Die Verborgene Harmonie. Osho

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Die Verborgene Harmonie - Osho


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      Entsteht die höchste Harmonie.

       Erst durch den dauernden Wechsel

      Kommen die Dinge zur Ruhe.

      Die Menschen sehen nicht, dass alles,

      Was sich widerspricht,

      Dadurch mit sich in Einklang kommt.

      Es liegt Harmonie im Widerstreit,

      Das zeigen Bogen und Leier.

      Der Name des Bogens ist Leben,

      Aber sein Werk ist Tod.

      Natürlich, dem Rationalisten kommt er verwirrend vor – obskur, dunkel. Aber ist er das? Er ist kristallklar, wenn ihr nur sehen könnt, er ist so leuchtend hell! Aber wenn man vom rationalen Verstand abhängt, wird das schwierig, denn Heraklit sagt, dass aus Disharmonie die höchste Harmonie entsteht. Gegensatz bringt Einklang: Liebe deinen Feind.

      Das Leben wäre völlig ohne Würze, wenn der Gegensatz einfach entfiele. Stellt euch nur eine Welt vor, in der es kein Böses gibt! Glaubt ihr, dass es dann das Gute gäbe? Stellt euch nur eine Welt ohne Sünder vor. Glaubt ihr, alle wären dann Heilige? Der Heilige kann nicht ohne den Sünder bestehen, der Heilige braucht den Sünder. Der Sünder kann nicht ohne den Heiligen sein – der Sünder braucht den Heiligen. Zwischen ihnen besteht eine Harmonie, eine verborgene Harmonie: Sie sind polar aufeinander bezogen. Und das Leben ist schön, weil es beides gibt. Gott kann ohne den Teufel nicht sein. Gott ist ewig, aber der Teufel auch.

      Es kommen Leute und stellen mir Fragen. Sie sagen: „Warum ist es so eingerichtet? Wenn es Gott gibt, warum gibt es dann so viel Elend, Bosheit, Schlechtigkeit – warum?“ Darum, weil Gott ohne dies alles nicht existieren kann – es dient ihm als Kontrast. Für sich genommen, ohne den Teufel, wäre Gott einfach schal, nichts als schal – dann könntest du Gott vielleicht erbrechen, aber essen könntest du ihn nicht – er wäre einfach fade, zum Erbrechen.

      Er kennt die verborgene Harmonie; er kann nicht ohne den Teufel sein; hasse also den Teufel nicht – nutze ihn. Wenn Gott ihn nutzt, warum nicht auch du? Wenn Gott nicht ohne ihn sein kann, wie könntest du ohne ihn sein? Ein wahrer Heiliger, ein Vollblut-Heiliger ist vom Schlage eines Gurdjieff.

      Alan Watts schreibt über Gurdjieff: „Er ist der heiligste Schurke, den ich je gekannt habe!“ Und das stimmt wirklich: Gurdjieff ist ein Schurke, aber der heiligste, den es gibt. Gott selbst ist dieser heiligste Schurke. Wenn du den Teufel abschaffst, hast du zugleich Gott umgebracht. Das Spiel braucht beide als Mitspieler. Als Adam vom Teufel versucht wurde, war es Gott selbst, der ihn versuchte. Es war ein abgekartetes Spiel. Die Schlange steht in Gottes Diensten und der Teufel ebenso. Das bloße Wort Teufel ist schön. Es stammt aus der Sanskrit-Wurzel dev, was das Göttliche bedeutet. Divinus, göttlich, stammt aus derselben Wurzel wie der Teufel. Beide Worte kommen aus der gleichen Wurzel dev. Es ist tatsächlich so: Die Wurzel ist eins, nur die Äste haben sich gegabelt: Auf dem einen Ast sitzt der Teufel, auf dem anderen Ast sitzt das Göttliche – aber die Wurzel ist die Gleiche – dev.

      Es muss also verabredet sein, sonst könnte das Spiel nicht weitergehen. Es muss eine tiefe Harmonie geben – das ist die geheime Abmachung. Auf der einen Seite sagt Gott zu Adam: „Du sollst nicht vom Baum der Erkenntnis essen.“ Nun geht die Verschwörung los, das Spiel geht los. Jetzt werden die ersten Spielregeln gegeben.

      Dem Christentum sind viele tiefe Dinge entgangen, weil es versucht hat eine offensichtliche Harmonie herzustellen. Und zwanzig jahrhundertelang haben sich die christlichen Theologen den Kopf über den Teufel zerbrochen: Wie soll man ihn erklären? Dabei ist das gar nicht nötig. Die Sache ist ganz einfach. Heraklit weiß das. Es ist ganz einfach: Da gibt es nichts zu erklären. Aber die Christen haben sich darüber den Kopf zerbrochen – denn die bloße Existenz des Teufels bedeutet ja, dass Gott ihn erschaffen haben muss; wie könnte es ihn sonst geben?

      Wenn es den Teufel gibt, muss Gott das zugelassen haben, wie kann es ihn sonst geben? Und wenn Gott ihn nicht zerstören kann, dann ist euer Gott ein machtloser Gott, dann könnt ihr ihn nicht allmächtig nennen. Und wenn Gott den Teufel erschuf ohne zu wissen, dass er sich als Teufel entpuppen würde, dann ist er nicht allwissend. Wie? Er erschuf den Teufel ohne zu ahnen, dass er eines Tages die ganze Welt durcheinanderbringen würde? Er erschuf Adam ohne zu wissen, dass er eines Tages die Frucht des Baumes essen würde? Und er hat es verboten! – Also ist er nicht allwissend. Wenn es den Teufel gibt, kann Gott auch nicht allgegenwärtig sein, denn wer ist dann im Teufel gegenwärtig? Dann kann Gott nicht überall sein. Jedenfalls ist er nicht im Herzen des Teufels. Und wenn er im Herz des Teufels ist, warum dann den armen Teufel verdammen?

      Es gibt eine heimliche Abmachung – eine verborgene Harmonie. Gott hat Adam nur deshalb das Essen der Frucht verboten, um ihn zu versuchen. Damit beginnt die Versuchung, denn sobald es heißt „Tu das nicht“, kommt die Versuchung ins Spiel. Der Teufel tritt erst etwas später auf – die erste Versuchung geht von Gott selber aus. Im Garten Eden gab es schließlich Tausende von Bäumen und Adam hätte von sich aus wohl kaum den Baum der Erkenntnis herausgefunden; das ist kaum denkbar, kaum anzunehmen! Es ist uns bis heute noch nicht gelungen, alle Bäume dieser Erde zu finden; es gibt unbekannte Bäume, die noch nicht eingeordnet worden sind; manche Spezies muss erst noch entdeckt werden. Und was ist schon diese Erde? – der Garten Eden war Gottes Garten: Millionen und Abermillionen von Bäumen, unendlich. Sich selbst überlassen, allein, hätten Adam und Eva ihn niemals herausgefunden – aber Gott selbst versuchte sie. Hierauf bestehe ich: Die Versuchung kommt von Gott. Und der Teufel ist nur der zweite Spielpartner. Gott versuchte Adam: „Iss nicht davon!“ – und im selben Augenblick war der Baum bekannt und natürlich damit das Verlangen entfacht: „Warum hat Gott es wohl verboten? Etwas muss ja dran sein. Gott selbst darf davon essen. Er selbst tut es also und nur uns ist es nicht gestattet.“ Der Verstand hat angefangen zu arbeiten, das Spiel beginnt. Dann, lediglich als Mitspieler in der Verschwörung, tritt die Schlange auf und sagt: „Iss – denn wenn du davon isst, wirst du sein wie Gott.“ Und das ist das tiefste Verlangen des Menschen: zu sein wie Gott.

      Der Teufel bediente sich dieses Tricks, weil er in die Verschwörung eingeweiht war. Er hat sich Adam nicht unmittelbar genähert, er nähert sich durch Eva – denn wenn man den Mann versuchen will, geht das nur über die Frau. Sonst, auf direktem Wege, funktioniert keine Versuchung. Jede Versuchung kommt durch den Sex – jede Versuchung kommt durch die Frau. Die Frau ist für den Teufel wichtiger, damit das Spiel läuft – denn es ist unmöglich, der Frau, die dich liebt, etwas zu versagen. Dem Teufel kann ein Mann widerstehen, aber der Frau …? Und der Teufel kommt in Gestalt der Schlange. Das ist nichts anderes als ein phallisches Symbol, ein Symbol für das Geschlechtsorgan, denn nichts eignet sich so gut wie die Schlange, um das männliche Geschlechtsorgan darzustellen – sie gleichen sich völlig. Der Teufel nähert sich durch die Frau, denn wie kann man einer Frau etwas abschlagen?

      Mulla Nasrudin tat alles, um seine Frau zur Asthma-Kur in die Berge zu schicken. Aber seine Frau war nicht dazu bereit; sie weigerte sich. Sie sagte: „Ich fürchte, dass mir die Bergluft nicht zusagen wird.“ Mulla Nasrudin sagte: „Aber meine Liebe, mach dir doch keine Gedanken! Es gibt keine Bergluft, die so unverschämt wäre dir abzusagen. Mach dir keine Gedanken.“

      Es ist unmöglich, der Frau, die du liebst, etwas zu versagen. Daher hat der Teufel ein leichtes Spiel mit jeder Frau. Adam wurde also indirekt versucht; er aß den Apfel vom Baum der Erkenntnis – und dafür wurde er aus dem Garten Eden verbannt… und das Spiel geht heute noch weiter. Darin steckt eine tief verborgene Harmonie. Gott kann nicht allein arbeiten. Ebenso wie Elektrizität nicht mit dem Pluspol allein funktionieren kann, ohne den Minuspol. Das wäre so, als würde Gott nur mit dem Mann arbeiten, ohne die Frau. Nein, das hatte er schon vorher ausprobiert – aber das war ein Fehlschlag. Erst erschuf er Adam, aber das war nichts, denn mit Adam allein konnte das Spiel nicht losgehen, es passierte nichts. Dann schuf er die Frau.

      Und die erste Frau, die er schuf, war nicht Eva. Die erste Frau war Lilith – aber sie muss eine Anhängerin der Frauenbewegung gewesen sein. Sie machte Schwierigkeiten, weil sie behauptete: „Ich bin genauso unabhängig wie du.“ Und am ersten Abend,


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