Slayer - Warrior Lover 13. Inka Loreen Minden
Читать онлайн книгу.sprang aus dem Stuhl und tigerte in der Zentrale auf und ab. »Diese Show wird also irgendwo im ehemaligen England ausgestrahlt. Habt ihr genaue Koordinaten?«
»Leider noch nicht.« Tay gab wieder etwas über die Tastatur ein. »Bisher konnte ich nur ermitteln, in welchem Land das Video gezeigt wurde. Wahrscheinlich hatte die Ausstrahlung nur eine geringe Reichweite und wir haben deshalb bloß einen kleinen Ausschnitt zu sehen bekommen. Meine Rechner laufen seit Stunden, denn ich bin bereits dabei, den Standort des Satelliten zur Zeit der Ausstrahlung ausfindig zu machen, das grenzt den Suchradius weiter ein.«
»Liegen in dieser Gegend keine Kuppelstädte?«, wollte Jax wissen.
»Nein, das ist ja das Kuriose.«
»Dann leben die Leute dort vermutlich unter der Erde.« Jax setzte sich wieder hin und rieb sich über das Gesicht. »Wir müssen diese Irren ausfindig machen, bevor noch mehr Menschen bestialisch ermordet werden.«
»Und vielleicht gibt es noch Hoffnung für unsere Brüder«, murmelte Steel und starrte auf das herangezoomte Bild des »Henkers«, der kaum noch menschlich wirkte. Was hatten diese perversen, kranken Hirne bloß für Monster erschaffen?
Kapitel 2 – Die Verurteilung
Marys Atem raste und ihr Herz hämmerte wild, als sie von zwei kräftigen Wachleuten durch kahle, schlecht beleuchtete Betongänge gezerrt wurde. Sie befand sich bestimmt irgendwo unterhalb der Arena. Unterhalb des Todeslabyrinths. Mary konnte das Publikum selbst hier unten hören. Die Wände vibrierten leicht und es hörte sich an, als würde es donnern, weil die zahlreichen Menschen über ihren Köpfen mit den Füßen aufstampften. Sie warteten bereits ungeduldig auf die Show.
Ich träume, dachte Mary hoffnungsvoll und stolperte mit ihren nackten Füßen beinahe über den Saum ihres grünen Kleides. Ich träume bestimmt nur. Das ist ein Albtraum!
Dass alles real war, wurde ihr bewusst, als einer der Männer fest an ihren Handschellen riss, mit denen ihre Arme vor dem Körper fixiert wurden, und ein stechender Schmerz durch ihre Gelenke raste.
»Komm schon, die Show beginnt gleich«, murmelte er, ohne sie anzublicken, während der andere an ihrem Kleid zog und nur selten den Blick von ihr abwendete. Sein lüsternes Grinsen machte ihr noch mehr Angst.
Ich muss hier weg!
Sie drehte den Kopf, suchte einen Fluchtweg, doch es ging nur geradeaus oder den Weg zurück. Hinter ihr lag die vergitterte Gefängniszelle, in der sie einen ganzen Tag ohne Wasser und Nahrung ausgeharrt hatte. In zwei anderen Zellen neben ihr hatten zwei Männer gelegen. Diese wurden hinter ihr ebenfalls von Wachpersonal zur Arena gezerrt. Die beiden hatten bereits zwei Tage länger im Gefängnis zugebracht und schienen kaum noch zu leben.
Eiseskälte kroch von ihren nackten Füßen hinauf in ihren restlichen Körper, trotzdem schwitzte sie. Mary hatte in ihrer dunklen Zelle sämtliches Zeitgefühl verloren – die Wächter hatten nur für wenige Minuten das Licht angeschaltet –, und sie wusste nicht, ob es draußen Tag oder Nacht war. Hier unter der Erde, in den riesigen Gewölben des Königslandes, sah es zu jeder Stunde gleich aus. Aber wahrscheinlich war es Abend. Die Shows fanden meist dann statt, wenn die kleinen Kinder im Bett lagen. Wenigstens sie mussten das Blutbad nicht anschauen. Doch wenn sie groß waren, würden sie bestimmt auch mitfiebern und gierig darauf warten, wie die drei Bestien des Königs Unschuldige in Stücke rissen.
Die Wächter öffneten eine dicke Stahltür und schubsten Mary hindurch, die anderen Wachmänner folgten mit den beiden Gefangenen. Vor ihr, in einem kleinen Raum, standen drei dicke Pfähle aus Metall. Diese waren braun lackiert und erinnerten sie an Baumstämme. Höhenverstellbare Eisenschellen waren oben und unten daran befestigt, und noch ehe es sich Mary versah, wurde sie gewaltsam fixiert, wobei sich ihre Arme weit über ihren Kopf streckten.
Ihr Herz donnerte mittlerweile so fest gegen ihren Brustkorb, dass sie betete, es möge versagen. Lieber starb sie hier und jetzt als durch eine der Bestien. Ihre Namen waren Xadist, Death und Slayer.
»Hast du schon mal solch rotes Haar gesehen, Brady?«, fragte einer der Wachmänner seinen Kollegen und riss an ihren Strähnen, die ihr wirr vor das Gesicht fielen. Es war der schmierige Kerl, der sie zuvor bereits unentwegt angestarrt hatte.
»Ach, das ist doch garantiert nicht echt«, murmelte der andere.
»Ich glaube schon. Sie ist eine von draußen, die haben kein Geld, um sich die Haare hübsch zu machen. Als Küchenhilfe hat sie bestimmt auch nicht viel verdient.« Mit seinen rauen Fingern strich er ihr über eine Wange, woraufhin sie den Kopf wegdrehte. »Und sieh dir mal ihre reine Haut an. Hell und ohne einen Makel. Was für eine Verschwendung.« Er musterte Mary von oben bis unten, dann fasste er an den Halsausschnitt ihres Kleides und zog kraftvoll daran, sodass es fast bis zu ihrem Bauchnabel aufriss. Sein bestialisches Grinsen wurde breiter. »Ja, das wollen die Leute sehen: Titten und Blut. Bin gespannt, wie lange die drei durchhalten.«
Mary bekam nur wie in Trance mit, was um sie herum und mit ihr geschah, denn die Angst raubte ihr die Luft zum Atmen. Schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen; sie hörte einen der Gefangenen um sein Leben flehen, der andere schwieg und schien wie sie die Sprache verloren zu haben. Seit ihrer Verhaftung hatte sie kein Wort mehr geredet.
Sie zuckte auch nicht zusammen, als die junge, aber harsche Stimme des Königs aus dem Funkgerät tönte, das einer der Wachmänner an seinem Gürtel trug: »Seid ihr da unten endlich fertig?«
»Ja, Majestät«, antwortete der Mann schnell. »Die Show kann beginnen.«
»Was für eine Verschwendung«, murmelte die andere Wache erneut, dann traten alle einen Schritt zurück.
Mary blickte nicht nach oben, sondern immer nur auf den Rocksaum zu ihren Füßen. Sie wusste auch so, dass sich nun über ihrem Kopf und dem Haupt der anderen beiden Gefesselten ein Loch in der Decke öffnete. Sie hörte die Rufe und Pfiffe der Zuschauer jetzt überdeutlich, das Stampfen wurde noch lauter und Fanfarenmusik ertönte. Schon fuhr sie mitsamt dem Pfahl, der auf einer beweglichen Säule montiert war, nach oben in die unterirdische Arena des Königreiches, genau wie die beiden anderen Häftlinge.
Sie schaute auch nicht auf, als sie auf dem Podest ankam, das in der gigantischen, kuppelartigen Halle stand, die »die Arena« genannt wurde. Alle Stimmen verstummten, weil König Yorick die Hand erhoben hatte – auch das wusste sie, ohne ihn anzuschauen. Mary hatte die »Bestien-Show« ein paar Mal ansehen müssen, während sie in der Küche gearbeitet hatte. Fernseher übertrugen die Sendung live auch für die Angestellten, denen kein Sitzplatz in der Arena zustand. Denn jeder sollte wissen, was ihm blühte, wenn er ein Verbrechen beging. Und besonders oft traf es Menschen von draußen, wie sie eine war. Sie besaßen nur selten das Privileg, in den königlichen Hallen leben zu dürfen. Aber immerhin durften sie hier arbeiten, was sie dem alten König zu verdanken hatten, der nicht ganz so verrückt gewesen war wie sein Sohn Yorick. Er war noch keine zwanzig Jahre alt, also sogar ein paar Jahre jünger als Mary, und hatte erst vor zwei Jahren den Thron bestiegen, nachdem sein Vater, König Gavin, ganz plötzlich gestorben war. Dieser Junge hatte ihr Todesurteil gefällt. Dieser Junge mit der lächerlichen, viel zu großen Goldkrone auf dem Kopf hatte sie verurteilt, bloß weil sie etwas altes Brot aus der Küche mitgenommen hatte, das ohnehin im Müll gelandet wäre.
Noch immer herrschte absolute Stille in der Halle. Alle Augen waren jetzt gewiss auf König Yorick gerichtet, der sein schwarzes Haar immer mit Gel zur Seite kämmte, während die andere Hälfte seines Kopfes rasiert war. Er ließ sich von seiner persönlichen Maskenbildnerin gerne übertrieben die Augen schminken und trug knallbunte Kutten, als wäre er ein Rockstar. Genau so ließ er sich auch immer feiern. König Yorick saß in einer Art gläsernen Sänfte, die in der Mitte der Halle über dem Labyrinth schwebte, damit ihm kein noch so kleines Detail seiner Inszenierung entging. Seine Kabine konnte auf Schienen über die gesamte Arena fahren. Das Publikum saß auf Tribünen um das gläserne Labyrinth herum und wurde zusätzlich von mehreren Kameras aus allen möglichen Blickwinkeln mit Bildern versorgt, die auf Mobiltelefonen und riesigen Monitoren übertragen wurden.
»Mein Volk,