Die Memoiren des Sherlock Holmes: Holmes' erstes Abenteuer und andere Detektivgeschichten (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch). Артур Конан Дойл

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Die Memoiren des Sherlock Holmes: Holmes' erstes Abenteuer und andere Detektivgeschichten (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch) - Артур Конан Дойл


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das Gebüsch geweht worden, sondern man hat ihn dort aufgehängt.«

      »Ja, er war quer über den Busch gelegt.«

      »Das ist mir von großem Interesse. Der Boden ist ringsherum ganz zertreten. Wahrscheinlich sind seit Montag nacht schon viele Leute hier gewesen.«

      »Wir haben auf diese Seite eine Matte gelegt und standen darauf.«

      »Ausgezeichnet!«

      »In dem Sack hier habe ich einen von den Stiefeln, welche Straker angehabt hat, nebst einem Schuh von Simpson und ein Hufeisen von Silberstrahl.«

      »Lieber Inspektor, Sie sind ganz unvergleichlich.«

      Holmes nahm den Sack, stieg in die Talsenkung hinab und schob die Matte mehr nach der Mitte zu. Dann streckte er sich der Länge nach auf den Boden, stützte sein Kinn auf die Hände und begann den zertretenen Boden sorgfältig zu betrachten.

      »Halt, was ist das?« rief er plötzlich.

      Es war ein halb abgebranntes Wachskerzchen, aber so mit Schmutz überzogen, daß es kaum als solches zu erkennen war.

      »Ich begreife nicht, wie ich das habe übersehen können«, sagte der Inspektor ärgerlich.

      »Es war auch unsichtbar, ganz im Schlamm vergraben. Ich entdeckte es nur, weil ich danach suchte.«

      »Was – Sie erwarteten, es zu finden?«

      »Ich hielt es nicht für unwahrscheinlich.«

      Holmes nahm jetzt den Schuh und den Stiefel aus dem Sack und verglich den Abdruck, welchen sie hinterließen, mit den Fußspuren auf dem Boden. Dann kletterte er an der Böschung hinauf und kroch unter den Farnkräutern und dem Gebüsch umher.

      »Schwerlich werden noch andere Spuren vorhanden sein«, sagte der Inspektor. »Ich habe den Boden auf hundert Meter nach allen Richtungen hin sorgfältig untersucht.«

      Holmes stand auf. »Wenn das der Fall ist«, meinte er, »so wäre es meinerseits mehr als überflüssig, wollte ich es noch einmal tun. Aber einen kleinen Gang über das Moor möchte ich doch machen, ehe es dunkel wird, damit ich morgen schon etwas Bescheid weiß. Auch möchte ich gern das Hufeisen in die Tasche stecken, das bringt Glück.«

      Oberst Roß, der zuletzt nicht ohne deutliche Zeichen von Ungeduld der ruhigen und systematischen Arbeit meines Gefährten zugesehen hatte, zog jetzt die Uhr heraus.

      »Es wäre mir lieb, wenn Sie mit mir zurückkämen, Herr Inspektor«, sagte er. »Ich möchte noch über verschiedene Punkte Ihren Rat hören; besonders frage ich mich, ob wir nicht dem Publikum gegenüber verpflichtet sind, den Namen des Pferdes aus der Wettbewerbsliste zu streichen.«

      »Keinesfalls!« rief Holmes mit Entschiedenheit, »lassen Sie den Namen nur stehen!«

      Der Oberst verbeugte sich. »Es freut mich sehr, daß Sie der Ansicht sind«, sagte er. »Sie werden uns im Haus des armen Straker finden, wenn Sie von Ihrem Gang zurückkommen, und wir fahren dann wieder zusammen nach Tavistock.«

      Er kehrte in Begleitung des Inspektors um, während wir, Holmes und ich, langsam über das Moor schritten. Die Sonne begann eben hinter den Stallgebäuden von Mapleton zu sinken; über der weiten, abschüssigen Ebene vor uns lag ein goldener Schimmer ausgebreitet, der sich dort in ein sattes, prächtiges Rotbraun verwandelte, wo der Abendschein auf das dürre Farnkraut und das Dorngesträuch fiel. Aber die ganze landschaftliche Schönheit ging spurlos an meinem Gefährten vorüber, der tief in Gedanken versunken war.

      »Es wird am besten sein, Watson«, sagte er endlich, »wir lassen die Frage, wer John Straker umgebracht hat, fürs erste ganz aus dem Spiel und beschränken uns darauf, zu ergründen, was aus dem Rennpferd geworden ist. Angenommen, es hätte sich vor oder nach dem Totschlag losgerissen, wohin könnte es gelaufen sein? – Das Pferd ist ein sehr geselliges Tier. Seinen eigenen Trieben überlassen, würde es entweder nach Kings Pyland zurückgekehrt oder nach Mapleton hinübergetrabt sein. Warum sollte es auf dem Moor in der Irre umherlaufen? Jedenfalls hätte man es dann schon aufgefunden. Auch daß die Zigeuner es gestohlen haben, ist unwahrscheinlich. Diese Leute machen sich immer aus dem Staube, wenn sie von einem Unfall hören, weil sie fürchten, durch die Polizei behelligt zu werden. Verkaufen könnten sie ein solches Pferd doch nicht; wenn sie es aber mit sich führten, würden sie sich nur einer großen Gefahr aussetzen und keinerlei Gewinn davon haben. Das liegt doch auf der Hand.«

      »Wo soll es denn aber sein?«

      »Wie ich dir schon gesagt habe – es muß nach Kings Pyland oder nach Mapleton gelaufen sein. In Kings Pyland ist es nicht, also ist es in Mapleton. Laß uns diese Annahme fürs erste festhalten und sehen, wohin uns das führt. Dieser Teil des Moors ist sehr hart und trocken, wie der Inspektor schon bemerkt hat. Aber nach Mapleton zu senkt sich der Boden, und der lange Hohlweg, den wir dort drüben sehen, muß Montag nacht ziemlich naß gewesen sein. Habe ich recht in meiner Vermutung, so ist das Pferd hinübergelaufen., und das ist auch die Stelle, wo wir nach seiner Spur suchen müssen.«

      Wir waren während dieses Gesprächs rasch weitergegangen und hatten in wenigen Minuten den Hohlweg erreicht. Holmes bat mich, rechts am Abhang hinunter zu steigen, indessen er sich nach links wandte; noch war ich aber keine fünfzig Schritte weit, als ich seinen Zuruf vernahm und sah, daß er nur mit der Hand winkte. Die Spur des Pferdes war in dem weichen Boden deutlich erkennbar, und das Hufeisen, das er aus der Tasche zog, paßte genau in den Abdruck.

      »Nun siehst du, welchen Wert die Einbildungskraft hat«, sagte Holmes. »Es ist das einzige, woran es Gregory fehlt. Wir haben uns vorgestellt, was geschehen sein könnte; wir handelten danach und fanden, daß wir uns nicht geirrt hatten. Komm, laß uns weitergehen.«

      Wir schritten über den Marschboden, dann über eine Strecke harten dürren Rasens; hierauf senkte sich der Boden wieder, und wir fanden die Hufspuren. Zwar verloren wir sie abermals während einer halben Meile, entdeckten sie jedoch ganz dicht bei Mapleton von neuem. Holmes sah sie zuerst und zeigte mit triumphierendem Blick darauf hin. Die Fußspuren eines Mannes erschienen neben denen des Pferdes.

      »Bisher war das Pferd allein«, rief ich.

      »Jawohl, es war allein. Aber halt, was ist das?«

      Die Doppelspur brach kurz ab und ging in der Richtung nach Kings Pyland weiter. Holmes pfiff vor sich hin, und wir verfolgten sie. Während er aber kein Auge davon verwandte, blickte ich ein wenig zur Seite und sah zu meiner Überraschung, daß dieselben Spuren in entgegengesetzter Richtung zurückkamen.

      »Bravo Watson«, sagte Holmes, als ich ihn darauf aufmerksam machte, »du hast uns einen weiten Weg erspart, der uns wieder auf den alten Fleck zurückgebracht hätte. Folgen wir jetzt der Spur nach rückwärts.«

      Wir brauchten nicht weit zu gehen. Sie endete bei dem Asphaltpflaster, das bis ans Tor der Stallungen von Mapleton führte. Als wir uns näherten, kam ein Stallknecht eilig heraus.

      »Hier darf sich niemand herumtreiben«, rief er uns zu.

      Holmes steckte Daumen und Zeigefinger in seine Westentasche. »Ich möchte mir nur eine Frage erlauben«, sagte er. »Könnte ich wohl Herrn Silas Brown schon morgen früh um fünf Uhr sprechen?«

      »Warum nicht? Er steht immer zeitig auf und ist zuerst um den Weg. Aber fragen Sie den Herrn selbst, da kommt er eben. – Nein, nein, jetzt kann ich nichts nehmen; sobald er sieht, daß Sie mir Geld geben wollen, verliere ich meine Stelle. – Nachher, wenn’s Ihnen beliebt.« –

      Gerade als Sherlock Holmes die halbe Krone, die er aus der Tasche geholt hatte, wieder einsteckte, kam ein grimmig dreinschauender älterer Mann, die Reitpeitsche schwingend, aus dem Tor.

      »Was soll das heißen, Dawson?« schrie er. »Ich dulde kein Geschwätz! Geh an deine Arbeit! Und Sie – was zum Henker wollen Sie hier?«

      »Eine Unterredung von zehn Minuten mit Ihnen, mein werter Herr«, sagte Holmes in verbindlichstem Ton.

      »Ich habe keine Zeit, mich mit jedem Pflastertreter


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