Reisen in Westafrika. Mary Henrietta Kingsley

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Reisen in Westafrika - Mary Henrietta  Kingsley


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Mängel. Bevor meine ersten drei Monate an der Westküste vergangen waren, sah ich mich demütig zu meinem wichtigsten Widerruf gezwungen: Er betraf die Händler, von denen ich auf jener ersten Reise völlig abhängig war, denn ich hatte keinerlei Kontakt zu irgendwelchen Vertretern der Regierung. Was ich fand, unterschied sich erheblich von dem, was ich zu finden erwartet hatte, und ich kann ihre Freundlichkeit mir gegenüber nicht genug betonen. Die vielleicht nützlichste Lehre von all jenen, die ich 1893 an der Westküste erhielt, war die, dass ich den Händlern trauen konnte. Hätte ich diese Lektion nicht sehr gründlich gelernt, hätte ich mich unmöglich erneut auf den Weg machen und jene Reise unternehmen können, von der ich in diesem Buch berichte.

      Dank des »Handlungsreisenden« konnte ich Plätze besuchen, die ich andernfalls nie zu Gesicht bekommen hätte, und dem Respekt und der Zuneigung, die die Einheimischen ihm entgegenbringen, verdanke ich, dass diese Besuche für mich gefahrlos waren. Egal, ob ich überraschend und ihm völlig fremd in einem Dampfer oder Kanu von einer Faktorei kam, oder ähnlich unangekündigt im heruntergekommenen Zustand aus dem Busch auftauchte, stets empfing er mich immer mit großzügiger Gastfreundschaft. Unter den Bedingungen der Westküste musste ihm dies echte Probleme und Unannehmlichkeiten bereitet haben. Probleme, die er mit naheliegenden logischen Entschuldigungen problemlos auf Kosten einer Frau hätte abwälzen können, die er noch nie gesehen hatte, die er vermutlich nie wiedersähe, und die ihm keinerlei Profit einbrachte. Stattdessen zog er sich in irgendeinen Winkel seines kleinen Handelsschiffs zurück – Allah allein weiß wo – damit ich seine einzige Kajüte beziehen konnte. Mit Bootshaken fischte er mich sowohl aus dem Meer wie auch aus Flüssen und Seen. Er gab mir kontinuierlich gute Ratschläge, die mich, hätte ich sie befolgt, aus dem Wasser und von jeder anderen Notlage ferngehalten hätten. Und obwohl er, da ich einen Ort wie Westafrika nur der Käfer, Fische und Fetische wegen besuchte, keine sehr hohe Meinung von meiner Intelligenz hatte, unterstützte er mich in meiner Arbeit sehr. Über den Wert dieser Arbeit bitte ich Sie, kein Urteil zu fällen, bis ich sie Ihnen in rund zehn Bänden überwiegend auf Latein vorgelegt habe. Alles, was ich über Westafrika weiß, verdanke ich den Händlern, die Fehler liegen bei mir.

      Besonderen Dank schulde ich Dr. Günther vom britischen Museum für seine Freundlichkeit und das Interesse, mit dem er alle Proben der Natur betrachtete, die ich ihm vorlegen konnte, die ihm in der Mehrzahl aber vermutlich nur Altbekanntes erzählen konnten. Doch seine Höflichkeit und Aufmerksamkeit gaben mir, wonach jeder Arbeiter sich am meisten sehnt – das Gefühl, dass die eigene Arbeit es wert ist, getan zu werden. Darüber hinaus konnte ich zu dieser Arbeit im Wissen zurückkehren, wenn diese Dinge einen Mann wie ihn interessierten, dies für mich ein mehr als ausreichender Grund war, sie auch weiterhin zu sammeln. Mein Dank gilt auch Mr. W. H. F. Kirby für seine Präparation meiner kleinen Sammlung einiger Insektensorten und Mr. Thomas S. Forshaw für seine große Hilfe beim Überarbeiten meiner Notizen.

      Es ist unmöglich, all jene aufzulisten, denen ich an der afrikanischen Westküste noch Dank schulde. Vor allen stehe ich in der Schuld von Mr. C. G. Hudson, dessen Güte und Einfluss mir ermöglichten, den Ogowé aufwärts zu reisen und so viel von Französisch-Kongo zu sehen wie nur möglich. In seinen Mühen um mich erhielt er tatkräftige Unterstützung von Mr. Fildes. Die französischen Beamten in Französisch-Kongo behinderten mich nie und behandelten mich jederzeit mit höchstem Respekt. Da es in dieser feinen französischen Kolonie nichts gab, das zu zeigen man sich schämen müsste, hatten die Franzosen genaugenommen auch keinen Grund, mich zu bremsen. Doch mir scheint, als ob Reisende sich derzeit gewohnheitsmäßig beschweren, französische Beamte legten jedem Steine in den Weg, der ihre Besitzungen besuche. Deshalb ist mir wichtig festzuhalten, dass ich völlig andere Erfahrungen sammelte, obwohl meine bedauerliche Unkenntnis des Französischen mich daran hinderte, ihnen meine bescheidenen Ziele zu erläutern.

      Ehrwürden Dr. Nassau und Mr. R. E. Dennet teilten ihre reichen Kenntnisse über die Einheimischen und deren Glauben mit mir und ermöglichten mir so, die Schlussfolgerungen aus meinen eigenen Beobachtungen erheblich zu erweitern. In diesem Buch beschäftige ich mich nicht mit Mr. Dennets Werk, da es sich mit Stämmen beschäftigt, denen ich auf dieser Reise nicht begegnete. Mit einem jener Stämme – den Fjort – hatte ich jedoch bereits auf meiner ersten Reise 1893 Bekanntschaft geschlossen. Auf Dr. Nassaus Beobachtungen werde ich mich mehrfach beziehen. Herrn von Lucke, dem Vizegouverneur Deutsch-Kameruns schulde ich Dank für die Erlaubnis zur Besteigung des Kamerunbergs und jede nur denkbare Unterstützung bei diesem Unterfangen und dem Gouverneur von Kamerun, Herrn von Puttkamer, für seine beständige Hilfe und Freundlichkeit. Der Eifer der Genannten, mir zu helfen, war so groß, dass es mich beim darüber Nachdenken wundert, warum ihre Mühen mich nicht direkt quer über den Kontinent bis nach Sansibar beförderten. Dass es nicht zu diesem Bravourstück kam, liegt allein an meinem mangelnden Abenteuersinn: Ich plante nicht, den Kontinent zu überqueren und sehnte mich nicht nach Sansibar, sondern wollte lediglich in einer obskuren Ecke Westafrikas seltenen Kultobjekten und unbekannten Süßwasserfischen nachjagen.

      Die Gelegenheit, von der Güte dieser Herren des Festlandes zu profitieren, verdanke ich einem Herrn der See, Kapitän Murray. Er war Kapitän des Schiffs, mit dem ich 1893 in See stach, und erkannte, dass mein Kopf voll wirrer Ideen war, die es auszumerzen galt, wenn ich mit meinem Vorhaben Erfolg haben wollte. Also merzte er diese Irrtümer aus und ersetzte sie mit seinem eigenen Schatz an Erfahrungen, die er in dreißig Jahren an der afrikanischen Westküste gesammelte hatte. Seine Lehren waren für mich außerordentlich wertvoll, und ich hoffe sehr, noch viele weitere Reisen unter seinem Kommando unternehmen zu dürfen, denn er hat noch viel zu lehren und ich noch viel zu lernen.

      Zu guter Letzt muss ich meine Schulden bei den Damen auflisten. Zuerst sind da zwei zuvorkommende Portugiesinnen, Donna Anna de Sousa Coutinho e Chichorro und ihre Schwester Donna Maria de Sousa Coutinho, die während meiner ersten Reise 1893 sehr viel für mich taten und, wie ich mit Stolz sagen kann, seitdem meine treuen Freundinnen geblieben sind. Über Lady MacDonald und Miss Mary Slessor berichte ich in diesem Buch, skizziere aber nur oberflächlich die Freude und Hilfe, die sie mir entgegenbrachten. Ebenso verleihe ich meiner Dankbarkeit für die Güte von Madame Jacot von Lambaréné und Madame Forget von Talagouga nur unzureichend Ausdruck. Dann waren da eine ganze Reihe Nonnen, die zur römisch-katholischen Mission in Westafrika gehören und immer fröhliche und charmante Begleiterinnen waren. In Kamerun hatte ich wiederholt das Vergnügen, Frau Plehn zu treffen und mit ihr über Dinge zu plaudern, die dort sehr fern wirkten – Kunst, Wissenschaften und Literatur. Auch Mrs. H. Duggan, ebenfalls aus Kamerun, gilt mein Dank: Wann immer ich ihren Hafen anlief, rettete sie mich aus meinem furchterregenden Mangel an Hygieneartikeln und hielt für all die »schrecklichen Entbehrungen«, die mir widerfahren waren, ein mitfühlendes und aufmerksames Ohr bereit, bis ein Aufenthalt in Kamerun schließlich zu etwas wurde, worauf ich mich freute.

      Mit Bedauern erinnere ich mich, bei meinem Aufenthalt 1892 auf den Kanaren, die Gespräche mit einem Herrn von der Goldküste belächelte zu haben, der sich auf den Inseln von einem schlimmen Fieber erholte. Seine Erzählungen bestanden überwiegend aus Anekdoten über seine Freunde und in neun von zehn Fällen endet er mit: »Er ist jetzt tot.« Ach! Heute könnte man meine eigenen Geschichten aus demselben Grund belächeln. Selbst in diesem sehr aktuellen Bericht über die Westküste sind viele der von mir genannten Freunde »jetzt tot«. Die meisten von ihnen lernte ich 1893 kennen, der Wichtigste ist mein alter, von der Insel Bonny stammende Freund Kapitän Boler, von dem ich zum ersten Mal lernte, die Afrikaner und ihre Art zu denken ein wenig zu verstehen.

      Auch den Afrikanern selbst muss ich danken, kultivierten Männern und Frauen wie Charles Owoo, M’bo, Sanga Glass, Jane Harrington und ihrer Schwester in Gabun und den Buschleuten. Über meine Erfahrungen mit ihnen werde ich aber noch im Detail berichten und muss dies daher hier nicht weiter ausführen.

      Ich entschuldige mich bei meinen Lesern, so viel Wert auf Details zu legen, die genaugenommen nur mich betreffen, und ich weiß, dass der Dank, den alle Afrikareisenden den weißen Bewohnern Afrikas schulden, ein gewöhnlich nur sehr oberflächlich behandeltes Thema ist. Ohne Zweifel erschiene meine Reise noch viel beeindruckender, wenn ich all die Hilfe verschwiege, die ich erhielt, aber … Es gab da einmal einen Deutschen, der allein aus seiner Phantasie ein Kamel erschuf. Es war ein wunderbares Tier, aber es war kein gutes Kamel. Es war etwas, das nur Leute, die selbst keine Kamele kannten, für ein solches


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