner Zunft versteht. Da er zu arm ist, eine eigene Praxis zu erwerben, drückt er sich in Krankenhäusern herum bei kargem Lohn. Davon hat er eine Frau und zwei Kinder zu ernähren, die gewiß nicht im Überfluß schwelgen dürften. Der Mann könnte sich freuen, wenn du ihn einstellen würdest. Denn wie gut es deine Untergebenen haben, ist allgemein bekannt. Auch daß du ein guter, großzügiger Mensch bist.«

      Das scheinen viele zu wissen, dachte Elonie beschämt. Nur ich weiß es nicht. Für mich ist alles Selbstverständlichkeit, was ich durch ihn bin und habe. Zum Dank dafür habe ich ihm das Leben schwergemacht mit meiner Unzufriedenheit, meinen mißtrauischen Verdächtigungen, meinem Eigensinn und meinem zänkischen Betragen.

      Wenn sie doch hingehen und ihn um Verzeihung bitten dürfte. Aber mit reuigen Worten ist noch längst nicht ungeschehen gemacht, was sie ihm antat. Die würden vielleicht sein lächelndes Verständnis treffen, aber nicht sein Herz.

      Was war sie denn so Besonderes, daß sie eine Extrawurst verlangte, wie man so sagt. Aber leider war sie von den vernarrten Eltern von Kind auf darin bestärkt worden. Für sie war nichts gut genug, und der Mann, den sie beanspruchen durfte,


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