Die Zigeuner-Prinzessin. Barbara Cartland

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Die Zigeuner-Prinzessin - Barbara Cartland


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leid, daß ich mich so ungeschickt ausgedrückt habe“, sagte der Marquis mit dem Lächeln, das die meisten Frauen unwiderstehlich fanden. „Ich mag Sie sehr gern, Eurydice, und Sie wissen auch, daß ich schon immer so empfunden ...“

      „Unsinn“, fiel ihm Eurydice ins Wort. „Als kleiner Junge haben Sie mich aus tiefster Seele verabscheut. Kleine Mädchen waren für Sie vollkommen überflüssige Geschöpfe. Sie pflegten mich an den Haaren zu ziehen, und einmal habe ich sogar eine Ohrfeige von Ihnen bekommen, weil ich Ihren Kricketball ins Gebüsch geworfen habe.“

      „Du lieber Himmel, das können Sie mir doch heute nicht mehr vorwerfen“, antwortete er.

      „Warum nicht? Sie haben sich auch später nicht gerade übermäßig angestrengt, mir Ihre Zuneigung zu zeigen.“

      „Hatte ich dazu überhaupt eine Chance? Sie haben geheiratet, während ich in Portugal gekämpft habe.“

      „Bei unserem Wiedersehen hatte ich nicht den Eindruck, einen gramgebeugten Mann vor mir zu haben.“

      „Ich habe Sie nach Ihrer Hochzeit nur ein oder zwei Mal getroffen, und da Beaugrave ein Freund von mir war, konnten Sie doch wohl kaum erwarten, daß ich unter seiner Nase Annäherungsversuche machte.“

      „Sie hatten niemals diese Absicht“, gab Eurydice zurück, „warum sollten Sie mich jetzt plötzlich heiraten wollen?“

      „Zunächst einmal, weil es höchste Zeit ist, daß ich es tue, und zum anderen, weil ich sicher bin, daß wir gut miteinander auskommen. Sie Ihrerseits können doch nicht bis in alle Ewigkeit damit fortfahren, den Klatschmäulern Stoff zu bieten.“

      „Wer klatscht denn über mich, wenn ich fragen darf?“

      „Als ob Sie nicht wüßten, daß Sie, seit Sie verwitwet sind, einen Skandal nach dem anderen verursacht haben“, erwiderte er belustigt. „Im Augenblick spricht zum Beispiel ganz London über Sie und Severn.“

      Eine Pause entstand, bis Eurydice ihre Augen niederschlug und erklärte: „Vielleicht nicht ohne Grund.“

      „Gütiger Himmel, Sie wollen doch nicht etwa andeuten, daß der Herzog sich erklärt hat.“

      „Diese Frage beantworte ich nicht.“

      „Dann hat er es also nicht getan“, stellte der Marquis fest.

      „Sie haben kein Recht, mich ins Kreuzverhör zu nehmen.“

      Der Marquis erhob sich.

      „Ich sehe jetzt entschieden klarer“, sagte er. „Sie sind mitten in der Saison mit der Hoffnung aufs Land gefahren, daß der Herzog Ihnen folgen würde. Hat sich Ihr Wunsch wenigstens erfüllt?“

      „Ich habe Ihnen bereits zu verstehen gegeben, daß Sie das nichts angeht, Fabius. Bitte lassen Sie mich allein.“

      „Sie sind mir die Antwort auf meine Frage, ob Sie meine Frau werden wollen, schuldig geblieben“, erklärte der Marquis mit fester Stimme.

      „Lassen Sie mir ein wenig Zeit, um darüber nachzudenken.“

      Er blickte sie forschend an; sein Augenausdruck war hart geworden.

      „Mit anderen Worten, Sie möchten gern abwarten, ob Severn Ihnen nicht ein besseres Angebot macht. Wenn ja, werden Sie ihn nehmen, wenn nein, ist auch ein Marquis nicht zu verachten.“

      „Es gibt mehrere Männer, die mich heiraten wollen“, versicherte Eurydice beinahe böse.

      „Dessen bin ich mir wohl bewußt“, erwiderte der Adelige, „dennoch bezweifle ich, daß Sie, abgesehen von Severn und meiner Wenigkeit, einen dieser liebeskranken Dummköpfe auch nur in Erwägung ziehen. Sie schreiben doch nur Gedichte über die Schönheit Ihrer Lippen und legen kleine Billetts auf Ihre Türschwelle. Die Mehrzahl dieser Verehrer kann sich wohl kaum mehr leisten, wie ich annehmen möchte.“

      Voller Wut über seinen spöttischen Ton stampfte Eurydice mit dem Fuß auf.

      „Wie können Sie es wagen, so mit mir zu reden, Fabius“, rief sie empört. „Sie waren schon früher abscheulich, aber jetzt hasse ich Sie.“

      „Und trotzdem werden Sie mich heiraten“, bemerkte der Marquis ungerührt.

      „Ich werde nichts dergleichen tun“, gab sie zurück. „Ich habe nicht die Absicht, zu heiraten, außer wenn mir...“

      „Außer wenn Ihnen jemand den Rang und Namen verschafft, den Sie sich wünschen. Reich sind Sie selbst, Ihnen fehlt die gesellschaftliche Stellung. Ihr Ehrgeiz ist es, in London zu den bekanntesten Gastgeberinnen gezählt zu werden.“

      Als sie nichts entgegnete, fuhr er fort: „Und das schränkt das Feld der Bewerber beträchtlich ein, nicht wahr? Im Rennen liegt an der Spitze nur Severn, ich folge dann an zweiter Stelle.“

      „Darauf werde ich nicht antworten“, fauchte Eurydice, die jetzt vor Wut überschäumte.

      „Übrigens möchte ich die Antwort innerhalb von drei Tagen haben, weil für mich die Sache von äußerster Dringlichkeit ist“, sagte der Marquis.

      „Weshalb eigentlich plötzlich diese Eile?“ erkundigte sich Eurydice neugierig. Doch kaum hatte sie den Satz beendet, fiel ihr die Antwort von selbst ein. „Ich weiß, warum Sie so schnell heiraten wollen, Fabius“, fuhr sie fort. „Es ist wegen Jethro, nicht wahr?“

      „Jetzt bin ich an der Reihe, keine Fragen zu beantworten.“

      „Das kann ich Ihnen ohne Weiteres abnehmen“, sagte Eurydice. „Alle Welt ist sich darüber klar, daß Jethro darauf brennt, in Ihre Fußstapfen zu treten. Er hatte so gehofft, daß Sie wie der arme Beaugrave den Tod auf dem Schlachtfeld fänden. Als sich seine Hoffnung nicht erfüllte, war die Enttäuschung riesengroß. Seitdem prahlte er, wenn er betrunken ist, und das ist er meistens, daß er Sie irgendwie aus dem Weg räumen wird. Habe ich richtig geraten?“

      „Vielleicht.“

      „Und das ist der Grund, warum Sie eine Frau und einen Erben brauchen“, setzte Eurydice hinzu.

      „Und?“

      „Ich denke doch, daß Sie im Falle meiner Ablehnung jemand anders finden. Jede Frau, wer immer sie auch ist, ist der Möglichkeit vorzuziehen, daß Jethro in Ruckley einziehen könnte.“

      „Das haben Sie ganz richtig erkannt, Eurydice, und wie lautet nun Ihre Antwort?“

      „Zur Stunde kann und will ich Ihnen keine geben.“

      „Dann muß ich also warten, wie sich Severn entscheidet.“

      „Vielleicht.“

      „Hat er denn eine Andeutung gemacht, daß seine Gefühle für Sie ernsthafter Natur sind?“

      „Ich habe keine Lust, über dieses Thema mit Ihnen zu diskutieren“, sagte Eurydice. „Im Augenblick habe ich zu der Angelegenheit nichts zu sagen, außer, daß ich über Ihren Antrag nachdenken werde, den ich natürlich außerordentlich schmeichelhaft finde.“

      Der Marquis lächelte.

      „Ich muß mich wohl für mein ungeschicktes Verhalten entschuldigen. Natürlich wollte ich mich besser ausdrücken, aber wie Sie sehen, bin ich in schönen Worten nicht sonderlich geübt.“

      „Die Damen, die sich Ihrer Gunst erfreut haben, wissen das Gegenteil zu berichten“, entgegnete die Frau schmeichelnd.

      „Das ist etwas anderes.“

      „Ist es Ihnen eigentlich unmöglich, Liebe und Ehe gleichzusetzen?“

      „Im Leben geht es nicht wie in einem romantischen Liebesroman zu“, erklärte Fabius ernst.

      „Beaugrave und ich haben geheiratet, weil wir uns liebten.“

      „Dann war das die Ausnahme, die die Regel bestätigt“, meinte der Marquis. „Glauben Sie, daß diese Liebe die Zeit überdauert hätte? Wir haben Beaugrave doch beide gekannt.“


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