Von der Welt und den Elementen. Plinius

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Von der Welt und den Elementen - Plinius


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Jahren der Regierung des Nero6, wo die Tyrannei jede freiere und erhabenere Art von Studien gefährlich machte.

      Dünkt Dich nicht, wenn Du bedenkst, wie viel er gelesen und geschrieben hat, er könne weder öffentliche Ämter bekleidet noch der Kaiser Freundschaft genossen haben? Ferner, wenn Du hörst, welchen Fleiß er auf Amtsarbeiten verwendet, er könne weder zum Schreiben noch zum Lesen die nötige Zeit gehabt haben? Denn, was kann nicht durch jene Abhaltungen vereitelt, was hingegen durch solche Beharrlichkeit ermöglicht werden? Ich pflege daher zu lachen, wenn man mich fleißig nennt, denn mit ihm verglichen gehöre ich zu den Untätigsten. Tue ich aber nur so viel, wie teils meine öffentlichen, teils meine Pflichten gegen die Freunde mir erlauben? Wer von denen, welche ihr ganzes Leben den Wissenschaften weihen, möchte nicht, ihm zur Seite gestellt, als ein dem Schlafe und dem Müßiggange Ergebener erröten?

      Ich habe diesen Brief sehr ausgedehnt, obgleich ich nur, Deinem Wunsche gemäß, schreiben wollte, welche Werke mein Oheim hinterlassen hat. Ich glaube jedoch, dass Dir die übrigen Nachrichten von ihm nicht weniger angenehm sein werden als die Bücher selbst, weil sie Dich nicht nur zum Lesen derselben, sondern auch zu ähnlichen Ausarbeitungen anregen können. Lebe wohl.«

       C. Plinius Caecilius an seinen Freund Tacitus14 (VI. Buch. 16. Brief)

      »Du wünschest, dass ich Dir über den Tod meines Oheims schreibe, damit Du ihn der Nachwelt umso getreuer berichten kannst. Ich danke Dir dafür, weil ich sehe, dass seinem Tode, wenn er von Dir verherrlicht wird, ein unsterblicher Ruhm bevorsteht. Denn, obgleich er bei dem Untergange der schönsten Gegenden, gleichwie Städte und Völker durch einen denkwürdigen Umstand als ewiger Sieger gestorben ist; obgleich er sehr viele und eine feste Dauer versprechende Werke geschaffen hat, so wird doch die Unsterblichkeit Deiner Schriften seinem steten Andenken das größte Gewicht geben. Zwar halte ich diejenigen für glückselig, denen die Götter verliehen haben, entweder so zu handeln, dass es schreibenswert, oder so zu schreiben, dass es lesenswert ist; jedoch scheinen mir diejenigen die Glückseligsten zu sein, denen beides zu Teil wurde. Unter die Zahl der Letzteren wird mein Oheim durch seine und Deine Schriften gehören; umso freudiger empfange, ja fordere ich Deinen Auftrag.


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