Perry Rhodan Neo 181: Der Mond ist nur der Anfang. Kai Hirdt

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Perry Rhodan Neo 181: Der Mond ist nur der Anfang - Kai Hirdt


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Willem fixierte Perry Rhodan und zeigte ein Lächeln, bei dem man seine Zähne sah. »Selbstverständlich«, versicherte er.

      Spät am selben Abend saß Rhodan müde am Schreibtisch seines Bungalows und starrte auf seine Arbeitshologramme. Er hatte ein wenig Zeit gewonnen, die nicht ungenutzt verstreichen durfte. Ngata hatte die Mondinspektion bereits in drei Tagen angesetzt.

      Das war Fluch und Segen zugleich. Willem würde die Reise für Propagandazwecke ausschlachten wollen, aber er hatte nicht viel Zeit, um vorab Schwachstellen auszukundschaften. Die Kehrseite der Medaille war, dass Rhodan seinerseits kaum Gelegenheit blieb, eventuelle Mängel rechtzeitig zu finden und zu beseitigen.

      Insbesondere hatte er keine Ahnung, was er mit den leitenden Wissenschaftlern der Anlage machen sollte. Doktor Eduard Brömmers war seit Jahren auf dem Mond tätig, ein Experte für NATHAN und sicher einer der klügsten Köpfe seiner Generation. Allerdings war er auch ein Mann, der fortwährend mit einem holografischen roten Frosch sprach. Und Eric Leyden war ... sowieso ein Phänomen ganz eigener Art.

      Die Scheinwerfer zweier Gleiter im Garten lenkten ihn ab. Durch das Panoramafenster sah er Thoras Flugmaschine und Toms schwarz-roten Blitz. Die Kollisionsspur vom Rennen war ausgebeult und überlackiert worden.

      Rhodan grinste unwillkürlich. Selbstverständlich. Thora lebte seit mehr als zwanzig Jahren auf der Erde, aber das änderte nichts an ihrer Herkunft aus dem arkonidischen Hochadel. Unter keinen Umständen würde sie zulassen, dass ihre Kinder öffentlich in beschädigten Fahrzeugen herumkutschierten. Rhodan sah das lockerer. In Toms und Farouqs Alter hatte er einen Dodge gefahren, bei dem einige Karosserieteile nur von Klebeband an Ort und Stelle gehalten worden waren.

      Die Lichter draußen erloschen, eine halbe Minute später erhellte sich dafür der Flur. Rhodan hörte die Tür ins Schloss fallen, dann die Schritte seiner Frau und seiner Kinder. Zielsicher steuerten sie sein Zimmer an.

      »Du arbeitest noch?«, fragte Thora.

      Er nickte. »Viel zu tun.«

      »Was macht Nathalie?«

      Er lachte leise. »Schlafen, hoffentlich. Auch wenn man bei unserem Töchterchen nie ganz sicher sein kann.«

      »Die Jungs hatten einen Unfall.«

      »Ach ja?« Er sah Tom und Farouq an, die beide uncharakteristisch still hinter ihrer Mutter standen. »Was ist passiert?«

      Tom antwortete etwas zu hastig. »Wir haben einen Rundflug über der Wüste gemacht, da ist unsere Energiezelle ausgefallen. Wir sind abgestürzt, aber nur aus geringer Höhe. Es ist alles in Ordnung. Wir mussten leider bloß eine Weile auf den Abschleppdienst warten.«

      Hinter Thoras Rücken führte Farouq eine kleine Pantomime auf und flehte Rhodan an, die Wahrheit für sich zu behalten.

      »Soso«, sagte Rhodan, ohne die Miene zu verziehen. »Das ist ja wirklich Glück im Unglück. Für einen Moment hatte ich Angst, ihr wärt mit jemandem kollidiert oder irgendwo gegengeflogen.«

      »Ich habe den Gleiter reparieren und eine neue Energiezelle einsetzen lassen«, berichtete Thora. »Die Werkstatt hat keinen Fehler gefunden, aber sicher ist sicher.«

      »Definitiv.« Rhodan machte eine mentale Notiz, die Kosten für den völlig überflüssigen Austausch vom Taschengeld der Jungs abzuziehen. Das Geld hätten sie sparen können, wenn sie ihrer Mutter die Wahrheit erzählt hätten.

      »Dann haben wir das vor unserem Abstecher zum Mars erledigt«, fuhr Thora fort.

      Rhodan erstarrte. Das hatte er vergessen. Der Marsausflug. Der Besuch ihres alten Exils in den Jahren, in denen die Erde unbewohnbar gewesen war. Sie alle hatten noch Freunde dort, und die Reise war seit Monaten geplant.

      Geplant für den Tag, an dem er nun mit Sdelo Willem auf den Mond musste.

      Rhodans Gedanken überschlugen sich. Man nannte ihn einen Sofortumschalter, weil er sich blitzschnell auf neue Situationen einstellen konnte. Doch meistens ging es dabei nur darum, Sonnensysteme vor dem sicheren Untergang zu bewahren oder intergalaktische Kriege zu verhindern. Selten drohten so schwerwiegende Konsequenzen wie der Zorn einer arkonidischen Ehefrau.

      Er atmete durch und schaute Tom und Farouq durchdringend an. »Ach ja, der Mars«, sagte er mit einer Ruhe, die er nicht empfand. »Die Jungs haben mir heute Mittag gesagt, dass sie eigentlich viel mehr Lust hätten, mal die Lunar Research Area zu besichtigen.«

      Thora drehte sich um. »Was? Wieso das denn plötzlich?«

      Tom rang sich ein Lächeln ab. »Wir haben in der Schule etwas darüber gehört und fanden es spannend. Und wir dachten, Dad kann das doch bestimmt mal möglich machen ...«

      Erfreut stellte Rhodan fest, dass die Gabe des Sofortumschaltens offensichtlich vererbt worden war.

      »Aber ausgerechnet jetzt?«, fragte Thora.

      Rhodan übernahm wieder. »Ngata hat eine Inspektion der Forschungsbasis angeordnet. Da können wir uns anschließen, ohne dass wir die Abläufe in der Station stören. Die findet aber leider genau in drei Tagen statt. Das habe ich den beiden heute Mittag vor ihrem kleinen Ausflug vorgeschlagen. Bitte entschuldige, ich wollte es dir sagen, wenn wir uns sehen, aber du warst unterwegs, als ich gekommen bin ...«

      »In der Werkstatt, ja.« Thora zog den Mund schief. »Das hättet ihr auch ruhig schon mal erwähnen können«, rügte sie die Kinder.

      »Entschuldige, Mom«, baten Tom und Farouq einmütig mit gesenktem Blick.

      Rhodan nickte zufrieden. Erst mal hatten die beiden genug gebüßt für die Teilnahme an dem idiotischen Rennen, auch wenn das ernste Gespräch noch kommen würde. In Gedanken erhöhte er ihr Taschengeld wieder.

      »Dann alle ab ins Bett!«, entschied Thora. »War mal wieder ein langer Tag. Kommst du auch?«, fragte sie Rhodan.

      Er musterte die Diagramme der Mondbasis, die den vermuteten Ausbreitungsstand des seltsamen Wesens namens NATHAN zeigten, das teils auf, teils unter der Mondoberfläche wuchs. »Ein bisschen muss ich noch«, erwiderte er. »Ich komme gleich nach.«

      Sie nickte, aber ihr Blick zeigte ihre Zweifel.

      Und sie hatte recht damit. Perry Rhodan vertiefte sich wieder in die Arbeit. Als er die Zahlenreihen im Holo nicht mehr auseinanderhalten konnte, war es nach drei Uhr morgens, und der Rest seiner Familie schlief tief und fest.

      4.

      Die grauweiße Scheibe des Monds wurde gemächlich größer. Perry Rhodan erinnerte sich an seinen ersten Besuch vor zweiundzwanzig Jahren, festgeschnallt in einem von Menschen geschaffenen Konstrukt, das im Vergleich zu ihren modernen Raumschiffen so stabil und sicher gewesen war wie ein Kanu im Atlantik bei Orkan. Eigentlich war es ein Wunder, dass seine lange Reise nicht schon am ersten Tag in einem großen Feuerball geendet hatte.

      Nicht nur die terranischen Transportmittel hatten sich seitdem verändert, auch ihr Ziel zeigte ein anderes Gesicht. Statt der winzigen amerikanischen, russischen und chinesischen Mondbasen gab es nun zehn ausgedehnte Forschungskomplexe, jeder einzelne vom Format einer Kleinstadt. Der größte davon, die Lunar Research Area, war schon ohne Vergrößerung mit bloßem Auge sichtbar.

      Tom und Farouq wechselten sich mit der Navigation der Space-Disk ab und hatten einen Heidenspaß. Im All zu fliegen, war doch etwas anderes, als einen Gleiter durch einen Parcours zu steuern. Rhodan saß hinter den beiden und amüsierte sich.

      Thora war deutlich weniger begeistert. Mit Leichenbittermiene und verschränkten Armen saß sie neben Rhodan.

      »Na komm«, raunte er ihr zu. »So schlimm ist es doch nicht.«

      Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Wir wollten einen Ausflug machen. Stattdessen besichtigen wir eine Forschungsstation mit einem Mann, der mich erst vor drei Tagen in der Vollversammlung als gewalttätig beschimpft hat und mich am liebsten von der Erde ausweisen möchte.«

      »Und der behauptet«,


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