Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 2 – Liebesroman - Leni Behrendt


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immer ferner, die Blitze zuckten immer seltener, und der Regen ließ langsam nach. Frank schaltete die Scheinwerfer ein, öffnete die Tür und streckte den Kopf hinaus.

      »Es regnet nur noch ganz wenig. Ergo werde ich aussteigen und die Lage peilen.«

      »Ich komme mit.«

      »Das wirst du schön bleiben lassen. Der Boden ist vom Regen aufgeweicht, und deine Schuhe sind nicht wetterfest. Sei lieb, Elo, ja? Du brauchst keine Angst zu haben.«

      Er schlug den Kragen seines Jacketts hoch, griff nach der Taschenlampe, die Autotür knallte zu – und Elonie war allein.

      *

      Elonie saß zusammengekauert da, ein Häuflein Unglück. Sie flatterte vor Angst. Weniger deshalb, daß sie hier so allein saß in dieser grausigen Finsternis, sondern sie fürchtete sich vor der Abrechnung mit Diederich. Er würde ihr nicht glauben, wie sie ihm nicht geglaubt hatte, würde ihr mißtrauen, wie sie ihm mißtraut hatte.

      Wie hatte Tante Beate einmal zu ihr gesagt: Oft trügt der Schein. Damals hatte sie es nicht geglaubt, doch heute wurde es ihr grausam klar.

      Sie hätte selbst nicht zu sagen gewußt, wie lange sie so gesessen hatte, von jagenden Gedanken gepeinigt und gequält. Sie schrak zusammen, als Frank die Tür aufriß.

      »Da haben wir einen unglaublichen Dusel gehabt, Elonie«, sagte er so ernst, wie man ihn selten sah. »Nur einige Meter vom Wagen entfernt liegt ein Baum. Sieh ihn dir an!«

      Er richtete den hellen Schein der Taschenlampe seitwärts, wo eine große Tanne lag.

      »Großer Gott!« flüsterte sie entsetzt. »Wenn die auf den Wagen gefallen wäre…«

      »Sie ist es aber nicht, Elo. Reg dich bloß nicht noch hinterher auf. Das hast du vorher schon genug tun müssen. Wir sind bei dem Inferno heil geblieben, das ist mal erst die Hauptsache, alles andere kriegen wir schon hin. Es ist abscheulich von dem Gewitter, daß es nicht noch fünf Minuten gewartet hat. Dann hätten wir den Weg erreicht, auf dem wir, wenn auch nicht gerade glatt, so doch ganz gut vorangekommen wären. Irgendwohin muß der doch führen, also sei getrost.«

      Der Fahrweg war wohl da, aber den zu erreichen, kostete unendliche Mühe. Ein anderer als der kühle Frank hätte es gewiß nicht geschafft. Stellenweise mahlten die Räder in dem aufgeweichten Waldboden, ohne voranzukommen. Der Motor wurde aufs äußerste beansprucht. Frank biß die Zähne zusammen, sein Körper war schweißbedeckt. Aber er ließ nicht nach, und wenn da gleich der ganze Wagen zum Teufel gehen sollte.

      Und endlich wurde seine Verbissenheit belohnt, der Weg war erreicht.

      »So, jetzt halten wir erst mal eine Weile, damit unser braver Motor verschnaufen kann.« Damit hielt Frank den Wagen an. »Teilen wir uns den Kognak. Hier, nimm, Süße, hast dich tapfer gehalten. Andere Weibsen an deiner Stelle hätten gezetert und lamentiert. So eine Frau möchte ich auch einmal haben. Schade, daß du schon in festen Händen bist.«

      »Kannst die Hände ja lockern«, ging sie auf seinen munteren Ton ein, den er, wie sie wußte, nur ihretwegen anschlug. Denn wohl war ihm nicht zumute, das merkte sie ihm wohl an. »Oder meinst du, daß sie sich nicht lockern lassen?«

      »Nein, du«, kam es voll Überzeugung zurück. »Solche Hände nicht, die halten fest, was sie besitzen. Hast du getrunken, ja? Dann gib die Flasche her.«

      »Er setzt sie an und trank sie aus, o Trank voll süßer Labe«, neckte sie, als er die leere Flasche absetzte. »Trunkenheit am Steuer wird bestraft, mein lieber Frank.«

      »Von dem bißchen bin ich noch lange nicht bedudelt. Hast du eine Zigarette?«

      »Ich glaube schon.« Sie öffnete die Handtasche und zog ein Etui heraus, das im Licht des Scheinwerfers aufblitzte wie pures Gold, das es auch war. Frank nahm es ihr aus der Hand, drehte es nach allen Seiten und sagte anerkennend:

      »Nobel. Wohl ein Geschenk des Herrlichsten von allen?«

      »Na, von wem denn sonst?«

      »Hast recht, dumme Frage.«

      Er versorgte aus dem gefüllten Etui erst Elonie, dann sich, tat einen langen Zug und sagte:

      »Diederich ist der bedeutendste Mann, den ich bisher kennenlernte. Daß er Besitzer eines großen Werkes ist und eine Menge Geld hat, beeindruckt mich weniger. Doch wie er dieses Werk leitet, das imponiert mir mächtig. Dazu seine Klugheit, seine vornehme Gelassenheit, sein blendendes Aussehen – ja, das ist ein Mann, wie er nicht dutzendweise auf unserer lieben Erde herumläuft. Und du, du paßt zu ihm Elonie. Mit deiner Schönheit, deinem Charme.«

      »Stopp ab!« Sie zwang sich zu einem Lachen. »Du fängst ja direkt an zu schwärmen…«

      »Was bei mir wahrlich nicht oft geschieht. Außerdem ist es keine Schwärmerei, sondern die reine Wahrheit.«

      »Danke, ehrt mich.«

      »Kaltschnäuzige Person. Aber gut sonst…«

      Was, das erstarb in einem Seufzer. Ein Strecken der Gestalt, ein Zurückwerfen des Kopfes, und er war wieder der alte fidele Frank.

      »So, nun können wir weitertrudeln. Hörst du was?«

      »Nein.«

      »Aber ich. Nämlich den Flügelschlag des Schutzengels, der zwischen uns ist. Und er wird uns auch zur glücklichen Heimkehr führen.«

      Doch bis dahin sollte noch eine gute Weile vergehen. Denn zuerst hieß es langsam und vorsichtig den Weg zu fahren, der auch nicht so ohne war. Aber er führte auf eine Kiesstraße und schräg gegenüber stand ein Haus. Durch zwei Fenster schimmerte Licht, schien die müden Wanderer tröstlich zu grüßen.

      Es war ein Försterhaus, vor dem der Wagen gleich darauf hielt. Bellen wurde hörbar, die Haustür öffnete sich, und wie zwei Pfeile schossen die Hunde auf Frank zu, der soeben das Auto verließ.

      »Na, na, man nicht so angriffslustig«, sprach er ihnen gütlich zu. »Freßt mich bloß nicht, ich bin ein hartgesottener Happen.«

      Dann wandte er sich dem Mann zu, der abwartend in der Tür verharrte, schmuck aussehend in der Jägerkleidung.

      »Guten Abend, Herr Förster. Zwei Verirrte bitten um Ihren Rat.«

      »Denn man immer rein in die gute Stube«, kam es vergnügt zurück. Eine Verbeugung zu Elonie hin, die langsam näherkam.

      »Grüß Gott, liebe gnädige Frau.«

      »Grüß Gott, Herr Förster. Kennen Sie mich etwa?«

      »Werde ich die Gattin des großen Brendor nicht kennen, den Stolz unserer Stadt und Umgebung«, schmunzelte der sympathische Mann. »Ich weiß sogar, wer der Herr ist – ein Vetter aus Kanada. Tja, so was spricht sich schnell herum über Menschen, die so im Blickfeld stehen wie die aus dem Brendorhaus.«

      »Da haben wir’s, Elo«, bemerkte Frank trocken. »Bekannt wie bunte Hunde.«

      Jetzt tauchte auch die Frau des Försters auf und bat die wegemüden Verirrten ins Haus. Zuerst nahm sie eine nett eingerichtete Diele auf und dann das Wohngemach, in dem es urgemütlich war. So eine richtige Försterstube mit allem Drum und Dran.

      Die Sessel waren bequem, die Stube warm, traulich erhellt vom Schein der Stehlampe. Da ließ es sich gut reden. Als Frank mit dem Bericht zu Ende war, sagte der Förster ernst:

      »Da können Sie aber wirklich Gott danken, daß Sie heil der Hölle entronnen sind. Frauchen, brau einen steifen Kaffee, der ist hier angebracht. Doch vorher gibt es einen Jägerschnaps.«

      Der auch bald zur Stelle war. Wie Feuer rann das würzige Getränk in die Kehle, doch mit Todesverachtung trank Elonie ihn hinunter.

      »So ist es recht, gnädige Frau. Noch einen?«

      »Danke, vielleicht später. Frank, wir müssen denen zu Hause Bescheid geben.«

      Aber die Telefonleitung war gestört.

      »Kein


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