Geschichte von Florenz (Mit Illustrationen). Niccolò Machiavelli

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Geschichte von Florenz (Mit Illustrationen) - Niccolò Machiavelli


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ihren Scharen äußeres Ansehen und einen Vereinigungspunkt zu geben, wo die im Handgemenge Zurückgedrängten sich sammeln und sodann von neuem dem Feinde entgegenrücken könnten, ordneten sie einen gewaltigen Karren an, gezogen von zwei rotbehängten Stieren, auf dem das große, rot und weiße Banner aufgepflanzt war. Wollten sie das Heer zur Stadt hinausführen, so ließen sie diesen Karren nach dem neuen Markte bringen und übergaben ihn mit feierlichem Pomp den Häuptern des Volks. Noch hatten sie, um ihren kriegerischen Unternehmungen Würde zu verleihen, eine Glocke, die man Martinella nannte, welche einen Monat lang vor dem Ausrücken des Heeres beständig läutete, damit der Feind auf die Verteidigung bedacht sein könnte. So viel Tapferkeit lebte damals in den Bürgern und mit solchem Edelmut verfuhren sie, daß, während jetzt ein unvermuteter Überfall in Kriegszeiten für erlaubt und klug gilt, er in jener Zeit als schmählich und hinterlistig angesehen ward. Diese Glocke nahmen sie auch auf ihren Feldzügen mit und gaben damit den Wachen wie bei allen Vorkommnissen die Signale.

      Durch eine solche bürgerliche und kriegerische Verfassung begründeten die Florentiner ihre Freiheit. Es ist kaum glaublich, wieviel Ansehen und Macht die Stadt binnen kurzem gewann, so daß sie nicht nur die vornehmste in Toscana ward, sondern auch zu den ersten in ganz Italien gehörte, und zu noch größerem Glanze emporgestiegen sein würde, hätten die neuen und häufigen bürgerlichen Zwistigkeiten ihr nicht geschadet. Unter dieser Regierung lebten die Florentiner zehn Jahre lang, während deren sie die Bewohner von Pistoja, Arezzo und Siena nötigten, Bündnisse mit ihnen zu schließen. Als sie aus dem Lager von Siena aufbrachen (1254), nahmen sie Volterra und zerstörten einige Kastelle, deren Einwohner sie nach Florenz versetzten. Alle diese Unternehmungen wurden nach dem Rate der Guelfen unternommen, welche weit größern Einfluß besaßen, als die Gibellinen, einmal weil das Volk letzteren entgegen war, ihres hochmütigen Benehmens wegen zur Zeit ihrer Herrschaft unter Kaiser Friedrich; sodann weil die kirchliche Partei beliebter war als die kaiserliche, indem die Einwohner ihre Freiheit durch den Beistand des Papstes zu bewahren hofften, unter dem Kaiser sie zu verlieren besorgten. Die Gibellinen, welche ihre Autorität sich mindern sahen, konnten sich nicht Ruhe geben und warteten nur auf eine Gelegenheit, die frühere Stellung wieder einzunehmen. Diese glaubten sie gekommen, als Manfred, Kaiser Friedrichs Sohn, des Königreichs Neapel sich bemächtigt und die Macht der Kirche bedeutend geschwächt hatte (1258). Heimlich also unterhandelten sie mit diesem, um ihre vormalige Macht wiederzuerlangen; so geheim aber konnten sie diese Verhandlung nicht halten, daß sie nicht von den Anzianen entdeckt worden wäre. Diese beriefen deshalb die Uberti vor sich, welche aber nicht nur nicht gehorchten, sondern die Waffen ergriffen und in ihren Wohnungen sich befestigten. Erzürnt darüber, waffnete sich das Volk und nötigte sie mit Hilfe der Guelfen, Florenz zu verlassen und mit der ganzen gibellinischen Partei nach Siena auszuwandern. Von dort aus sandten die Vertriebenen zu König Manfred um Hilfe, und durch die Veranstaltungen Messer Farinatas degli Uberti wurden (1260) die Guelfen von den Kriegsvölkern dieses Königs am Flusse Arbia mit solchem Verluste geschlagen, daß die Übrigbleibenden Florenz für verloren hielten und nicht nach der Vaterstadt zurück, sondern nach Lucca flüchteten.

      eartnow_img Dante. Gemälde von Sandro Botticelli

      Manfred hatte den Gibellinen als Anführer seiner Mannschaft den Grafen Giordano gesandt, einen damals berühmten Kriegsmann. Nach erfochtenem Siege zog dieser mit ihnen nach Florenz und unterwarf die Stadt völlig dem Könige, indem er die Magistrate und die ganze Verfassung abschaffte, deren Formen die Freiheit des Volkes bezeugten. Diese unkluge Neuerung erfüllte das Volk mit Erbitterung, und war es früher schon den Gibellinen gram gewesen, so wurde es nun aufs äußerste feindselig gegen diese Partei, was ihr den Untergang bereitete. Da der Graf Giordano nach Neapel zurückkehren mußte, ließ er den Grafen Guido Novello, Herrn des Casentino, als königlichen Statthalter zurück. Dieser ließ zu Empoli einen Kriegsrat der Gibellinen halten, wo alle des Sinnes waren, daß zur Aufrechthaltung ihrer Macht in Toscana es nötig sei, Florenz zu zerstören, indem diese Stadt, der guelfischen Gesinnung ihrer Bewohner wegen, allein imstande sei, der kirchlichen Faktion wieder zu Kräften zu verhelfen. Einem so grausamen Urteilsspruche gegen eine so edle Stadt widersetzte sich weder Bürger noch Freund, außer Messer Farinata degli Uberti. Dieser verteidigte sie offen und sonder Rückhalt und sagte, er habe so vielen Gefahren nur darum sich ausgesetzt, um in seiner Vaterstadt wieder leben zu können, und er wolle jetzt seinen frühern Willen nicht ändern und das ausschlagen, was das Schicksal ihm verliehen habe. Die, welche einen solchen Plan hätten, würden in ihm einen gleich entschiedenen Gegner finden, wie er den Guelfen feind gewesen; wenn einer von ihnen seine Vaterstadt fürchte, so möge er sie zugrunde richten; er hoffe sie zu verteidigen mit der nämlichen Tapferkeit, welche die Guelfen aus ihr vertrieben. Messer Farinata war ein hochherziger Mann, im Kriegswesen erfahren, das Haupt seiner Partei und sehr geachtet von König Manfred. Sein Ansehen machte daher solchen Plänen ein Ende, und jene dachten auf andere Mittel, ihre Macht zu bewahren.

      Die nach Lucca geflüchteten Guelfen mußten der Drohungen des Grafen Guido Novello wegen diese Stadt verlassen und begaben sich nach Bologna (1266). Hier wurden sie von den Guelfen von Parma gegen die Gibellinen gerufen, und da die Feinde vor ihrer großen Tapferkeit weichen mußten, wurden ihnen alle Besitzungen derselben zum Geschenk gemacht, wodurch sie an Reichtum und Ansehn sehr zunahmen. Als sie nun erfuhren, daß Papst Clemens den Carl von Anjou herbeigerufen habe, um Manfred das Königreich Neapel zu nehmen, so sandten sie Abgeordnete an den Papst, ihm ihre Streitkräfte anzubieten. So nahm Clemens sie nicht bloß als Freunde auf, sondern gab ihnen sein Banner, welches seitdem von den Guelfen im Kriege getragen ward und noch jetzt in Florenz gebraucht wird. Manfred verlor im Kampfe mit Carl Krone und Leben, und da die florentinischen Guelfen dabeigewesen, ward ihre Partei dadurch stärker, die gibellinische schwächer. Die also, welche mit dem Grafen Guido Novello in Florenz herrschten, glaubten, daß es besser sei, das Volk, das sie vorher durch Schmähungen aller Art gereizt, durch irgendeine Gunstbezeugung zu gewinnen zu suchen. Die Mittel aber, deren Anwendung vor den Tagen der Not ihnen genutzt haben würde, beschleunigten jetzt nur ihren Untergang. Sie dachten die Menge auf ihre Seite zu ziehn, indem sie ihr einen Teil der Ehren und Macht wiedergäben, die sie ihr vorher genommen: darum ernannten sie sechsunddreißig dem Volke geneigte Bürger, die mit zwei Rittern, welche man aus Bologna kommen ließ, die Verfassung neu ordnen sollten. Als diese zusammentraten, teilten sie die Stadt in Zünfte, und setzten jeder einen Magistrat vor, welcher den zu ihr Gehörenden Recht sprechen sollte. Überdies teilten sie jeder derselben ein Banner zu, unter welchem jeder bewaffnet sich einfinden sollte, wenn die Stadt seiner bedürfte. Anfangs waren dieser Zünfte zwölf, sieben größere und fünf kleinere. Die Zahl der letzteren wurde sodann auf vierzehn erhöht, so daß sie sich, wie noch jetzt der Fall, auf einundzwanzig belief. Die mit der Umgestaltung der Verfassung beauftragten Männer verordneten noch manches andere zum Besten der Stadt.

      Um den Unterhalt der Söldner zu bestreiten, ließ der Graf Guido den Bürgern eine Steuer auflegen, traf aber auf so viele Schwierigkeiten, daß er nicht wagte, sie mit Gewalt einzutreiben. Und da es ihm schien, daß er sich nicht zu behaupten vermöge, pflog er Rat mit den Häupter der Gibellinen, und sie beschlossen, dem Volke mit Gewalt wieder zu nehmen, was sie ihm unklugerweise zugestanden hatten. Als sie ihre Kriegsmacht geordnet und die Sechsunddreißig versammelt sahen, erhoben sie Lärm, so daß jene erschrocken nach ihren Wohnungen zurückeilten, und sogleich die Banner der Zünfte auszogen, von vielen Bewaffneten geleitet. Da diese hörten, der Graf sei mit den Seinigen in S. Giovanni, machten sie halt bei Santa Trinità, und ordneten sich unter Messer Giovanni Soldanieri. Als der Graf vernahm, wo das Volk sei, zog er ihm voll Zorn entgegen. Das Volk aber wich dem Kampfe nicht aus, sondern rückte auf den Feind zu. An der Stelle, wo jetzt die Loggia der Tornaquinci ist, stießen sie aufeinander. Der Graf wurde mit Verlust von mehreren der Seinen geworfen, verlor den Mut und fürchtete, das Volk werde ihn in der Nacht angreifen und bei der unter seiner Schar herrschenden Bestürzung töten. Diese Einbildung wirkte so heftig auf ihn, daß er, ohne an irgendeine andere Abhilfe zu denken, Rettung durch die Flucht jener durch den Kampf vorzog, und, dem Rate der Häupter seiner Partei zuwider, mit seiner gesamten Mannschaft nach Prato zog. Als er aber, an einem sichern Orte angelangt, sich besann, erkannte er seinen Irrtum, und um ihn zu verbessern, rückte er bei Tagesanbruch nach Florenz, in der Absicht, die Stadt, welche er aus Feigheit verlassen, mit Gewalt zu nehmen. Indes gelang ihm sein Plan


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