Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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will kein Bursch’ hier.«

      »Dann sollen sie’s bleiben lassen! Die Mannsbilder sind auch nicht einfach.«

      »So, wie meinst das?«

      »Mutter, das sieht man ja am Vater. Ich weiß wirklich net, warum er sich so anstellt und mich net zur Alm gehen läßt. Ich kann mich schon wehren, wenn mir einer in die Quere kommt.«

      »Ja, das kann die Franzi. Ich kann das bestätigen.« Lenz rieb sich seine Rippen. »Das gibt einen blauen Fleck. Beim Heuen muß ich dann wohl das Hemd anlassen, sonst werd’ ich zum Gespött. Jeder denkt, daß meine Braut über mich hergefallen ist. Vater, laß die Franzi ruhig auf die Alm, dann wird’s hier auch wieder ruhiger.«

      »Schluß jetzt! Die Franzi bleibt hier! Fertig! Das ist mein letztes Wort, als Vater und Bauer.«

      Pius sah nicht, wie seine Frau Franzi zublinzelte. Das konnte nur Gutes bedeuten. Franzi gab keine Gegenantwort. Ihre Mutter würde ihren Vater schon bearbeiten und rumkriegen. Das war damals auch so, als sie in die Stadt wollte, um eine Lehre zu machen.

      *

      Es war am Nachmittag. Ein plötzlich aufkommender Wind fegte über den Hof. Der Hund verzog sich zuerst in die Hundehütte, dann ins Haus. Er legte sich in der Küche unter die Eckbank. Die Katze, die mit ihren Jungen im Hof in der Sonne gespielt hatte, verzog sich mit dem Nachwuchs in die Scheune.

      Die Dollingers standen auf dem Hof und betrachteten den Himmel. Der Wind trieb die Wolken vor sich her. Sie stauten sich an den Berghängen und hingen schwarz und bedrohlich über dem Tal. Von weitem schallte schon ein Donnergrollen herüber.

      »Drüben ist es schon losgebrochen! Wir müssen uns beeilen, Lenz. Das, was da kommt, das haben wir schon lang nicht mehr so gehabt.«

      Vater und Sohn Dollinger verschlossen die Stalltüren fest und verriegelten das Scheunentor. Wilma verschloß alle Fenster. An der Wetterseite machte sie die Klappläden zu. Franzi riß die Wäsche von der Leine, die sie eben erst zum Trocknen aufgehängt hatte.

      Dann trat eine kurze Windstille ein. Die ersten dicken Regentropfen fielen. Erst einzelne Tropfen, die auf den Steinen und dem trocknen Grund auf dem Hof dicke dunkle Flecken hinterließen. Es wurden immer mehr. Dann schüttete es, als hätte Petrus persönlich alle Schleusen geöffnet. Mit dem Aufkommen des Sturmes brach das Unwetter über das Tal herein. Es goß in Strömen. Es hagelte und blitzte. Der Donnerschlag dröhnte und grollte zwischen den Bergwänden, wie eine Urgewalt, die alles sprengen wollte.

      Die Dollingers saßen gemeinsam in der großen Wohnküche und schwiegen. Mit klopfenden und bangen Herzen lauschten sie hinaus.

      »So einen Wettersturz hatten wir schon lang nicht mehr! Das wird ein paar Bäume kosten. Hoffentlich net mehr!«

      Das Licht flackerte. Lenz stand auf und holte die Sturmlaternen. Wilma zündete im Herrgottswinkel ein Licht an. Sie war im Tal geboren und aufgewachsen. Sie kannte die Natur, wie alle, die hier lebten. Doch diesmal war der Sturm sehr bedrohlich. So konnte man sich den Weltuntergang vorstellen.

      Wilma faltete die Hände.

      »Heilige Maria, Mutter Gottes! Wir bitten Dich! Bete für uns! Gebe, Gott, daß die Engel die beschützen und retten, die unterwegs sind! Beschütze das Vieh auf den Almen! Beschütze die Menschen und vergib ihnen ihre Sünden! Halte deine schützende Hand über unser Tal und die Berge! Darum bitten wir, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes!«

      So betete Wilma leise und bekreuzigte sich. Franzi, ihr Vater und auch ihr Bruder schlugen ebenso das Kreuzzeichen. Dann setzte sich Wilma an den Tisch und ließ den Rosenkranz durch ihre Finger gleiten. Franzi ging in der Wohnküche auf und ab.

      »Setz dich hin, Franzi! Wir sind alle beunruhigt. Dein Hin- und Hergerenne macht mich noch ganz rappelig.«

      Franzi zog die Strickjacke, die sie über ihrem Dirndl trug, enger um den Körper. Sie setzte sich und starrte ins Leere.

      »Kind, was ist mit dir?«

      Franzi sah ihre Mutter an.

      »Kind, du hast ja Tränen in den Augen. Was ist los?«

      Wilma legte den Arm um ihre Tochter. »Mußt keine Angst haben. Das geht wieder vorbei!«

      »Ich war halt zu lange in der Stadt, Mutter. So ein Wetter habe ich seit Jahren nicht mehr erlebt. Da spürt man die Naturgewalt wieder und wird daran erinnert, wie klein und hilflos der Mensch doch ist.«

      Franzi lehnte ihren Kopf an die Schulter ihrer Mutter. Sie dachte an den Fremden. War er in den Bergen? Würde er rechtzeitig umgekehrt sein? Hatte er einen sicheren Unterschlupf gefunden? Solche und ähnliche Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Gern hätte sie mit ihrer Mutter darüber gesprochen. Aber was hätte sie sagen sollen! Daß da ein Fremder ihr Herz erreicht hatte, dessen Namen sie nicht einmal kannte? Daß sie sich um ihn sorgte? Franzi schwieg und verbarg diese Gefühle tief in ihrem Herzen.

      Das Unwetter dauerte länger als sonst. Dann hörte es plötzlich auf. So schnell wie es hereingebrochen war, war es vorbei. Die Dollingers gingen hinaus. Der Hof lag fußhoch voller Hagelkörner und war übersät mit Zweigen, die der Wind irgendwo abgerissen und hergeweht hatte. Pius griff nach dem groben Besen und begann, Ordnung zu schaffen. Zu seinem Sohn sagte er nur knapp:

      »Kannst gehen! Die werden Hilfe brauchen. Bist ja in Gedanken schon bei deiner Braut und eurem Hof!«

      »Danke, Vater!« sagte Lenz und rannte davon, daß er beinahe auf den Hagelkörnern ausgerutscht wäre.

      Wilma und Franzi besahen sich den Garten. An den Obstbäumen waren Äste abgerissen. Die Blumenbeete waren teilweise vom Hagel zerstört. Auf den Gemüsebeeten lag überall eine dicke Hagelschicht.

      »Da haben wir noch mal Glück gehabt! Könnte schlimmer sein.«

      »Ja«, sagte Franzi leise und half ihrer Mutter.

      *

      Den ganzen Nachmittag waren alle Bewohner von Waldkogel damit beschäftigt, die Spuren des Unwetters zu beseitigen. Ein Baum war vom Blitz getroffen worden und auf die Straße gestürzt. Albert Weißgerber, der Besitzer des Sägewerks, hatte einen Lastwagen mit Männern geschickt. Mit Hilfe der Motorsägen war das Hindernis bald beseitigt.

      Die Männer trafen sich abends an den Stammtischen. Ein Teil, meistens die älteren Männer, trafen sich im Gasthaus »Zum Ochsen«. Die anderen tranken ihr Bier und den Korn »Beim Baumberger«.

      Meta hatte für das Abendessen einen besonders nahrhaften und herzhaften Eintopf gemacht. Nach und nach trafen die Wanderer ein. Sie waren alle sehr erschöpft und verdreckt. Jeder erzählte, wie er den Wettersturz in den Bergen erlebt hatte. Bis tief in die Nacht ging es hoch her. Jeder wollte den anderen mit seinen Schilderungen übertreffen. Der Alkohol, der reichlich floß, tat sein Übriges dazu.

      Es war schon gegen Mitternacht, als Leo Gasser die Baumbergers aufsuchte. Er vertrat die Bergwacht hier im Dorf. Leo trat an den Tresen.

      »Siehst müd’ aus, Leo! Trink mal erst einen Enzianschnaps auf Kosten des Hauses.«

      Xaver schenkte zwei Gläser randvoll. Die beiden Männer prosteten sich zu.

      »War ein harter Tag, Baumberger! Die Leitstelle hat gemeldet, daß es Erdrutsche drüben im Nachbartal gegeben hat. Da hat’s die ganze Straße verschüttet. Auch Autos wurden beschädigt. Zum Glück wurden die Insassen nicht schwer verletzt. War eine ordentliche Plackerei, die Straße wieder freizumachen und den Hang erst einmal notdürftig zu sichern. Zum Glück ist Waldkogel gut davongekommen.«

      »Ja, das ist es. Die Engel auf der Engelssteige haben wieder ihre schützenden Hände über uns gehalten. Dem Himmel sei dafür gedankt!«

      Die beiden Männer bekreuzigten sich.

      »Ja, so wird es gewesen sein.« Sagte Toni und kippte den zweiten Schnaps, den Xaver nachgeschenkt hatte, hinunter.

      »Sag mal, sind alle die Gäste heil zurück?«

      Xaver schaute


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