Sherlock Holmes: Seine Abschiedsvorstellung (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch). Arthur Conan Doyle
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Arthur Conan Doyle
Sherlock Holmes: Seine Abschiedsvorstellung (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch)
Books
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2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1347-4
Inhaltsverzeichnis - Table of Contents
Seine Abschiedsvorstellung
Englisch
Seine Abschiedsvorstellung
Inhalt
Das Geheimnis der Villa Wisteria
I. Die Erlebnisse des Herrn John Scott Eccles
Das Verschwinden der Lady Frances Carfax
Das Abenteuer mit dem Teufelsfuß
Englisch
Das Geheimnis der Villa Wisteria
I. Die Erlebnisse des Herrn John Scott Eccles
Unter meinen Notizen finde ich die Aufzeichnung, daß es ein frostiger, windiger Tag gegen Ende März war. Holmes hatte ein Telegramm erhalten, während wir beim Frühstück saßen, und hatte schnell einige Worte auf das Rückantwortformular geworfen. Er sprach nicht darüber, aber die Angelegenheit lag ihm im Sinn, denn er stand nach dem Frühstück gedankenverloren vor dem wärmenden Feuer, paffte stark mit seiner Pfeife und warf ab und zu einen Blick auf das Telegramm. Plötzlich wandte er sich mir zu mit einem schelmischen Augenzwinkern.
»Ich glaube, Watson, das schlägt in dein Fach als Schreibersmann und Schriftgelehrter,« sagte er. »Welche Bedeutung gibst du dem Wort ›grotesk‹?«
»Seltsam, – merkwürdig, – auffallend in der Form,« versuchte ich, den Begriff zu umschreiben.
Aber er schüttelte den Kopf dazu.
»In dem Wort liegt noch etwas mehr, als nur das«, sagte er; »da ist noch so eine Andeutung von ›tragisch‹ und ›schrecklich‹. Wenn du deine Gedanken zurücklenkst auf einige deiner Erzählungen, mit denen du ein langmütiges Publikum angeblich unterhalten hast, so wirst du entdecken, daß häufig das Groteske sich zum Kriminellen vertieft hat. Denke nur an die sonderbaren Erlebnisse mit dem Bund der Rothaarigen. Das war grotesk genug im Anfang und endete schließlich mit einem verzweifelten Raubversuch. Oder denke an die mehr als groteske Geschichte von den fünf Apfelsinenkernen, die uns geradenwegs in eine Mordverschwörung führte. Das Wort beunruhigt mich.«
»Steht es da?« fragte ich, auf das Telegramm deutend.
Er las es laut: »Hatte soeben ganz unglaublich groteskes Erlebnis. Darf ich Euren Rat einholen? – Scott Eccles, postlagernd Charing Croß.«
»Mann oder Frau?« fragte ich.
»Oh, ein Mann natürlich. Keine Frau würde ein Telegramm mit bezahlter Antwort geschickt haben, Sie wäre selber gekommen.«
»Willst du den Fall annehmen?«
»Mein lieber Watson, du weißt, wie ich mich gelangweilt habe, seit wir den Oberst Carruthers festnahmen. Mein Geist ist wie eine sausende Maschine, die sich in Stücke reißt, wenn sie nicht mit Arbeitsleistung verkoppelt ist. Das Leben ist einförmig; die Zeitungen langweilig; Kühnheit und Romantik scheinen für immer aus der Welt der Verbrechen geschwunden. Magst du da noch fragen, ob ich Lust habe, mich mit dem Fall des Herrn Eccles zu befassen, wie unbedeutend er auch am Ende sein mag? Aber, hier kommt unser neuer Klient.«
Ein gemessener Schritt wurde auf der Treppe vernehmbar, und kurz darauf wurde ein großer, breiter Mann, mit grauen Bartkoteletten, ein sehr würdiger Herr von einer gewissen feierlichen Ehrwürdigkeit, in unser Zimmer gewiesen. Seine Lebensgeschichte stand deutlich in seinen charakteristischen Gesichtszügen geschrieben und sprach aus seiner ganzen etwas pomphaften Art, sich zu geben. Von seinen Stiefeln bis hinauf zu seiner goldenen Brille war er der Kirchenmann, konservativ, orthodox, ein guter Bürger, konventionell und ehrbar bis zum äußersten. Aber ein unerhörtes Erlebnis hatte seine gemessene Haltung, die ihn sonst nie verließ, erschüttert und seine Spuren zurückgelassen in seinem wirren Haar, seinen geröteten, ärgerlichen Backen und in seinem hastigen, aufgeregten Wesen. Er sprang gleich mit beiden Beinen in seinen »Fall«.
»Ich habe ein höchst eigenartiges und peinliches Erlebnis gehabt, Herr Holmes«, begann er. »All mein Lebtag bin ich noch nicht in einer derartig unerfreulichen Lage gewesen. Es ist höchst verletzend für mich, – einfach ungeheuerlich, und ich muß auf einer Erklärung bestehen.« Er schnaufte und kollerte vor Ärger.
»Bitte, Herr Scott Eccles, setzen Sie sich«, sagte Holmes mit sanfter Stimme. »Darf ich Sie zunächst fragen, was Sie zu mir führt?«
»Ja, Herr Holmes, es schien mir kein Anlaß zu sein, die Geschichte bei der Polizei anzuzeigen, und doch, wenn Sie alle Tatsachen kennen, so werden Sie zugeben, daß ich die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen konnte. Privatdetektivs sind eine Klasse von Menschen, die sich meiner Sympathie in keiner Weise erfreuen, aber trotzdem, nachdem ich Ihren Namen gehört habe –«
»Ganz richtig. Aber sagen Sie mir, bitte, warum sind Sie dann nicht sofort gekommen?«
»Wie soll ich das verstehen?«
Sherlock Holmes sah auf seine Uhr.
»Es ist jetzt ein Viertel nach zwei«, sagte er. »Ihr Telegramm wurde um ein Uhr aufgegeben. Aber niemand kann Sie, Ihren Anzug und Ihre ganze ›Aufmachung‹, wenn ich so sagen darf, überfliegen, ohne zu bemerken, daß Sie schon seit dem Aufwachen sich in jener Lage befanden, die Sie jetzt zu mir trieb.«
Unser Klient fuhr sich mit der Hand über sein ungebürstetes Haar und fühlte nach seinem unrasierten