Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer. Ludwig Ganghofer

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Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer - Ludwig  Ganghofer


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Warum?«

      »Vater!« Wie ernst das klang! »Hast mir im Fruhjahr net versprochen, daß dich halten willst? Und heut kommst mir daher, daß ich mich schamen muß, wenn dich an ordentlicher Mensch anschaut!« Burgi fuhr sich mit der Faust über die Augen. »Da mußt wieder an Saubern ghabt haben!«

      »Na, na, na, na, net wahr is! Ich hab kein ghabt! Gwiß net! Heut net. Na!« stotterte Vater Brenntlinger, während er an seinem Hut die ausgefranste Krempe untersuchte.

      Sie glaubte ihm nicht. »Wann ich nur schon wieder draußen wär bei dir! Er taugt mir eh nimmer da heroben.« Sie holte die Holzbürste, die zum Scheuern des Milchgeschirrs diente. »Geh her, laß dich a bißl abputzen!« Seufzend zog sie den Vater in die Fensterhelle, kniete vor ihm nieder und begann von unten herauf die Arbeit. »Und so wie heut, so kommst mir nimmer!«

      »Na, na, na, na.«

      »Tust mir's versprechen? Auf der Mutter ihr Andenken!«

      »Ja, Burgele, ja! Und weil dein Vater so viel gern hast, ja –« er wühlt an der Brust herum und brachte das Päckchen zum Vorschein, »ja, drum hab ich dir was mitbracht, schau!« Langsam löste er mit seinen zitterigen Händen den Papierumschlag und entfaltete das seidene Tüchl.

      »Jesses! Vater!« Das Mädel wurde rot vor Freude. Aber erschrocken fragte sie gleich: »Um Gotts willen, Vater, was hast denn für dös Tüchl zahlen müssen?«

      »Zwei, ja, zwei Gugulden, ja!«

      »Zwei Gulden! Vater! Mar und Joseph! Wo hast denn so viel Geld herghabt? Du wirst doch um Gotts willen net bettelt haben?«

      »Na, na, na, na! Für'n Müllertoni, ja, für'n Toni bin ich auf Seefeld, weißt, a Botengangl auf Seefeld ummi!«

      »Und da hat dir der Toni zwei Gulden geben?«

      »Ein', der Toni, weißt! Und der Posthalter den andern, ja, der Posthalter!«

      Sie war nur halb beschwichtigt. Aber möglich schien ihr die Sache doch, und sie wollte glauben, um an dem schönen Tüchl ihre Freude haben zu können. »Geh? Is wahr? Und da hast die zwei sauer verdienten Gulden für mich verspart! Da muß ich dir schon a Vergelt's Gott sagen!«

      »Ja, ja, ja, und 's Tüchel, gelt, dös gfallt dir?« kicherte Vater Brenntlinger, froh, dem Verhör so glücklich entronnen zu sein.

      Sie prüfte die Seide, hielt das Tuch ans Licht und versuchte, wie es sich falten ließe. »Aber geh, jetzt setz dich her, jetzt koch ich dir gleich was auf! Magst saure Nocken? Tut dich hungern? Gelt?«

      »Ja, hungern, ja, und saure Nocken, ja, die kunnt ich brauchen. Und weißt, a bißl dürsten, ja, a bißl dürsten tut mich.«

      »Da hol ich dir gleich a Schüsserl Milli.«

      »Milli?« Der Alte bewegte den Mund, als hätte er eine bittere Zunge. »So, so? Milli krieg ich? Milli?«

      Burgi war in die Kammer getreten. Ehe sie die Milchschüssel holte, legte sie vor dem Spiegelscherben, der neben dem Fenster an die Wand gepickt war, das seidene Tuch zur Probe um den Hals.

      »Milli krieg ich? So, so? Milli?« Als hätte dieser Gedanke einen Zusammenhang mit dem Praxmaler-Pepperl, so guckte sich der Alte plötzlich um, wo denn der Jäger geblieben wäre. Und als er sah, daß an der Tür gewackelt wurde, ging er hin und schob den Riegel zurück. Ehe die Tür noch richtig offen war, drängte Pepperl sich schon mit beiden Ellbogen herein.

      »Du, Jager, du, zu dir bin ich kommen, weißt, du hast mir was versprechen lassen, ja!«

      »Was ich versprochen hab, dös kriegst! Z'erst aber muß ich reden mit dir. Da setz dich her an' Tisch!«

      Als die beiden sich auf die Holzbank niederließen, trat Burgi mit der Milchschüssel in die Stube. Den ersten Schreck über die Stimme, die sich in der Sennhütte hören ließ, schien sie in der Kammer übertaucht zu haben. Wohl brannte ihr das Gesicht wie Feuer, doch mit spöttischer Ruhe sagte sie: »Ah, da schau her! der Pepperl!«

      Sie stellte dem Vater die Schüssel hin und legten den Brotlaib mit Messer und Löffel daneben. Dann stemmte sie die Fäuste in die Hüften und lachte dem Jäger höhnisch ins Gesicht: »Hat mir net einer gsagt: du gingst mir nimmer eini in d' Hütten?«

      Pepperl verfärbte sich und brüllte: »Bis ich zu dir komm, da kannst lang warten! Bloß zu deim Vater bin ich kommen. Weil ich z'reden hab mit ihm. Verstehst mich?«

      »No also! Leg dir kein Maulkorb an! Kannst alles sagen! Ob's wahr is oder verlogen! Net amal auflusen tu ich! Na!« Mit spöttischem Lachen ging sie zum Herd und nahm eine Holzschüssel von der Wand, um den Nockenteig anzurühren.

      Die Neugier schien keine von den schlechten Eigenschaften des Brenntlinger zu sein. Währen die zwei jungen Leute so heiß miteinander hachelten, gähnte er ein um das andere Mal und schnitt das Schwarzbrot mir großen Brocken in die Milch. Eben wollte er den ersten Schub verladen, als ihn Pepperl so energisch am Arm packte, daß der Brocken vom Löffel wieder in die Schüssel fiel.

      »Jetzt, Brenntlinger, jetzt paß auf!«

      »Ja, ja! Red nur zu!« Der Alte holte mit dem Löffel aus. »Aber essen mußt mich lassen! Essen, weißt!«

      »Der Appetit wird dir vergehn! Dir! Wann d' solchene Sachen hörst! Du bist der Vater. Dich geht's am ärgsten an! Und dir z'lieb hab ich mich dreingmischt! Daß ich dir an Kummer verspar, du guter alter Teufi, du!«

      »A Teufi, was, a Teufi bin ich?« kicherte Vater Brenntlinger und wischte sich die verschüttete Milch von der Joppe. »Ich hab doch keine Hörndln!«

      »Jetzt lach net! Mir is blutig ernst! Und dir geht's an d' Ehr! Da, schau dir's an, dein Töchterl! Die führt sich nobel auf!« Vom Herd herüber ließ sich ein höhnisches Lachen hören. »Lachen kann s' auch noch! Die! Und der arme Vater kann sich d' Augen ausweinen! Drum laß dich verwarnigen, du guter Mann, du braver! Und red a Wörtl, solang's noch Zeit is! Denn daß ich dir's ehrlich sag: in deiner Burgl ihrer Hütten geht's zu, als ob die Gomorringer ausgruckt wären!«

      »Was? Wer?« Der gute brave Mann schluckte einen Brocken. »Wer is ausgruckt?«

      »Die Gomorringer! Die von der selbigen Stadt, wo's Pech und Schwefel hat regnen müssen. Und warum? Dös wirst schon wissen!«

      Der Kochlöffel in der Hand der Sennerin machte einen verdächtigen Zuck, tauchte aber wieder in den Nockenteig.

      Studierend schüttelte der Alten den weißen Kopf. »Na, du, dös mußt mir schon besser verexplizieren, ja!«

      Pepperl schnaufte in schwüler Hitze. »Teufi, Teufi, Teufi, hat man mit dir a Gfrett!« Mit beiden Händen fuchtelte er dem Alten vor der Nase herum. »Dös weißt doch, daß unser Herr Fürst jetzt da is?«

      »Ja, freilich, ja, der Herr Fürst! So, so? Was für a Fürst is denn der?«

      »Der unser Jagd in Pacht hat!«

      »A Jager? So, so? A Jagerfürst! Und, ja –« Der Alte legte den Löffel nieder, und seine Augen erweiterten sich. »Du, Pepperl, sag, is enker Fürst net mitn, mitn Förstner in der Luitasch gwesen? Vor acht Täg?«

      »Freilich is er draußen gwesen. Aber dös ghört net daher. Dös geht dich nix an.«

      »Geht mich, ja, gegeht mich schon was an!« versicherte Brenntlinger mit solchem Eifer, daß er zu stottern begann. »Wenn dös der Füfürst gwesen is – zu dem geh ich auffi. Dem muß ich, ja, muß ich was verexpipilixieren.«

      Pepperl verlor die Geduld. »Kreuzteufi, jetzt hör amal auf und lus mir zu. Wann d' auffigehst zum Fürsten, wirst aussigschmissen vom Herrn Kammerdiener. Verstehst mich?«

      »Kammerdiener? So, so? Und is der auch so, ja, so nobel, der?«

      »Der wird wohl nobel sein!« Pepperl lachte mit zornrotem Gesicht. »Hat seidene Hösln an! Und Schnallenschuh! Wie der Mesner bei der Leich.«

      »Schnallenschuh? Und


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