Die Verborgene Harmonie. Osho
Читать онлайн книгу.auf dem Boden? Lilith sagte einfach: „Kommt nicht infrage! Du schläfst auf dem Fußboden.“ So argumentiert auch die Frauenbewegung. Adam hörte nicht darauf und Lilith verschwand. Lilith ging zu Gott und sagte: „Dieses Spiel spiele ich nicht mit.“ Genauso verschwindet jetzt im Westen die Frau –Lilith macht nicht mehr mit – und all ihre Schönheit und Anmut und alles Übrige ist dahin. Und das ganze Spiel steht auf dem Spiel, denn es gibt Frauen, die fordern: „Liebt keinen Mann!“
Ich las kürzlich eine Kampfschrift. Sie fordern: „Bringt den Mann um! Legt jeden Mann um! Denn solange der Mann lebt, kann es keine Freiheit für die Frau geben!“ Aber wenn ihr den Mann umbringt, kann es euch dann noch geben? Das Spiel braucht zwei Mitspieler.
Lilith trat von der Bühne ab, und so konnte das Spiel nicht weitergehen. Also musste Gott die jetzige Frau erschaffen. Diesmal versuchte er es mit einem Knochen des Mannes selbst, denn eine Frau separat zu erschaffen, hätte nur wieder zu Schwierigkeiten geführt. Also nahm er Adam eine Rippe weg und erschuf damit die Frau.
Und so gibt es eine Polarität, die dennoch eine Einheit bildet. Sie sind zwei und doch gehören sie zum gleichen Körper. Der Sinn ist dieser: Sie sind zwei, sie sind entgegengesetzt und doch gehören sie dem gleichen Körper an, tief drinnen entspringen sie der gleichen Wurzel. Tief drinnen sind sie ein Körper. Darum verschmelzen sie zu einem Körper, wenn sie einander in tiefer, liebender Umarmung begegnen. Sie gehen zurück in den Zustand des Adam, als er allein war, sie werden eins, begegnen sich und verschmelzen. Der Gegensatz ist da, damit das Spiel läuft; tief drinnen aber ist trotzdem Einheit. Beides ist notwendig, damit das Spiel weitergehen kann: Gegensatz – und dennoch Einheit. Wenn die Harmonie absolut wird, ist das Spiel aus – wer soll dann noch mit wem spielen? Und wenn die Entzweiung absolut ist, der Gegensatz unversöhnlich ist, wenn keine Harmonie mehr möglich ist, dann ist das Spiel ebenfalls aus. Harmonie in der Zwietracht, Einheit im Gegensatz: Das ist der Schlüssel zu allen Geheimnissen.
Erst durch den dauernden Wechsel
Kommen die Dinge zur Ruhe.
Die Menschen sehen nicht, dass alles,
Was sich widerspricht,
dadurch mit sich in Einklang kommt.
Der Teufel stimmt mit Gott überein, Gott stimmt mit dem Teufel überein – das ist der Grund, warum der Teufel existiert.
Es liegt Harmonie im Widerstreit,
Das zeigen Bogen und Leier.
Ein Musiker spielt mit dem Bogen auf der Leier. Der Gegensatz besteht nur auf der Oberfläche. Auf der Oberfläche ist es Reibung und Widerstand, ein Kampf, ein Streit, eine Spannung. Aber daraus entsteht schöne Musik.
Aus Zwietracht entsteht Eintracht…
Gegenteile ergänzen sich…
Aus Missklang
Entsteht die höchste Harmonie
und:
Der Name des Bogens ist Leben,
Aber sein Werk ist Tod.
Der Tod kann also nicht wirklich Gegensatz sein, er ist die Leier. Denn wenn der Name des Bogens Leben ist, dann muss der Name der Leier Tod sein. Und zwischen diesen beiden entsteht die höchste Harmonie des Lebens.
Du stehst genau in der Mitte zwischen Tod und Leben, aber du bist keins von beiden. Klammere dich also nicht ans Leben und fürchte dich nicht vor dem Tod. Du bist die Musik zwischen dem Bogen und der Leier. Du bist der Zusammenprall und das Zusammenkommen und das Verschmelzen und das Höchste, was daraus entstehen kann.
Wähle nicht!
Wenn du wählst, gehst du fehl. Wenn du wählst, wirst du dich an eine Seite binden, mit einer Seite identifizieren. Lass das Leben den Bogen sein, lass den Tod die Leier sein, und sei du die Harmonie zwischen den beiden, die verborgene Harmonie.
2. KAPITEL
WIR SCHLAFEN MIT OFFENEN AUGEN
Menschen sind selbst in wachen Augenblicken
Wie Blinde und beachten das,
Was um sie her geschieht, so wenig
Wie in ihrem Schlaf.
Narren sind, obwohl sie hören können,
Genau wie Taube.
Für sie gilt das Sprichwort:
Selbst anwesend
Sind sie abwesend.
Handelt nicht und sprecht nicht wie im Schlaf!
Wachende haben eine Welt gemeinsam –
Schlafende haben jeder eine Welt für sich.
Wachend sehen wir nichts als Tod,
Schlafend – nichts als Träume.
Heraklit rührt an das tiefste Problem der Menschheit – dass wir sogar im Wachzustand fest schlafen. Ihr schlaft, wenn ihr schlaft, aber ihr schlaft auch, wenn ihr wach seid. Buddha sagt es, Jesus sagt es und Heraklit sagt es auch: Ihr seht hellwach aus, aber das ist nur Schein; tief im Innern geht der Schlaf weiter. Was ist damit gemeint?
Sogar in diesem Augenblick träumt ihr im Innern. Tausende von Gedanken reihen sich aneinander – und ihr seid euch nicht bewusst, was ihr tut, ihr seid euch nicht bewusst, wer ihr seid.
Ihr wisst sicher, dass bestimmte Leute, sogenannte Somnambule, im Schlaf herumgehen, irgendetwas tun und sich dann wieder hinlegen. Sie steigen nachts aus dem Bett, mit offenen Augen, gehen herum, öffnen zum Beispiel die Tür zur Küche, machen sich etwas zu essen und legen sich dann wieder schlafen. Und wird so ein Mensch am Morgen danach gefragt, weiß er nichts davon. Er erinnert sich höchstens an einen Traum, in dem er aufgestanden ist und sich in der Küche etwas zu essen gemacht hat … aber freilich nur im Traum und selbst daran wird er sich kaum erinnern können.
Viele Menschen haben auf diese Weise Verbrechen begangen. Es gibt Mörder, die vor Gericht aussagen, dass sie nichts mehr wissen, dass sie sich nicht mehr daran erinnern können, so etwas getan zu haben. Und sie belügen nicht etwa das Gericht – durchaus nicht! Die Psychologen wissen heute, dass das keine Täuschungsversuche sind, dass diese Menschen nicht die Unwahrheit sprechen. Sie sprechen die volle Wahrheit. Sie haben gemordet, aber im Tiefschlaf; sie taten es wirklich – aber wie im Traum. Solch ein Schlaf ist tiefer als unser gewöhnlicher Schlaf. Diese Art von Schlaf ist wie Trunkenheit: Man kann ein wenig herumgehen, man kann ein paar Dinge tun, man kann sogar ein bisschen wahrnehmen – aber man ist wie betrunken. Man weiß nicht genau, was geschieht.
Und ihr – was habt ihr in eurer Vergangenheit getan? Könnt ihr euch genau daran erinnern, warum ihr getan habt, was ihr getan habt? Und was euch alles zugestoßen ist – wart ihr bei klaren Sinnen, als es geschah? Ihr verliebt euch und wisst nicht warum. Ihr werdet böse und wisst nicht warum. Natürlich habt ihr eure Erklärungen dafür. Ihr rationalisiert alles, was ihr tut – aber Rationalisieren ist nicht Bewusstheit.
Bewusstheit bedeutet, dass alles, was im Moment geschieht, mit vollem Bewusstsein wahrgenommen wird: Du bist völlig da. Wenn du voll bei Sinnen bist, dann kann keine Wut ausbrechen. Sie kann nur ausbrechen, wenn du fest schläfst. Wenn du ganz da bist, findet sofort eine innere Umwandlung der Energie statt; denn wenn du gegenwärtig bist, voll bewusst, sind gewisse Dinge einfach nicht möglich. Alles, was man Sünde nennt, ist im bewussten Zustand nicht möglich. Und so gibt es also nur eine wirkliche Sünde und die heißt Unbewusstheit.
Das ursprüngliche Wort für Sünde bedeutet so viel wie fehlen, verfehlen. Es bedeutet nicht, etwas Falsches tun; es bedeutet einfach fehlen, abwesend sein. Das besagt die hebräische Wurzel des Wortes Sünde – fehlen. Ganz in dem Sinn, wie es noch in den heutigen Worten ‚Fehlverhalten‘ und ‚Fehltritt‘ steckt. Fehlen heißt, nicht da sein, etwas tun, ohne da zu sein. Das ist die einzige Sünde. Und entsprechend ist das einzige