Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      Nach dem Abendessen spülte ihre Mutter das Geschirr, Franzi trocknete ab.

      »Franzi, mit dir stimmt doch was nicht! Warum bist du so verändert? Willst nicht darüber reden?«

      Franzi errötete. Schnell mußte sie sich eine Ausrede einfallen lassen. Was hätte sie ihrer Mutter sagen sollen? Sie konnte doch nicht erzählen, daß ein Fremder um Auskunft gefragt hatte und dieser Bursche ihr seither nicht mehr aus dem Kopf ging.

      Um nicht lügen zu müssen, sagte sie:

      »Wie ich in der Kirch war, mußte ich an die Ria denken. Weißt, die Maria, die Schwester vom Toni, mit der ich in der Schule war. Früher haben wir oft die Kirche zusammen geschmückt. Jetzt ist sie weg. Habe sie schon lange nicht mehr gesehen. War immer schön mit der Ria.«

      Ja, mit Ria hätte sie über die Verwirrung in ihrem Herzen sprechen können. Sie hätte sie verstanden. Franzi vermißte die Freundin sehr.

      »Da kannst nix dran machen, Franzi. Die Ria lebt jetzt mit ihrem Mann und den Kindern in der Stadt. Wenn die Töchter erst mal verheiratet sind, dann gehen sie eigene Wege. Bei der Ria ging das damals ja ganz fix. Die hat den Rosner Rolf auf dem Schützenfest kennengelernt. Dann haben sie auch schon bald geheiratet. Die beiden haben wohl schon vor der Ehe ein intensiveres Geplänkel gehabt.«

      »Glücklich ist sie geworden, die Ria, das ist doch wichtig und sonst gar nix! Ich gönn’ ihr auch ihr Glück. Doch ab und an denke ich halt, es wär schön, wenn sie noch hier wohnen tät, in Waldkogel.«

      »Sie lebt aber net hier. Wer weiß, wenn du mal einen Burschen hast, dann wirst auch weggehen wollen, Franzi.«

      Mit weit aufgerissenen Augen schaute Franzi ihre Mutter an.

      »Das mache ich nicht! Ich bleibe hier! Ich verlieb’ mich nie und nimmer in einen Mann, der nicht von hier ist. Was soll dann aus dem Hof werden? Der Lenz wird bestimmt nicht auf unserem Hof bleiben. Seine Braut ist ein Einzelkind. Ihr Vater ist froh, daß er mit dem Lenz einen tüchtigen Schwiegersohn auf den Hof bekommt. Also muß ich hierbleiben. Dem Vater würde es das Herz brechen, wenn ich auch noch den Hof verlassen würde.«

      Wilma Dollinger fuhr ihrer Tochter mit der Hand über das Haar.

      »Bist ein gutes Kind, Franzi! Darüber mußt du dir jetzt noch keine Gedanken machen. Da hast du noch Zeit. Verlieben kannst dich, in wen du willst. Er muß dir ein guter Mann sein. Wir wollen, daß du glücklich bist! Ich habe das alles mit deinem Vater schon besprochen, als klar gewesen ist, daß dein Bruder uns im nächsten Frühjahr verlassen tut, nach seiner Heirat. Dein Vater und ich waren uns einig, daß es nicht so kommen darf, daß du dich entscheiden mußt zwischen deiner Liebe und dem Hof. Das wollte ich dir eigentlich schon lange mal sagen.«

      »Das ist lieb von euch, Mutter. Doch so weit wird es nicht kommen. Ich war fortgegangen in die Stadt für die Ausbildung und bin nach der Lehre auch wieder heimgekommen. Ich gehöre hierher. Hier will ich bleiben, meine Familie haben, meine Kinder großziehen und alt werden.«

      »Gebe es Gott, daß es so kommt, wie du es dir wünschen tust, Franzi. Ja, wirklich, gebe es Gott. Doch wenn es nicht so sein soll, dann ist es eben nicht zu ändern. Früher war das eben ganz anders. Da mußte sich jemand opfern, wenn es um den Hof ging. Doch die Zeiten haben sich geändert, sogar bei uns in Waldkogel. Das kommt auch daher, daß die Höfe die Leute nicht mehr so gut ernähren.«

      »Für mich kommt das nicht in Frage. Ich denke, daß die Ria Waldkogel auch vermissen tut. Gesagt hat sie zwar nix. Ich werde sie fragen, wenn sie wieder einmal da ist.«

      »Sie war schon ein paar Wochen nicht mehr da, Franzi. Na, vielleicht ist sie wieder schwanger und muß sich schonen. Du weißt ja selbst, daß das mit ihren beiden anderen Schwangerschaften schwierig war.«

      »Meinst wirklich, daß die Ria wieder schwanger ist? Geschrieben hat sie mir nix. Wenn ich es recht überlegen tue, dann hat die Ria schon lange nicht mehr geschrieben und angerufen. Vielleicht hat sie einen großen Kummer.«

      »Wenn du beunruhigt bist, dann lauf doch zur Meta und frag sie.«

      Ohne zu zögern, band sich Franzi ihre Küchenschürze ab. Sie warf sich ihr Schultertuch um. Jetzt würde sie es noch nicht brauchen, aber auf dem Heimweg würde es kühl sein. Abends wurde es in der Nacht in den Bergen immer schnell frisch, und nachts sanken die Temperaturen ab.

      Kurz nachdem Franzi gegangen war, kam Pius Dollinger in die Küche.

      »Wo geht denn unsre Tochter noch hin?«

      »Sie will die Baumberger Meta besuchen und sich nach der Ria erkundigen. Sie hatte es eilig. Du, Pius, ich sage dir, mit unserem Madl stimmt was nicht. Heute morgen war sie noch ganz so wie immer. Dann kam sie aus der Kirch’ zurück und seither stimmt etwas net mir ihr. Ich muß gleich morgen zum Pfarrer gehen und fragen, was los ist.«

      »Laß sie in Ruh, Wilma! Unsere Franzi ist ein braves Madl. Wenn die wirklich einen Kummer hätte, dann würde sie mit uns sprechen.«

      »Es muß ja gar kein Kummer sein, Pius. Es kann auch was anderes sein.«

      »Was anderes? Des versteh’ ich net.«

      »Ich aber! Die Franzi vermißt die Ria. Das heißt, daß sie mit der Freundin gern über was reden würde, wor­über sie mit mir net reden will, erst mal.«

      Verwundert und überrascht schaute Pius seine Frau an, die ihm gleich die Erklärung gab.

      »Wie ich mich damals in dich verguckt habe, da bin ich auch nicht gleich zu meiner Mutter gelaufen. Da hab’ ich auch erst mit meiner Freundin darüber geredet.«

      »Ah! Du meinst, daß unsere Franzi sich heut verliebt hat? Ja, meinst denn, das geht so einfach zwischen Mittag und Nachmittag?«

      »Pius, Pius! Die Liebe kommt, wann es ihr paßt.«

      Pius Dollinger war das zuviel. Er liebte seine Frau. Aber er dachte sich, daß sie ja schon seit langem kein anderes Thema kannte. Für Wilma war es einfach an der Zeit, daß Franzi unter die Haube kommt. Nicht nur Ria war verheiratet, sondern auch die meisten anderen Madeln, mit denen Franzi zur Schule gegangen war. Die jungen Burschen in Waldkogel, die Wilma sich gut als Schwiegersöhne hätte vorstellen können, waren inzwischen verheiratet. Die wenigen Ledigen waren in festen Händen, wie man es sich so erzählte.

      *

      Franzi betrat die kleine Gaststube der Baumberger. Mit einem Blick sah sie, daß der Fremde mit anderen Gästen am Tisch saß und Bier trank. Die Bergsteiger und Bergwanderer redeten laut und gestikulierten heftig. Er saß nur still dabei und hörte zu. Franzi konnte die Augen nicht von ihm lassen. Er schaute in ihre Richtung. Zwei Augenpaare trafen sich wieder. Diesen Blick fühlte Franzi bis in ihr Innerstes.

      »Mei, Franzi, schön, daß du mal wieder reinschauen tust. Was gibt’s? Hast ein besonderes Anliegen?«

      »Hab’ schon lang keine Post mehr von der Ria bekommen. Geht’s ihr gut?«

      »Ich denk’ schon. Hast ein bissel Zeit? Wenn’s warten kannst, dann können wir später noch miteinander reden. Schau selbst, im Augenblick geht das net. Die Gäste sind alle auf einmal aus den Bergen zurückgekommen. Jetzt haben sie einen Bärenhunger und wollen ihr Essen. Da muß ich auftragen. Der Xaver und ich sind heut allein. Der Toni ist oben auf der Hütte. Sie herzurichten macht doch viel Arbeit – und Ärger hat er auch. Er kommt net mehr jeden Tag herunter. Da müssen wir halt sehen, wie wir alleine klarkommen, der Xaver und ich.«

      Franzi lief Meta einfach in die Küche nach.

      »Gib her, ich helf dir! Rumzusitzen und nix tun, das ist net mein Ding.«

      Mit wenigen Worten und einem dankbaren Blick sagte Meta ihr, was zu tun sei. Schnell arbeiteten die beiden Frauen Hand in Hand. Dann hatten sie ein wenig Zeit für ein Schwätzchen.

      »Der Ria geht es gut. Sie ist sehr beschäftigt. Die Kinder waren krank, aber nix Schlimmes. Das Übliche eben, was Kinder so kriegen. Sie hatten’s mit den Ohren und die Medizin nicht so gut vertragen, dann haben sie Durchfall


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