Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон


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verwickelt und verfilzt. Ich gebrauchte das Messer nicht mehr, als durchaus notwendig war, und bald war ich bis auf die Haut durchnäßt vom Durchziehen der langen Taue unter Spieren und Masten, dem Ausscheren der Leinen und dem Aufwickeln im Boote.

      Die Segel mußten an verschiedenen Stellen durchgeschnitten werden, und die vom Wasser schwere Leinwand stellte hohe Anforderungen an meine Kraft; aber bei Einbruch der Nacht war es mir doch gelungen, alles auf den Strand zu schaffen und dort zum Trocknen auszubreiten. Als wir aufhörten, um Abendbrot zu essen, waren wir beide sehr müde, aber wir hatten ein tüchtiges Stück Arbeit verrichtet, wenn es auch nicht nach viel aussah.

      Am nächsten Morgen stieg ich mit Maud, deren Hilfe sich als ausgezeichnet erwiesen hatte, in den Raum der Ghost hinab, um die alten Maststümpfe zu entfernen. Wir hatten kaum mit der Arbeit begonnen, als das Klopfen und Hämmern auch schon Wolf Larsen herbeirief.

      „He, da unten! " rief er durch die offene Luke herunter.

      Bei dem Klang seiner Stimme preßte Maud sich schutzsuchend an mich, und bei der jetzt folgenden Unterhaltung lag ihre Hand auf meinem Arm.

      „He, da oben", erwiderte ich. „Guten Morgen!"„Was machen Sie da?" fragte er. „Versuchen Sie, mein Schiff in den Grund zu bohren?"

      „Im Gegenteil, ich setze es wieder instand", antwortete ich.

      „Aber was setzen Sie denn instand, zum Donnerwetter?" Seine Stimme klang verwundert.

      „Ich will die Masten wieder einsetzen", entgegnete ich leichthin, als wäre es die einfachste Sache von der Welt.

      „Mir scheint, Sie haben endlich gelernt, auf eigenen Füßen zu stehen, Hump", hörten wir ihn sagen, und dann schwieg er eine Weile. „Aber ich sage es Ihnen, Hump", rief er wieder, „Sie bringen es nicht fertig."

      „O doch, ich bringe es fertig", gab ich zurück. „Ich bin schon dabei."

      „Aber dies ist mein Schiff, mein Eigentum. Wenn ich es Ihnen nun verbiete?"

      „Sie vergessen", erwiderte ich, „daß Sie nicht mehr das stärkste Teilchen Ferment sind. Sie waren es einmal; damals hätten Sie mich fressen können, wie Sie sich auszudrücken beliebten. Jetzt aber ist es anders geworden, und jetzt könnte ich Sie fressen. Die Hefe ist ausgegoren."

      Er lachte kurz und unbehaglich auf. „Ich sehe, Sie geben mir meine Philosophie in ihrem vollen Werte wieder. Aber machen Sie nicht den Fehler, mich zu unterschätzen. Ich warne Sie zu Ihrem eigenen Besten."

      „Seit wann sind Sie denn Menschenfreund geworden?" fragte ich. „Sie müssen gestehen, daß Sie äußerst inkonsequent sind, wenn Sie mich jetzt zu meinem Besten warnen."

      Er beachtete den Spott in meinen Worten nicht und sagte: „Gesetzt, ich schlösse jetzt die Luke über Ihnen. Hier können Sie mich nicht zum besten halten wie in der Apotheke."

      „Wolf Larsen", sagte ich streng und redete ihn zum ersten Male bei dem Namen an, unter dem er bekannt war, „ich bin nicht imstande, einen Wehrlosen, der keinen Widerstand leistet, niederzuschießen. Das haben Sie zu meiner eigenen wie zu Ihrer Befriedigung festgestellt. Aber jetzt warne ich Sie, nicht so sehr um Ihret- wie um meinetwillen: In dem Augenblick, in dem Sie die geringste Feindseligkeit gegen mich begehen, knalle ich Sie nieder. Ich kann es bequem von hier aus; wenn Ihnen danach der Sinn steht, so versuchen Sie, die Luke zu schließen."

      „Nichtsdestoweniger verbiete ich Ihnen, verbiete es Ihnen ausdrücklich, an meinem Schiff herumzupfuschen."

      „Aber Mann", sagte ich vorwurfsvoll, „Sie stellen die Tatsache, daß dies Ihr Schiff ist, fest, als sei das ein moralisches Recht. Haben Sie denn jemals bei Ihrer Handlungsweise andern gegenüber moralische Rechte gelten lassen? Sie können doch nicht im Ernst glauben, daß ich solche Rücksichten nehme!"

      Ich war unter die offene Luke getreten, so daß ich ihn sehen konnte. Die völlige Ausdruckslosigkeit seines Gesichts, das ich jetzt ungesehen beobachtete, war im Verein mit den starren Augen kein angenehmer Anblick.

      „Und keiner, der ihm noch ein Fünkchen Achtung entgegenbrächte, nicht einmal Hump", höhnte er. Der Hohn kam ausschließlich durch seine Stimme zum Ausdruck. Sein Gesicht blieb so ausdruckslos wie zuvor. „Wie geht es Ihnen, Fräulein Brewster? " fragte er plötzlich nach einer Pause.

      Ich erschrak. Sie hatte nicht das leiseste Geräusch gemacht, hatte sich nicht einmal bewegt. War es möglich, daß er noch einen Schimmer des Augenlichtes behalten hatte? Oder daß ihm die Sehkraft wiederkehrte?

      „Was machen Sie, Kapitän Larsen?" fragte sie ihrerseits. „Wieso wissen Sie denn, daß ich hier bin?"

      „Ich habe Sie natürlich atmen gehört. Mir scheint, Hump macht Fortschritte, finden Sie nicht?"

      „Ich weiß nicht", antwortete sie und lächelte mir zu. „Ich kenne ihn nicht anders."

      „Dann hätten Sie ihn früher sehen sollen."

      „Wolf Larsen in bitteren Pillen", murmelte ich, „vor und nach dem Einnehmen."

      „Ich sage Ihnen nochmals, Hump", drohte er, „lassen Sie lieber die Finger davon."„Aber liegt Ihnen denn nicht genausoviel wie uns daran, von hier wegzukommen?" fragte ich verwundert.

      „Nein" war seine Antwort. „Ich gedenke hier zu sterben." „Wir aber nicht", beendete ich das Gespräch trotzig und nahm mein Klopfen und Hämmern wieder auf.

      Am nächsten Tage - wir hatten alles soweit, um die Masten einsetzen zu können - machten wir uns daran, die beiden Marsstengen an Bord zu nehmen. Es war ein schweres Stück Arbeit. Ich befestigte das eine Ende der schweren Talje am Ankerspill, das andere am unteren Ende der Vormarsstenge und begann zu winden. Maud hielt den Törn auf dem Spill und ließ die Leine auslaufen.

      Wir waren ganz erstaunt, wie leicht die Spiere sich heben ließ. Es war ein verbessertes Krüppelspill und besaß eine ungeheure Hubkraft. Die Talje zog schwer über die Reling, ihr Zug verstärkte sich, je mehr die Spiere sich aus dem Wasser hob, und der Druck auf das Spill wurde gewaltig. Als jedoch das untere Ende der Marsstenge in Höhe der Reling war, saßen wir fest.

      „Ich hätte es voraussehen können", sagte ich ungeduldig. „Nun müssen wir wieder von vorn anfangen."

      „Warum machen wir nicht die Talje mehr nach der Mitte der Stenge hin fest?" schlug Maud vor.

      „Das hätte ich eben tun müssen", erwiderte ich, äußerst unzufrieden mit mir.

      Ich ließ einen Törn nach, daß der Baum wieder ins Wasser zurückfiel, und machte die Talje etwa drei Meter oberhalb des Endes fest. Nach einer Stunde mühsamster, nur durch kurze Pausen unterbrochener Arbeit hatte ich ihn so hoch, wie es ging. Drei Meter des Baumes hingen über der Reling, aber es war weniger als je daran zu denken, daß ich ihn an Deck bekam. Ich setzte mich hin und dachte über das Problem nach. Aber es dauerte nicht lange, dann sprang ich jubelnd auf.

      „Jetzt hab ich's!" rief ich. „Ich muß die Talje am Schwerpunkt festmachen. Und die Lehre, die wir hieraus ziehen, wird uns für alle künftige Arbeit zugute kommen."

      Als ich gerade damit beschäftigt war, die Taschentalje zwischen der Spitze der Spiere und der Reling anzubringen, erschien Wolf Larsen auf dem Schauplatz. Wir wechselten nur einen Gutenmorgengruß, dann setzte er sich, obgleich er nichts sehen konnte, ein Stückchen entfernt auf die Reling und versuchte, aus dem Geräusch zu entnehmen, was wir taten.

      Wieder gab ich Maud Anweisung, auf mein Kommando Leine auslaufen zu lassen, und dann begann ich mit Hilfe der Taschentalje zu hieven. Langsam schwang sich der Baum herüber, bis er über die Reling balancierte; da bemerkte ich zu meinem Erstaunen, daß Maud keine Leine auszulassen brauchte. Gerade das Gegenteil war der Fall. Ich machte die Taschentalje fest, drehte das Spill und brachte den Baum Zentimeter um Zentimeter herein, bis seine Spitze sich herabneigte und er schließlich in seiner ganzen Länge auf dem Deck lag. Ich sah auf die Uhr. Es war zwölf. Mein Rücken schmerzte heftig, und ich war äußerst müde und hungrig. Und hier auf dem Deck lag ein einziges Stück Holz, das Ergebnis der Arbeit eines ganzen Vormittags. Zum erstenmal wurde


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