Jane Eyre. Шарлотта Бронте

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Jane Eyre - Шарлотта Бронте


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wie mög­lich mit mir spra­chen; John streck­te die Zun­ge aus so­bald er mich er­blick­te und ver­such­te so­gar ein­mal mich zu züch­ti­gen; da ich mich aber au­gen­blick­lich ge­gen ihn wand­te und er in mei­nen Bli­cken die­sel­be Wut wahr­nahm, in wel­cher ich mich schon ein­mal ge­gen ihn auf­ge­lehnt hat­te, hielt er es für bes­ser, ab­zu­las­sen und un­ter lau­ten Ver­wün­schun­gen da­von zu lau­fen, wäh­rend er schrie, ich habe ihm das Na­sen­bein zer­trüm­mert. Al­ler­dings hat­te ich nach die­sem her­vor­ra­gends­ten Ge­sichts­zu­ge einen Schlag ge­führt, so hef­tig wie mei­ne Knö­chel ihn aus­zu­tei­len ver­moch­ten; und als ich sah, dass ent­we­der die­ser Schlag oder mei­ne Bli­cke ihn ein­ge­schüch­tert hat­ten, spür­te ich die größ­te Nei­gung, mei­nen Vor­teil noch wei­ter aus­zu­beu­ten; er war in­des­sen schon zu sei­ner Mut­ter ge­lau­fen. Ich hör­te, wie er mit stam­meln­den Lau­ten eine Ge­schich­te be­gann »wie die­se ab­scheu­li­che Jane Eyre« ei­ner wil­den Kat­ze gleich auf ihn ge­sprun­gen sei; mit stren­ger Stim­me un­ter­brach ihn sei­ne Mut­ter.

      »Sprich mir nicht von ihr, John; ich habe dir ge­sagt, dass du ihr nicht zu nahe kom­men sollst; sie ist nicht ein­mal dei­ner Be­ach­tung wert; ich will nicht, dass du oder eine dei­ner Schwes­tern mit ihr et­was zu tun ha­ben.«

      In die­sem Au­gen­blick lehn­te ich mich über das Trep­pen­ge­län­der und schrie plötz­lich ohne im ge­rings­ten über mei­ne Wor­te nach­zu­den­ken:

      »Sie sind nicht wert, mit mir zu ver­keh­ren.«

      Mrs. Reed war eine ziem­lich star­ke Frau; als sie in­des­sen die­se selt­sa­men und fre­chen Wor­te ver­nahm, kam sie ganz leicht­fü­ßig die Trep­pe her­auf ge­lau­fen, zog mich mit Win­desei­le in die Kin­der­stu­be und in­dem sie mich an die Sei­te mei­nes klei­nen Bet­tes drück­te, ver­bot sie mir mit pa­the­ti­scher Stim­me, mich von die­ser Stel­le fort­zu­rüh­ren und wäh­rend des gan­zen Ta­ges auch nur noch ein ein­zi­ges Wort zu spre­chen.

      »Was wür­de On­kel Reed jetzt sa­gen, wenn er noch leb­te?« war mei­ne fast wil­len­los ge­ta­ne Fra­ge. Ich sage, »fast wil­len­los«, denn es war, als sprä­che mei­ne Zun­ge die­se Wor­te aus, ohne dass mein Wil­le dar­um wuss­te. – Es sprach et­was aus mir, wor­über ich kei­ne Ge­walt hat­te.

      »Was?« zisch­te Mrs. Reed fast un­hör­bar; in ih­rem sonst so kal­ten, ru­hi­gen, grau­en Auge blitz­te et­was auf, das der Furcht glich; sie ließ mei­nen Arm los und blick­te mich an, als wis­se sie nicht recht, ob ich ein Kind oder ein Teu­fel sei. Jetzt fass­te ich Mut.

      »Mein On­kel Reed ist im Him­mel und kann al­les se­hen, was Sie tun und sa­gen; und mein Va­ter und mei­ne Mut­ter auch; sie wis­sen, dass Sie mich den gan­zen Tag ein­sper­ren und dass Sie nur wün­schen, ich wäre tot.«

      Mrs. Reed war schnell wie­der ge­fasst; sie schüt­tel­te mich hef­tig, sie ohr­feig­te mich aus al­len Kräf­ten und ver­ließ mich dann ohne eine Sil­be zu spre­chen. Bes­sie füll­te die­se Lücke aus, in­dem sie mir eine stun­den­lan­ge Straf­pre­digt hielt, in wel­cher sie mir ohne je­den Zwei­fel be­wies, dass ich das elen­des­te und pflicht­ver­ges­sens­te Kind sei, das je­mals un­ter ei­nem Da­che er­zo­gen wor­den. Halb und halb glaub­te ich ihr; denn ich emp­fand selbst, wie in die­sem Au­gen­blick nur böse Ge­füh­le in mei­ner Brust tob­ten.

      No­vem­ber, De­zem­ber und die Hälf­te des Ja­nu­ar gin­gen vor­über. Das Weih­nachts­fest und Neu­jahr wa­ren in Ga­tes­head in der üb­li­chen fröh­li­chen Wei­se ge­fei­ert wor­den; Ge­schen­ke wa­ren nach al­len Sei­ten hin aus­ge­teilt und Mit­tag- und Abend­ge­sell­schaf­ten ge­ge­ben. Von je­der Fei­er und Fest­lich­keit war ich na­tür­lich aus­ge­schlos­sen; mein An­teil an die­sen be­stand dar­in, dass ich täg­lich mit an­se­hen muss­te, wie Eli­za und Ge­or­gia­na auf das schöns­te her­aus­ge­putzt in ih­ren zar­ten Mus­lin­klei­dern und ro­sen­ro­ten Schär­pen, mit sorg­sam ge­lock­tem Haar, in den Sa­lon hin­ab­gin­gen; und spä­ter horch­te ich dann auf die Töne des Kla­viers oder der Har­fe, die zu mir her­auf dran­gen; hör­te, wie der Kel­ler­meis­ter und die Die­ner hin und her lie­fen, wie die Tel­ler klap­per­ten und die Glä­ser klan­gen, wäh­rend die Er­fri­schun­gen um­her ge­reicht wur­den; und wenn die Tü­ren des Sa­lons ge­öff­net und wie­der ge­schlos­sen wur­den, dran­gen so­gar ab­ge­bro­che­ne Sät­ze der Kon­ver­sa­ti­on an mein Ohr. Wenn ich des Lau­schens müde ge­wor­den, ver­ließ ich mei­nen Pos­ten auf dem Trep­pen­ab­satz und ging in die stil­le, ein­sa­me Kin­der­stu­be zu­rück; dort, wenn ich auch trau­rig war, fühl­te ich mich we­nigs­tens nicht elend. Of­fen ge­stan­den, heg­te ich nicht das lei­ses­te Ver­lan­gen, in Ge­sell­schaft zu ge­hen, denn in der Ge­sell­schaft schenk­te mir sel­ten ir­gend­je­mand Be­ach­tung; und wenn Bes­sie nur ein we­nig lie­bens­wür­dig und freund­lich ge­we­sen wäre, so hät­te ich es für eine Be­vor­zu­gung an­ge­se­hen, die Aben­de ru­hig mit ihr an­statt un­ter den ge­fürch­te­ten Au­gen von Mrs. Reed, in ei­nem Krei­se von mir un­sym­pa­thi­schen Her­ren und Da­men zu­brin­gen zu dür­fen. Aber so­bald Bes­sie ihre jun­gen Da­men an­ge­klei­det hat­te, pfleg­te sie sich in die leb­haf­te­ren Re­gio­nen der Kü­che und des Zim­mers der Haus­häl­te­rin hin­un­ter zu be­ge­ben und ge­wöhn­lich auch noch die Lam­pe mit fort­zu­neh­men. Dann saß ich da mit mei­ner Pup­pe im Arm, bis das Feu­er her­ab­ge­brannt war, und blick­te zu­wei­len ängst­lich um­her, um mich zu ver­ge­wis­sern, dass sich nichts schlim­me­res als ich selbst in dem düs­te­ren Zim­mer be­fand; wenn sich dann nur noch ein Häuf­chen glü­hend ro­ter Asche auf dem Ros­te be­fand, ent­klei­de­te ich mich has­tig, riss und zerr­te aus al­len Kräf­ten an den Bän­dern und Knöp­fen mei­ner Rö­cke und such­te in mei­nem Bett­chen Schutz vor der Käl­te und der Dun­kel­heit. In die­ses Bett­chen nahm ich auch stets mei­ne Pup­pe mit; je­des mensch­li­che We­sen muss et­was lie­ben, und da mir je­der an­de­re Ge­gen­stand für mei­ne Lie­be fehl­te, fand ich mei­ne Glück­se­lig­keit dar­in, ein farb­lo­ses, ver­blass­tes Ge­bil­de zu lie­ben, das noch häss­li­cher als eine Mi­nia­tur-Vo­gel­scheu­che war. In der Erin­ne­rung scheint es mir jetzt un­be­greif­lich, dass ich mit so al­ber­ner Zärt­lich­keit an die­sem klei­nen Spiel­zeug hän­gen konn­te; oft bil­de­te ich mir ein, dass es le­ben­dig sei und mit mir emp­fin­den könn­te. Ich konn­te nicht schla­fen, wenn ich es nicht in die Fal­ten mei­nes Nacht­hemd­chens gehüllt hat­te, und wenn es dort si­cher und warm lag, fühl­te ich mich ver­hält­nis­mä­ßig glück­lich, weil ich glaub­te, dass es eben­falls glück­lich sein müs­se.

      Wie lang schie­nen mir die Stun­den, wenn ich auf das Fort­ge­hen der Ge­sell­schaft war­te­te und auf den Wie­der­hall von Bes­sies Trit­ten auf der Trep­pe horch­te. – Zu­wei­len kam sie auch in der Zwi­schen­zeit her­auf, um ih­ren Fin­ger­hut und ihre Sche­re zu su­chen oder mir ir­gend et­was zum Abend­brot, viel­leicht einen Kä­se­ku­chen oder ein Milch­brot her­auf zu brin­gen; dann pfleg­te sie auf der Bett­kan­te zu sit­zen, wäh­rend ich aß, und wenn ich fer­tig war, wi­ckel­te sie mich fest in die De­cken und küss­te mich zwei­mal und sag­te: »Gute Nacht, Miss Jane.« Wenn Bes­sie so sanft war, er­schi­en sie mir wie das bes­te, hüb­sche­s­te, freund­lichs­te Ge­schöpf auf der Welt; und dann wünsch­te ich so in­nig, dass sie stets so fröh­lich und lie­bens­wert sein und mich nie­mals wie­der um­her­sto­ßen oder schel­ten oder mich un­ge­recht be­schul­di­gen möch­te, wie es doch meis­tens ihre Ge­wohn­heit war. Ich glau­be, dass Bes­sie Lee ein Mäd­chen mit gu­ten na­tür­li­chen An­la­gen ge­we­sen sein muss, denn in al­lem, was sie tat, war sie flink und ge­schickt,


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