Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон


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daß das Boot in Sicht sei. Alles stürzte an die Reling. Eine scharfe Brise wehte aus West, und es schien noch mehr Wind aufzukommen. Und dort, in Lee, in dem bewegten Silberschein der aufgehenden Sonne, kam und ging ein schwärzer Fleck.

      Wir braßten vierkant und fuhren auf ihn zu. Mein Herz war schwer wie Blei. Schlimme Ahnungen machten mich krank, und als ich den Triumph in Wolf Larsens Augen schimmern sah, drehte sich alles vor mir, und ich fühlte den fast unwiderstehlichen Drang, mich auf ihn zu stürzen. Ich weiß, daß ich in halber Betäubung ins Zwischendeck schlüpfte und gerade mit einer geladenen Büchse in der Hand wieder hinaufsteigen wollte, als ich den erstaunten Ruf hörte: „Es sind fünf Mann im Boot!"

      Da versagten mir die Knie, und ich sank zu Boden. Ich war wieder zu mir gekommen, aber mich erschütterte das Bewußtsein dessen, was ich fast getan hätte. Mit großer Erleichterung stellte ich das Gewehr wieder an seinen Platz und schlich mich an Deck zurück. Niemand hatte meine Abwesenheit bemerkt. Das Boot war jetzt nahe genug, um uns erkennen zu lassen, daß es größer als die üblichen Robbenfängerboote und von einem andern Typ war. Als wir uns näherten, wurde das Segel eingeholt und der Mast umgelegt. Riemen kamen zum Vorschein, und die Leute warteten offenbar, daß wir beidrehen und sie an Bord nehmen sollten. Smoke, der auf das Deck herabgestiegen war und jetzt neben mir stand, begann bedeutungsvoll zu kichern. Ich blickte ihn fragend an.

      „Bunte Gesellschaft", gluckste er.

      „Was ist los?" fragte ich.

      Er gluckste wieder. „Sehen Sie nicht, dort unter dem Heckschot am Boden? Ich will nie wieder eine Robbe schießen, wenn das nicht eine Frau ist!"

      Ich blickte näher hin, konnte jedoch nichts Genaues erkennen. Da ertönten von allen Seiten erstaunte Ausrufe. Im Boot befanden sich vier Männer, der fünfte Insasse aber war zweifellos eine Frau. Wir befanden uns in einer ungeheuren Aufregung - wir alle, außer Wolf Larsen, der offensichtlich enttäuscht war, daß er nicht sein eigenes Boot vor sich hatte.

      Nach einigen Schlägen war das Boot längsseits. Jetzt erblickte ich die Frau zum erstenmal. Sie war in einen langen Überzieher gehüllt, denn der Morgen war rauh, und ich konnte nichts von ihr sehen als ihr Gesicht und eine Fülle hellbraunen Haares, das unter dem Südwester, den sie auf dem Kopfe trug, hervorquoll. Die Augen waren groß, braun und strahlend, der Mund voll und das Antlitz selbst ein zartes Oval, das die Sonne und der salzige Wind jetzt allerdings rot gebrannt hatten.

      Sie erschien mir wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Ich spürte, daß mich nach ihr verlangte wie den Hungernden nach Brot. Hatte ich doch so lange, lange keine Frau mehr gesehen! Ich weiß, ich verlor mich so sehr in Bewunderung, fast in Betäubung, daß ich mich selbst und meine Pflichten als Steuermann vergaß und mich nicht daran beteiligte, den Bootsinsassen an Bord zu helfen. Als einer der Matrosen sie in die herabgestreckten Arme Wolf Larsens hob, blickte sie in unsere neugierigen Gesichter und lächelte, wie nur eine Frau lächeln kann und wie ich so lange niemand hatte lächeln sehen.

      „Herr van Weyden!"

      Die scharfe Stimme Wolf Larsens brachte mich wieder zu mir.

      „Wollen Sie die Dame nach unten bringen und für ihre Bequemlichkeit sorgen. Setzen Sie die freie Backbordkajüte instand. Lassen Sie es Köchlein tun. Und sehen Sie, was Sie für ihr Gesicht tun können. Es ist arg verbrannt."

      Er machte kurz kehrt und begann die Männer zu verhören. Ich fühlte eine seltsame Befangenheit dieser Frau gegenüber, die ich jetzt nach achtern brachte. Ich war feige. Zum erstenmal wurde ich gewahr, was für ein zartes, gebrechliches Geschöpf eine Frau ist, und als ich ihren Arm faßte, um ihr die Kajütstreppe hinunterzuhelfen, erschrak ich über ihre Zierlichkeit und Zartheit. Sie war in der Tat eine besonders schlanke, zarte Frau, mir erschien sie jedenfalls so ätherisch, daß ich fast erwartete, ihren Arm unter meinem Griff zerbrechen zu fühlen. Dies ist nach so langer Zeit ein offenes Bekenntnis meines ersten Eindrucks von der Frau im allgemeinen und Maud Brewster im besonderen.

      „Sie brauchen sich wirklich nicht so zu bemühen", protestierte sie, als ich sie in Wolf Larsens Lehnstuhl setzte, den ich schnell aus seiner Kajüte geholt hatte. „Die Leute haben schon die ganze Zeit nach Land ausgeschaut, und wir müssen es ja noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Meinen Sie nicht?"

      Ihre Zuversicht schreckte mich. Wie sollte ich ihr die Situation und den seltsamen Mann erklären, der wie das Schicksal das Meer abschritt - all das, was zu begreifen mich Monate gekostet hatte? Aber ich antwortete ihr ehrlich: „Wäre es ein anderer Kapitän, so würde ich sagen, daß Sie morgen in Yokohama wären. Unser Kapitän aber ist ein merkwürdiger Mann, und ich bitte Sie, auf alles vorbereitet zu sein - verstehen Sie mich? Auf alles!"

      „Ich - ich gestehe, daß ich nicht recht begreife", sagte sie zögernd, mit einem unruhigen, aber nicht ängstlichen Ausdruck in den Augen. „Oder irre ich mich, daß Schiffbrüchige stets auf das größte Entgegenkommen rechnen können? Es handelt sich ja nur um eine Kleinigkeit, da wir so nahe an Land sind."

      „Offen gestanden, ich weiß es nicht", brachte ich mit einiger Mühe hervor. „Aber ich möchte Sie auf das Schlimmste vorbereiten für den Fall, daß das Schlimmste kommen sollte. Dieser Mann, der Kapitän, ist ein Scheusal, ein Dämon, und man kann nie wissen, welche irrwitzige Handlung er im nächsten Augenblick begeht." Ich hatte mich warm geredet, aber sie unterbrach mich mit einem „Oh, ich verstehe", und ihre Stimme klang müde, und sie war nahe daran zusammenzubrechen.

      Sie stellte keine weiteren Fragen, und ich hielt mich nur an

      Wolf Larsens Befehl, für ihre Bequemlichkeit zu sorgen, und wies Thomas Mugridge an, die Koje in der freien Kajüte instand zu setzen.

      Der Wind wuchs schnell, und die Ghost krängte stark, und als wir die Kajüte in Ordnung gebracht hatten, schossen wir vor einer steifen Brise dahin.

      Ich hatte ganz die Existenz von Leach und Johnson vergessen, als plötzlich wie ein Donner schlag der Ruf „Boot ahoi!" die Kajütstreppe herunterhallte. Es war unverkennbar die Stimme Smokes vom Mast. Ich warf einen Blick auf die Frau, die sich jedoch mit geschlossenen Augen und unaussprechlich müde im Stuhl zurücklehnte. Sie war müde. Sehr gut. Sie sollte schlafen. als ich an Deck kam, sah ich, daß die Ghost backbord halste und hart am Winde in Luv eines wohlbekannten Sprietsegels vor uns ging. Alle Mann waren an Deck, denn sie wußten, daß etwas geschehen würde, wenn Leach und Johnson an Bord geholt wurden.

      Es war vier Glasen. Louis kam zur Ablösung nach achtern ans Rad. Es lag Feuchtigkeit in der Luft, und ich bemerkte, daß er sein Ölzeug angezogen hatte.

      „Was gibt es jetzt?" fragte ich ihn.

      „Eine gesunde Regenbö, gerade genügend, um uns den Kragen naß zu machen, weiter nichts", antwortete er.

      „Zu dumm, daß wir sie sichten mußten!" sagte ich, während der Bug der Ghost von einer schweren See ein paar Strich aus dem Kurs geworfen wurde und das Boot einen Augenblick hinter dem Klüver zum Vorschein kam.

      Louis drehte das Rad und antwortete ausweichend: „Sie hätten das Land doch nicht erreicht, das weiß ich."

      „Glaubst du nicht?"

      „Nein, Herr van Weyden. In der nächsten Stunde kann sich keine solche Eierschale auf See halten, und es ist ein Glück für sie, daß wir hier sind, um sie aufzufischen."

      Wolf Larsen, der mittschiffs mit den Geretteten gesprochen hatte, kam jetzt mit langen Schritten nach achtern. Das katzenartig Sprunghafte in seinem Gang war jetzt noch ausgeprägter als gewöhnlich, und seine Augen leuchteten hell.

      „Drei Heizer und ein vierter Maschinist", begrüßte er mich. „Aber wir werden schon Matrosen oder doch wenigstens Bootspuller aus ihnen machen. Und wie steht's mit der Dame?"

      Ich weiß nicht, warum, doch ich antwortete nur mit einem Achselzucken. Wolf Larsen spitzte die Lippen zu einem langen höhnischen Pfeifen. „Wie heißt sie denn?" fragte er.

      „Ich weiß nicht", erwiderte ich. „Sie schläft. Sie war sehr müde. Eigentlich hätte ich gedacht, von Ihnen etwas zu hören. Was für ein Schiff war es denn?"

      „Postdampfer",


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