Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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bin zwar erst wenige Tage hier, aber ich fühle da drinnen, tief in meinem Herzen, daß ich auch hierher gehöre. Das ist ein Platz, an dem ich mir vorstellen könnte, bis ans Ende meiner Tage zu leben. Doch auch ich muß zurück und mich den Anforderungen stellen. Auch ich muß meine Wünsche und meine Sehnsüchte unter einen Hut bringen.«

      Sie schaute ihm in die Augen.

      »Antonius, wie war das mit einer Bewirtschaftung nur im Sommer? Schau, Liebster, das ist doch alles ganz einfach. Für diesen Sommer hast du die Hütte gemietet. Erst bin ich noch eine Weile hier. Ich helfe dir. Ich komme so oft ich kann. Ich habe auch noch Resturlaub und viele Überstunden. Da kommt eine Menge zusammen. Deine Mutter hat mir schon als Dauergast das Zimmer deiner Schwester angeboten. Ich weiß also auch von dieser Seite, daß ich herzlich willkommen bin. Doch ich habe daheim auch Verpflichtungen, denen ich nachkommen muß. Alles muß seine Ordnung haben. Du wirst deinen Weg gehen. Ich werde meinen Weg gehen. Unsere Wege haben sich gekreuzt. Auch wenn wir an verschiedenen Orten sind, gehen unsere Herzen doch schon gemeinsam einen Weg.«

      »Anna, du bist wunderbar!«

      Er küßte sie ganz zärtlich auf die Stirn.

      »Anna, heißt das, du könntest dir vorstellen mit mir einen gemeinsamen Weg zu gehen, bis wir alt und grau sind und nur noch am Stock die Berge raufkraxeln können?«

      »Davon träume ich, Toni! Doch laß uns nichts überstürzen. Wenn wir uns jetzt übereilt von einer Lawine der Gefühle mitreißen lassen, dann wird unsere Liebe vielleicht eines Tages von einer Lawine verschüttet und wir werden sie nicht wiederfinden. Verstehst du, was ich meine?«

      »Das hast du schön gesagt, Anna! Du bist schon ganz eine richtige Berglerin, die sich nicht hetzen läßt, die langsam und mit Bedacht handelt, daß alles seine feste Basis hat.«

      Anna stand auf. Sie streckte die Hand aus.

      »So komm, mein Hüttenwirt. Du gehst jetzt runter ins Tal und schaust, was es da so gibt und redest mit Alois. Ich bleibe hier und trainiere mit Bello. Es gibt viel zu tun, in der Zeit, in der ich noch hier bin.«

      Hand in Hand liefen sie den Pfad zurück. Von weitem sahen sie jemanden vor der Hütte stehen.

      »Das ist Sue mit ihrem Mann Sven und dem kleinen Peter!«

      »Da wollte dich deine Freundin wohl überraschen, wie?«

      »Toll, das sind die ersten Hüttengäste. Was sagst du dazu?«

      Hand in Hand liefen sie los, als wollten sie so durch ihr ganzes gemeinsames Leben laufen.

      – E N D E –

      I

Das vergessene Versprechen

      Der Milchwagen hielt. Mit einem Satz sprang der Neufundländer von der Ladefläche.

      »Grüß Gott, Toni! Bist schon da?« sagte Xaver Baumberger im Vorbeigehen. Er trug eine Kiste Fisch ins Haus.

      »Grüß Gott, Vater! Wir sind die größte Strecke per Anhalter gefahren.«

      Antonius Baumberger wandte sich an den Milchkutscher.

      »Danke für die Mitnahme. Vergelt’s Gott!« sagte Toni und stieg vom Bock.

      Auf dem Hof der Baumbergers parkte der Lieferwagen von Alfons Trachsel. Als dieser Toni sah, stieg dieser aus und kam neugierig wieder näher.

      »Hab’ gehört, du kämst mit der Renovierung der Hütte gut voran.«

      »Ja, das stimmt. Es geht voran.«

      »Man sagt, du wolltest sie zusammen mit dieser Anna bewirtschaften?«

      »Des sagt man net nur so, des is auch so!« betonte Toni mit Nachdruck und deutlichem Unterton in der Stimme.

      »I mein ja nur! Es hätt’ ja sein können, daß das nur ein Gerücht ist, Toni. Man macht sich halt so seine Gedanken.«

      »Ich weiß schon, was du dir für Gedanken machst, Trachsel! Aber da wird nix draus. Brauchst dir keine falschen Hoffnungen zu machen. Die Anna und i, wir zieh’n das durch.«

      »Net daß ich dir das mißgönne. Aber die Anna ist eine Zugereiste. Die weiß bestimmt net, was da so auf sie zukommt, als Hüttenwirtin. Die Leut’ meinen halt, es könnt auch danebengehen. Immerhin war deine Anna ja schon eine ganze Weile net mehr da. Sie scheint ja keine große Sehnsucht nach dir zu haben, so kommt’s uns allen vor.«

      »Tu net so besorgt, Trachsel! Ich weiß schon, was in deinem Gehirn rumspukt. Deine Tochter und ich waren nie mehr als gute Freunde.«

      Alfons Trachsel grinste schräg.

      »Es werden schon Wetten auf euch abgeschlossen. Im ›Ochsen‹ hat der Huber beim letzten Stammtisch ein paar hundert Euro darauf gesetzt, daß die Anna und du – daß es eben nix wird.«

      »Und du, du hast mitgehalten, wie? Das Geld ist schlechter angelegt, als hättest du es im Ofen verbrannt. Dann tät’s dich wenigstens noch wärmen. Ich sag es dir noch mal. Zwischen der Dorle und mir war nie mehr als Freundschaft!«

      »I will dir ja nur sagen, daß ich nix gegen dich hätt’ als Schwiegersohn. Die Dorle, die weiß wie man eine Hütte bewirtschaftet – und i könnt’ auch viel für dich tun. Überleg’s dir gut! Das war sicher nur ein Urlaubsflirt. Das gibt’s ja häufig. Die Madeln kommen her, vergucken sich in einen unserer Burschen und wenn sie weg sind, dann is alles aus und vorbei. Wirst schon sehen! Wenn du willst, kannst ja am Sonntag mal zu uns zum Essen kommen. I geb dir den guten Rat, dir die Dorle warmzuhalten. Bist doch ein echtes Mannsbild! Wer könnt’ es dir verdenken. Es haben schon andere auf mehreren Hochzeiten getanzt. Und von mir erfährt niemand was.«

      »Trachsel, schäm’ dich! Preist dein Madl an wie saures Bier. Pfui, was für ein Vater bist du denn? Außerdem hörst jetzt auf über die Anna herzuziehen, sonst kannst was erleben! Hörst? Der Huber muß aufpassen, daß ich ihm net sein vorlautes Mundwerk polier’. Des kannst ihm sagen. Ich will keinen weiteren Schmarrn hören, sonst komme ich in den ›Ochsen‹ und räum’ auf. Das war’s jetzt, Trachsel! Jetzt ziehst mit deinen Fischen weiter, bevor die anfangen zu stinken!«

      Antonius Baumberger wandte sich ab und pfiff nach seinem Hund. Der Neufundländer kam angerannt. Sie gingen ins Haus.

      »Deine Blicke verheißen nix Gutes, Toni!«

      »Hab’ ein paar deutliche Worte mit dem Trachsel reden müssen.«

      »Ah, es geht um die Anna! Dann versteh ich!«

      »Du weißt, was geredet wird im Dorf, Mutter?«

      »Schon lang, Toni! Bin froh, daß du die ganze Zeit oben in der Berghütte bist und nix hörst.«

      »Zum Donnerwetter! Sind die denn alle narrisch geworden?

      »Narrisch sind die net, Bub! Die Dorle kann sich nur net damit abfinden. Deine Braut wäre sie gern gewesen.«

      »Schmarrn! Ich hat’ nie etwas mit ihr. Es war einfach nur Freundschaft, genau wie mit der Thea. Seit sich das von der Anna und mir rumgesprochen hat, sind alle total durchgedreht.«

      »Deine Anna muß bald mal wiederkommen. Wie ist es? Bald ist Schützenfest. Kommt sie?«

      »Sie will’s versuchen.«

      Toni war ärgerlich. So sehr er seine Heimat liebte, manchmal ging ihm das Geratsche zu weit. Ja, es wurde auch wirklich Zeit, daß seine geliebte Anna mal wieder über ein verlängertes Wochenende kam. Er hatte Sehnsucht nach ihr. Schön waren die Tage zusammen mit ihr auf der Berghütte gewesen. Er vermißte sie sehr. Obwohl Toni schon seit Kinderzeit den Umgang mit der Einsamkeit der Berge gelernt hatte, so war diese Einsamkeit ohne Anna etwas Neues für ihn. Sein Leben empfand er als leer, ohne Annas Fröhlichkeit. Ihm fehlte ihr Lachen, ihr liebes anschmiegsames Wesen und ihre Zärtlichkeit.

      *


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