Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergeschäfts. Stresemann Gustav

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Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergeschäfts - Stresemann Gustav


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       Gustav Stresemann

      Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergeschäfts

      Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2021

       [email protected]

      EAN 4064066117283

       Vorwort.

       I.

       Das Flaschenbiergeschäft und seine Entstehung.

       II.

       III.

       Die gegenwärtige Lage der Berliner Bierverleger.

       Ergebnisse, Schlussbetrachtungen.

       Vita.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft ist in den letzten Jahrzehnten gekennzeichnet durch ein überall bemerkbares Vordringen der Grossunternehmung, welche die kleinen Betriebe im Handel und Gewerbe verdrängt. Den unleugbaren Vorteilen, welche diese Entwicklung auf der einen Seite den Konsumenten gebracht hat, steht als Kehrseite gegenüber die Vernichtung vieler, bis dahin selbstständiger Existenzen, die anstatt eines später, wenn auch nur durch angestrengte Arbeit zu erreichenden Wohlstandes, vielfach ein Zurücksinken in die Klasse der Lohnarbeiter erleben müssen. Die Statistik zeigt in deutlicher Weise, dass die Aussicht auf eine selbständige Stellung in demselben Masse geringer wird, wie die Zahl der Personen, auf welche ein selbständiger Gewerbe- oder Handeltreibender kommt, sich vergrössert. Die Stellungnahme zu den durch diese Entwicklung herbeigeführten Erscheinungen wird verschieden sein je nach dem Ausgangspunkt, den der Betrachtende wählt. Wer vor allem die Interessen oder auch nur das Selbstbestimmungsrecht der grossen Klasse der Konsumenten berücksichtigt wissen will, wird ihr wohlwollend gegenüberstehen, wer in der Vernichtung oder Verdrängung der sogenannten Mittelstandsklassen eine Gefahr für das Allgemeinwohl erblickt, wird sie rückhaltslos bekämpfen.

      In der Gegenwart hat die letztere Richtung in der Verfechtung ihrer Interessen sich besonders rührig gezeigt und die von ihr betriebene Agitation scheint nicht ohne Eindruck auf die massgebenden Kreise geblieben zu sein, wie u. a. das Gesetz über die Besteuerung der Warenhäuser erkennen lässt. Aus dem Bestreben ferner, einen Einblick in die Lage der Kleinbetriebe zu erhalten, sind die Erhebungen über die Lage des Kleinhandels hervorgegangen, welche die Handelskammer zu Hannover in Verbindung mit anderen Interessenvertretungen veranstaltet hat; allerdings ist sie über die Veröffentlichung zweier kleiner Bändchen nicht herausgekommen.

      Die vorliegende Arbeit möchte nun auch als ein Beitrag zu diesen Erhebungen angesehen werden. Den äusseren Anlass zu ihrer Entstehung gaben die vielfachen Beziehungen, welche der Verfasser mit Angehörigen des Brauer- und Bierverleger-Berufes in Berlin anknüpfen konnte. Sie ist nicht in der Absicht geschrieben für oder gegen die Zweckmässigkeit der sogenannten Mittelstandspolitik einzutreten, sie will vielmehr lediglich auf Grund einer durch praktische Bethätigung und mannigfache Erkundigung gewonnenen Erfahrung eine Darstellung der Lage der Berliner Bierverleger (Flaschenbierhändler) zu geben versuchen, eine Darstellung welche zugleich die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergeschäfts und seine Ueberführung in den Grossbetrieb einschliesst. Ein gewisser Wert der vorliegenden Skizze liegt vielleicht darin, dass sie eine Entwicklung schildert, welche in mancher Beziehung eine typische genannt werden kann, denn ein Kennzeichen der Entwicklung zum Grossbetrieb ist entschieden die Ausschaltung der Zwischenglieder dadurch, dass Produzent und Konsument in direkte Verbindung treten, wie es sich in dem hier behandelten Falle zeigt.

      Was die Fragebogen anbelangt, von denen in der Arbeit die Rede ist, so erfolgte deren Ausfüllung nicht durch die betreffenden Bierverleger. Eine Zustellung an die einzelnen Geschäfte mit der Bitte um Auskunft über die darin gestellten Fragen hätte voraussichtlich gar keinen Erfolg gehabt. Die Erkundigungen geschahen daher durch den Verfasser auf mündlichem Wege und auf Grund der hierbei erhaltenen Angaben sind sodann die einzelnen Bogen ausgefüllt worden. Es war mir möglich, von 46 Bierverlegern, deren Geschäfte in den verschiedensten Stadtteilen liegen und deren Adressen mit Absicht ganz willkürlich aus dem Adressbuch gewählt worden waren, detaillierte Auskünfte zu erlangen, die namentlich in den Ausführungen des II. Teiles vielfach zur Illustrierung und zum Beweise für die behaupteten Thatsachen angezogen worden sind.

      Wenn es mir gelungen sein sollte, die mir gestellte Aufgabe zu lösen, so danke ich dies vor allem der Unterstützung, welche mir seitens der beteiligten Kreise zu teil geworden ist. In der bereitwilligsten Weise sind mir sowohl aus Bierverleger- als auch aus Brauerkreisen oft ins Detail gehende mündliche und schriftliche Auskünfte gegeben worden, ganz besonders fühle ich mich dadurch dem Dozenten am Institut für Gährungs-Gewerbe und Sekretär des Verbandes der Brauereien von Berlin und Umgegend, Herrn Dr. Struve, zu Dank verpflichtet.

      Schliesslich ist es mir Bedürfnis, Herrn Professor Dr. Bücher dafür Dank zu sagen, dass er mich nicht nur zu dieser Arbeit angeregt, sondern mich auch während der Herstellung derselben mit Rat und That unterstützt hat.

      Leipzig, Dezember 1900.

      Der Verfasser.

      Das Flaschenbiergeschäft und seine Entstehung.

       Inhaltsverzeichnis

      Um eine Grundlage für die folgenden Ausführungen zu schaffen, wird es nötig sein, zunächst den Begriff des zu untersuchenden Gegenstandes festzulegen. Unter einem Flaschenbiergeschäft werden wir ein Unternehmen zu verstehen haben, welches sich mit dem Vertrieb von auf Flaschen gefüllten Bieren abgiebt. Zwei Formen kommen bei diesem Vertrieb hauptsächlich in Frage: der Verkauf über die Strasse und die auf Bestellung erfolgende Lieferung ins Haus. Bei letzterer Form handelt es sich naturgemäss um grössere Quantitäten, da sonst die Lieferung, zumal wenn der Kunde weit entfernt wohnt, unlohnend sein würde. Wir können diese Lieferung von auf Flaschen gefülltem Bier in grösseren Quantitäten gegenüber der allgemeinen Definition als Flaschenbierlieferungsgeschäft bezeichnen.


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