Slayer - Warrior Lover 13. Inka Loreen Minden
Читать онлайн книгу.sie zerreißen, ihr schreckliche Qualen zufügen!
Frische Tränen trübten ihre Sicht, und sie schluckte hart. Danach richtete sie hastig den Blick tiefer auf seine nackten Füße. Erneut erschrak sie, denn sogar aus seinen Zehen ragten Klauen.
Er brüllte wie ein wildes Tier, und gurgelnde Worte verließen seine Kehle, die Mary nicht verstand, denn seine Stimme klang nicht menschlich. Scharfe Fänge spitzten zwischen seinen Lippen hervor; seine Nasenflügel blähten sich, als würde er ihren Geruch aufnehmen wollen, und sein glühender Blick war auf ihre nackte Brust gerichtet, die zwischen ihrem zerrissenen Kleid hervor spitzte. Die Bestien waren brutal und geil, nur dazu erschaffen worden, ihre Triebe zu befriedigen und um zu töten. Immer noch fixierte Slayer ihren nackten Busen, und Mary kam sich völlig entblößt und ausgeliefert vor. Jeder hier konnte sehen, was bisher nur ihr ehemaliger Freund zu sehen bekommen hatte. Aber spielte das noch eine Rolle?
Die Männer neben ihr schrien und flehten erneut, Nick hatte sich in die Hose gemacht. Mary hätte sich bestimmt auch eingenässt, doch vor Aufregung hatte sie sich bereits in der Zelle erleichtert. Sie konnte auch nicht den Blick von dem Monster abwenden, das ihr gleich das Leben nehmen würde. Seine Eisenkette klirrte, immer wenn er einen Schritt zurück machte und sich wieder nach vorne warf, als wollte er die dicken Glieder sprengen, um Mary gleich hier auf dem Podest zu vergewaltigen und nicht hinter ihr in dem gläsernen Labyrinth.
Die Rufe des Publikums wurden lauter, es wollte, dass die Show endlich begann. Banner wurden geschwenkt mit den Namen der drei Biester und Wetten abgeschlossen, welcher Gefangene am längsten überlebte. Einige starben bereits vor Angst, noch bevor ein Monster sie berührte.
Könnte ihr das doch auch passieren! Doch nicht einmal eine Ohnmacht wollte sich ankündigen. Mary war in ihrem ganzen Leben auch noch kein einziges Mal bewusstlos gewesen.
Diese Ungeheuer, die keinerlei Menschlichkeit mehr besaßen, wurden immer zuletzt auf die Bühne geschickt, um die Spannung zu erhöhen. Mary wusste nicht, woher sie gekommen waren, doch es wurde gemunkelt, dass der alte König sie von seinen Wissenschaftlern hatte erschaffen lassen. Unter König Gavin waren sie jedoch noch keine triebgesteuerten Bestien gewesen, sondern furchteinflößende Henker, die mit einem gigantischen Beil alle enthaupteten, die gegen das Gesetz verstoßen hatten. Erst sein Sohn hatte das Todeslabyrinth bauen lassen und die Henker irgendwie verändert, um seinem Volk mehr Unterhaltung zu bieten. Yorick schwebte nun mit seiner gläsernen Kabine direkt über ihnen und schaute sensationsgierig zu ihnen herunter wie ein kleines Kind, das darauf wartete, ein Geschenk auszupacken. Überall um Mary herum surrten leise die Kameradrohnen, und eine davon hatte ihr Objektiv direkt auf ihre nackte Brust gerichtet.
Ihr Atem flog mittlerweile, und sie konnte den Blick nicht von Slayer nehmen, der sie immer noch knurrend anstarrte. Sie hörte kaum, was der König sagte, weil das Blut durch ihre Ohren rauschte. Nur am Rande vernahm sie, wie das Publikum einen Countdown zählte: »… drei … zwei … frei!«
Ihre Schellen öffneten sich mit einem leisen Klick, und im ersten Moment spürte Mary ihre Arme nicht, als sie auf die Knie sank. Schmerzhaft kehrte das Gefühl in ihren Gliedern zurück und sie starrte auf die blauen Flecken und Abschürfungen an ihrer Haut. Sie war frei, aber nicht lange. In wenigen Minuten würde sie sterben.
Während die beiden Männer neben ihr längst die Flucht ergriffen hatten und auf ihrem vorgegebenen Weg in das Labyrinth liefen, kniete sie vor Slayer und schaute zu ihm auf. Alle Bestien blieben einen Moment länger gefesselt, um ihrer Jagdbeute einen kleinen Vorsprung zu gewähren. Slayers kurze Hose spannte sich über seine muskulösen Oberschenkel, und immer noch beulte sich sein Schritt gewaltig aus. Sein harter Bauch bewegte sich schnell, und Speichel tropfte von seinen Fängen. Leise knurrend musterte er sie durch die dicken Strähnen seiner Haare, wobei seine gelben Augen zu glühen schienen.
»Mary«, krächzte er heiser, und seine katzenhaften Pupillen verengten sich zu noch schmaleren Schlitzen.
Das Biest konnte sprechen!
Wie gelähmt kniete Mary weiterhin vor ihrem Henker, der sie gerade beim Namen genannt hatte, und wartete auf die Vollstreckung. Sollte diese wilde Bestie sie doch gleich hier umbringen, auf dem Podest! Das würde dem König überhaupt nicht gefallen. Er hasste es, wenn er keine ordentliche Show geliefert bekam.
Das Publikum brüllte, man solle endlich die Bestien freilassen, und beschwerte sich wegen Mary. »Steh auf, du Diebin!«, riefen sie und buhten sie aus. Das gab ihr ein wenig Genugtuung.
»Töte mich gleich hier und jetzt«, flüsterte sie mit zittriger Stimme Slayer zu – und es war das erste Mal seit ihrer Gefangennahme, dass sie etwas sagte. Die Worte brannten in ihrem trockenen Hals. »Bitte.«
»Nein«, knurrte er. Seine Nasenlöcher vergrößerten sich wie die Nüstern eines Tieres, als würde er erneut ihren Geruch aufnehmen.
Ihre Hoffnung auf einen schnellen Tod schwand. Slayer wollte sie genauso leiden sehen wie das Volk. Er kannte kein Erbarmen.
Kapitel 4 – Im Todeslabyrinth
»Wenn du nicht sofort ins Labyrinth rennst, Mary Cooper«, rief der König wütend zu ihr herunter, »werde ich dich erschießen!«
Als sie den Kopf hob, blickte sie wenige Meter über sich in das zornige, grell geschminkte Gesicht von Yorick. In der Hand hielt er ein Gewehr, das er auf sie richtete.
Sollte er sie doch erschießen! Dann würde sie wenigstens nicht leiden müssen.
Doch dann sah sie wieder in die Augen des Monsters, und was sie diesmal darin las, machte sie stutzig. Slayer hatte … Angst?
Beinahe unmerklich schüttelte er den Kopf und formte mit den Lippen lautlose Worte, die an sie gerichtet waren. Aber Mary verstand sie nicht!
Erst als er brüllte: »Lauf schon!«, kam sie auf die Beine, als hätte er bei ihr einen Knopf gedrückt. Sie drehte sich um und sprang vom niedrigen Podest. Dann krallte sie die Finger in den Saum ihres Kleides, um nicht zu stolpern, und hielt mit der anderen Hand den aufgerissenen Kragen zusammen, damit der Stoff nicht von ihren Schultern rutschte. So schnell sie konnte rannte sie durch den schmalen Gang, der sie von den anderen Biestern trennte, auf den Irrgarten aus Glas zu. In blutroten Lettern stand über dem grünen Torbogen, der sie in den Todesbereich führte, SLAYER geschrieben. Sie hastete hindurch, als wäre er bereits hinter ihr her, wobei ihre nackten Füße hart auf dem Betonboden aufklatschten. Ihr feuerrotes Haar klebte in ihrem verschwitzten Gesicht und sie konnte kaum noch etwas sehen. Die dicken Scheiben des Todeslabyrinths waren makellos sauber, sodass Mary ein paar Meter neben sich die beiden anderen Gefangenen erkennen konnte, die ebenfalls durch den Irrgarten hetzten. Noch nie war jemand lebendig aus diesem riesigen Schaukasten entkommen – wahrscheinlich gab es gar keinen Ausgang. Die meterhohen, spiegelglatten Mauern boten keinerlei Möglichkeit, sich an ihnen hochzuziehen. Mary rannte einfach weiter, immer zwischen den riesigen, dicken Glaswänden hindurch, getrieben von der panischen Angst, was gleich folgen würde.
Schau auf den Boden, ermahnte sie sich ständig, denn nur dort war zu erkennen, wo eine Scheibe aufhörte und die nächste begann. Sie hastete nach links, dann wieder nach rechts und geradeaus.
Als ein neuer Countdown ertönte, wusste sie, dass bald die Bestien freigelassen wurden. Mary passte einen Moment nicht auf und knallte mit der Stirn gegen eine Glasmauer, woraufhin das Publikum vor Freude grölte. Benommen ging sie zu Boden und drückte eine Hand auf die pochende Beule, während eine Drohne dicht neben ihr schwebte, um alles aufzuzeichnen. Mary hätte sie am liebsten zerstört! Doch dazu blieb keine Zeit. Sie musste weg, hier raus!
Blind krabbelte sie weiter und tastete sich voran, weil neue Tränen ihre Sicht verschleierten. Mit jedem Meter wurde sie langsamer. Machte es denn überhaupt Sinn, davonzulaufen? Das würde das Unvermeidliche nur herauszögern. Slayer würde sie ohnehin bekommen.
Als sie auf dem Betonboden ein Gitter entdeckte, das so groß war, dass sie sich mit viel Glück gerade hindurchzwängen könnte, krallte sie die Finger in die Öffnungen, um es hochzuheben. Aber natürlich war es fest mit dem Boden verschraubt. Daraus würde