Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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sich Sorgen um mich macht. Ich bete, daß ihm das Augenlicht wiedergegeben wird, dann wird es etwas einfacher.«

      Es überraschte sie selbst, daß sie so offen mit Dr. Leitner sprechen konnte, aber er war ein vertrauenerweckender Arzt. Sie war froh, daß Dr. Norden sie zu ihm geschickt hatte.

      »Sie sollten beachten, daß Sie sich nicht verkrampfen, sich entspannen bei jeder Gelegenheit und sich viel aber vorsichtig bewegen. Sie sollten nur leicht verdauliche Speisen essen, Reis und Nudeln, Fisch und auch mal mageres Fleisch, kein Obst, das den Magen reizen kann, keinen Bohnenkaffee und keinen schwarzen Tee.«

      »Und natürlich auch keinen Alkohol«, fügte sie hinzu.

      »Ein Gläschen Prosecco kann nicht schaden ab und zu.« Jetzt lächelte er sogar flüchtig.

      Mary Ann überlegte. »Aber es wird doch ein gesundes Kind werden?« fragte sie beklommen.

      »Es wird sich nehmen, was es braucht, ohne Rücksicht auf Ihre Beschwerden, die sicher auf eine Wirbelverletzung in Kindertagen zurückzuführen ist.«

      »Ich kann mich nur erinnern, das ich einmal vom Pferd gestürzt bin, weshalb mir das Reiten dann verboten wurde.«

      »Aber Sie haben anderen Sport getrieben.«

      »Allerdings. Ich hatte auch keine Schmerzen mehr.«

      »Sport kann manchmal auch schädlich sein, aber das sagt einer, der kaum Sport getrieben hat und trotzdem manchmal unter Rückenschmerzen leidet. Ich hoffe, daß Sie die schlimmste Zeit überwinden. Kommen Sie bitte regelmäßig zur Kontrolluntersuchung.«

      Er hatte ihr ein paar Tropfen gegeben und ihr auch ein Rezept dafür geschrieben. Anscheinend halfen sie, denn sie hatte nicht mehr die krampfartigen Schmerzen.

      »Manchmal sind sie auch psychisch bedingt«, sagte Dr. Leitner. »Sie sitzen jetzt viel am Krankenbett und machen sich Gedanken, die Sie belasten. Sie sollten sich selbst auch gut zureden und nicht nur Ihrem Zukünftigen.«

      »Ich werde mir Mühe geben. Vielen Dank, Herr Doktor.«

      Sie fühlte sich tatsächlich besser und fuhr nun zur Klinik. So sehr sich Simon freute, er erkundigte sich doch, ob sie so oft und solange vom Büro fernbleiben könne, und da kam ihr der Gedanke, mehr Arbeit als Ausrede zu benutzen. Sie mußte es nur mit Dr. Mattes absprechen, damit er das auch sagte, wenn er Simon besuchte.

      »Ich bin ja froh, wenn du bei mir bist, aber wir können doch nicht beide arbeitslos werden.«

      Er dachte gar nicht daran, daß sie jetzt eine reiche Frau war.

      Noch war er sehr schwach und schlief viel, da wurde ihm auch nicht so bewußt, daß er nicht sehen, nicht lesen konnte, aber es würde ihm doch von Tag zu Tag bessergehen. Wenn er dann viel allein war, kam er sicher ins Grübeln und machte sich noch mehr Gedanken um die Zukunft als jetzt.

      »Du meinst also, ich sollte mehr im Büro sein, als bei dir«, meinte sie ganz beiläufig.

      »Natürlich freut es mich, wenn du bei mir bist, aber ich weiß doch auch, wie unentbehrlich du eigentlich bist und will nicht, daß du meinetwegen deine berufliche Karriere aufs Spiel setzt, Mary Ann. Ich weiß, wieviel dir daran liegt.«

      Sie konnte ihm nicht sagen, daß ganz andere Pflichten auf sie warteten, die ihr bedeutend wichtiger waren, als ihre berufliche Karriere, von der sie sich insgeheim schon verabschiedet hatte.

      »Für mich ist am wichtigsten, daß du bald ganz gesund wirst und dann ein paar Wochen auf der Insel der Hoffnung neue Kräfte schöpfen kannst. Ich habe das schon mit Dr. Norden besprochen. Ich kann dann in dieser Zeit meiner Arbeit gerecht werden.«

      »Ich soll allein auf diese Insel?« fragte er düster. »Das will mir nicht gefallen.«

      »Es wird dir bestimmt gefallen, Simon. Es muß wunderschön sein dort.«

      »Wie wollte ich es genießen, wenn ich nichts sehen kann und du nicht bei mir bist?«

      Sie merkte schon, daß er sich mit dem Gedanken gar nicht anfreunden konnte, aber sie gab nicht nach. Sie erklärte ihm, wie wichtig die Therapie für ihn wäre nach dem langen Krankenlager.

      »Du meinst es zu gut mit mir, du denkst überhaupt nicht an dich selbst«, sagte er leise.

      Ihr Gewissen schlug, denn dabei dachte sie ja auch an sich. Sie schalt sich feige, aber sie hatte nur Angst, daß das werdende Kind zwischen ihnen stehen könnte, sie sogar trennen würde. Es mußte erst auf der Welt sein, gesund und munter, wie sie auch, bevor er es erfahren durfte. Aber konnte sie das durchhalten? Sie war plötzlich so voller Zweifel, daß ihr zum Weinen zumute war.

      »Du bist so still, mein Liebes, ich habe dich doch nicht verärgert? Ich tue ja alles, was du willst, um gesund zu werden, sonst würde das Leben doch sinnlos für mich. Ich könnte es mir nicht verzeihen, dich an mich zu binden, wenn ich behindert bleibe.«

      »Rede nicht so was, rede es dir nicht ein«, sagte sie energisch. »Ich liebe dich, und das wird sich niemals ändern.«

      »Und ich liebe dich, mehr als alles auf der Welt.«

      Sie beugte sich zu ihm und küßte ihn lange und zärtlich, aber dann kam ihr wieder in den Sinn, daß er bald merken würde, daß sich ihr Körper veränderte, wenn sie sich so nahe waren. Was sollte sie nur tun? Was war besser, zu reden oder doch zu schweigen?

      »Ich werde jetzt ins Büro gehen«, erklärte sie, und du wirst eine Runde schlafen.«

      »Ich schlafe doch dauernd, wie es mir vorkommt, für Jahre im voraus.«

      »Es trägt aber zur schnelleren Genesung bei.«

      »Wenn du es sagst«, seufzte er.

      Ein kühler Wind wehte, als sie die Klinik verließ, und da sah sie zum Glück noch Dr. Mattes kommen. Sie atmete erleichtert auf.

      »Ich wollte gerade ins Büro kommen, um mit Ihnen zu sprechen«, sagte sie hastig. »Ich habe eine große Bitte an Sie.«

      »Ist schon erfüllt«, erwiderte er.

      Sie erklärte ihm, was sie auf dem Herzen hatte, ohne allerdings ihre Schwangerschaft zu erwähnen.

      »Simon hat Angst, daß wir beide arbeitslos werden«, sagte sie lächelnd. »Da er anscheinend nicht wahrhaben will, daß wir es uns jetzt leisten könnten, selbst etwas aufzubauen und er sich keinesfalls Sorgen um die Zukunft machen soll. Sie dürfen ihm nicht verraten, daß ich in der Firma gar nicht gebraucht werde.«

      »Was auch nicht stimmt, Sie werden sogar sehr gebraucht. Es kann Sie bisher niemand ersetzen, und wir wären heilfroh, wenn Sie wenigstens ab und zu die Räder in Schwung bringen, sonst werden wir womöglich alle arbeitslos.«

      »Jetzt übertreiben Sie aber«, winkte sie ab.

      »Ich übertreibe nicht. Die hohen Herren zeigen sich sehr unzufrieden und sie haben anscheinend auch nicht die richtigen Leute, für Simons und Ihren Posten.«

      »Das hätte ich wirklich nicht gedacht. Gut, ich werde kommen, und Simon wird sich daran gewöhnen, Radio zu hören und selbst zu einer schnelleren Genesung alles Mögliche beizutragen.«

      »Ich kann mir aber vorstellen, daß es deprimierend sein muß, nichts sehen zu können und die Angst zu haben, daß es so bleiben könnte.«

      »Es wird nicht so bleiben«, erklärte Mary Ann mit fester Stimme. »Muntern Sie ihn bitte auch auf.«

      »Ich werde mir Mühe geben.«

      Er hielt ihre Hand ein paar Sekunden fest. »Sie sind eine bewundernswerte Frau, Mary Ann, das möchte ich einmal gesagt haben.«

      Bewundernswert, dachte sie, als sie sich in ihren Wagen setzte. Wenn er ahnte, wie es in mir aussieht!

      *

      Im Büro wurde sie beinahe enthusiastisch begrüßt, woraus sie doch schließen konnte, daß sie sehr vermißt worden war. Es lag auch vieles im argen, und es machte ihr auch wieder Spaß, ein Programm


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