Schöne Gedichte. Joachim Ringelnatz

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Schöne Gedichte - Joachim  Ringelnatz


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einen großen Backfisch

      Du kannst doch schweigen? Du bist doch kein Kind

      Mehr! – Die Lederbände im Bücherspind

      Haben, wenn du die umgeschlagenen Deckel hältst,

      Hinten eine kleine Höhlung im Rücken.

      Dort hinein mußt du weichen Käse drücken.

      Außerdem kannst du Käsepfropfen

      Tief zwischen die Sofapolster stopfen.

      Lasse ruhig eine Woche verstreichen.

      Dann mußt du immer traurig herumschleichen.

      Bis die Eltern nach der Ursache fragen.

      Dann tu erst, als wolltest du ausweichen,

      Und zuletzt mußt du so stammeln und sagen:

      »Ich weiß nicht – ich rieche überall Leichen –.«

      Deine Eltern werden furchtbar erschrecken

      Und überall rumschnüffeln nach Leichengestank

      Und dich mit Schokolade ins Bett stecken.

      Und zum Arzt sage dann: »Ich bin seelenkrank.«

      Nur laß dich ja nicht zum Lachen verleiten.

      Deine Eltern – wie die Eltern so sind –

      Werden bald überall verbreiten:

      Du wärst so ein merkwürdiges, interessantes Kind.

      Ernster Rat an Kinder

      Wo man hobelt, fallen Späne.

      Leichen schwimmen in der Seine.

      An dem Unterleib der Kähne

      Sammelt sich ein zäher Dreck.

      An die Strähnen von den Mähnen

      Von den Löwen und Hyänen

      Klammert sich viel Ungeziefer.

      Im Gefieder von den Hähnen

      Nisten Läuse; auch bei Schwänen.

      (Menschen gar nicht zu erwähnen,

      Denn bei ihnen geht’s viel tiefer.)

      Nicht umsonst gibt’s Quarantäne.

      Allen graust es, wenn ich gähne.

      Ewig rein bleibt nur die Träne

      Und das Wasser der Fontäne.

      Kinder, putzt euch eure Zähne!!

      Abzähl-Reime

      Bülow, Nolle, Witte, Zoo …

      Auf dem Dache sitzt ein Floh,

      Der sich nicht zu helfen wo.

      Konikoki Kakadu …

      Rose auf und Rose zu.

      Ferkel Ei und Ferkel Zwei.

      Wer nicht fehlt, ist mit dabei.

      Stachus, Kios, Kaos, Kies,

      Spinne, Speise, Scheiße, schieß.

      Sexu Elefant Asie.

      Fische haben nie kein Knie.

      Ritze Rotze Ringelratz

      Zwei Miezeschwein, ein Grunzekatz.

      Mein Großpapa heißt Lali,

      Der wird des Nachts ganz lila.

      Die Feder

      Ein Federchen flog über Land;

      Ein Nilpferd schlummerte im Sand.

      Die Feder sprach: »Ich will es wecken!«

      Sie liebte, andere zu necken.

      Aufs Nilpferd setzte sich die Feder

      Und streichelte sein dickes Leder.

      Das Nilpferd öffnete den Rachen

      Und mußte ungeheuer lachen.

      Der Funke

      Es war einmal ein kleiner Funke.

      Das war ein großer Erzhallunke.

      Er sprang vom Herd und wie zum Spaß

      Gerade in ein Pulverfaß.

      Das Pulverfaß, das knallte sehr;

      Da kam sofort die Feuerwehr

      Und spritzte dann mit Müh und Not

      Das Feuer und das Fünkchen tot.

      Der Edelstein

      Der gute König Magarone

      Trug einen Stein in seiner Krone.

      Es war ein schöner Edelstein,

      Er funkelte wie Sonnenschein.

      Ein böser König kam aus Polen,

      Um sich den Edelstein zu holen.

      Sie stritten sich fast zehn Minuten,

      Der böse König mit dem guten.

      Dann kam ein fürchterlicher Krieg.

      Der gute König kam zum Sieg.

      Und schenkte – weil er sich so freute –

      Den Edelstein an arme Leute.

      Die Seifenblase

      Es schwebte eine Seifenblase

      Aus einem Fenster auf die Straße.

      »Ach nimm mich mit dir«, bat die Spinne

      Und sprang von einer Regenrinne.

      Und weil die Spinne gar nicht schwer,

      Fuhr sie im Luftschiff übers Meer.

      Da nahte eine böse Mücke,

      Sie stach ins Luftschiff voller Tücke.

      Die Spinne mit dem Luftschiff sank

      Ins kalte Wasser und ertrank.

      Das Ei

      Es fiel einmal ein Kuckucksei

      Vom Baum herab und ging entzwei.

      Im Ei da war ein Krokodil;

      Am ersten Tag war’s im April.

      Der Floh

      Herr Müller hatte einen Floh,


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