Die Verborgene Harmonie. Osho

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Die Verborgene Harmonie - Osho


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gleich A und B ist B und A ist niemals B. Aber im geheimnisvollen Abgrund der Vertikalen überschneiden und vermischen sich die Grenzen: Mann ist Frau und Frau ist Mann; Richtiges ist falsch und Falsches richtig; das Dunkle ist hell und das Helle dunkel; Leben ist Tod und Tod ist Leben – alle Grenzen verschwinden und vermischen sich. Auf der Vertikalen ist Gott ein Geheimnis und kein logischer Schluss. Diejenigen, die Gottesbeweise liefern, versuchen nur das Unmögliche; für Gott ist kein Beweis möglich. Beweise gehören der Horizontalen an.

      Das ist die Bedeutung von Vertrauen: Du fällst in den Abgrund, du erlebst den Abgrund, du verschwindest einfach in ihm – und dann erkennst du. Du erkennst erst, wenn deine ganze Vorstellungswelt verschwunden ist, niemals vorher.

      Narren sind, obwohl sie hören können,

      Genau wie Taube.

       Für sie gilt das Sprichwort:

       Selbst anwesend

      Sind sie abwesend.

      Der Ort, an dem du bist, ist genau der, wo du nicht bist. Du magst überall sein, nur nicht da, wo du bist. Wo immer du bist, da bist du nicht. Es heißt in alten tibetanischen Schriften, dass Gott viele Male zu dir kommt, aber er findet dich nicht da, wo du bist. Er klopft an deine Tür, aber der Hausherr ist nicht zu Hause, er ist immer woanders. Fragt euch selbst: Seid ihr zu Hause dort, wo ihr wohnt, oder seid ihr irgendwo anders? Wie kann Gott dich finden? Du brauchst ihn gar nicht aufzusuchen; sei einfach zu Hause, und er wird dich finden. Er ist auf der Suche nach dir, genau wie du auf der Suche nach ihm bist. Sei einfach zu Hause, dass er dich finden kann, wenn er kommt. Er kommt und klopft und wartet tausendmal an deiner Tür, aber du bist nie da.

      Narren sind, obwohl sie hören können,

      Genau wie Taube.

       Für sie gilt das Sprichwort:

       Selbst anwesend

      sind sie abwesend.

      Das ist der Schlaf: abwesend zu sein, nicht da zu sein im gegenwärtigen Augenblick, irgendwo anders zu sein.

      Mulla Nasrudin saß im Café und redete über seine Großzügigkeit. Und wenn Mulla redet, dann geht er bis zum Äußersten. Da sagte einer: „Nasrudin, wenn du so großzügig bist, warum lädst du uns nie zu dir nach Hause ein? Du hast uns noch nicht ein einziges Mal zum Essen eingeladen. Wie steht’s also?“

      Mulla war so begeistert, dass er gar nicht an seine Frau dachte. „Kommt, wir gehen gleich jetzt!“, rief er. – Je näher er seinem Haus kam, desto nüchterner wurde er. Plötzlich erinnerte er sich an seine Frau und bekam es mit der Angst zu tun – dreißig Leute schleppte er an!

      Vor seinem Haus angekommen, sagte er: „Wartet! Ihr wisst alle, ich hab eine Frau. Ihr habt auch Frauen, also wisst ihr, was ich meine. Wartet also. Ich will vorangehen und sie überreden, dann ruf ich euch herein.“ Und er ging und verschwand.

      Sie warteten und warteten und warteten, aber er kam einfach nicht; schließlich klopften sie an. Nasrudin hatte seiner Frau erzählt, was geschehen war: dass er den Mund zu voll genommen hatte wegen seiner Großzügigkeit und sich dann hatte einfangen lassen. Seine Frau hatte gesagt: „Aber wir haben nichts zu essen für dreißig Leute und es ist zu spät, um noch etwas zu besorgen.“

      Da sagte Nasrudin: „Mach Folgendes: Wenn sie anklopfen, geh einfach hin und sag ihnen, dass Nasrudin nicht zu Hause ist.“

      Und als sie endlich klopften, kam die Frau und sagte: „Nasrudin ist nicht zu Hause.“

      Sie antworteten: „Das überrascht uns, denn wir sind zusammen gekommen, und er ist hineingegangen und wir haben ihn nicht herauskommen sehen, wir sind dreißig Zeugen und warten seitdem hier auf den Stufen, er muss also drinnen sein. Geh zurück und suche ihn, er muss sich irgendwo verstecken.“

      Sie ging hinein und sagte: „Was sollen wir tun?“ – Nasrudin wurde nervös! Er sagte: „Warte!“ Er kam heraus und sagte zu den Wartenden: „Was soll das heißen? Er könnte doch zur Hintertür das Haus verlassen haben?!“

      So etwas ist möglich, das passiert euch jeden Tag. Er vergaß sich vollkommen; und das ist es: Aus Logik heraus vergaß er sich selbst. Die Logik stimmt, das Argument stimmt: „Was soll das heißen: Ihr wartet an der Vordertür, er könnte durch die Hintertür hinausgegangen sein!“ Die Logik stimmt, aber Nasrudin hat vollkommen vergessen, dass er es selber ist, der das sagt.

      Ihr seid nicht zu Hause. Weder für die Welt seid ihr zu Hause, noch für euch selbst. Das ist der Schlaf. Wie könnt ihr dann hören? Wie könnt ihr dann sehen? Wie könnt ihr dann fühlen? Wenn du nicht hier und jetzt gegenwärtig bist, sind alle Türen geschlossen. Du bist ein Toter, du lebst nicht. Darum sagt Jesus immer wieder zu seinen Zuhörern: „Wer Ohren hat zu hören, höre mich. Wer Augen hat zu sehen, sehe mich!“

      Heraklit muss vielen Menschen begegnet sein, die zuhören ohne zu hören; die sehen können und doch nicht sehen, weil ihr Haus vollständig leer ist. Der Hausherr ist nicht zu Hause; die Augen sehen, die Ohren hören, aber der Hausherr ist nicht zu Hause, er ist nicht anwesend. Augen sind nichts als Fenster; sie können erst dann sehen, wenn du hindurchsiehst. Wie kann ein Fenster sehen? Du musst am Fenster stehen, erst dann kannst du sehen. Wie sonst? Sie sind nur Fenster, sie können nichts spüren. Wenn du da bist, ändert sich alles vollkommen.

      Der ganze Körper ist wie ein Haus und die Gedanken reisen, der Hausherr ist ununterbrochen auf Reisen und das Haus steht leer. Und das Leben klopft an deine Tür – du kannst es Gott nennen oder was du willst, der Name spielt keine Rolle; nenn’ es Existenz, es klopft an die Tür, ja es klopft schon lange, aber du bist nie anzutreffen. Das ist der Schlaf, den Heraklit meint.

       Handelt nicht und sprecht nicht wie im Schlaf!

      Handle und sprich mit vollem Bewusstsein, und du wirst eine ungeheure Veränderung in dir beobachten. Die bloße Tatsache, dass du bewusst bist, verändert deine Handlungsweise. Nun kannst du keine Sünde begehen – nicht, dass du dich kontrollieren musst, nein! Kontrolle ist ein armseliger Ersatz; sie nützt nicht viel. Wenn du bewusst bist, brauchst du keine Wut zu unterdrücken: Wut kann nämlich bei Bewusstheit gar nicht erst aufkommen. Wut und Bewusstheit können nicht Seite an Seite bestehen; zwischen ihnen gibt es keine Koexistenz. Bei Bewusstheit kann Eifersucht nicht aufkommen. Bei Bewusstheit verschwinden viele Dinge einfach – alle Negativität verschwindet.

      Es ist wie mit Licht: Wenn dein Haus voll Licht ist, kann dann die Dunkelheit noch darin herrschen? Sie entweicht einfach. Wenn dein Haus erleuchtet ist, wie kannst du noch stolpern? Wie kannst du gegen die Wand rennen? Das Licht ist an, du kennst die Tür, du gehst einfach hin und gehst hinein oder hinaus. Solange es dunkel ist, stolperst du, tappst du herum, fällst du hin. Wut ist nichts als Stolpern; Eifersucht ist nichts als ein Tappen im Dunkeln. Alles Verkehrte ist nicht an sich verkehrt, sondern deshalb, weil ihr im Dunkeln lebt.

      Wenn ein Jesus zornig werden will, kann er das; er kann damit umgehen. Ihr könnt nicht damit umgehen – der Zorn geht mit euch um. Wenn Jesus das Gefühl hat, dass es gut und nützlich ist, wütend zu werden, kann er sich der Wut bedienen, wie und wo er will, er ist ein Meister. Jesus kann wütend spielen, ohne wütend zu sein. Viele Menschen haben mit Gurdjieff gearbeitet, er war ein Mann zum Fürchten. Wenn er wütend wurde, dann schnaubte er wie rasend; er sah aus wie ein Mörder; aber das war bloß Spiel, einfach eine Situation, um jemandem zu helfen. Und im selben Augenblick, ohne auch nur eine Sekunde Abstand, sah er jemand anders an und lächelte; und dann sah er wieder auf den, dem er seine Wut zeigen wollte, und blickte wieder wutschnaubend drein. Das ist möglich. Wenn du bewusst bist, kannst du von allem Gebrauch machen. Selbst Gift wird zum Elixier, wenn du bewusst bist; und umgekehrt, wenn du schläfst, wird sogar ein Elixier zu Gift, denn alles hängt davon ab, ob du bewusst bist oder nicht. Handlungen bedeuten nichts. Auf Handlungen kommt es nicht an. Auf dich, auf deine Wachheit, auf dein Bewusstsein, auf deine Geistesgegenwart kommt es an. Es geht nicht darum, was du tust.

      Es gab einmal einen großen buddhistischen Meister namens Nagarjuna. Ein Dieb kam zu ihm. Der Dieb war in Liebe zu diesem Meister entbrannt, weil er nie einen


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