Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

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Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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Signe!

      Signe. Gudmund!

      Gudmund. Aber so sagt mir –?

      Der Sendbote. Euer Feind, der Kanzler Audun Hugleiksön, ist gestürzt.

      Gudmund. Der Kanzler!

      Die Gäste (halblaut zueinander.) Gestürzt?!

      Der Sendbote. Vor drei Tagen wurde er zu Bergen enthauptet. (Mit gedämpfter Stimme.) Er hatte Norwegens Königin beleidigt.

      Margit (tritt zwischen Gudmund und Signe.) So schlägt den Sünder des Himmels Hand! Mir hat er heut nacht seine Engel gesendet Und, als mir schon jede Hoffnung schwand, Mein Los noch gnädig zum Guten gewendet. Nun weiß ich, das Leben ist mehr als ein Jagen Nach glänzenden Gütern, nach festlichen Tagen. Ich fühlte, wie bitter der Mensch verzagt, Der seiner Seele Seligkeit wagt. – Ich tret' in Synnöves Kloster ein – (Da Gudmund und Signe sprechen wollen.) Sagt nichts! Es würde vergeblich sein. (Legt ihre Hände zusammen.) So knüpf' ich denn Eurer Liebe Band Und stell' Euer Leben in Gottes Hand!

       (Sie winkt zum Abschied und geht nach links. Gudmund und Signe wollen ihr folgen. Margit hält sie mit einer abwehrenden Gebärde zurück, geht hinaus und schließt hinter sich die Tür. Im selben Augenblick geht die Sonne auf und wirft ihr Licht in die Stube.)

      Gudmund. Signe, – mein Weib! – Sieh, der Tag will beginnen;

       Das ist unsrer jungen Liebe Tag!

      Signe. Mein schönstes Erinnern, mein bestes Sinnen

       Hast Du mir geschenkt und Dein Harfenschlag. Mein edler Sänger, – in Leid und Lust Schlag nur die Saiten zu höchsten Liedern; Ich trag' eine Harfe in tiefer Brust, Die soll Dir in Freuden und Schmerzen erwidern!

      Chorgesang (von Männern und Frauen.) Sonne hat ihr segnend Aug' erhoben, Hütet liebevoll der Frommen Fuß, Sendet milder Strahlen Trostesgruß – Lob und Preis dem Herrn im Himmel droben!

      Frau Inger auf Östrot.

       Inhaltsverzeichnis

       Personen

       Erster Akt

       Zweiter Akt

       Dritter Akt

       Vierter Akt

       Fünfter Akt

      Personen

       Inhaltsverzeichnis

      Frau Inger, Otto Römers Tochter und Witwe des Reichshofmeisters Nils Gyldenlöve

       Eline Gyldenlöve, ihre Tochter

       Reichsrat Nils Lykke, ein dänischer Ritter

       Olaf Skaktavl, ein geächteter norwegischer Edelmann

       Nils Stenssön

       Herr Jens Bjleke, schwedischer Oberst

       Björn, Kammerdiener auf Oestrot

       Finn, Schloßdiener

       Ejnar Huk, Schloßvogt

       Hausgesinde, Bauern und schwedische Kriegsknechte

       Das Stück spielt auf dem Herrensitz Oestrot am Drontheimfjord im Jahre 1528.

      Erster Akt

       Inhaltsverzeichnis

       Eine Stube auf Oestrot. Durch die offene Tür im Hintergrunde sieht man den Rittersaal in schwachem Mondlicht, das dann und wann durch ein tiefes Bogenfenster fällt und die entgegengesetzte Wand streift. Rechts die Ausgangstür; davor ein Fenster mit einem Vorhang. Links eine Tür, die in die inneren Gemächer führt; weiter im Vordergrunde ein großer offener Herd, der in der Stube Helle verbreitet. Es ist ein stürmischer Abend.

       Björn und Finn sitzen am Feuer. Finn ist damit beschäftigt, einen Helm blank zu putzen. Verschiedene Waffenstücke, ein Schwert und ein Schild liegen neben ihnen.

      Finn nach einer Pause. Wer war Knut Alfsön?

      Björn. Die Herrschaft sagt, er war Norwegens letzter Rittersmann.

      Finn. Die Dänen erschlugen ihn ja beim Osloer Fjord?

      Björn. Frag' einen Buben von fünf Jahren, wenn Du's nicht weißt.

      Finn. So? Knut Alfsön war also unser letzter Ritter? Und nun ist er tot und begraben! Indem er den Helm in die Höhe hält: Ja, dann kannst du lange im Rittersaal hängen, und blank geputzt! Denn jetzt bist du nichts weiter als eine leere Nußschale. Den Kern – den haben die Würmer schon vor manchem Winter gefressen – – Höre, Björn, – könnte man nicht sagen, Norwegen ist auch solch eine leere Nußschale wie dieser Helm: blank außen, wurmstichig innen?

      Björn. Halt's Maul und tu Deine Arbeit! – Ist der Helm fertig?

      Finn. Er glänzt wie Silber im Mondschein.

      Björn. So leg' ihn weg! – Hier, schab' den Rost vom Schwerte!

      Finn dreht und wendet es hin und her. Wird das sich auch verlohnen?

      Björn. Wieso?

      Finn. Die Schneide ist stumpf.

      Björn. Was kümmert's Dich! Gib mir das Schwert. – Hier ist der Schild.

      Finn wie zuvor. Dem fehlt der Handgriff.

      Björn murmelt. Könnt' ich nur Dich mit einem Handgriff packen und –

      Finn trällert ein Weilchen vor sich hin.

      Björn. Was soll das wieder?

      Finn. Ein leerer Helm, ein Schwert ohne Schneide, ein Schild ohne Handgriff – sieh, das ist die ganze Herrlichkeit. Ich glaube, niemand wird Frau Inger schmälen, daß sie solche Waffen putzen und im Saal aufhängen läßt, statt sie rosten zu lassen in Dänenblut.

      Björn. Ach, Geschwätz! Wir haben ja doch Frieden im Lande.

      Finn. Frieden? Ja, wenn der Bauer seinen letzten Pfeil verschossen, und wenn der Wolf dem Bauer das letzte Lamm aus dem Stall gestohlen hat, dann halten auch die zwei Frieden miteinander. Aber das ist mir eine wunderliche Freundschaft. Na, na, laß sein! – Wie gesagt, es ist recht und billig, daß die Rüstung blank im Saale hängt; denn Du kennst ja den alten Spruch: »Nur der Rittersmann ist ein Mann.« Und da es jetzt keinen Rittersmann mehr im Lande gibt, so haben wir auch keinen Mann mehr; und wo kein Mann ist, da beschließen die Weiber; und darum –

      Björn. Darum – darum ist mein Beschluß, daß Du Dein faules Gerede beschließest. Er erhebt sich. Es will Nacht werden. So, nun kannst Du Helm und Schild wieder in den Saal hängen.

      Finn mit gedämpfter Stimme. Nein, ich warte lieber bis morgen.

      Björn. Du hast doch wohl nicht Angst im Dunkeln ?

      Finn. Bei Tage nicht; aber bei Nacht bin ich nicht der einzige, dem es so ergeht. Du siehst mich an! Aber Du mußt wissen, unten in der Burgstube –, da spricht man allerlei. Leiser. Da gibt es manche, die glauben, daß


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